Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Stephan Protschka, Peter Felser, Franziska Gminder, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der AfD – Drucksache 19/14681 – Maßnahmen der Bundesregierung zur Schließung der heimischen Eiweißlücke V o r b e m e r k u n g d e r F r a g e s t e l l e r Der Bedarf an Futtermitteln lag im Wirtschaftsjahr 2017/18 bei etwa 8,7 Millionen Tonnen verdaulichem Eiweiß. Der größte Teil dieses Bedarfes wurde im Inland erzeugt, während der Anteil aus importierten Futtermitteln in den letzten Jahren bei etwa 2,3 Millionen Tonnen verdaulichem Eiweiß (26 Prozent) lag. Bei den Futtermittelimporten handelt es sich in erster Linie um Eiweiß aus Sojabohnen (etwa 1,4 Millionen Tonnen) sowie Eiweiß aus Raps (etwa 0,5 Millionen Tonnen) (Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE. „Einsatz von Eiweißpflanzen für eine nachhaltige Landwirtschaft“ auf Bundestagsdrucksache 19/9896, S. 5 f.). Somit bleiben Sojabohnen (einschließlich Ölkuchen und Ölschrote) das mit Abstand wichtigste Importfuttermittel bezogen auf die Eiweißkomponente (www.bmel-sta tistik.de/landwirtschaft/tierhaltung/futtermittel/). Die rechnerische Anbaufläche in Drittländern für die Erzeugung der deutschen Sojaimporte aus Drittländern ist rückläufig, lag 2018 aber immerhin bei etwa 1,29 Millionen Hektar (Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE. „Einsatz von Eiweißpflanzen für eine nachhaltige Landwirtschaft“ auf Bundestagsdrucksache 19/9896, S. 15). Um die Eiweißlücke zu reduzieren, hat sich die Bundesregierung mit der Eiweißpflanzenstrategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Förderung des Leguminosenanbaus in Deutschland die Ziele gesetzt , die Wettbewerbsnachteile heimischer Eiweißpflanzen zu verringern, Forschungslücken zu schließen und erforderliche Maßnahmen in der Praxis zu erproben und umzusetzen (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), 2016, Ackerbohne, Erbse & Co. – Die Eiweißpflanzenstrategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Förderung des Leguminosenanbaus in Deutschland, zuletzt abgerufen am 4. September 2019, www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Broschueren/Eiweisspflanzenst rategieBMEL.pdf?__blob=publicationFile, S.04). Deutscher Bundestag Drucksache 19/15296 19. Wahlperiode 19.11.2019 Die Antwort wurde namens der Bundesregierung mit Schreiben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft vom 15. November 2019 übermittelt. Die Drucksache enthält – in kleinerer Schrifttype – den Fragetext. Vorabfassung - wird durch die lektorierte Version ersetzt. 1. Wie bewertet die Bundesregierung den bisherigen Erfolg bei der Erreichung des Ziels der „Eiweißpflanzenstrategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Förderung des Leguminosenanbaus in Deutschland“, die Eiweißversorgung der heimischen Nutztiere zu steigern, insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Anteil von verdaulichem Eiweiß aus importierten Futtermitteln in den letzten Jahren konstant bei 26 Prozent lag (siehe Vorbemerkung)? Ziel der Eiweißpflanzenstrategie (EPS) des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ist es, den Leguminosenanbau in Deutschland zu fördern und die Anbaufläche wieder auszudehnen. Im Jahr 2012 hat das BMEL die EPS auf den Weg gebracht. Mit einer breiten Palette von Förderinstrumenten sollen sowohl die Entwicklung des Angebots als auch die Nachfrage nach heimisch erzeugten Leguminosen gestärkt werden. Zur Intention der EPS sowie zu den einzelnen Förderaktivitäten wird auf die Antwort der Bundesregierung zu Frage 5 der Kleinen Anfrage der Fraktion der FDP „Import und