Deutscher Bundestag Drucksache 18/4824 18. Wahlperiode 06.05.2015 Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Jan van Aken, Christine Buchholz, Wolfgang Gehrcke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. – Drucksache 18/4564 – Deutsche Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien vor dem Hintergrund der saudisch geführten Militärintervention im Jemen Vo r b e m e r k u n g d e r F r a g e s t e l l e r In der Nacht vom 25. auf den 26. März 2015 begann eine saudische Militärintervention im Jemen. Saudi-Arabien führt dabei eine Koalition verschiedener arabischer Staaten an. Diese Intervention ist nach der in den Jahren 2009 bzw. 2010 bereits die zweite des Königreiches im südlichen Nachbarland in der jüngeren Vergangenheit. Die jetzige Kampagne ist militärisch deutlich massiver als die letzte. Die Luftschläge sind nun nicht mehr auf den Norden des Landes beschränkt, sondern werden landesweit durchgeführt. Gleichzeitig mit den Luftschlägen hat Saudi-Arabien eine Seeblockade gegen den Jemen verhängt. Nach heutigem Stand ist der Einsatz von Bodentruppen nicht auszuschließen. Das Königreich Saudi-Arabien ist einer der bedeutendsten Abnehmer deutscher Rüstungsgüter. Seit dem Jahr 1999 lieferten deutsche Rüstungsunternehmen Rüstungsgüter im Gesamtwert von rund 2,8 Mrd. Euro. Die saudische Luftwaffe ist ausgerüstet mit den Kampflugzeugen der Typen Tornado und Eurofighter bzw. Typhoon, die von Großbritannien geliefert wurden, aber Komponenten aus Deutschland enthalten. Die saudische Luftwaffe bezieht direkt aus Deutschland Iris-T-Raketen. Im Königreich wird auch das Sturmgewehr G36 des Herstellers Heckler & Koch produziert. Im Jahr 2014 wurde bekannt, dass die Lürssen-Werft einen Großauftrag über die Lieferung von über 100 Patrouillenbooten und schnellen Einsatzbooten aus Saudi-Arabien erhalten hat. In der Vergangenheit bezeichnete die Bundesregierung Saudi-Arabien als „Stabilitätsfaktor “ (Regierungssprecher Steffen Seibert: http://de.reuters.com/ article/domesticNews/idDEBEE8B202Z20121203) bzw. „Stabilitätsanker“ (der damalige Bundesminister der Verteidigung, Dr. Thomas de Maiziére, www.welt.de/politik/deutschland/article13476959/Saudi-Arabien-EinDie Antwort wurde namens der Bundesregierung mit Schreiben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie vom 30. April 2015 übermittelt. Die Drucksache enthält zusätzlich – in kleinerer Schrifttype – den Fragetext. Stabilitaetsanker-in-der-Region.html). Für das aktuelle Vorgehen Saudi-Arabiens zeigte der Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Frank-Walter Steinmeier, im Interview mit der Bild-Zeitung „Verständnis“ (www.auswaertiges-amt.de/DE/ Infoservice/Presse/Interviews/2015/150327-BM_Bild.html?nn=338020). Sein Drucksache 18/4824 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode Sprecher erklärte für die Bundesregierung, dass „keine Zweifel an der völkerrechtlichen Legitimität des saudischen Vorgehens“ bestünden (www. auswaertiges-amt.de/DE/_ElementeStart/Sprecher_node.html). Der Bundesaußenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier erklärte in diesem Interview weiterhin , dass es „gegenwärtig nicht sehr wahrscheinlich“ sei, dass Saudi-Arabien bei der Intervention im Jemen deutsche Waffen einsetze. 1. In welchem Umfang hat die Bundesregierung Rüstungsexportgenehmigungen für Saudi-Arabien jeweils in den Monaten Februar und März 2015 erteilt ? Der Export welcher Güter in welcher Stückzahl wurde dabei genehmigt? Insgesamt wurden 23 Genehmigungen mit einem Gesamtwert von 16 787 016 Euro erteilt. 