Die Antwort wurde namens der Bundesregierung mit Schreiben des Bundesministeriums für Gesundheit vom 21. Mai 2019 übermittelt. Die Drucksache enthält zusätzlich – in kleinerer Schrifttype – den Fragetext. Deutscher Bundestag Drucksache 19/10456 19. Wahlperiode 23.05.2019 Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Andrew Ullmann, Michael Theurer, Renata Alt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP – Drucksache 19/9880 – Einsamkeit und die Auswirkung auf die öffentliche Gesundheit V o r b e m e r k u n g d e r F r a g e s t e l l e r Weltweit steigt die Zahl der Menschen, die sich einsam fühlen. Experten sprechen von einer „Einsamkeits-Epidemie“ in Industriestaaten, die zu erheblichen gesamtwirtschaftlichen und gesundheitlichen Folgen führe (Worsley, A. S.: Loneliness is a much more modern phenomenon than you might think, 2018). Studien zeigen, dass Einsamkeit das Risiko für chronischen Stress, Herz-Kreislauf- Erkrankungen, Depressionen, Demenz und einen frühen Tod erhöhen. Die Auswirkungen des Gefühls des Alleinseins auf die Mortalität verdeutlicht eine Studie der Brigham Young University. Darin zeigt sich, dass Einsamkeit in Bezug auf die Gesamtmortalität so schädlich ist wie Rauchen oder Adipositas (Holt- Lunstad, J., Smith, T. B., Laytibm B. J.: Social Relationships and Mortality Risk: A Meta-analytic Review, 2010). In Japan, Großbritannien, Dänemark und Australien wird Einsamkeit bereits als ein ernstzunehmendes Problem für die öffentliche Gesundheit wahrgenommen und mit verschiedensten Maßnahmen dagegen vorgegangen (The Economist: Loneliness is a serious public-health problem, 2018). In Großbritannien beispielsweise wurde 2018 ein Ministerium für Einsamkeit eingerichtet (New York Times: U.K. Appoints a Minister for Loneliness, 2018). Auf der Website des Ministeriums heißt es, Einsamkeit sei auf dem Weg, „Großbritanniens gefährlichste Erkrankung zu werden“. Auch in Deutschland sind viele Menschen von der Einsamkeit betroffen. Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts Splendid Research aus dem Jahr 2017 fühlen sich 12 Prozent der Deutschen häufig oder ständig einsam (Splendid Research GmbH: Wie einsam fühlen sich die Deutschen, 2017). Das Gefühl ist in allen Altersgruppen verbreitet. Besonders häufig fühlen sich Menschen in den Mittdreißigern einsam. Unter ihnen sind 18 Prozent betroffen. Auch eine Studie aus dem Jahr 2016 von der Ruhr-Universität Bochum zeigt, dass besonders Menschen zwischen 30 und 34 Jahren und über 65 Jahren das Gefühl der Einsamkeit empfinden (Luhmann, M., Hawkley, LC.: Age differences in loneliness from late adolescence to oldest age, 2016, DOI: 10.1037/dev0000117). Die die Bundesregierung tragende Koalition hat nun Maßnahmen zur Bekämpfung der Einsamkeit in allen Altersgruppen im Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD für die 19. Legislaturperiode angekündigt (Koalitionsvertrag, S. 118). Drucksache 19/10456 – 2 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode V o r b e me r k u n g d e r B u n d e s r e g i e r u n g Einsamkeit betrifft als Phänomen alle Bevölkerungsgruppen von der Kindheit bis ins hohe Erwachsenenalter. In der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE., Einsamkeit im Alter – Auswirkungen und Entwicklungen auf Bundestagsdrucksache 19/4760, wird darauf verwiesen, dass es sich bei Einsamkeit aus Sicht der Wissenschaft um das subjektive Gefühl des Alleinseins handelt. Anders ist die Sachlage bei Personen, die objektiv einsam und damit sozial isoliert sind. Befinden sie sich in einer prekären sozialen oder wirtschaftlichen Situation, kann sich die Frage nach der Notwendigkeit einer Unterstützung des Staates durch verschiedene Maßnahmen stellen. Wissenschaftliche Befunde haben gezeigt, dass dies auf die Personengruppe der über 80-Jährigen besonders zutrifft. 