heimischer Anbau von Eiweißpflanzen: Strategien gegen die Eiweißlücke“ auf Bundestagsdrucksache 19/14521 verwiesen. Der Ausbau von Forschung und Wissenstransfer hat eine Schlüsselfunktion für die Entwicklung des Leguminosenanbaus in Deutschland. Für die Kulturarten Soja, Lupine und Erbse/Bohne wurden mit Unterstützung des Bundes Demonstrationsnetzwerke mit konventionell und ökologisch wirtschaftenden Betrieben eingerichtet. Ein viertes für feinsamige Leguminosen (Klee, Luzerne) befindet sich im Aufbau. Die Netzwerke dienen dem Wissenstransfer innerhalb der Praxis und zwischen Praxis und Wissenschaft zu Fragen rund um Anbau und Vermarktung von Leguminosen. Mit den Forschungs- und Entwicklungsvorhaben sollen bestehende Verfahren verbessert, Innovationen erzeugt und insbesondere die Züchtung leistungsstarker Sorten vorangebracht werden. Die Ergebnisse aus ersten abgeschlossenen Vorhaben zeigen, dass die Förderung neue Impulse für den Anbau und die Verwertung von heimischen Eiweißpflanzen setzen kann. Die Netzwerke tragen zur Verbreitung des Wissens sowie zur Verbesserung des Anbaus bei und ermöglichen erste Schritte zu einer verbesserten Vermarktung. Nach der fünfjährigen Laufzeit des Soja-Netzwerks konnte eine positive Bilanz gezogen werden. So hat die Arbeit des Netzwerks wesentlich dazu beigetragen, dass sich die heimische Sojaanbaufläche von 2013 bis 2018 mehr als verdreifacht hat und die Anzahl an Aufbereitungsanlagen deutlich erhöht wurde. Durch den verbesserten Wissenstransfer und gestiegenes Know-How stiegen die Erträge der beteiligten Betriebe. Insgesamt betrachtet , hat sich die Anbaufläche von Hülsenfrüchten zur Körnergewinnung seit Beginn der EPS mehr als verdoppelt. Die Forschungsvorhaben zeigen die weiteren Potentiale der Eiweißpflanzen auf, beispielsweise durch die Züchtung neuer Sorten mit verbesserten Eigenschaften . In den zurückliegenden Jahren konnten damit erste Schritte zur Verbesserung der Situation bei den Eiweißpflanzen erreicht werden. Dennoch sind weitere Anstrengungen in diesem Bereich notwendig, um nachhaltigere Verbesserungen der Versorgungs- und Anbausituation zu erreichen. Drucksache 19/15296 – 2 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Vorabfassung - wird durch die lektorierte Version ersetzt. Die Attraktivität des Anbaus von Leguminosen für Landwirte hängt stark von den Vermarktungsmöglichkeiten und den zu erzielenden Erzeugerpreisen ab. Über den Austausch unter den Akteuren der Branche können Engpässe und Hemmnisse zwischen den verschiedenen Produktionsstufen der Wertschöpfungskette gezielt adressiert sowie Lösungsmöglichkeiten erarbeitet werden. Um einen kontinuierlichen Dialogprozess zwischen möglichst allen Akteuren der Wertschöpfungskette für Eiweißfuttermittel zu etablieren und zu verstetigen , wurde das „Dialogforum nachhaltigere Eiweißfuttermittel“ eingerichtet. In diesem Dialog sollen Lösungsstrategien abgestimmt und ein Maßnahmenkatalog zum Einsatz von nachhaltigeren Eiweißfuttermitteln in Deutschland entwickelt werden. Im Oktober 2017 haben 35 Akteure aus den Bereichen Land- und Ernährungswirtschaft, Umweltschutz, Lebensmitteleinzelhandel und Gastronomie ein gemeinsames Positionspapier verabschiedet sowie individuelle Ziele bekannt gegeben. Sie sprechen sich u. a. dafür aus, den Anteil heimischer Leguminosen in der Fütterung zu erhöhen und ausschließlich als nachhaltig zertifiziertes Soja einzusetzen 2. Wie bewertet die Bundesregierung die bisherigen Erfolge des Ziels, „dass die Fruchtfolgen mit Leguminosen auf mittlere Sicht monetär mindestens ebenso gut abschneiden wie Fruchtfolgen ohne Leguminosen, in denen ausschließlich Getreide, Mais, Zuckerrüben oder Raps angebaut werden“, wie in der „Eiweißpflanzenstrategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Förderung des Leguminosenanbaus in Deutschland“ festgeschrieben (www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/ B r o s c h u e r e n / E i w e i s s p f l a n z e n s t r a t e g i e B - M E L . p d f ; j s e s s i o nid=EC34F7697AB2513255396545101A46E2.1_cid367?