2. Hat die Bundesregierung im April 2015 Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien genehmigt, und falls ja, um den Export welcher Güter in welcher Stückzahl handelte es sich dabei? Insgesamt wurden vier Genehmigungen bis einschließlich 13. April 2015 mit einem Gesamtwert von 12 883 187 Euro erteilt. Kennzeichen Anzahl der Genehmigungen Güterbeschreibung Wert in € A0003 3 1 000 Stück Munition für Pistolen; diverse Teile für Kanonenmunition 5 118 782 A0004 3 992 Stück Teile für Flugkörper Storm Shadow; 10 Stück Halterungen für Nachtsichtgeräte für MILAN 164 516 A0005 1 20 Stück Laserentfernungsmesser 55 980 A0006 5 4 079 Stück Teile für gepanzerte Fahrzeuge; 42 Stück Teile für Krankenwagen; 2 Stück Geländewagen mit Sonderschutz; diverse Teile für Geländewagen mit Sonderschutz 1 720 498 A0010 1 5 Stück Teile für Kampfflugzeuge 7 453 A0011 4 15 Stück Teile für Interrogator; 5 Systeme Vehicle Protection Jamming System; 1 Stück Teile für Navigationsausrüstung 2 670 617 A0013 2 20 Stück Schutzanzüge 435 141 A0014 3 diverse Zieldarstellungsgeräte; 224 Stück Teile für Trainingscenter; 4 Schießsimulationssysteme 6 613 029 A0021 1 Software für Vehicle Protection Jamming System 0 A0022 2 diverse Technologie für Flugzeugstromversorgung; diverse Unterlagen für Vehicle Protection Jamming System 1 000 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/4824 3. Erachtet die Bundesregierung Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien in der aktuellen Situation als orientiert „am Sicherheitsbedürfnis und außenpolitischen Interesse der Bundesrepublik Deutschland“ (s. Politische Grundsätze der Bundesregierung für den Export von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern )? Falls ja, inwieweit dienen diese Exporte dem Sicherheitsbedürfnis, und inwiefern dienen sie den außenpolitischen Interessen Deutschlands? Über die Erteilung von Genehmigungen für Rüstungsexporte entscheidet die Bundesregierung im Einzelfall und im Lichte der jeweiligen Situation nach sorgfältiger Prüfung unter Einbeziehung außen- und sicherheitspolitischer Erwägungen . Grundlage hierfür sind die „Politischen Grundsätze der Bundesregierung für den Export von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern“ aus dem Jahr 2000, der „Gemeinsame Standpunkt des Rates der Europäischen Union vom 8. Dezember 2008 betreffend gemeinsame Regeln für die Kontrolle der Ausfuhr von Militärtechnologie und Militärgütern“ sowie der „Vertrag über den Waffenhandel“ vom 2. April 2013. Aktuelle Entwicklungen werden in die Entscheidungsfindung einbezogen. Für jeden Einzelfall findet eine differenzierte und sorgfältige Einzelfallprüfung statt, insbesondere unter außen- und sicherheitspolitischen Gesichtspunkten. 4. Sind die Interventionen Saudi-Arabiens im Jemen, aber auch in Bahrain, aus Sicht der Bundesregierung im außen- und sicherheitspolitischen Interesse Deutschlands? Die Bundesregierung hat ein außen- und sicherheitspolitisches Interesse an einer stabilen Golfregion und an einer Lösung des Konfliktes im Jemen. Die Rebellengruppe der Huthis hat den unter Leitung der Vereinten Nationen geführten „Nationalen Dialog“ im Jemen in Frage gestellt und mehrere Vereinbarungen nicht umgesetzt. Die Huthis haben schließlich den legitimen Staatspräsidenten Hadi durch ihren militärischen Vormarsch auf Aden und Luftangriffe auf seinen Amtssitz unmittelbar bedroht. Präsident Hadi hat daraufhin die Staaten des Golfkooperationsrates und der Arabischen Liga um militärische Hilfe ersucht. Diesem Hilfsersuchen des Staatspräsidenten haben die Staaten, die sich an den militärischen Maßnahmen unter Leitung von Saudi-Arabien beteiligen, entsprochen . Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, möglichst schnell zu Verhandlungen zurückzukehren, denn eine nachhaltige Lösung kann nur politisch erzielt werden. Im Übrigen setzt sich die Bundesregierung u. a. mit den Partnern in der EU für ungehinderten humanitären Zugang und die Einhaltung des humanitären Völkerrechts im Jemen ein. Auf Bitten der bahrainischen Führung wurden im Jahr 2011 Spezialkräfte anderer Mitgliedstaaten des Golfkooperationsrates nach Bahrain verlegt. Die Bundesregierung rief nachdrücklich zur Gewaltlosigkeit auf und warnte vor einer weiteren Konfessionalisierung des Konflikts. Im Übrigen wird auf die Frage- Kennzeichen Anzahl der Genehmigungen Güterbeschreibung Wert in € A0006 1 45 Stück Teile für gepanzerte Fahrzeuge 47 247 A0010 1 100 Stück Zieldarstellungsdrohnen und Teile 11 627 220 A0011 1 7 Stück Funknavigationsanlagen 950 000 A0014 1 diverse Teile für Zieldarstellungsgeräte 258 720 stunde im Deutschen Bundestag vom 16. März 2011 verwiesen. Drucksache 18/4824 – 4 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode 5. Ist Saudi-Arabien aus Sicht der Bundesregierung angesichts der Militäraktion im Jemen weiterhin als „Stabilitätsfaktor“ bzw. „Stabilitätsanker“ zu bezeichnen? Saudi-Arabien spielt mit seiner gewichtigen Stimme in der Arabischen Liga und im Golfkooperationsrat eine Schlüsselrolle für Sicherheit in der von Krisen geprägten Region. Sicherheit und Stabilität gehören zu den erklärten außenpolitischen Prioritäten Saudi-Arabiens. 6. Hat die Bundesregierung Kenntnis davon, ob Saudi-Arabien bzw. die von Saudi-Arabien angeführte Koalition eine Seeblockade gegen den Jemen verhängt hat? Mit der Bekanntgabe des jemenitischen Außenministeriums vom 12. April 2015 ist mit sofortiger Wirkung ohne ausdrückliche Genehmigung jedem zivilen oder militärischen Schiff oder Boot untersagt, die Hoheitsgewässer des Jemen zu befahren . Die Koalition unter der Führung Saudi-Arabiens ist zugleich beauftragt worden, die diesbezüglichen hoheitlichen Rechte des Jemen durchzusetzen. 7. Sind die Patrouillenboote und die schnellen Einsatzboote, deren Lieferung nach Saudi-Arabien die Bundesregierung mit einer Hermes-Bürgschaft abgesichert hat (www.spiegel.de/politik/ausland/gabriel-verteidigtruestungsexport -und-buergschaft-fuer-saudi-arabien-a-950856.html), nach Kenntnis der Bundesregierung dazu geeignet, Seeblockaden zu verhängen bzw. durchzusetzen? Eine Beurteilung des Sachverhalts ist mangels konkreter Kenntnisse zur derzeitigen Konfiguration der im betreffenden Presseartikel angesprochenen Schiffe nicht möglich. 8. Sind diese Boote (Frage 7) nach Kenntnis der Bundesregierung prinzipiell dazu fähig, Schiffe im Persischen Golf, im Golf von Oman, im Golf von Aden und im Roten Meer zu stoppen, abzufangen o. Ä.? Es wird auf die Antwort zu Frage 7 verwiesen. 9. Sind nach Kenntnissen der Bundesregierung bei der Bombardierung von Zielen im Jemen saudische Kampflugzeuge des Typs Tornado eingesetzt worden? Die Royal Saudi Air Force (RSAF) besitzt 82 Panavia TORNADO in der Version Interdiction/Strike (IDS). Die Luftfahrzeuge wurden bei British Aerospace (heute BAE) beschafft. Der TORNADO ist der Standard-Jagdbomber der RSAF und kommt bei den Luftoperationen der saudischen Luftstreitkräfte im Jemen zum Einsatz. 