1. Wie viele Menschen in der Bundesrepublik Deutschland sind nach Kenntnis der Bundesregierung von Einsamkeit betroffen? Wie haben sich diese Zahlen in den letzten zehn Jahren entwickelt (bitte nach Jahren und Altersgruppen aufschlüsseln)? Nach Ergebnissen des Deutschen Alterssurveys ergeben sich für die Jahre 2008, 2011, 2014 und 2017 die nachfolgend berichteten Anteile sich einsam fühlender Menschen. Bezüglich der Erläuterungen zum Messverfahren wird auf die Antwort der Bundesregierung zu Frage 2 der Kleinen Anfrage der Fraktion DIE LINKE., Einsamkeit im Alter – Auswirkungen und Entwicklungen auf Bundestagsdrucksache 19/4760 hingewiesen (6-Item-Kurzskala nach den Jong-Gierveld & van Tilburg). Einsamkeitsquote bei 45- bis 84-Jährigen nach Altersgruppe, 2008-2017 (in Prozent ) Alter (in Jahren) 2008 2011 2014 2017 45–54 Jahre 9,6 10,5 10,1 11,0 55–64 Jahre 8,0 8,5 10,0 8,9 65–74 Jahre 7,2 5,1 7,0 8,1 75–84 Jahre 9,9 5,2 7,1 7,5 Gesamt (45-84) 8,6 7,9 8,9 9,2 Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen, Deutscher Alterssurvey (n2008: 5543, n2011: 3737, n2014: 7412, n2017: 5255) Das Robert Koch-Institut (RKI), eine nachgeordnete Behörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG), führt eine Langzeitstudie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS-Studie) durch. Im Rahmen der zweiten Studienwelle (2014 bis 2017) gaben 4,2 Prozent der 11- bis 17-Jährigen an, sich oft oder immer einsam zu fühlen, 27,6 Prozent fühlten sich manchmal oder selten einsam und 68,2 Prozent niemals. Weiterhin zeigte sich, dass Einsamkeitsgefühle häufiger von Mädchen als von Jungen erlebt werden und mit steigendem Alter zunehmen. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 3 – Drucksache 19/10456 2. Stellt nach Auffassung der Bundesregierung Einsamkeit ein Problem für die öffentliche Gesundheit in der Bundesrepublik Deutschland dar? Ergebnisse aus epidemiologischen Studien weisen auf die Bedeutung von Einsamkeit für die öffentliche Gesundheit hin, wobei auch hier komplexe Zusammenhänge zwischen subjektiv empfundener Einsamkeit und sozialer Isolation sichtbar werden. Eine 2017 veröffentlichte umfassende Bestandsaufnahme der wissenschaftlichen Literatur (Leigh-Hunt et al. 2017, An overview of systematic reviews on the public health consequences of social isolation and loneliness. Public Health 152: 157-171) zeigt auf, dass insbesondere soziale Isolation Auftreten und Verlauf chronischer Krankheiten ungünstig beeinflusst und mit erhöhter Sterblichkeit assoziiert ist. Stärkste Zusammenhänge zeigten sich dabei für Bluthochdruck und andere wichtige Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen , chronisch obstruktive Lungenerkrankungen, sowie psychische Erkrankungen (Depression, Angststörungen, Suizidrate) und Demenz. Aus der epidemiologischen ELSA-Studie (English Longitudinal Study of Ageing) werden auf der Grundlage bevölkerungsrepräsentativer Stichproben der Bevölkerung ab 50 Jahren mit längsschnittlicher Weiterbeobachtung der Teilnehmenden Zusammenhänge zwischen subjektiv empfundener Einsamkeit und Eintritt von Pflegebedürftigkeit (Wechsel ins Pflegeheim) berichtet (Hanratty et al. 2018, Loneliness as a risk factor for care home admission in the English Longitudinal Study of Ageing. Age Ageing 47: 896-900). Ebenso zeigen sich in ELSA Zusammenhänge sowohl zwischen subjektiv empfundener Einsamkeit als auch sozialer Isolation und Demenz (Rafnsson et al. 2017, Loneliness, Social Integration, and Incident Dementia Over 6 Years: Prospective Findings From the English Longitudinal Study of Ageing. J Gerontol B Psychol Sci Soc Sci. doi: 10.1093/geronb/gbx087). Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass Einsamkeit als ein gesamtgesellschaftliches Phänomen angesehen wird, das diverse Lebensbereiche berührt und sich in der Arbeitswelt, im Freizeitverhalten, in der Gestaltung sozialer Beziehungen und generell in der Partizipation am Leben in der Gemeinschaft manifestiert. Angaben über Einsamkeit spiegeln in ganz allgemeiner Form gesellschaftliche Veränderungen wider – die Einengung auf den Bereich der öffentlichen Gesundheit wäre eine unangemessene Verkürzung der Bedingungen und Auswirkungen von Einsamkeit . 