__blob=publicati onFile%20auf%20Seite%208)? Generell wird die Wirtschaftlichkeit von Leguminosen maßgeblich sowohl durch die standort- und betriebsspezifischen Rahmenbedingungen als auch die lokalen und individuellen Vermarktungsmöglichkeiten beeinflusst, sodass allgemeingültige Aussagen nur bedingt möglich sind. Mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit sind als Schwäche von Leguminosen vor allem das geringere Ertragsniveau und die geringere Ertragsstabilität gegenüber anderen Kulturen zu sehen. Die Wirtschaftlichkeit von Leguminosen wurde in einer Metastudie von Preissel et al. (2015) auf Grundlage von europäischen Arbeiten (aus: den Niederlanden , Großbritannien, Frankreich, Polen, Finnland, Estland und Deutschland) untersucht. Verglichen wurden die Deckungsbeiträge von großkörnigen Leguminosen mit Getreide und Raps. Wie auch bei Berechnungen verschiedener Landesanstalten kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass Leguminosen oftmals geringere Deckungsbeiträge aufweisen als die alternativen Kulturen. So wurden Deckungsbeitragsverluste von Ackerbohnen und Körnererbsen in Höhe von 300 bis 500 Euro/ha gegenüber Weizen ausgewiesen. Unter Berücksichtigung eines Vorfruchtwertes der Eiweißpflanzen von etwa 150 Euro/ha ergeben sich monetäre Nachteile zwischen 150 und 300 Euro/ha*. Lediglich bei Sojabohnen konnten den Berechnungen zu Folge bei guten Erträgen und aufgrund höherer Erzeugerpreise vergleichbare Deckungsbeiträge erwirtschaftet werden. Im Rahmen der vom Bund geförderten Modell- und Demonstrationsvorhaben Lupine und Ackerbohne/Erbse sowie des Forschungsprojekts „Leguan“ hat die Fachhochschule Südwestfalen die Wirtschaftlichkeit des Körnerleguminosenanbaus in den Jahren 2012 bis 2014 bzw. von 2016 – 2018 untersucht * Preissel, S., M. Reckling, N. Schläfke und P. Zander (2015): Magnitude and farm-economic va-lue of grain legume precrop benefits in Europe: A review. In: Field Crops Research 175. S. 64–79. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 3 – Drucksache 19/15296 Vorabfassung - wird durch die lektorierte Version ersetzt. (Zerhusen-Blecher et al., 2015* ; Zerhusen-Blecher et al., 2018** Die Wirtschaftlichkeitsberechnung erfolgte unter Berücksichtigung des Berechnungsschemas der direkt- und arbeitserledigungskostenfreien Leistung (DAL): Neben der reinen Marktleistung wird bei dem DAL-Ansatz zusätzlich der Vorfruchtwert monetär bewertet, der sich aus dem monetären Mehrertrag der Folgefrucht (nach Anbau der Körnerleguminose) sowie aus den Einsparungen beim Einsatz von Stickstoffdüngern und der Bodenbearbeitung kalkulieren lässt. Nach Berechnungen der Fachhochschule Südwestfalen liegen diese im Durchschnitt der Jahre für Ackerbohnen bei 188 Euro, für Erbsen bei 156 Euro und für Lupinen bei 155 Euro. Auf dieser Grundlage ergab die Datenauswertung im Rahmen des Leguan-Projektes, dass mit allen Körnerleguminosenarten eine positive DAL erzielt werden konnte. Ackerbohnen und auch Erbsen waren dabei gegenüber anderen Fruchtfolgegliedern konkurrenzfähig; im Einzelfall traf dies auch für Lupinen zu (Zerhusen-Blecher et al., 2015). 