10. Sind nach Kenntnissen der Bundesregierung beim Einsatz der saudischen Luftwaffe im Jemen Kampfflugzeuge des Typs Eurofighter bzw. Typhoon eingesetzt worden? Die RSAF besitzt 48 EUROFIGHTER TYPHOON in der Version als Abfangjäger . Die Luftfahrzeuge wurden bei British Aerospace (heute BAE) beschafft. Über ihren Einsatz im Rahmen der Luftoperationen im Jemen liegen der Bundesregierung keine eigenen Erkenntnisse vor. Es sind Berichte aus der saudi- Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5 – Drucksache 18/4824 schen Presse bekannt, nach denen Kampfflugzeuge des Typs Eurofighter/Typhoon bei Einsätzen über Jemen eingesetzt worden sein sollen. 11. Sind nach Kenntnissen der Bundesregierung beim Einsatz der saudischen Luftwaffe im Jemen Tankflugzeuge des Typs A330 MRTT eingesetzt worden ? Saudi-Arabien hat insgesamt sechs A330 MRTT bestellt. Nach Kenntnis der Bundesregierung sind drei dieser Flugzeuge bereits ausgeliefert worden. Im August 2013 hat der erste A330 MRTT den operativen Flugbetrieb aufgenommen. Inwieweit die A330 MRTT bei den laufenden Operationen eingesetzt wurden, ist nicht bekannt. 12. Hat die Bundesregierung seit dem Jahr 2009 den Export von Komponenten für die Rakete „Brimstone“ genehmigt (falls ja, bitte unter Angabe der Bezeichnung der Komponente, der Stückzahl, des Jahres und des Wertes)? Eine Auswertung nach einem bestimmten Raketentyp ist nicht möglich. Komponenten können in zahlreiche Ausfuhrlistenpositionen erfasst sein. Eine Auswertung aller einschlägigen Listenpositionen seit dem Jahr 2009 kann nur im Wege der Prüfung aller Einzelfälle erfolgen und ist innerhalb der für die Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich. 13. Hat die Bundesregierung den Export von Komponenten für solche Brimstones genehmigt, die an Saudi-Arabien ausgeliefert wurden (falls ja, bitte unter Angabe der Bezeichnung der Komponente, der Stückzahl, des Jahres und des Wertes)? Es wird auf die Antwort zu Frage 12 verwiesen. 14. Hat die Bundesregierung seit dem Jahr 2010 den Export von Komponenten für den Marschflugkörper „Storm Shadow“ genehmigt (falls ja, bitte unter Angabe der Bezeichnung der Komponente, der Stückzahl, des Jahres und des Wertes)? Es wird auf die Antwort zu Frage 12 verwiesen. 15. Hat die Bundesregierung den Export von Komponenten für solche „Storm Shadow“-Marschflugkörper genehmigt, die an Saudi-Arabien ausgeliefert wurden (falls ja, bitte unter Angabe der Bezeichnung der Komponente, der Stückzahl, des Jahres und des Wertes)? Es wird auf die Antwort zu Frage 12 bzw. die beiden in der Antwort zu den Fragen 1 und 16 aufgeführten Zulieferungen verwiesen. Drucksache 18/4824 – 6 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode 16. Für welche Flugkörper waren die in den Rüstungsexportberichten 2009, 2010, 2011, 2013 sowie die in der Antwort auf die Nachfrage zur Schriftlichen Frage 2 auf Bundestagsdrucksache 18/4044 aufgeführten „Teile für Flugköper“ jeweils bestimmt? Die in den Rüstungsexportberichten 2009, 2010, 2011, 2013 aufgeführten Teile für Flugkörper, die durch die Ausfuhrlistenposition A004a beschrieben sind, waren wie folgt bestimmt: 17. Wurde im Jahr 2012 seitens der Bundesregierung der Export von „Teilen für Flugkörper“ nach Saudi-Arabien genehmigt, und falls ja, welchen Genehmigungswert hatte diese Exportgenehmigung bzw. hatten diese Exportgenehmigungen ? Der Bundesregierung