Ko rre ktu r Korrektur Deutscher Bundestag Drucksache 18/5081 18. Wahlperiode 09.06.2015 K :\P ub lis hi ng \P ro du kt io n\ B T\ Pr od uk tio n\ 07 _F ah ne \1 80 50 81 \1 80 50 81 .fm , 1 7. Ju ni 2 01 5, S ei te 1 , C ha rly Die Antwort wurde namens der Bundesregierung mit Schreiben des Bundesministeriums der Finanzen vom 5. Juni 2015 übermittelt. Die Drucksache enthält zusätzlich – in kleinerer Schrifttype – den Fragetext. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Axel Troost, Klaus Ernst, Susanna Karawanskij, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. – Drucksache 18/4913 – Mögliche Bilanzmanipulationen von Banken durch bankinterne Finanzgeschäfte mit Offshore-Finanzplätzen Vo r b e m e r k u n g d e r F r a g e s t e l l e r Entgegen weitverbreiteter Ansichten wird der Großteil des Geldes nicht von der Zentralbank, sondern von Geschäftsbanken geschöpft. Typischerweise geschieht dies durch Kreditvergabe. Banken können Geld aber nicht nur für Kredite schöpfen, sondern mittels kooperativer Geldschöpfung auch für Lohn- und Dividendenzahlungen (siehe Horst Seiffert: „Geldschöpfung – die verborgene Macht der Banken“, 2. Auflage, August 2014). Dadurch haben sie einen großen Vorteil gegenüber den Unternehmen der Realwirtschaft. Diese benötigen Erträge, um Einkommen für ihre Mitarbeiter und Kapitaleigner erzielen zu können. Allerdings haben Banken den Regeln der Bilanzierung zu gehorchen. Demnach können sie nur so viel Geld für Lohn- und Dividendenzahlungen schöpfen, wie sie Erträge ausweisen. Um diese Beschränkung zu umgehen, weisen Banken laut Horst Seiffert Scheinerträge in ihren Bilanzen aus. Dazu machen sie sich ihren regen Geschäftsverkehr mit Unternehmen auf Offshore-Finanzplätzen zunutze . Eine Methode ist der Austausch von Wertpapieren mit Tochterbanken auf Offshore-Finanzplätzen, die selbst nicht bilanzierungspflichtig sind. Dabei erhält die Bank Wertpapiere, die am Finanzmarkt voraussichtlich hohe Verkaufspreise erzielen, und verkauft im Gegenzug an die Tochterbank Wertpapiere mit einem geringeren Wert. Damit gelingt es den Banken, einen steigenden Wert der in ihrem Bestand geführten Wertpapiere zu dokumentieren und so das in ihrer Bilanz dargestellte Eigenkapital zu erhöhen, um gegenüber der Öffentlichkeit und den Aufsichtsbehörden eine Mittelerwirtschaftung für die Lohn- und Dividendenzahlungen ausweisen zu können. Die Bankenregulierung durch Eigenkapitalvorschriften kann so umgangen werden. 1. Ist der Bundesregierung bekannt, dass z. B. die Deutsche Bank AG von ihren ca. 2 000 unternehmerischen Beteiligungen ca. 1 000 auf Offshore-Finanzplätzen angesiedelt hat (www.attac.de vom 27. Januar 2012 „Deutsche Großbanken weiter massiv in Steueroasen präsent“)? V or ab fa ss un g - w ird d ur ch d ie le kt or ie rt e V er si on e rs et zt . Ko rre ktu r Korrektur Drucksache 18/5081 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode K :\P ub lis hi ng \P ro du kt io n\ B T\ Pr od uk tio n\ 07 _F ah ne \1 80 50 81 \1 80 50 81 .fm , 1 7. Ju ni 2 01 5, S ei te 2 Die Anzahl der konsolidierten Töchter kann dem Konzernabschluss der Deutsche Bank AG entnommen werden (www.deutschebank.de/ir/de/download/ Deutsche_Bank_Geschaeftsbericht_2014_gesamt.pdf). Die Niederlassungen werden über die die Niederlassungen jeweils unterhaltende juristische Person, sofern diese konsolidiert wird, in den Jahresabschluss der Deutschen Bank mit einbezogen. Im Zuge des jährlichen Risikoevaluationsprozesses findet eine Inventur der Gruppenstruktur des Deutsche-Bank-Konzerns nach den Richtlinien der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) statt. In diesem Zusammenhang sind der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Entitäten (Niederlassungen und Töchter, nicht jedoch einzelne Zweckgesellschaften), die die Deutsche-Bank-Gruppe insgesamt und an einzelnen Finanzplätzen unterhält, bekannt. 