3. Wie hat sich nach Kenntnis der Bundesregierung der Selbstversorgungsgrad bei Eiweißfuttermitteln in den letzten zehn Jahren entwickelt (bitte in Prozent angeben)? Es wird auf die Antwort der Bundesregierung zur Frage 1 der Kleinen Anfrage der Fraktion der FDP „Import und heimischer Anbau von Eiweißpflanzen: Strategien gegen die Eiweißlücke“ auf Bundestagsdrucksache 19/14521 verwiesen . 4. Wie hat sich nach Kenntnis der Bundesregierung der Selbstversorgungsgrad bei Ölschroten in den letzten zehn Jahren entwickelt (bitte in Prozent angeben)? Die beigefügte Anlage enthält die Versorgungsbilanz für Ölkuchen und Schrote der Jahre 2007/2008 bis 2017/2018. Der Tabelle ist auch der für die jeweiligen Jahre ermittelte Selbstversorgungsgrad zu entnehmen. 5. Wie hat sich nach Kenntnis der Bundesregierung der heimische Rapsanbau in den letzten fünf Jahren entwickelt (bitte nach Jahr, Anbaufläche, Ertrag und Bundesland aufschlüsseln)? Die folgende Übersicht gibt die Anbauflächen, Erträge und Erntemengen für Raps und Rübsen zur Körnergewinnung nach Bundesländern wieder. Die Angaben für 2019 sind vorläufig. * Zerhusen-Blecher P, Kramps-Alpmann D, Rohn S, Braun J, Schäfer BC (2015) Ergebnisse einer Analyse des konventionellen Anbaus von Körnerleguminosen in landwirtschaftlichen Betrieben. Mitt. Ges. Pflanzenbauwiss. 27:27–28. ** Zerhusen-Blecher P, Stevens K, Schäfer BC und Braun J (2018): DemoNet Erbse/Bohnen. URL: www.demoneterbo.ag rarpraxisforschung.de/index.php?id=301. Drucksache 19/15296 – 4 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Vorabfassung - wird durch die lektorierte Version ersetzt. Bundesland 2015 2016 2017 2018 2019 (v) Anbaufläche (Tsd. ha) Baden-Württemberg 46,2 48,6 49,1 50,8 39,4 Bayern 104,0 110,2 118,8 115,4 84,9 Berlin 0,1 .1) .1) .1) .1) Brandenburg 130,7 134,0 128,9 122,9 67,0 Bremen 0,3 0,2 0,2 0,2 0,2 Hamburg 0,7 .1) .1) .1) .1) Hessen 55,7 60,9 57,7 54,8 27,7 Mecklenburg-Vorpommern 230,5 228,5 224,9 196,5 167,9 Niedersachsen 119,3 122,3 122,7 105,2 76,5 Nordrhein-Westfalen 57,0 59,0 57,1 58,1 40,1 Rheinland-Pfalz 43,3 45,2 42,4 45,9 36,6 Saarland 3,8 3,9 3,0 .1) 2,8 Sachsen 126,8 129,8 129,3 126,0 96,9 Sachsen-Anhalt 164,1 170,6 158,8 159,0 73,0 Schleswig-Holstein 91,0 93,0 97,4 74,0 66,1 Thüringen 112,0 118,8 118,0 115,1 81,7 Deutschland insgesamt 1.285,5 1.325,7 1.308,9 1.228,3 861,6 Hektarertrag (dt/ha) Baden-Württemberg 40,6 38,8 38,3 38,3 37,4 Bayern 39,8 39,4 38,2 .1) .1) Berlin .1) /2) /2) /2) /2) Brandenburg 36,0 27,1 27,2 24,2 24,4 Bremen .1) /2) /2) /2) /2) Hamburg .1) /2) /2) /2) /2) Hessen 38,3 37,4 34,2 29,2 32,2 Mecklenburg-Vorpommern 40,8 26,6 29,7 29,4 35,6 Niedersachsen 38,8 36,7 31,7 29,3 33,6 Nordrhein-Westfalen 40,3 38,5 39,0 34,6 37,1 Rheinland-Pfalz 39,7 34,3 35,1 34,7 34,4 Saarland 36,7 30,5 32,3 32,1 30,0 Sachsen 38,5 37,1 33,2 .1) 33,5 Sachsen-Anhalt 37,7 .1) 30,0 27,7 28,2 Schleswig-Holstein .1) 31,3 35,6 30,5 37,9 Thüringen 36,9 39,8 33,2 29,7 30,4 Deutschland insgesamt 39,0 34,5 32,7 29,9 33,0 Erntemenge (Tsd. t) Baden-Württemberg 187,6 188,2 187,9 194,3 147,5 Bayern 413,6 434,4 453,6 .1) .1) Berlin .1) /2) /2) /2) /2) Brandenburg 471,1 363,2 351,2 297,7 163,8 Bremen .1) /2) /2) /2) /2) Hamburg .1) /2) /2) /2) /2) Hessen 213,2 227,7 197,5 159,9 89,1 Mecklenburg-Vorpommern 941,2 608,8 668,3 578,5 598,7 Niedersachsen 463,5 448,5 389,4 308,6 257,2 Nordrhein-Westfalen 229,8 226,9 222,4 201,0 148,7 Rheinland-Pfalz 171,7 155,1 148,9 159,1 126,0 Saarland 14,0 12,0 9,6 .1) 8,4 Sachsen 487,8 481,2 429,9 .1) 324,6 Sachsen-Anhalt 618,2 .1) 475,9 441,0 205,6 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 5 – Drucksache 19/15296 Vorabfassung - wird durch die lektorierte Version ersetzt. Bundesland 2015 2016 2017 2018 2019 (v) Anbaufläche (Tsd. ha) Schleswig-Holstein .1) 291,5 346,2 226,0 250,2 Thüringen 413,2 473,1 391,7 341,6 248,0 Deutschland insgesamt 5.016,8 4.579,6 4.275,6 3.677,2 2.845,7 1) Zahlenwert unbekannt oder geheim zu halten. 