hat im Jahr 2012 den Export von „Teilen für Flugkörper“ nach Saudi-Arabien wie folgt genehmigt: 18. Hat die Bundesregierung seit dem Jahr 2009 den Export von Munition für die Kanone BK-27 nach Saudi-Arabien genehmigt (bitte unter Angabe des Jahres, der Stückzahl und des Genehmigungswertes)? Es wurden keine Genehmigungen für Munition für Geschütze des Kalibers 27 mm seit dem Jahr 2009 erteilt. Jahr Anzahl der Genehmigungen Güterbeschreibung Wert in € Typ 2009 1 Teile für Flugkörper 9 523 000 IRIS-T 2010 1 Teile für Flugkörper 10 307 Storm Shadow 4 Teile für Flugkörper 5 467 600 IRIS-T 3 Flugkörper 20 256 000 IRIS-T 2011 3 Teile für Flugkörper 7 060 449 IRIS-T 2 Flugkörper 20 256 000 IRIS-T 2013 1 Teile für Flugkörper 8 063 Storm Shadow 3 Teile für Flugkörper 8 997 105 IRIS-T 1 Flugkörper 14 208 000 IRIS-T Jahr Anzahl der Genehmigungen Güterbeschreibung Wert in € Typ 2012 3 Teile für Flugkörper 936 813 IRIS-T 1 Flugkörper 9 284 000 IRIS-T Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 7 – Drucksache 18/4824 19. Für den Export welcher Komponenten mit welchem Wert für Flugzeuge der Typen „Tornado“, „Eurofighter“, „F-15 Eagle“, „E-3 Sentry“ und „C-130“ nach Saudi-Arabien hat die Bundesregierung seit dem Jahr 2009 Genehmigungen mit welchem jeweiligen Genehmigungswert erteilt (bitte nach Jahren und Flugzeugtypen aufschlüsseln)? Es wird auf die Antwort zu Frage 12 verwiesen. 20. Hat die Bundesregierung seit Beginn der saudisch geführten Militärintervention Saudi-Arabien Reexporte für gelieferte und bzw. oder dort in Lizenz hergestellte deutsche Waffen in den Jemen genehmigt, und falls ja, um welche Rüstungsgüter mit welcher Stückzahl handelte es sich dabei? Die Bundesregierung hat keinen Reexporten in den Jemen zugestimmt. 21. Hat die Bundesregierung seit Beginn der saudisch geführten Militärintervention einem anderen Land der Militärkoalition Reexporte für aus Deutschland gelieferte und bzw. oder mit deutscher Lizenz in den jeweiligen Staaten hergestellte deutsche Rüstungsgüter in den Jemen genehmigt, und falls ja, um welche Rüstungsgüter mit welcher Stückzahl handelte es sich dabei? Es wird auf die Antwort zu Frage 20 verwiesen. 22. Handelt es sich nach Kenntnis der Bundesregierung bei den im Tagesschau -Beitrag zur Lage im Jemen vom 4. April 2015, Sendung um 20 Uhr, gezeigten Gewehren, die die Militärkoalition über Aden abgeworfen hat, um Gewehre deutscher Bauart bzw. Entwicklung, und falls ja, um welche? Der Tagesschaubericht zeigt wahrscheinlich Sturmgewehre G3. Über die genaue Herkunft der Gewehre liegen derzeit keine eigenen Erkenntnisse der Bundesregierung vor. 23. Welche Informationen (Bericht der Botschaft Riad, nachrichtendienstliche Erkenntnisse o. Ä.) lagen der Einschätzung des Bundesaußenministers im Einzelnen zugrunde, als er den Einsatz deutscher Waffen im aktuellen Konflikt am 27. März 2015 als „nicht sehr wahrscheinlich“ bezeichnete (siehe Vorbemerkung der Fragesteller)? Aufgrund welcher Informationen schloss der Bundesminister dabei beispielsweise aus, dass saudische Truppen mit G36-Sturmgewehren bereits im Rahmen von Kommandoaktionen o. Ä. die saudisch-jemenitische Grenze überschritten haben? Die Einschätzung des Bundesaußenministers Dr. Frank-Walter Steinmeier basierte auf der Gesamtschau der dem Auswärtigen Amt zum Zeitpunkt des Interviews vorliegenden Erkenntnisse. 