3. Wie bewertet die Bundesregierung das Ausmaß des Problems von Einsamkeit für die öffentliche Gesundheit in der Bundesrepublik Deutschland? Zu dem konkreten Ausmaß des Problems von Einsamkeit für die öffentliche Gesundheit in der Bundesrepublik Deutschland sind der Bundesregierung keine aussagekräftigen Studien bekannt. 4. Wie hoch sind nach Kenntnis der Bundesregierung die gesundheitlichen und gesamtwirtschaftlichen Kosten, die infolge der Vereinsamung der Bevölkerung auftreten? Der Bundesregierung liegen keine Kenntnisse über die Höhe der gesundheitlichen und gesamtwirtschaftlichen Kosten vor, die infolge der Vereinsamung der Bevölkerung anfallen. Drucksache 19/10456 – 4 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode 5. Welche Schlussfolgerungen zieht die Bundesregierung aus dem hohen Anteil von Menschen in den Mittdreißigern, die sich einsam fühlen? Welchen Handlungsbedarf sieht die Bundesregierung? Es wird auf die Vorbemerkung der Bundesregierung verwiesen. 6. Wird nach Auffassung der Bundesregierung ausreichend viel gegen das Phänomen der Vereinsamung unternommen? Es wird auf die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE., Einsamkeit im Alter – Auswirkungen und Entwicklungen auf Bundestagsdrucksache 19/4760 verwiesen. 7. Welche konkreten Maßnahmen ergreift die Bundesregierung, um gegen das Phänomen Einsamkeit vorzugehen? 8. In welchem Umfang und mit welchen Mitteln werden Initiativen gefördert? Die Fragen 7 und 8 werden aufgrund des Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet . Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat im März 2019 einen Fachkongress zum Thema „Einsamkeit im Alter vorbeugen und aktive Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen“ durchgeführt. Ziel war es, den fachlichen Austausch und die Vernetzung verschiedener Akteure zu fördern. Dabei wurden die 15 besten Initiativen gegen Einsamkeit im Alter ausgezeichnet. Für den nationalen Wettbewerb „Einsam? Zweisam? Gemeinsam!“ gab es über 600 Bewerbungen in fünf Kategorien. Darüber hinaus fördert das BMFSFJ das Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus über eine Laufzeit von 2017 bis 2020 mit rund 17,5 Mio. Euro Gesamtprogrammkosten pro Jahr. Mit niederschwelligen Informations-, Beratungs- und Begegnungsangeboten fördern sie das freiwillige Engagement aller Altersgruppen und stärken das nachbarschaftliche Miteinander in den Kommunen. Der Blick auf lokale Sozial- und Lebensräume der Menschen bietet die Chance, Veränderungen in Struktur und Bedarfslage unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen frühzeitig und kleinräumig zu erkennen und gemeinsam Lebensqualität, Teilhabe und gesellschaftlichen Zusammenhalt zwischen Generationen, Kulturen und Lebenslagen zu fördern und damit auch soziale Isolation zu vermeiden. Insgesamt gibt es rund 540 Mehrgenerationenhäuser in Deutschland, von denen ca. 250 gezielte Angebote für einsame Menschen für alle Altersgruppen durchführen. Das RKI plant im Rahmen des vom BMG geförderten Projekts „Erweiterung des bisherigen RKI-Monitorings durch die Einbindung von Hochaltrigen und gesundheitlich eingeschränkten älteren Menschen (MonAge)“ im schriftlichen Fragebogen eine international etablierte und in deutscher Sprache verfügbare Kurzskala zur Erfassung von Einsamkeit einzusetzen. Ebenso werden standardisierte Instrumente zur Erfassung der subjektiven sozialen Unterstützung eingesetzt und Informationen zu Familienstatus, sozialen Netzwerken und Wohn-/Lebenssituation erfasst . Damit würden nach Abschluss des Projekts differenzierte Angaben zu Einsamkeit und sozialer Isolation für ca. 2 700 Personen im Alter ab 65 Jahren – ohne obere Altersbegrenzung – vorliegen, die zumindest querschnittlich im Zusammenhang mit dem Gesundheitszustand und soziodemographischen Merkmalen ausgewertet werden können. Für das Projekt mit einer Laufzeit vom 1. Januar 2019 bis zum 30. September 2022 wurden dem RKI Fördermittel in Höhe von bis zu 2 858 000 Euro bereitgestellt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 5 – Drucksache 19/10456 Außerdem können auch die Leistungen der Pflegeversicherung dazu beitragen, der Vereinsamung von