2. Welche eigenen Erkenntnisse hat die Bundesregierung über die Anzahl unternehmerischer Beteiligungen deutscher Banken insgesamt auf OffshoreFinanzplätzen ? Es gibt keine gesetzliche Definition des Begriffs Offshore-Finanzplatz. Betrachtet man die Beteiligungen von deutschen signifikanten, direkt von der Europäischen Zentralbank beaufsichtigten Instituten in den 22 laut Statistik der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich – BIZ (www.bis.org/statistics/ consstats.htm?m=6%7C31%7C70 Statistik 9D: „Foreign claims by nationality of reporting banks, ultimate risk basis“) als Offshore-Finanzplätze bezeichneten Ländern zum 31. Dezember 2014, beträgt die Zahl 200. 3. Welche Schlussfolgerungen und Konsequenzen zieht die Bundesregierung aus dem berichteten regen Geschäftsverkehr von Banken mit Unternehmen auf Offshore-Finanzplätzen (siehe z. B. die Grafik 3.1.2. auf S. 107 des vom Internationalen Währungsfonds verfassten Global Financial Stability Report , Ausgabe April 2014)? Die in der Frage erwähnte Grafik befindet sich gemeinsam mit Grafik 3.1.1. in einer Box (www.imf.org/External/Pubs/FT/GFSR/2014/01/pdf/c3.pdf): Sources: Bank for International Settlements; IMF, World Economic Outlook database; and IMF staff estimates. Sources: IMF staff estimates using BIS locational banking statistics; and Cerutti and others (2014). Note: The figure depicts the network of cross-border banking claims in 2012 for core countries (these are the 20 BIS-reporting countries with the highest stock of bilateral claims). Link width is proportional to the size of claims. AUS = Australia; AUT = Austria; BEL = Belgium; CAN = Canada; CHE = Switzerland; CYM = Cayman Islands; DEU = Germany; ESP = Spain; FIN = Finland; FRA = France; GBR = United Kingdom; IRL = Ireland; ITA = Italy; JEY = Jersey; JPN = Japan; LUX = Luxembourg ; NLD = Netherlands; SWE = Sweden; TWN = Taiwan; USA Fig. 3.1.1. Cross-Border Banking Linkagyes (% oyf GDP) Fig. 3.1.2. Global Banking Network: Core Countries V or ab fa ss un g - w ird d ur ch d ie le kt or ie rt e V er si on e rs et zt . Ko rre ktu r Korrektur Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/5081 K :\P ub lis hi ng \P ro du kt io n\ B T\ Pr od uk tio n\ 07 _F ah ne \1 80 50 81 \1 80 50 81 .fm , 1 7. Ju ni 2 01 5, S ei te 3 Aus der linken Grafik geht hervor, dass die weltweite grenzüberschreitende Kreditvergabe zwar hoch ist, aber in den Jahren von 2007 bis 2012 von deutlich über 50 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf ca. 36 Prozent zurückging. Außerdem wird nur ein geringer Teil der Kredite, insbesondere auch von deutschen Kreditinstituten , an Kreditnehmer mit Sitz in einem Offshore Financial Center (OFC) vergeben. Basierend auf Daten der BIZ (www.bis.org/statistics/consstats.htm?m=6%7C31 %7C70 Statistik 9D: „Foreign claims by nationality of reporting banks, ultimate risk basis“) haben die im Berichtskreis enthaltenen deutschen Banken Ende des Jahres 2014 Kredite in Höhe von rund 121 Mrd. US-Dollar an Kreditnehmer mit Sitz in einem OFC ausgereicht (zum Vergleich März 2008: 227 Mrd. US-Dollar ); das entspricht 5,5 Prozent des gesamten grenzüberschreitenden Kreditvolumens . Das tendenziell deutlich rückläufige absolute Exposure deutscher Banken und dessen Verteilung auf die wichtigsten OFC-Länder ist aus folgender Grafik ersichtlich. Der Rückgang ist größtenteils auf