24. Verfügt die Bundesregierung über Kenntnisse, ob nach dem 27. März 2015 deutsche Waffen seitens Saudi-Arabiens eingesetzt worden sind, und falls ja, wie lauten diese Kenntnisse im Einzelnen? Der Bundesregierung liegen hierzu keine Erkenntnisse vor. Drucksache 18/4824 – 8 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode 25. Sind nach Kenntnis der Bundesregierung seitens Saudi-Arabiens bei der Militärintervention im Jemen sonstige Rüstungsgüter aus Deutschland eingesetzt worden, und falls ja, welche? Der Bundesregierung liegen hierzu keine Erkenntnisse vor. 26. Welche Reisen hat der Bundesaußenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier in seiner ersten und in seiner zweiten Amtszeit als Außenminister nach Saudi-Arabien unternommen, und welche Vertreter der deutschen Rüstungsindustrie haben ihn dabei gegebenenfalls begleitet (bitte jeweils unter Angabe des Datums, des Namens des Unternehmens und des Vertreters des Unternehmens)? Bei Besuchen in Saudi-Arabien wurde der Bundesaußenminister Dr. FrankWalter Steinmeier von folgenden Vertretern der deutschen Rüstungsindustrie begleitet : – 23./24. Mai 2006: Friedrich Lürßen (Lürssen Werft GmbH), Dr. Stefan Zoller (EADS Deutschland GmbH), – 28./29. Oktober 2008: Friedrich Lürßen (Lürssen-Werft GmbH), Dr. Stefan Zoller (EADS Deutschland GmbH), – an Bundesminister Dr. Steinmeiers Besuchen in Saudi-Arabien am 15./ 16. August 2006, 7. bis 9. Mai 2007 und 12./13. Oktober 2014 nahmen keine Wirtschaftsvertreter teil. 27. Gab es seit dem 1. Januar 2013 Besuche von Vertretern der saudischen Landstreitkräfte bei der Bundeswehr (bitte unter Angabe des Datums, des Besuchsgrundes und dem Rang und der Funktion der einzelnen Vertreter)? Es wird auf die Antwort zu Frage 28 verwiesen. 28. Gab es bei diesen Besuchen (Frage 27) auch Präsentationen bzw. Vorführungen von Führungsinformationssystemen, Battlemanagementsystemen oder anderer militärischer Software, und waren bei diesen Präsentationen bzw. Vorführungen auch Vertreter von Rüstungsunternehmen anwesend (bitte unter Angabe des Namens des Rüstungsunternehmens sowie der Funktion der jeweiligen Vertreter der Unternehmen)? Seit dem 1. Januar 2013 besuchten Vertreter der saudischen Landstreitkräfte folgende Einheiten der Bundeswehr: – 2. April 2014, Sicherungsbataillon 12 (Hardheim), saudischer Delegations- leiter im Rang Brigadegeneral („Head of Project Team“), Vorführung System „Infanterist der Zukunft“ in Anwesenheit Vertreter Rheinmetall Defence, – 11. Juni 2014, Flugabwehrraketengruppe 61 (Todendorf), saudischer Delegationsleiter im Rang Generalmajor („Purchasing and Procurement Department Manager“), Demonstration System MANTIS in Anwesenheit Vertreter Rheinmetall Air Defence, – 17. bis 18. November 2014, Artilleriebataillon 295 (Immendingen), saudischer Delegationsleiter im Rang Brigadegeneral, Demonstration Radar System COBRA in Anwesenheit Vertreter Airbus. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9 – Drucksache 18/4824 29. Gab es seit dem 1. Januar 2013 Besuche von Vertretern der Bundeswehr bei den saudischen Landstreitkräften (bitte unter Angabe des Datums, des Besuchsgrundes und dem Rang und der Funktion der einzelnen Vertreter)? Nein, Besuche von Vertretern der Bundeswehr bei den saudischen Landstreitkräften haben im benannten Zeitraum nicht stattgefunden. 30. Gab es bei diesen Besuchen (Frage 29) auch Präsentationen bzw. Vorführungen von Führungsinformationssystemen, Battlemanagementsystemen oder anderer militärischer Software, und waren bei diesen Präsentationen bzw. Vorführungen nach Kenntnis der Bundesregierung auch Vertreter von Rüstungsunternehmen anwesend (bitte unter Angabe des Namens des Rüstungsunternehmens sowie der Funktion der jeweiligen Vertreter der Unternehmen)? Es wird auf die Antwort zu Frage 29 verwiesen. 