Die Antwort wurde namens der Bundesregierung mit Schreiben des Bundesministeriums für Familie, Senioren. Frauen und Jugend vom 28. Juni 2019 übermittelt. Die Drucksache enthält zusätzlich – in kleinerer Schrifttype – den Fragetext. Deutscher Bundestag Drucksache 19/11316 19. Wahlperiode 02.07.2019 Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Katja Suding, Nicole Bauer, Matthias Seestern-Pauly, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP – Drucksache 19/10906 – Zukunft des Bundesprogramms Sprach-Kitas V o r b e m e r k u n g d e r F r a g e s t e l l e r Für gleiche Bildungschancen und gesellschaftliche Teilhabe ist Sprache ein elementares Fundament. Sie ist Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben. Schon sehr früh beginnen Kinder, Sprache zu erlernen, etwa in der Familie, in der Kinderbetreuungseinrichtung oder in der Grundschule. Das Bundesprogramm „Schwerpunkt-Kitas Sprache & Integration” (2011 bis 2015) war das erste, das die Entwicklung von Sprachkompetenz in der frühkindlichen Bildung förderte. Seit Januar 2016 wirkt bereits das zweite Bundesprogramm, das Ende 2020 auslaufen wird: „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“. Der Bund, die Länder, pädagogische Fachkräfte und Berater blicken mit dem Auslaufen des zweiten Bundesprogramms zurück auf fast zehn Jahre Erfahrung in der alltagsintegrierten sprachlichen Bildungsarbeit. Das ist ein Zeitraum, in dem durch langjährige Arbeit bedeutende institutionelle, organisatorische sowie fachliche Strukturen aufgebaut werden konnten, die die Qualität frühkindlicher Bildung in den Kinderbetreuungseinrichtungen maßgeblich stärken. Um die aufgebauten Strukturen nachhaltig zu festigen, die erreichte Qualität zu sichern und weiterzuentwickeln, sollte nach Ansicht der Fragesteller das Ende 2020 auslaufende Bundesprogramm fortgesetzt oder durch ein neues Sprach-Kita- Programm ersetzt werden. Weil die Umsetzung der Finanzierung eines solchen Programms eine gewisse Vorlaufzeit benötigt, ist es nach Ansicht der Fragesteller notwendig, dass der Bund frühzeitig eine verbindliche Entscheidung über die Zukunft des aktuellen Bundesprogrammes trifft, um sich selbst, den Ländern und den Trägern die Möglichkeit zu geben, die Förderung von Sprachkompetenz in der frühkindlichen Bildung planen und gegebenenfalls finanzieren zu können. 1. Welche Handlungsbedarfe sieht die Bundesregierung hinsichtlich der sprachlichen Bildung im Elementarbereich? Sprachkompetenz ist eine Schüsselqualifikation für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und eine der wichtigsten Voraussetzungen für den schulischen und beruflichen Erfolg sowie die gesellschaftliche Integration. Auch durch die zunehmende Zuwanderung in den letzten Jahren ergeben sich erhöhte Anforderungen an die sprachliche Bildung in der Kindertagesbetreuung. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/11316 – 2 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Alltagsintegrierte sprachliche Bildung richtet sich an alle Kinder in Kindertageseinrichtungen . Davon profitieren insbesondere Kinder, deren Familiensprache nicht Deutsch ist. Als besondere Zielgruppe sind hier die Kinder und Familien mit Fluchthintergrund genannt. Hinzu kommen Kinder aus bildungsbenachteiligten Familien, die zuhause zwar deutsch sprechen, aber trotzdem einer besonderen Unterstützung beim Spracherwerb bedürfen. Vor allem diese Zielgruppen sollen durch Maßnahmen der sprachlichen Bildung angesprochen werden und so frühe Chancen auf einen erfolgreichen Bildungsweg erhalten. Um die Qualität alltagsintegrierter sprachlicher Bildung in Kindertageseinrichtungen nachhaltig zu sichern und zu steigern, sind entsprechende Kompetenzen der Fachkräfte eine notwendige Bedingung. Grundkenntnisse im Bereich der Sprachentwicklung, über Sprachentwicklungsverläufe, Methoden der alltagsintegrierten Sprachbildung und Sprachförderung sowie zum Thema Mehrsprachigkeit müssen in der Ausbildung erworben und in Fort- und Weiterbildungen vertieft und fortlaufend aktualisiert werden. Angeregt und unterstützt durch das Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ und das zuvor beendete Bundesprogramm „Schwerpunkt-Kitas: Sprache & Integration“ haben alle Länder in den vergangenen Jahren Maßnahmen zur sprachlichen Bildung initiiert. So findet sich das Handlungsfeld sprachliche Bildung mittlerweile in allen Bildungsplänen der Länder wieder und ist zum Teil bereits in den Regelwerken der Länder, z. B. in den Kita-Gesetzen verankert. 