2) Keine Angabe, da Zahlenwert nicht sicher genug . Quelle: Statistisches Bundesamt 6. Welche Rolle spielt Raps aus Sicht der Bundesregierung bei der Schließung der „Eiweißlücke“, und welche Maßnahmen sind diesbezüglich geplant ? Der heimische Rapsanbau trägt wesentlich zur Verringerung der „Eiweißlücke“ bei. Darüber hinaus ist Rapsöl ein wertvolles Lebensmittel, Biodiesel aus Raps ein bedeutender erneuerbarer Energieträger und Raps ein wichtiges Fruchtfolgeglied . Die Erhaltung und nachhaltige Entwicklung des Rapsanbaus sind darüber hinaus im Rahmen der derzeit von der Bundesregierung erarbeiteten Ackerbaustrategie ein wichtiges Element zur Beibehaltung bzw. Erhöhung der Kulturartenvielfalt im Ackerbau. Im Übrigen wird auf die Antwort der Bundesregierung zu den Fragen 1, 3 und 5 der Kleinen Anfrage der Fraktion FDP „Import und heimischer Anbau von Eiweißpflanzen: Strategien gegen die Eiweißlücke“ auf Bundestagsdrucksache 19/14521 verwiesen. 7. Welche alternativen Möglichkeiten zur Bekämpfung des Rapserdflohs bei Raps gibt es nach Kenntnis der Bundesregierung nach dem Anwendungsverbot der neonikotinoiden Wirkstoffe Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam im Freiland? Seit dem Verbot der Neonikotinoid-Beize im Dezember 2013 stehen zur Bekämpfung des Rapserdflohs in Deutschland lediglich Wirkstoffe aus der Wirkstoffgruppe der Pyrethroide als Spritzanwendung zur Verfügung. Allerdings wurde beim Rapserdfloh in weiten Teilen Deutschlands Pyrethroid-Resistenz nachgewiesen. Zur Bekämpfung des Rapserdflohs ist außerdem das biologische Beizmittel Integral Pro (Bacillus amyloliquefaciens) zugelassen. Bei Starkbefall besteht allerdings keine ausreichende Wirkung. Im Übrigen wird auf die Antwort der Bundesregierung zu Frage 14 der Kleinen Anfrage der Fraktion der FDP „Import und heimischer Anbau von Eiweißpflanzen: Strategien gegen die Eiweißlücke“ auf Bundestagsdrucksache 19/14521 verwiesen. 8. Welche Möglichkeiten zur Bekämpfung von Kohlfliegen und Blattläusen bei Raps gibt es nach Kenntnis der Bundesregierung, insbesondere nach dem Anwendungsverbot der neonikotinoiden Wirkstoffe Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam im Freiland? Zur Bekämpfung der Kleinen Kohlfliege sind seit dem Anwendungsverbot der neonikotinoiden Wirkstoffe keine alternativen Wirkstoffe zugelassen. In Polen ist ein Cyantraniliprole-haltiges Pflanzenschutzmittel für die Behandlung von Saatgut (Lumiposa 625 FS) zugelassen. Saatgut, das mit diesem Mittel in Polen gebeizt wurde, darf nach Deutschland verbracht und ausgesät werden. Lumipo- Drucksache 19/15296 – 6 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Vorabfassung - wird durch die lektorierte Version ersetzt. sa besitzt als Indikation die Verminderung des Starkbefalls durch die Kleine Kohlfliege. Es hat keine Wirkung auf den Rapserdfloh oder Blattläuse. Zur Bekämpfung von Blattläusen im Raps stehen zur Spritzanwendung Wirkstoffe aus der Wirkstoffgruppe der Pyrethroide und Maltodextrin (Eradicoat) zur Verfügung. Sie besitzen allerdings keine ausreichende Wirkung, da die Blattunterseite, auf der sich die Läuse vorwiegend befinden, bei Spritzapplikation kaum getroffen wird. Zudem wurde bei der Grünen Pfirsichblattlaus Pyrethroid-Resistenz nachgewiesen. Zur Bekämpfung der Grünen Pfirsichblattlaus steht der Wirkstoff Flonicamid (Teppeki) im Raps zur Verfügung. Gegen Blattläuse als Virusvektoren sind keine Wirkstoffe zugelassen. Im Übrigen wird auf die Antwort der Bundesregierung zu Frage 14 der Kleinen Anfrage der Fraktion der FDP „Import und heimischer Anbau von Eiweißpflanzen: Strategien gegen die Eiweißlücke“ auf Bundestagsdrucksache 19/14521 verwiesen. 