31. Welche Amtshilfeverfahren bezüglich welcher saudischen Beschaffungsvorhaben sind zwischen dem Bundesministerium der Verteidigung bzw. dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr und saudischen Stellen seit dem Jahr 2000 vereinbart worden (bitte unter Angabe des Jahres der Vereinbarung, der jeweiligen Laufzeit, des zu beschaffenden Rüstungsgutes bzw. der zu beschaffenden Rüstungsgüter sowie des jeweiligen Wertes und der Stückzahl)? Es wird auf die Antwort zu Frage 32 verwiesen. 32. Wurden diese Amtshilfeverfahren (Frage 31) im Zusammenhang mit der saudischen Militäraktion gegen die Volksgruppe der Houthis in den Jahren 2009 bzw. 2010 und bzw. oder im Zusammenhang mit der saudischen Militärintervention in Bahrain im März 2011 ausgesetzt, und falls nein, warum nicht? Amtshilfeverfahren zwischen dem Organisationsbereich BMVg und saudischen Stellen wurden nicht vereinbart. 33. Teilt die Bundesregierung die Auffassungen der schwedischen Außenministerin Margot Wallström bezüglich der Menschenrechte im Allgemeinen und der Frauenrechte im Speziellen, wie sie in der geplanten, aber nicht gehaltenen Rede der Ministerin auf dem Treffen der Arabischen Liga am 9. März 2015 ausgeführt sind (www.government.se/sb/d/19970/a/255562), und falls nein, an welchen Punkten hat die Bundesregierung abweichende Ansichten ? Die Bundesregierung kann zu einer „geplanten, aber nicht gehaltenen“ Rede eines ausländischen Regierungsmitglieds nicht Stellung nehmen. Die Haltung der Bundesregierung zu Menschenrechten ist bekannt und findet sich in großer Ausführlichkeit insbesondere im aktuellen elften Menschenrechtsbericht der Bundesregierung. Drucksache 18/4824 – 10 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode 34. Ist die schwedische Regierung nach dem saudisch-schwedischen Eklat (www.sueddeutsche.de vom 13. März 2015 „Die Frau, die Saudi-Arabien herausfordert“) im Zusammenhang mit dieser Rede (Frage 33), der u. a. die Folge hatte, dass Saudi-Arabien keine Geschäftsvisa für Schweden mehr ausstellte, an die Bundesregierung mit der Bitte um Unterstützung, Fürsprache o. Ä. herangetreten, und welche Schritte hat die Bundesregierung ggf. im Anschluss daran unternommen? Es wird auf die Antwort zu Frage 35 verwiesen. 35. Ist die Bundesregierung nach dem saudisch-schwedischen Eklat im Zusammenhang mit dieser Rede (Frage 33) an die schwedische Regierung herangetreten, um ihre Solidarität mit der schwedischen Position zum Ausdruck zu bringen und bzw. oder Unterstützung anzubieten? Es hat Kontakte zwischen der deutschen und schwedischen Regierung gegeben. Die deutsche Regierung hat ihre Unterstützung angeboten. Die schwedische Regierung hat es vorgezogen, die Angelegenheit auf bilateraler Ebene mit SaudiArabien aufzunehmen, um eine weitere Eskalation zu vermeiden. 36. Hat die Bundesregierung den saudisch-schwedischen Eklat auf EU-Ebene thematisiert, und falls ja, in welchem Rahmen, zu welchem Zeitpunkt und mit welchem Ziel? Die Bundesregierung hat die aus der Presse bekannte Angelegenheit auf EUEbene in Brüssel nicht thematisiert. Gesamtherstellung: H. Heenemann GmbH & Co., Buch- und Offsetdruckerei, Bessemerstraße 83–91, 12103 Berlin, www.heenemann-druck.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de ISSN 0722-8333