geänderte Regulierungen seit der Finanzkrise und auf den verbesserten grenzüberschreitenden Datenaustausch zur Steuererhebung zurückzuführen. Im Vergleich zu den Bankensektoren anderer Länder ist der Verflechtungsgrad deutscher Banken mit OFC relativ gering (siehe folgende Tabelle). Quelle: BIZ (www.bis.org/statistics/consstats.htm?m=6%7C31%7C70 Statistik 9D: “Foreign claims by nationality of reporting banks, ultimate risk basis”), eigene Darstellung. - 50.000 100.000 150.000 200.000 Dec.07 Jun 08 Dec.08 Jun 09 Dec.09 Jun 10 Dec.10 Jun 11 Dec.11 Jun 12 Dec.12 Jun 13 Dec.13 Jun 14 Dec.14 Exposure in Offshore Financial Center in million US$ Cayman Islands Singapore Hong Kong SAR Jersey Bermuda West Indies UK Panama Guernsey Isle of Man Bahamas Other OFC Total of 25 countries European banks India Korea UK USA Japan Switzerland Germany Netherlands France All countries 24440830 15268348 49057 125001 3609400 3042624 3208661 1332421 2193801 1180796 2728452 OFCs (lt. BIZ) 2279940 1075743 10530 21181 596462 447941 470529 119799 120723 48752 105246 Anteil OFC 9,3% 7,0% 21,5% 16,9% 16,5% 14,7% 14,7% 9,0% 5,5% 4,1% 3,9% Cayman Islands 833976 219122 550 1115 57046 264184 309437 49317 48872 5337 33999 Hong Kong SAR 687424 436349 3667 7525 340353 55971 63951 36665 10502 14183 23682 Singapore 382446 216203 4391 4453 103634 65537 49414 26582 33085 19253 24033 Bermuda 76231 30730 66 536 10588 17654 22730 ... 5581 2618 ... West Indies UK 72008 38221 108 735 18751 16999 ... ... 3948 1122 ... Jersey 57329 37493 309 0 19345 8455 9262 ... 6397 1780 ... Panama 38221 14019 30 5842 2905 3306 8852 2762 3043 862 ... Guernsey 31655 24704 ... 0 14857 2073 3849 ... 2723 907 ... Bahamas 26990 10359 93 0 1328 7952 637 4473 1520 543 ... Isle of Man 18836 17700 ... 108 9830 609 141 ... 2674 ... ... Quelle: BIZ (www.bis.org/statistics/consstats.htm?m=6%7C31%7C70 Statistik 9D: “Foreign claims by nationality of reporting banks, ultimate risk basis”), in Millionen US$, eigene Darstellung. V or ab fa ss un g - w ird d ur ch d ie le kt or ie rt e V er si on e rs et zt . Ko rre ktu r Korrektur Drucksache 18/5081 – 4 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode K :\P ub lis hi ng \P ro du kt io n\ B T\ Pr od uk tio n\ 07 _F ah ne \1 80 50 81 \1 80 50 81 .fm , 1 7. Ju ni 2 01 5, S ei te 4 4. Ist der Bundesregierung bekannt, ob Banken finanzielle Transaktionen mit Offshore-Finanzplätzen nicht nur im Auftrag bzw. zugunsten von Kunden, sondern auch auf eigene Rechnung durchführen? Internationale Großbanken tätigen täglich eine hohe Anzahl von Transaktionen in, über und außerhalb von Offshore-Zentren. Aufgrund der schieren Anzahl ist es nicht möglich, eine Übersicht über jede einzelne Transaktion, die beteiligten Transaktionspartner und den Transaktionsstandort zu haben. Die BaFin geht jedoch davon aus, dass diese Banken auch Geschäfte im eigenen Namen über und in Offshore-Zentren abwickeln. 5. Sieht die Bundesregierung eine Gefahr, dass Banken ihre unternehmerischen Beteiligungen und Tochtergesellschaften auf Offshore-Finanzplätzen zur Manipulation ihrer eigenen Bilanzen, z. B. durch fiktive Wertpapiergeschäfte , nutzen? Die Bundesregierung hat auf Grundlage der Beobachtungen der BaFin bislang keine Hinweise darauf, dass die Institute Geschäfte mit Offshore-Finanzplätzen in der Art und Weise nutzen, wie sie in dieser Kleinen Anfrage beschrieben wird. 6. Sieht die Bundesregierung eine Gefahr, dass dadurch Eigenkapital-Quoten von Banken manipulativ erhöht und so Scheinerträge in den Bankbilanzen verbucht werden können? Aufgrund der Verpflichtung von Instituten, die Teil einer Instituts- oder Finanzholdinggruppe sind, die Eigenkapitalanforderungen auch auf konsolidierter Basis einzuhalten, sieht die Bundesregierung keine Gefahr für die sachgerechte Ermittlung der aufsichtlichen Eigenkapitalquoten. 7. Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, den Geschäftsverkehr von Banken mit Offshore-Finanzplätzen zu kontrollieren und ggf. zu unterbinden ? Die Regulierung von Offshore-Finanzplätzen ist nur auf dem Wege internationaler Kooperation zu erreichen. Wichtig ist dabei vor allem ausreichende Transparenz . Dies gilt sowohl für den Banken- als auch für den so genannten Schattenbankensektor , d. h. mit Blick auf Unternehmen außerhalb des klassischen Bankensektors, die (auch) an direkter oder indirekter Kreditintermediation beteiligt sind. Mit Blick auf den Schattenbankensektor hat der internationale Finanzstabilitätsrat (Financial Stability Board – FSB), der im Auftrag der G20- Staats- und Regierungschefs regulatorische Fragen adressiert, klargestellt, dass die seit 2011 hierzu von den G20 beschlossenen Regulierungsempfehlungen, zu deren Umsetzung sich die FSB-Mitglieder verpflichtet haben, auch auf Offshore -Finanzplätze ausgeweitet werden müssen. Der FSB hat darüber hinaus mit der Einrichtung sogenannter Regional Consultative Groups einen ersten Schritt getan, um die Zusammenarbeit mit Nicht-G20-Staaten zu stärken. OFC sind oftmals Destinationen, um Gelder illegaler Herkunft oder mit illegalem Verwendungszweck zu verbergen oder zu kanalisieren. Dies wird erleichtert durch nationales Gesellschafts- und Unternehmensrecht, das die Gründung von Firmen ohne Identifizierung ihrer Gesellschafter bzw. Anteilseigner zulässt. Darüber hinaus führt ein niedriges Regulierungsniveau im Bereich der Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu einer mangelnden Kontrolle ein- und ausgehender Finanzströme. Gemäß § 25 l des Kreditwesengesetzes sind deutsche Kreditinstitute im Wege der „group compliance“ jedoch dazu verpflichtet , die deutschen geldwäscherechtlichen Vorschriften auch bei Geschäfts- V or ab fa ss un g - w ird d ur ch d ie le kt or ie rt e V er si on e rs et zt . Ko rre ktu r Korrektur Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5 – Drucksache 18/5081 K :\P ub lis hi ng \P ro du kt io n\ B T\ Pr od uk tio n\ 07 _F ah ne \1 80 50 81 \1 80 50 81 .fm , 1 7. Ju ni 2 01 5, S ei te 5 tätigkeit über Zweigstellen oder -Niederlassungen im Ausland anzuwenden. Ist dies nicht möglich, so hat das Mutterunternehmen sicherzustellen, dass in diesem Drittstaat keine Geschäftsbeziehung begründet oder fortgesetzt und keine Transaktionen durchführt werden. Soweit eine Geschäftsbeziehung bereits besteht , hat das übergeordnete Unternehmen oder Mutterunternehmen sicherzustellen , dass diese ungeachtet anderer gesetzlicher oder vertraglicher Bestimmungen durch Kündigung oder auf andere Weise beendet wird. V or ab fa ss un g - w ird d ur ch d ie le kt or ie rt e V er si on e rs et zt . Ko rre ktu r Korrektur K :\P ub lis hi ng \P ro du kt io n\ B T\ Pr od uk tio n\ 07 _F ah ne \1 80 50 81 \1 80 50 81 .fm , 1 7. Ju ni 2 01 5, S ei te 6 V or ab fa ss un g - w ird d ur ch d ie le kt or ie rt e V er si on e rs et zt . Ko rre ktu r Korrektur K :\P ub lis hi ng \P ro du kt io n\ B T\ Pr od uk tio n\ 07 _F ah ne \1 80 50 81 \1 80 50 81 .fm , 1 7. Ju ni 2 01 5, S ei te 7 V or ab fa ss un g - w ird d ur ch d ie le kt or ie rt e V er si on e rs et zt . Ko rre ktu r Korrektur K :\P ub lis hi ng \P ro du kt io n\ B T\ Pr od uk tio n\ 07 _F ah ne \1 80 50 81 \1 80 50 81 .fm , 1 7. Ju ni 2 01 5, S ei te 8 Gesamtherstellung: H. 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