Die Antwort wurde namens der Bundesregierung mit Schreiben der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien vom 26. August 2019 übermittelt. Die Drucksache enthält zusätzlich – in kleinerer Schrifttype – den Fragetext. Deutscher Bundestag Drucksache 19/12807 19. Wahlperiode 28.08.2019 Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Marc Jongen, Martin Erwin Renner, Dr. Götz Frömming und der Fraktion der AfD – Drucksache 19/12050 – Zustand des Sammlungsgutes in den Depots des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst in Berlin V o r b e m e r k u n g d e r F r a g e s t e l l e r Aktuellen Medienberichten zufolge sind die Zustände in den Depots der Ethnologischen Museen in Deutschland besorgniserregend. Offenbar gilt dies auch für die Depots des Ethnologischen Museums Berlin und des Museums für Asiatische Kunst in Dahlem. Es wird darüber berichtet, dass die Inventare nicht vollständig erfasst sind, Klimaanlagen nicht funktionierten, Regenwasser in Keller liefe oder durch jahrzehntelange Vernachlässigung die Etiketten fehlten, mit denen die Objekte zugeordnet werden können. Zudem seien die Objekte zur Konservierung unter Verwendung toxischer Substanzen konserviert worden, sodass Rundgänge durch Lagerräume nur mit Schutzkleidung und Atemschutz möglich seien (www.sueddeutsche.de/kultur/ethnologisches-museum-raubkunst- 1.4516193). Derartige Berichte sind nach Ansicht der Fragesteller geeignet, dem hohen Ansehen deutscher Sammelstätten in der Welt Schaden zuzufügen. Die Fragesteller sehen deshalb mit Blick auf die damit zusammenhängenden Fragen dringenden Aufklärungs- und ggf. Handlungsbedarf. 1. Inwieweit war der bauliche Zustand in den Dahlemer Depots des Ethnologischen Museums sowie des Museums für Asiatische Kunst in Berlin und die Aufbewahrung der dort gelagerten Objekte Gegenstand des Besuchs der Kulturstaatsministerin Ende März 2019 (www.smb.museum/nachrichten/detail/ kulturstaatsministerin-besucht-dahlemer-depots-der-aussereuropaeischensammlungen -der-staatlichen-muse.html)? a) Falls ja, zu welchem Schlussfolgerungen seitens der Kulturstaatsministerin hat dieser Besuch geführt? Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/12807 – 2 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode b) Falls nein, warum war der bauliche Zustand und der Zustand der dort gelagerten Objekte kein Thema? Der bauliche Zustand der Dahlemer Depots des Ethnologischen Museums sowie des Museums für Asiatische Kunst wurden beim Besuch von Staatsministerin Prof. Monika Grütters im März 2019 erörtert. Es bestätigte sich die Einschätzung, dass dort ein Sanierungsbedarf besteht. 2. Wie viele der 500 000 Objekte umfassenden Sammlungen des Ethnologischen Museums sowie des Museums für Asiatische Kunst in Berlin sind bisher inventarisiert worden und in einer Datenbank recherchierbar (www.smb. museum/nachrichten/detail/kulturstaatsministerin-besucht-dahlemer-depotsder -aussereuropaeischen-sammlungen-der-staatlichen-muse.html)? Falls nicht alle Objekte inventarisiert worden sind, bis wann werden voraussichtlich alle Objekte erfasst worden sein? Die 500 000 Objekte der beiden Sammlungen sind inventarisiert. Davon sind 405 766 Objekte recherchierbar, davon 387 593 beim Ethnologischen Museum und 18 173 beim Museum für Asiatische Kunst. 3. Sofern diese Objekte nicht Teil des Ausstellungsbetriebs sind, inwieweit beurteilt die Bundesregierung die Lagerung und Konservierung dieser Objekte in den genannten Museen als sachgerecht? Inwieweit ist die Bundesregierung der Überzeugung, dass die derzeitige Lagerung dieser Objekte internationalen Standards nahe- oder gleichkommt? Eine pauschale Aussage lässt sich zu den Depotbereichen der Museen in Dahlem nicht treffen, da sich die Bereiche in ihrer Ausstattung und Klimatisierung qualitativ unterscheiden. Die Depots im Museum für Asiatische Kunst im Bauteil 3 in Dahlem entsprechen hinsichtlich der klimatischen Bedingungen den höchsten Anforderungen. Bei den Depots des Ethnologischen Museum wird die bauliche Situation als verbesserungswürdig angesehen. Die Konservierung und Restaurierung bei den Objekten der Depots erfolgt im internationalen Vergleich auf hohem Niveau. 