pflegebedürftigen Menschen entgegenzuwirken. Hervorzuheben sind die Pflegesachleistungen nach § 36 des Elften Buches Sozialgesetzbuch (SGB XI). Danach haben Pflegebedürftige der Pflegegrade 2 bis 5 bei häuslicher Pflege unter anderem einen Anspruch auf pflegerische Betreuungsmaßnahmen . Der Anspruch nach dieser Norm umfasst Maßnahmen in den Bereichen Mobilität , kognitive und kommunikative Fähigkeiten, Verhaltensweisen und psychische Problemlagen, Selbstversorgung, Bewältigung von und selbstständiger Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen sowie Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte. Er wird erbracht, um Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit oder der Fähigkeiten des Pflegebedürftigen so weit wie möglich durch pflegerische Maßnahmen zu beseitigen oder zu mindern und eine Verschlimmerung der Pflegebedürftigkeit zu verhindern. Ferner sind Angebote zur Unterstützung im Alltag nach § 45a SGB XI zu nennen. Sie tragen dazu bei, Pflegepersonen zu entlasten, und helfen Pflegebedürftigen, möglichst lange in ihrer häuslichen Umgebung zu bleiben, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten und ihren Alltag weiterhin möglichst selbstständig bewältigen zu können. Angebote zur Unterstützung im Alltag sind 1. Angebote, in denen insbesondere ehrenamtliche Helferinnen und Helfer unter pflegefachlicher Anleitung die Betreuung von Pflegebedürftigen mit allgemeinem oder mit besonderem Betreuungsbedarf in Gruppen oder im häuslichen Bereich übernehmen (Betreuungsangebote), 2. Angebote, die der gezielten Entlastung und beratenden Unterstützung von pflegenden Angehörigen und vergleichbar nahestehenden Pflegepersonen in ihrer Eigenschaft als Pflegende dienen (Angebote zur Entlastung von Pflegenden ), 3. Angebote, die dazu dienen, die Pflegebedürftigen bei der Bewältigung von allgemeinen oder pflegebedingten Anforderungen des Alltags oder im Haushalt , insbesondere bei der Haushaltsführung, oder bei der eigenverantwortlichen Organisation individuell benötigter Hilfeleistungen zu unterstützen (Angebote zur Entlastung im Alltag). Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fördert im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes die „Integrierte ländliche Entwicklung“ und leistet damit auch einen Beitrag zur Bekämpfung der Einsamkeit, indem Orte der Begegnung geschaffen werden : Maßnahme 4.0 Dorfentwicklung Hier sind v. a. Gemeinschaftseinrichtungen, die Freizeit- und Erholungseinrichtungen und die Mehrfunktionshäuser zu nennen. Auch kann sich die hier ebenfalls geförderte Dorfmoderation die Zurückdrängung von Einsamkeit zu eigen machen. Maßnahme 9.0 Einrichtungen für lokale Basisdienstleistungen Diese Einrichtungen werden dort gefördert, wo in der Vergangenheit die „Tante Emma Läden“ und andere Angebote der Grundversorgung und damit auch Orte der Begegnung weggefallen sind. Außerdem können auch die Instrumente und Maßnahmen der Arbeitsförderung und der Grundsicherung für Arbeitsuchende, die in den Zuständigkeitsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales fallen und die die Eingliederung in Drucksache 19/10456 – 6 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Arbeit zum Ziel haben, mittelbar als Maßnahmen zur Verringerung von Einsamkeit angesehen werden. Denn Arbeit bedeutet zugleich Teilhabe, soziale Kontakte und Anerkennung. Somit ist Arbeit nicht nur wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, sondern auch für jeden Einzelnen. Auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), eine nachgeordnete Behörde im Geschäftsbereich des BMG, führt Maßnahmen durch, um dem Phänomen der Einsamkeit entgegenzuwirken. Die BZgA plant beispielsweise im Schwerpunkt „Gesundes Alter“ die Durchführung eines Expertengesprächs zum Thema „Ältere allein lebende Männer - Wege aus der sozialen Isolation “. Erörtert werden Möglichkeiten der Erreichbarkeit alleinlebender (sozial benachteiligter) älterer Männer mit Angeboten der Gesundheitsförderung und Prävention. Weitere Maßnahmen der BZgA und des BMG sind der beigefügten Tabelle in der Anlage zu entnehmen. Im Übrigen wird auf die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE., Einsamkeit im Alter – Auswirkungen und Entwicklungen auf Bundestagsdrucksache 19/4760 verwiesen. 