Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Marc Jongen, Martin Erwin Renner, Dr. Götz Frömming und der Fraktion der AfD – Drucksache 19/12202 – Sachgerechte Haushaltsführung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz bei der Nachnutzung der Museumsgebäude in Berlin-Dahlem V o r b e m e r k u n g d e r F r a g e s t e l l e r Im Januar 2017 wurden das Museum für Asiatische Kunst und das Ethnologische Museum geschlossen. Die Ausstellungsstücke sollen ab 2020 im Humboldt-Forum gezeigt werden (www.weltkunst.de/blog/2017/01/abschiedvon -den-dahlemer-museen). Spätestens seit Januar 2017 steht damit die Frage einer Nachnutzung für die geräumten Gebäude im Raum. Das Architekturbüro Arnold und Gladisch erhielt den Auftrag, hierfür eine „Potenzialanalyse“ zu erstellen, für deren Erstellung der ungewöhnlich lange Zeitraum von zweieinhalb Jahren benötigt wurde. Im Juli 2019 wurde in den Medien berichtet, dass die Gebäude – so das Nutzungskonzept, das das Architekturbüro nun vorgeschlagen hat – weiterhin von den Museen für Forschungs- und Restaurationszwecke genutzt werden sollten. Dafür bedarf es allerdings zunächst einer Sanierung, deren Kosten im dreistelligen Millionenbereich liegen sollen. Wann es zu dieser Sanierung kommen kann, ist derzeit offenbar unklar (www.bz-berlin.de/berlin/kolumne/ der-plan-fuer-die-museen-in-dahlem-wirkt-eher-wie-ein-schlechter-witz). Dieser Befund gibt vor dem Hintergrund der Tatsache, dass seit 2002 ein Nutzungskonzept für das Humboldt-Forum im Berliner Stadtschloss existent ist (Bundestagsdrucksache 16/7488, S. 2, Antrag „Wiedererrichtung des Berliner Schlosses – Bau des Humboldt-Forums im Schlossareal Berlin – Rekonstruktion der historischen Fassaden sicherstellen“) Anlass zu einer Reihe von Fragen . Das Forum soll die Verbindung „zwischen den Kulturen der Welt und der Wissenschaft“ leisten (Bundestagsdrucksache 16/7488, S. 2) und als eine Art Pendant zur Museumsinsel mit ihrem Schwerpunkt der europäischen Kunst (hier ist insbesondere das Bode-Museum zu nennen) die außereuropäische Kultur repräsentieren. Es erschließt sich nach Ansicht der Fragesteller vor diesem Hintergrund nicht, wie mit der Konzeption des Architekturbüros Arnold und Gladisch zum Beispiel hinreichend Publikum motiviert werden kann, das nach dem Besuch des Humboldt-Forums auch nach Dahlem kommt, um sich dort über Forschungsoder Restaurierungsfragen zu informieren. Weiter stellt sich nach Ansicht der Fragesteller die Frage, ob mit Blick auf das Nachnutzungskonzept des Archi- Deutscher Bundestag Drucksache 19/13003 19. Wahlperiode 03.09.2019 Die Antwort wurde namens der Bundesregierung mit Schreiben der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien vom 30. August 2019 übermittelt. Die Drucksache enthält – in kleinerer Schrifttype – den Fragetext. tekturbüros, das auffällig spät erst Anfang 2017 in Auftrag gegeben wurde, bereits vorher alternative, innovativere Nutzungskonzepte geprüft wurden, zum Beispiel in Form einer Übergabe der Gebäude an die Freie Universität Berlin, die bereits Anfang 2016 ihr Interesse an den Gebäuden bekundet hatte (www. tagesspiegel.de/ berlin/ bezirke/ steglitz- zehlendorf/ nachnutzungdahlemer - museen- in- steglitz- zehlendorf- was- die- bezirkspolitik- sich- sovorstellt -/12854706.html). Schließlich steht nach Ansicht der Fragesteller die Frage im Raum, inwieweit in die „Potenzialanalyse“ des Architektenbüros Arnold und Gladisch das Zentraldepot der Staatlichen Museen in Berlin in Friedrichshagen Eingang gefunden hat, das 2022 fertiggestellt sein soll. In Friedrichshagen sollen Depots und Werkstätten, die sich bisher an verschiedenen Standorten befunden haben, zusammengeführt werden. Das erklärte Ziel des Zentraldepots besteht darin, „Synergieeffekte“ zu schaffen. Aus Sicht der Fragesteller stellt sich die Frage, worin diese „Synergieeffekte“ im Hinblick auf das Nachnutzungskonzept des Architekturbüros bestehen sollen und ob bzw. inwieweit sich die hier jeweils vorhandenen Kapazitäten ergänzen.  1. Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, wie viel Quadratmeter an Fläche die geräumten Gebäude des Museums für Asiatische Kunst und des Ethnologischen Museums genau umfassen? Das Museum für Asiatische Kunst und das Ethnologische Museum haben die Gebäude in Dahlem nicht geräumt. Die Dauerausstellungen wurden zwar geschlossen und abgebaut, die ehemaligen Ausstellungsflächen wurden aber für die umzugsvorbereitenden Maßnahmen umgewandelt. Die ehemalige Ausstellungsfläche des Museums für Asiatische Kunst betrug 3.400 qm, die ehemalige Ausstellungsfläche des Ethnologischen Museums betrug 10.000 qm.  2. Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, warum das mit der Erstellung einer „Potenzialanalyse“ betraute Architekturbüro, das einen Nachnutzungsplan für die geräumten Gebäude des Museums für Asiatische Kunst und des Ethnologischen Museums erstellt hat, zweieinhalb Jahre brauchte , um ein Konzept vorzulegen? Falls ja, welche Argumente hat das Architekturbüro für die ungewöhnlich lange zeitliche Dauer der Erstellung eines Nachnutzungskonzeptes geltend gemacht?  3. Falls nein, warum nicht? Gab es Initiativen von Seiten der Bundesregierung, die Erstellung eines Nachnutzungsplanes für die Dahlemer Museen zeitlich zu beschleunigen? a) Falls ja, zu welchen Ergebnissen haben diese Initiativen gezeitigt? b) Falls nein, warum nicht? Die Fragen 2 und 3 werden im Zusammenhang beantwortet. Bei der Potenzialanalyse handelt es sich nicht um ein Nachnutzungskonzept für den Dahlemer Museumskomplex. Es wurde eine Prüfung beauftragt, inwieweit notwendige Funktionen der Staatlichen Museen zu Berlin und möglicher externer Partner auf den zur Verfügung stehenden Flächen untergebracht und Synergien zwischen den Arbeitsbereichen erzeugt werden können. Das Architekturbüro wurde Ende 2018 nach einem entsprechenden Stiftungsratsbeschluss mit der Potentialanalyse betraut und hat diese fristgerecht im Frühjahr 2019 vorgelegt. Die Frage nach einer zeitlichen Beschleunigung stellte sich daher nicht. Drucksache 19/13003 – 2 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode  4. Gab es im Hinblick darauf, dass das Nutzungskonzept des Humboldt- Forums seit 2002 bekannt ist, nach Kenntnis der Bundesregierung bereits vor 2017 Konzepte, wie die leergeräumten Dahlemer Museen genutzt werden könnten? Falls ja, was für Konzepte waren das, und warum wurden sie nicht weiterverfolgt ? Wie bereits in der Antwort zu Frage 1 aufgeführt sind die Flächen der Dahlemer Museen nicht leergeräumt. Das weiterhin in Dahlem betriebene Museum für Europäische Kulturen hat seine Ausstellungsfläche von 1.100 qm auf 1.500 qm ausgebaut. Die Ausstellungsbereiche des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst wurden im Januar 2017 geschlossen, um den Umzug in das Humboldt Forum vorzubereiten. Auch nach der Eröffnung des Humboldt Forums wird der größte Teil der Objekte in den Depots in Dahlem verbleiben. Neben den Depots planen die Staatlichen Museen zu Berlin auch teilweise Konservierungs- und Forschungseinrichtungen in Dahlem zu konzentrieren. Damit entwickelt sich der Museumsstandort Dahlem in Richtung eines Forschungscampus Dahlem. Dieses Profil soll weiter geschärft werden: Sammlungen und Institutionen sollen zusammengeführt, die interdisziplinäre Forschung und der wissenschaftliche Transfer sollen in Zukunft weiter gestärkt, Veranstaltungsformate für die Öffentlichkeit entwickelt werden.  5. Warum ist nach Kenntnis der Bundesregierung erst Anfang 2017 der Auftrag erteilt worden, ein Nachnutzungskonzept für die Dahlemer Museen zu erstellen? Es wird auf Antwort zu den Fragen 2 und 3 verwiesen.  6. Wie beurteilt die Bundesregierung das Nachnutzungskonzept des Architekturbüros ? Inwieweit ist die Bundesregierung in diesem Zusammenhang der Auffassung , dass dieses Konzept hinreichend interessiertes Publikum nach Dahlem zieht? Die Potentialanalyse liefert eine Flächenbetrachtung mit ersten Ansätzen zu einer inhaltlichen Belegung im Sinne eines Forschungscampus Dahlem. Die Bundesregierung ist der Überzeugung, dass durch eine weitere Profilschärfung und Stärkung der interdisziplinären Forschung und des wissenschaftlichen Transfers sowie durch flankierende Veranstaltungsformate für die Öffentlichkeit ein interessiertes Publikum erreicht werden kann.  7. Gibt es nach Kenntnis der Bundesregierung seitens des Architekturbüros alternative Vorschläge zu dem vorgeschlagenen Konzept, die Gebäude vor allem für Forschungs- und Restaurierungszwecke zu nutzen? a) Falls ja, welche Vorschläge sind das? b) Falls nein, warum nicht? Alternative Vorschläge waren nicht Bestandteil des Auftrags an die Partnerschaft Deutschland – Berater der öffentlichen Hand GmbH (PD), die mit der Erstellung der Potentialanalyse beauftragt wurden. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 3 – Drucksache 19/13003  8. Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, in welchem finanziellen Rahmen sich die Honorierung des Architekturbüros belief? a) Falls ja, kann die Bundesregierung hier genauere Angaben machen? b) Falls nein, warum nicht? Mit Erstellung der Potentialanalyse wurde die PD von der Stiftung Preußischer Kultur-Besitz (SPK) beauftragt. Der finanzielle Rahmen der Vereinbarung zwischen der PD und dem Architektenbüro ist der Bundesregierung nicht bekannt.  9. Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, in welchem Kostenrahmen sich die notwendige Sanierung der geräumten Gebäude des Museums für Asiatische Kunst und des Ethnologischen Museums bewegen wird (www. bz-berlin.de/artikel-archiv/kunst-in-dahlem-nicht-mehr-sicher)? a) Falls ja, gibt es bereits Überlegungen darüber, wer diese Kosten tragen wird? b) Falls nein, warum nicht? Eine Prognose über den Umfang und die damit verbundenen Kosten kann nur im Ergebnis einer fachlichen Begutachtung vorgenommen werden, die als nächster Schritt vorgesehen ist. 10. Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, wer dafür verantwortlich ist, dass mit Blick auf die Dahlemer Museen ein so hoher Sanierungsaufwand entstehen konnte? a) Falls ja, kann die Bundesregierung hier nähere Angaben machen? b) Falls nein, warum nicht? Der hohe Sanierungsbedarf in Dahlem ergibt sich aus dem Alter der unter Denkmalschutz stehenden Gebäude, deren jüngste aus den 1970er Jahren stammen . Zuletzt wurden im Jahr 2000 größere Sanierungen an einzelnen Bauteilen durchgeführt. Seitdem erfolgten über einen langen Zeitraum in Dahlem lediglich funktionserhaltende Maßnahmen am Bau. 11. Gibt es nach Kenntnis der Bundesregierung einen Zeitplan, wann genau die Sanierung der Museumsgebäude in Dahlem in Angriff genommen werden soll? a) Falls ja, kann die Bundesregierung sagen, über welchen Zeitraum sich diese Sanierung erstrecken soll? b) Falls nein, warum nicht? Ein Zeitplan für die Sanierung liegt derzeit nicht vor. Ein Terminplan kann erst nach Aufstellung einer entsprechenden Bauunterlage erstellt werden. 12. Kann die Bundesregierung angeben, welche Aufgaben und Funktionen künftig in den Räumlichkeiten der geräumten Dahlemer Museen und in dem Zentraldepot in Friedrichshagen wahrgenommen werden sollen? 13. Inwieweit ist nach Kenntnis der Bundesregierung das Aufgabenfeld des Zentraldepots der Staatlichen Museen zu Berlin in Friedrichshagen, das 2022 fertiggestellt sein soll, in die „Potenzialanalyse“ eingegangen? Falls nein, warum nicht? Drucksache 19/13003 – 4 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode 14. Kann die Bundesregierung angeben, ob und ggf. inwieweit sich die Nutzungskonzepte in Dahlem und Friedrichshagen ergänzen? a) Falls nein, warum nicht? b) Worin genau sieht die Bundesregierung „Synergieeffekte“ zwischen dem Zentraldepot und dem Nachnutzungskonzept der Dahlemer Museen ? Die Fragen 12 bis 14 werden aufgrund des Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet. Über die Nutzung der ehemaligen Ausstellungsflächen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst für umzugsvorbereitende Maßnahmen mit Blick auf das Humboldt Forum hinaus werden auch weiterhin die üblichen musealen Aufgaben und Funktionen in Dahlem wahrgenommen. Dazu gehören: Depots, Restaurierung und Konservierung, die Nutzung der öffentlich zugänglichen Fachbibliotheken beider Museen, die Verwaltung für den wissenschaftlichen Fachbetrieb, die dazugehörige Infrastruktur und ein entsprechendes Facility Management. Ebenso soll zukünftig das Museum Europäischer Kulturen mit seinen gesamten musealen Funktionen an diesem Standort zusammengezogen werden. Im Zentraldepot in Friedrichshagen sind aktuell keine Flächen für das Ethnologische Museum und das Museum Asiatischer Kunst vorgesehen. Hier werden Bestände der Nationalgalerie und des Kunstgewerbemuseums untergebracht. 15. Kann die Bundesregierung Angaben dazu machen, wie konkret die Pläne für die Einrichtung eines „internationalen Graduiertenkollegs“ in den Museumsbauten in Dahlem sind, das zusammen mit der Freien Universität Berlin realisiert werden soll (www.deutschlandfunkkultur.de/diezukunft - des- museumsstandortes- dahlem- ein- neues.1013.de.html? dram:article_id=453179)? Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz steht in einem intensiven Dialog mit der Freien Universität Berlin, um das Internationale Graduiertenkolleg perspektivisch voranzutreiben. Ergebnisse hieraus würden in den weiteren Planungen berücksichtigt werden. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 5 – Drucksache 19/13003 Gesamtherstellung: H. Heenemann GmbH & Co. KG, Buch- und Offsetdruckerei, Bessemerstraße 83–91, 12103 Berlin, www.heenemann-druck.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de ISSN 0722-8333