4. Inwieweit dient nach Kenntnis der Bundesregierung die geplante Zusammenführung der Depots im Zentraldepot in Friedrichshagen, die unter anderem die Bestände der Sammlungen des Ethnologischen Museums erfassen soll, auch dem Zweck, die Lagerung und Konservierung der Objekte an internationale Standards heranzuführen? a) Falls ja, an welchen Maßnahmen macht die Bundesregierung dies fest? b) Falls nein, warum nicht? Die Sammlungen der beiden Museen werden auf Grund neuer Planungen im Humboldt Forum nicht in das zurzeit in Planung befindliche Zentraldepot in Friedrichshagen verlagert, sondern sollen am Standort Dahlem verbleiben. Bei den vorgesehenen Sanierungsmaßnahmen werden teilweise bestehende Depotbereiche saniert und entsprechend hergerichtet sowie neu einzurichtende Depotbereiche von Beginn an auf dem notwendig hohen Niveau eingerichtet. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 3 – Drucksache 19/12807 5. Wie viele Objekte aus den Depots des Ethnologischen Museums sowie des Museums für Asiatische Kunst in Berlin wurden bisher in der sogenannten Restaurierungsstraße konservatorisch behandelt? a) Was sind die Kriterien für die konservatorische Behandlung dieser Objekte ? b) Wie viele Objekte sollen bis 2020/2021 konservatorisch behandelt werden (www.preussischer-kulturbesitz.de/news-detail/article/2019/07/04/ entwicklungen-in-dahlem-forschungscampus-restaurierungsstrassestellvertretender -direktor.html)? In der Restaurierungsstraße werden bis zum Jahr 2021 rund 10 000 Objekte des Ethnologischen Museums bearbeitet. Das Museum für Asiatische Kunst hat für seine Sammlungsbestände keine Restaurierungsstraße und arbeitet in Dahlem mit dezentralen Werkstätten, in denen bis zum Jahr 2021 rund 10 000 Objekte behandelt werden. Die Objekte werden nach allgemein internationalen Standards der Restaurierung konserviert und restauriert und für das Humboldt Forum transport- und ausstellungsfähig gemacht. Die Restaurierungskonzepte werden von akademisch-naturwissenschaftlich ausgebildeten Restauratorinnen und Restauratoren durchgeführt . 6. Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, wie viele der in den Depots gelagerten Objekte des Ethnologischen Museums sowie des Museums für Asiatische Kunst in Berlin zum Zwecke der Konservierung mit Giftstoffen behandelt wurden, um sie langfristig zu erhalten? Im Ethnologischen Museum sind ca. zwei Drittel des Sammlungsbestandes, rund 330 000 Objekte, betroffen. Das Museum für Asiatische Kunst hat wenige Materialgruppen , welche einer Begasung gegen Insekten in den 1970er Jahren unterzogen wurden. Hierzu zählen z. B. 250 Textilien. 7. Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, welche Maßnahmen zur Dekontamination bisher eingeleitet wurden? Falls keine Maßnahmen eingeleitet wurden, warum nicht? Zur Minimierung der gesundheitlichen Risiken werden bei den kontaminierten organischen Sammlungsobjekten belastete Stäube unter Einhaltung des Arbeitsschutzes im Trockenreinigungsverfahren entfernt. Seit dem Jahr 2004 wird die giftfreie Behandlung zur Vorbeugung und zur Bekämpfung von Schadinsekten an den Sammlungsgegenständen des Ethnologischen Museums in einer Gefrierzelle sowie in einer Kammer unter sauerstoffarmer Atmosphäre durchgeführt. 8. Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, wie viele Objekte aus dem Berliner Völkerkundemuseum während des Krieges ausgelagert wurden? a) Falls ja, kann die Bundesregierung hierzu genauere Angaben machen? b) Falls nein, warum nicht? Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/12807 – 4 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode 9. Kann die Bundesregierung genauere Angaben dazu machen, wie viele Objekte des Völkerkundemuseums gegen Ende bzw. nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges von der Roten Armee als sog. Beutekunst weggeführt wurden ? a) Falls ja, kann die Bundesregierung Angaben darüber machen, wie viele Objekte dem Ethnologischen Museum bisher restituiert wurden, und welche nicht? b) Falls nein, warum nicht? Die Fragen 8 und 9 werden aufgrund ihres Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet . Zum Schutz der Bestände während des Zweiten Weltkrieges wurden große Teile der Sammlungen ausgelagert. Mit Ende des Krieges gelangten größere Teilbestände des heutigen Ethnologischen Museums und des heutigen Museums für Asiatische Kunst in die damalige Sowjetunion. Der zahlenmäßig größte Teil dieser Bestände wurde in den 1970er Jahren von der Sowjetunion an die DDR zurückgeführt und nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 zurück in die Sammlungen der beiden Museen eingegliedert. Die Rückführung ehemals kriegsverlagerter ethnologischer Bestände aus den Berliner Sammlung durch das Grassi Museum Leipzig in den Jahren 1991/92 umfasste ca. 55 000 Objekte. Seit der Auflösung der ehemaligen Sowjetunion sind keine Rückgaben aus Russland erfolgt . Dem Ethnologischen Museum sind über 1 000 Objekten bekannt, die sich heute in der Eremitage in St. Petersburg befinden. Circa 50 000 Objekte gelten als vermisst . 10. Kann die Bundesregierung Angaben darüber machen, wie weit die Digitalisierung der Objekte des Ethnologischen Museums sowie des Museums für Asiatische Kunst in Berlin vorangeschritten ist? a) Falls ja, wann glaubt die Bundesregierung, dass der Prozess der Digitalisierung abgeschlossen ist? b) Falls nein, warum nicht? Ein Objekt gilt als digitalisiert, wenn mindestens Grunddaten sowie ein Digitalisat in mittlerer oder besserer Qualität vorliegen. Auf dieser Grundlage ist etwa ein Drittel der Bestände (Objekte und Medien) des Ethnologischen Museums digitalisiert . Im Museum für Asiatische Kunst sind etwa ein Drittel der Objekte digitalisiert. Die Digitalisierung der bislang noch nicht digitalisierten Objekte im Museum für Asiatische Kunst und im Ethnologischen Museum wird aufgrund der umfangreichen Bestände mit Fotos, audiovisuellen und Tonaufnahmen noch mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Ein besonders aufgelegtes Digitalisierungsprojekt soll dazu beitragen, dass alle im Humboldt Forum ausgestellten Objekte auch digitalisiert sind. Insgesamt geht es um ca. 200 000 Objekte der beiden Museen. 11. Kann die Bundesregierung Angaben darüber machen, wie viele Objekte in den genannten Museen bisher von der Digitalisierung erfasst worden sind? Falls nein, warum nicht? Es wird auf die Antwort zu Frage 10 verwiesen. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 5 – Drucksache 19/12807 12. Hält die Bundesregierung den Personalansatz des Ethnologischen Museums sowie des Museums für Asiatische Kunst in Berlin im Hinblick auf die umfänglichen Aufgaben, die im Zusammenhang mit der Digitalisierung und Konservierung der Objekte anfallen, für angemessen? Der Personalansatz bei regulärem Betrieb wird als angemessen angesehen. 13. Sind im Zusammenhang mit der Frage der Digitalisierung der genannten Museumsbestände seitens der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Anfragen wegen einer Personalerhöhung bzw. Bitte um Unterstützung bei der Bundesregierung eingegangen? a) Falls ja, inwieweit unterstützt die Bundesregierung diese Anfragen? b) Falls nein, warum unterstützt die Bundesregierung diese Anfragen nicht? Es sind Unterstützungsanfragen durch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz bei der Bundesregierung eingegangen. So wird das in der Antwort zu Frage 10 aufgeführte Digitalisierungsprojekt durch Mittel der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien finanziert. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de ISSN 0722-8333