Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Katrin Helling-Plahr, Stephan Thomae, Renata Alt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP – Drucksache 19/12771 – Sachstandsbericht: Anträge auf Erlaubniserteilung zum Erwerb eines letal wirkenden Medikamentes zur Selbsttötung seit Februar 2019 V o r b e m e r k u n g d e r F r a g e s t e l l e r Das Bundesverwaltungsgericht hat am 2. März 2017 geurteilt, dass schwer und unheilbar Kranke in einer extremen Notlage die Erlaubniserteilung zum Erwerb eines letal wirkenden Medikamentes nicht versagt werden dürfe. Eingehende Anträge beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wurden laut Presseberichten bisher auf Anweisung des Bundesministeriums für Gesundheit trotzdem abgelehnt (www.tagesspiegel.de/politik/ gesundheitsminister-ignoriert-urteil-jens-spahn-verhindert-sterbehilfe/ 24010180.html). V o r b e m e r k u n g d e r B u n d e s r e g i e r u n g Wie die Bundesregierung wiederholt ausgeführt hat, wie zuletzt auch in ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage der Fraktion der FDP „Umgang mit Anträgen von schwer und unheilbar Kranken in extremer Notlage auf Erlaubnis zum Erwerb von Natrium-Pentobarbital“ auf Bundestagsdrucksache 19/9847, stellt die starke Lebensschutzorientierung des Grundgesetzes ein gewichtiges Argument für die Position dar, dass es grundsätzlich nicht Aufgabe des Staates sein kann, die Tötung eines Menschen – sei es von eigener oder von fremder Hand – durch staatliche Handlungen aktiv zu unterstützen. Um die Versorgung von Menschen am Lebensende zu bessern und Schmerzen zu lindern, hat der Gesetzgeber im Jahr 2015 zu Fragen der palliativen und hospizlichen Versorgung gesetzliche Regelungen beschlossen, mit denen Hilfen ausgebaut werden. Deutscher Bundestag Drucksache 19/13198 19. Wahlperiode 13.09.2019 Die Antwort wurde namens der Bundesregierung mit Schreiben des Bundesministeriums für Gesundheit vom 11. September 2019 übermittelt. Die Drucksache enthält – in kleinerer Schrifttype – den Fragetext.  1. Wie viele Anträge auf Erlaubnis des Erwerbs von Natrium-Pentobarbital oder anderen Betäubungsmitteln zur Selbsttötung wurden seit Februar 2019 beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte gestellt, und wie viele wurden bereits abgelehnt? In der Zeit vom 1. Februar 2019 bis zum 31. August 2019 wurden beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) insgesamt sieben Anträge auf Erteilung einer Erlaubnis nach § 3 des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG) zum Erwerb von Natrium-Pentobarbital zum Zweck der Selbsttötung gestellt. Fünf dieser Anträge wurden nach Anhörung der antragstellenden Personen abgelehnt.  2. Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, in welchem Verfahrensstand die damals sieben nicht beschiedenen Anträge auf Erlaubnis des Erwerbs von Natrium-Pentobarbital oder anderen Betäubungsmitteln zur Selbsttötung sind? Wenn ja, in welchem (vgl. Antwort der Bundesregierung zu Frage 1 der Kleinen Anfrage auf Bundestagsdrucksache 19/8750)? Von den sieben in der Antwort der Bundesregierung auf Frage 1 der Kleinen Anfrage „Umgang mit Anträgen von schwer und unheilbar Kranken in extremer Notlage auf Erlaubnis zum Erwerb von Natrium-Pentobarbital“ auf Bundestagsdrucksache 19/9847 genannten, am 10. April 2019 noch nicht beschiedenen Anträgen, wurden sechs Anträge nach Anhörung der antragsstellenden Personen vom BfArM abgelehnt. In einem Fall ruht das Verfahren auf Ersuchen der antragstellenden Person.  3. Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, in welchem Verfahrensstand die damals vier Anträge auf Erlaubnis des Erwerbs von Natrium- Pentobarbital oder anderen Betäubungsmitteln zur Selbsttötung, die sich im Widerspruchsverfahren befanden, sind? Wenn ja, in welchem (vgl. Antwort der Bundesregierung zu Frage 4 der Kleinen Anfrage auf Bundestagsdrucksache 19/8750)? Die vier Widersprüche wurden vom BfArM zurückgewiesen.  4. Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, in welchem Verfahrensstand die seit Februar 2019 anhängigen Anträge sind, bei denen eine Entscheidung noch aussteht (wenn ja, bitte nach Verfahrensstand aufschlüsseln)? Zu den zwei seit dem 1. Februar 2019 beim BfArM eingegangenen und noch anhängigen Antragsverfahren steht eine Antwort der antragstellenden Personen auf das jeweilige Anhörungsschreiben des BfArM noch aus. Drucksache 19/13198 – 2 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode  5. Gegen wie viele ablehnende Bescheide des BfArM auf Erlaubniserteilung des Erwerbs eines letal wirkenden Medikamentes zur Selbsttötung wurde seit Februar 2019 Widerspruch eingelegt? Wie oft wurde dem Widerspruch abgeholfen?  6. Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, in welchem Verfahrensstand die seit Februar 2019 anhängigen Anträge sind, bei denen Widerspruch eingelegt wurde (wenn ja, bitte nach Verfahrensstand aufschlüsseln)? Die Fragen 5 und 6 werden wegen ihres Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet . Seit dem 1. Februar 2019 sind drei Widersprüche im BfArM eingegangen. Zwei dieser Widersprüche wurden durch Widerspruchsbescheid zurückgewiesen , ein Widerspruchsverfahren ist noch anhängig.  7. Gegen wie viele der oben genannten ablehnenden Bescheide wurde nach dem Widerspruchsverfahren seit Februar 2019 Klage seitens des Antragstellers erhoben? Wie viele Gerichtsverfahren sind aktuell gegen ablehnende Bescheide anhängig ?  8. Wie ist, nach Kenntnis der Bundesregierung, der aktuelle Verfahrensstand in den Fällen, in denen Klage erhoben worden ist? Die Fragen 7 und 8 werden wegen ihres Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet . Seit dem 1. Februar 2019 sind keine Klagen gegen die vorbezeichneten Widerspruchsbescheide eingegangen. Insgesamt sind sieben Klagen beim Verwaltungsgericht Köln anhängig. Die Verfahren sind für November 2019 terminiert. Eine Klage wurde am 15. Februar 2019 rechtskräftig abgewiesen.  9. Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, in wie vielen Fällen der Antragsteller während eines anhängigen Verfahrens seit Februar 2019 verstorben ist (wenn ja, bitte aufschlüsseln wie viele Antragsteller während eines laufenden Verfahrens seit Februar 2019 verstorben sind, wie viele Antragsteller nach Antragsstellung, aber vor Bescheidung verstorben sind, wie viele Antragsteller während des Widerspruchsverfahrens verstorben sind und wie viele Antragsteller während des Klageverfahrens verstorben sind)? In einem Fall ist dem BfArM nach Versendung des ablehnenden Bescheids bekannt geworden, dass die antragstellende Person in der Zwischenzeit verstorben war. Darüber hinaus liegen der Bundesregierung keine Erkenntnisse vor. 10. Wenn die Bundesregierung Kenntnis über die Anzahl der verstorbenen Antragsteller hat, sind in diesen Fällen Fortsetzungsfeststellungsklagen anhängig? Wenn ja, in wie vielen dieser Fälle? Es sind keine Fortsetzungsfeststellungsklagen anhängig. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 3 – Drucksache 19/13198 11. Wie viele Anträge auf Erlaubnis des Erwerbs von Natrium-Pentobarbital oder anderen Betäubungsmitteln zur Selbsttötung wurden seit dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 2. März 2017 insgesamt gestellt, wie viele wurden davon bewilligt, wie viele wurden davon abgelehnt (bitte jeweils nach Datum der Antragsstellung, Datum des Eingangs eines Widerspruches , Datum der Entscheidung über den Widerspruch – und mit welchem Ergebnis – sowie Datum der Zustellung der Klage aufschlüsseln)? Seit dem 2. März 2017 wurden beim BfArM insgesamt 129 Anträge auf Erteilung einer Erlaubnis nach § 3 BtMG zum Erwerb von Natrium-Pentobarbital zum Zweck der Selbsttötung gestellt. In keinem Fall wurde ein Antrag bewilligt , 99 Anträge wurden abgelehnt. 19 Widersprüche wurden durch Widerspruchsbescheid zurückgewiesen, ein Widerspruch wurde zurückgezogen, ein Widerspruchsverfahren ist noch anhängig. Die weiteren Daten ergeben sich aus der nachfolgenden Tabelle: Antragsdatum Datum Eingang Widerspruch Datum Widerspruchsbescheid Datum Klageeingang 5.3.2017 7.3.2017 7.3.2017 11.3.2017 12.3.2017 24.9.2018 14.12.2018 17.11.2017 13.3.2017 6.11.2018 28.2.2019 15.3.2017 21.3.2017 21.3.2017 23.3.2017 24.3.2017 25.3.2017 18.7.2017 26.3.2017 29.3.2017 30.3.2017 4.4.2017 10.4.2017 18.4.2017 19.4.2017 25.4.2017 15.8.2018 2.1.2019 29.4.2017 16.10.2018 22.1.2019 7.2.2019 30.4.2017 3.5.2017 26.10.2018 12.3.2019 7.5.2017 12.5.2017 18.5.2017 23.5.2017 24.5.2017 30.5.2017 30.5.2017 23.2.2018 2.6.2017 6.6.2017 9.6.2017 9.6.2017 12.6.2017 19.6.2017 24.9.2018 7.11.2018 26.10.2017 20.6.2017 22.6.2017 Drucksache 19/13198 – 4 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Antragsdatum Datum Eingang Widerspruch Datum Widerspruchsbescheid Datum Klageeingang 26.6.2017 7.7.2017 8.7.2017 11.7.2017 15.7.2017 26.7.2017 1.8.2017 2.8.2017 13.8.2018 Rücknahme 8.8.2017 8.8.2017 9.8.2017 4.9.2018 23.1.2019 26.2.2019 10.8.2017 11.8.2017 11.8.2017 13.8.2017 5.9.2018 26.11.2018 3.1.2019 14.8.2017 14.8.2017 18.8.2017 19.8.2017 20.8.2017 22.8.2017 31.08.2017 7.9.2017 14.9.2017 8.10.2017 9.10.2017 9.10.2017 11.10.2017 12.10.2017 17.10.2017 18.10.2017 17.9.2018 7.11.2018 19.10.2017 19.10.2017 23.10.2017 26.9.2018 15.11.2018 25.10.2017 25.10.2017 1.11.2017 26.9.2018 26.11.2018 9.1.2019 10.11.2017 15.11.2017 26.11.2017 6.12.2017 11.12.2017 18.1.2018 17.9.2018 15.11.2018 23.1.2018 29.1.2018 30.1.2018 11.2.2018 11.2.2018 20.2.2018 25.2.2018 26.9.2018 8.5.2019 27.2.2018 1.3.2018 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 5 – Drucksache 19/13198 Antragsdatum Datum Eingang Widerspruch Datum Widerspruchsbescheid Datum Klageeingang 5.3.2018 15.3.2018 16.3.2018 19.3.2018 18.9.2018 8.11.2018 20.3.2018 28.3.2018 9.4.2018 10.4.2018 13.4.2018 18.4.2018 23.4.2018 2.5.2018 15.9.2018 7.11.2018 3.5.2018 7.5.2018 20.6.2018 19.7.2018 10.1.2019 1.3.2019 14.8.2018 20.8.2018 24.8.2018 28.8.2018 29.1.2019 4.7.2019 30.8.2018 3.9.2018 12.2.2019 15.8.2019 12.9.2018 15.9.2018 2.10.2018 15.10.2018 28.10.2018 15.11.2018 16.11.2018 3.12.2018 3.12.2018 29.5.2019 1.8.2019 30.1.2019 9.7.2019 6.2.2019 11.2.2019 15.3.2019 10.4.2019 15.4.2019 31.7.2019 16.8.2019 12. Trifft die Bundesregierung legislative Vorbereitungen für den Fall, dass das Bundesverfassungsgericht den Verfassungsbeschwerden gegen § 217 des Strafgesetzbuches stattgibt? Grundsätzlich gilt, dass die Bundesregierung den sich aus Urteilen des Bundesverfassungsgerichts ergebenen Handlungsbedarf prüft, sobald diese vorliegen. Drucksache 19/13198 – 6 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Gesamtherstellung: H. Heenemann GmbH & Co. KG, Buch- und Offsetdruckerei, Bessemerstraße 83–91, 12103 Berlin, www.heenemann-druck.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de ISSN 0722-8333