2. Wie bewertet die Bundesregierung die Wirksamkeit des Bundesprogramms „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ im Hinblick auf die Qualität der frühkindlichen Bildung in Deutschland? Die Zwischenergebnisse aus den Länderabfragen und die ersten Evaluationsergebnisse des Bundesprogramms „Sprach-Kitas“ zeigen, dass in den teilnehmenden Kindertageseinrichtungen eine Sensibilisierung für die Themen alltagsintegrierte sprachliche Bildung, inklusive Pädagogik und Zusammenarbeit mit Familien bewirkt und eine Profilbildung der Sprach-Kitas zu diesen Themen vorangetrieben wurde. Dies zeigt sich unter anderem auf der Ebene der Professionalisierung der frühkindlichen Bildung durch die im Bundesprogramm angebotenen Qualifizierungen, den dadurch wahrgenommenen Kompetenzzuwachs bei den Fachkräften sowie die Weiterentwicklung der Einrichtungskonzeptionen. Damit wird eine verbesserte Interaktionsqualität in den Einrichtungen begünstigt. Hervorzuheben sind außerdem die regionalen Netzwerke, die einerseits durch die Verbundstruktur der Fachberatungen und Kitas möglich werden, die sich aber auch träger- und bundeslandüber-greifend eröffnen. 3. Plant die Bundesregierung, das Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ für einen weiteren Förderungszeitraum zu verlängern (wenn nein, bitte begründen)? 4. Plant die Bundesregierung, das Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ nach Ablauf des Förderzeitraums durch ein neues Programm zu ersetzen, und wenn ja, welches Programm (wenn nein, bitte begründen)? Die Fragen 3 und 4 werden aufgrund des Sachzusammenhangs zusammen beantwortet . Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 3 – Drucksache 19/11316 Das Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ hat im Rahmen der ersten Förderwelle eine geplante Laufzeit vom 1. Januar 2016 bis 31. Dezember 2019, im Rahmen der zweiten Förderwelle vom 1. Januar 2017 bis 31. Dezember 2020. Dem BMFSFJ ist es gelungen, eine Weiterförderung der Projekte der ersten Programmwelle auch in 2020 zu ermöglichen. Damit werden Einrichtungen aus beiden Förderwellen in die Lage versetzt, das Programm gemeinsam abzuschließen. Der Koalitionsvertrag 2018 hält fest, dass das Bundesprogramm Sprach-Kitas „fortgeführt und weiterentwickelt“ werden soll. Ein Konzept, in welcher Form das geschehen soll, wird derzeit erarbeitet. 5. Führt die Bundesregierung mit den Ländern Gespräche über die Zukunft des Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“? Wenn ja, mit welchem Ergebnis, und wenn nein, warum nicht? Seit Beginn wird das Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ durch eine Bund-Länder-Steuerungsrunde begleitet. An der Runde, die drei- bis viermal jährlich tagt, nehmen Vertreterinnen und Vertreter des BMFSFJ, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie aus den für das Ressort Kindertageseinrichtungen zuständigen Landesministerien, der kommunalen Spitzenverbände und der BAGFW sowie der beteiligten Umsetzungsstellen teil. In den Sitzungen erfolgt ein regelmäßiger Bericht zum Stand der Umsetzung des Bundesprogramms sowie ein fachlicher Austausch und Diskussion zur Programmbegleitung und Weiterentwicklung. Die programmbegleitende Bund-Länder-Steuerungsrunde hat aktuell einen Zwischenbericht erstellt, in den erste Evaluationsergebnisse sowie Erfahrungen aus den Ländern eingeflossen sind. Die Ergebnisse des Zwischenberichtes verdeutlichen die Programmerfolge und geben fachliche Empfehlungen für die Weiterentwicklung des Programms. Der Bericht wird in Kürze auf www.sprach-kitas.fruehe-chancen.de abrufbar sein. 6. Wann wird die Bundesregierung die verbindliche Entscheidung darüber treffen , ob das Programm verlängert oder durch ein neues Programm ersetzt wird? Es wird auf die Antwort zu Frage 4 verwiesen. 