9. Werden Initiativen gefördert, die konkret auf Menschen in den Mittdreißigern abzielen? Wenn nicht, warum nicht? Im Schwerpunkt „Frauengesundheit und Männergesundheit“ führt die BZgA jährlich Bundeskonferenzen zur Ansprache von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren durch, die in unterschiedlichen Zusammenhängen mit Frauen und Männern arbeiten. Die letzten vier Konferenzen der Jahre 2015 bis 2018 widmeten sich den Themen „Psychische Gesundheit“ und „Arbeit und Gesundheit“ – jeweils mit Blick auf die besonderen Anforderungen an Frauen und Männer in den Lebens- und Arbeitswelten. Dabei wurde auch die Bedeutung sozialer Kontakte im privaten Umfeld und in der Arbeitswelt als Schutzfaktor vor Isolation und Vereinsamung mit eventuellen Folgen für die psychische Gesundheit thematisiert . Im Juni 2018 hat das BMFSFJ eine Online-Befragung der Mehrgenerationenhäuser zu Maßnahmen und Angeboten für einsame bzw. sozial isolierte Menschen durchgeführt. Gefragt wurde nach Angeboten, die sich explizit an die Zielgruppe einsamer bzw. sozial isolierter Menschen richten und/oder in ihrer Konzeption in erster Linie darauf ausgerichtet sind, sozialer Isolation bzw. Einsamkeit entgegenzuwirken . Mit den Angeboten gegen Einsamkeit sprechen die beteiligten Mehrgenerationenhäuser laut den Befragungsergebnissen durchweg alle Altersklassen an; darunter auch junge Erwachsene (18 bis 24 Jahre, 42 Prozent) und Erwachsene (25 bis 44 Jahre, 56 Prozent). Die Befragungsergebnisse sind unter www.mehrgenerationenhaeuser.de/ meldungen/topnews/news/befragungsergebnisse-aus-den-mehrgenerationenhaeusernthema -einsamkeit/ abrufbar. Im Übrigen wird auf die Antworten zu den Fragen 7 und 8 verwiesen. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 7 – Drucksache 19/10456 10. Welche konkreten Strategien und Konzepte werden zukünftig umgesetzt, um Einsamkeit in allen Altersgruppen vorzubeugen? 11. Plant die Bundesregierung, eine Koordinationsstelle für Einsamkeit einzurichten ? 12. Ist nach Auffassung der Bundesregierung die Gründung eines eigenen Ressorts , wie es in Großbritannien der Fall ist, sinnvoll, um gegen das Phänomen der Einsamkeit vorzugehen? Die Fragen 10 bis 12 werden aufgrund des Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet . Im Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD ist vereinbart, Strategien und Konzepte zu entwickeln, die Einsamkeit in allen Altersgruppen vorbeugen und Vereinsamung bekämpfen. Die Bundesregierung prüft derzeit, inwieweit bisherige Strategien und Konzepte hierzu ausreichen. 13. Was kann nach Auffassung der Bundesregierung auf globaler Ebene unternommen werden, um dem weltweiten Gesundheitsproblem der Einsamkeit entgegenzuwirken? Die Weltgesundheitsorganisation WHO weist in ihrer „Global strategy and action plan on ageing and health“ in der Randnummer 52 auf die Bedeutung von Organisationen älterer Menschen wie z. B. Gemeinschaftsgruppen und Selbsthilfegruppen , die einen Austausch unter älteren Menschen anbieten, hin. Aus Sicht der WHO können Investitionen in diese Organisationen dazu beitragen, das Engagement älterer Menschen zu erleichtern. Außerdem können sie eine wichtige Rolle bei der Identifizierung von sozialer Isolation und Einsamkeit bei älteren Menschen spielen. 14. Welche Initiativen gegen die Vereinsamung erachtet die Bundesregierung auf globaler Ebene als sinnvoll? Auf EU-Ebene wird das BMFSFJ Ende September 2019 ein Peer-Review-Seminar mit Mitgliedstaaten der EU zwecks Austauschs von Strategien und Konzepten auf europäischer Ebene durchführen. 15. Welche Initiativen werden bereits von der Bundesregierung unterstützt, und in welchem Umfang? Es wird auf die Antwort zu Frage 14 verwiesen. Auf globaler Ebene werden von der Bundesregierung aktuell keine derartigen Initiativen unterstützt. Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de ISSN 0722-8333