7. Wann wird die Bundesregierung die Länder darüber unterrichten, ob das Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ über das Jahr 2020 hinaus verlängert oder durch ein neues Programm ersetzt wird? Im Rahmen der Bund-Länder-Steuerungsrunde steht das BMFSFJ im ständigen Austausch mit Vertreterinnen und Vertreter der Länder. Im Übrigen wird auf die Antwort auf Frage 4 verwiesen. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/11316 – 4 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode 8. Teilt die Bundesregierung die Einschätzung, dass die im Rahmen des Bundesprogramms Sprach-Kitas aufgebauten Strukturen ein unverzichtbarer Bestandteil in der frühkindlichen Bildungsarbeit geworden sind? Als zentrales, strukturell verankertes Qualitätsmerkmal hat sich die Begleitung der Kindertageseinrichtungen, d. h. der Tandems aus Kita-Leitung und zusätzlicher Fachkraft „Sprach-Kitas“ sowie durch die zusätzlichen Fachberatungen „Sprach-Kitas“ bewährt. Die Zwischenergebnisse der programmbegleitenden Evaluation machen deutlich, dass sich eine gewinnbringende Zusammenarbeit zwischen den zusätzlichen Fachberatungen und den Verbundeinrichtungen ihres Kita-Verbundes entwickelt hat. Die Fachberatungen werden dabei als eine relevante , qualitätssteigernde Unterstützung im Kita-Alltag erlebt (z. B. beim Austausch über Herausforderungen in der pädagogischen Arbeit oder für die Weiterentwicklung von Fach-wissen). Die fachliche Unterstützung der Einrichtungen durch eine Funktionsstelle sowie die Prozessbegleitung durch Fachberatungen wird auch weiterhin als maßgeblich für eine hohe Qualität sprachlicher Bildungsarbeit in den Kitas erachtet, ebenso wie die Verankerung und Weitergabe von erfolgreichen Ansätzen und Methoden in den Einrichtungskonzeptionen, die die Grundlage für die fachliche Arbeit in Kitas bilden. Im Übrigen wird auf die Antwort zu Frage 9 verwiesen. 9. Kann die Bundesregierung gewährleisten, dass die in den Ländern aufgebauten institutionellen, organisatorischen sowie fachlichen Strukturen im Bereich Sprach-Kitas auch nach Ablauf des Bundesprogrammes „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ nachhaltig genutzt und weiterentwickelt werden? Bereits bei der Programmkonzeption war es der Anspruch, die Nachhaltigkeit der Maßnahmen über die Programmlaufzeit hinaus zu sichern. Nach Abschluss des dritten Umsetzungsjahres zeichnen sich hierzu zahlreiche Aktivitäten in den Ländern ab. Hierzu gehören die Verankerung der sprachlichen Bildung in der Landesgesetzgebung , die Bereitstellung von Landesmitteln für sprachliche Bildung als Regelfinanzierung sowie Maßnahmen zur Verstetigung von Qualitätsentwicklungsansätzen und Professionalisierungswegen in den Einrichtungen. In einigen Ländern finden die Programmschwerpunkte Eingang in die Qualifizierung berufstätiger Fachkräfte sowie in die Ausbildungsgänge berufsbildender Schulen. 10. Teilt die Bundesregierung die Ansicht der Fragesteller, dass die Zukunft des Bundesprogramms nach 2020 noch innerhalb des laufenden Jahres abschließend geklärt sein muss, damit sich die Länder und Träger gegebenenfalls nach einer alternativen Finanzierung für die seit fast zehn Jahren gewachsenen Strukturen bemühen können? Es wird auf die Antworten zu den Fragen 4 und 9 verwiesen. 11. Wann beginnt gegebenenfalls die inhaltliche Konzeptentwicklung eines neuen Programms Sprach-Kitas, und wer ist daran beteiligt? Ein Konzept, in welcher Form das Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ fortgesetzt und weiterentwickelt werden soll, wird derzeit erarbeitet. Im Rahmen der Bund-Länder-Steuerungsrunde steht das Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 5 – Drucksache 19/11316 BMFSFJ auch hinsichtlich der Erarbeitung eines Konzepts zur Fort- und Weiterentwicklung des Bundesprogramms im Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie aus den für das Ressort Kindertageseinrichtungen zuständigen Landesministerien, der kommunalen Spitzenverbände und der BAGFW sowie der beteiligten Umsetzungsstellen. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de ISSN 0722-8333