9. Welche Rolle spielt Dauergrünland aus Sicht der Bundesregierung bei der Schließung der „Eiweißlücke“, und welche Maßnahmen sind diesbezüglich geplant? Grünland und Feldfutter sind für die Wiederkäuerfütterung und hier insbesondere für die Milchviehfütterung wichtige heimische Eiweiß- und Energielieferanten . Zu den eiweißreichen Futterpflanzen gehören die Leguminosen Klee und Luzerne, welche auch in der Mischung mit Gräsern hohe Proteinerträge erzielen . Hohe Proteinerträge vom Grünland können grundsätzlich bei entsprechenden standortangepassten Bestandszusammensetzungen (Pflanzenarten und -sorten , ausreichender Leguminosenanteil), optimierter Bewirtschaftung (Düngung, Ernte) sowie Konservierung erzielt werden. Bei einer hohen Grundfutterqualität mit entsprechendem Proteinertrag vom Grünland kann ein Teil des Eiweißbedarfs in der Wiederkäuerfütterung durch das Grundfutter abgedeckt werden. In Abhängigkeit vom Proteingehalt des Grundfutters kann der Kraftfutteranteil in der Ration angepasst werden, was die Wirtschaftlichkeit der Produktion verbessert und einen Beitrag zur Versorgung mit heimischem Eiweiß leistet. Um die nachhaltige Nutzung des Grünlandes zu unterstützen, hat das BMEL beim Julius Kühn-Institut eine Stabsstelle Grünland eingerichtet. Dort erfolgt eine übergeordnete wissenschaftliche Koordinierung der durch das BMEL geförderten Projekte. Das BMEL arbeitet zudem an einer Grünlandstrategie, die konkrete Handlungsfelder zur Erhaltung des Grünlandes und Stärkung einer dauerhaften Grünlandnutzung auch im Hinblick auf die Steigerung der Proteinversorgung benennen wird. 10. Wie bewertet die Bundesregierung das Potential für eine Steigerung des Rohproteinertrags von Grünland? Im Wirtschaftsjahr 2017/2018 wurden in Deutschland rd. 2,3 Millionen Tonnen verdauliches Eiweiß auf dem Grünland erzeugt (einschl. Leguminosen zur Ganzpflanzenernte, Feldgras/Grasanbau auf dem Ackerland und andere Pflanzen zur Ganzpflanzenernte). Der Anteil von auf Grünland erzeugtem Protein an der gesamtdeutschen Proteinerzeugung lag damit bei etwa 35 Prozent. Aufgrund des hohen Anteils von Grünland an der Proteinversorgung führt eine Steigerung des Grünlandertrages oder eine Verringerung der Silage- und Futterverluste unmittelbar zu einer besseren Eiweißversorgung aus dem Grundfutter und senkt damit den Importbedarf. Der Rohproteinertrag auf Grünland ist grundsätzlich von der Zusammensetzung der Grasnarbe, den Witterungsbedingungen und der Intensität der Bewirtschaftung (Schnittzeitpunkt, Anzahl der Schnitte und Düngeintensität) abhän- Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 7 – Drucksache 19/15296 Vorabfassung - wird durch die lektorierte Version ersetzt. gig. Das auf dem Grünland erzeugte Protein kann allerdings nur von Wiederkäuern verwertet werden und ist für andere Tierarten nicht, oder nur bedingt, nutzbar. Der anteilsmäßig größte Verwerter von auf Grünland erzeugtem Protein sind Milchkühe. Hierdurch bedingt befindet sich auch ein großer Anteil der Milchproduktion in den grünlandintensiven Regionen in Nordwest- und Süddeutschland sowie den Mittelgebirgslagen. Da Futterkosten der wichtigste Kostenblock in der Milcherzeugung sind und die Betriebe eine hohe Grundfutterleistung anstreben, ist davon auszugehen, dass in diesen Regionen das Grünland bereits intensiv genutzt wird und grundsätzlich nur ein begrenztes Steigerungspotential besteht. Eine bayrische Studie kommt allerdings zu dem Ergebnis , dass bei einem verbesserten Management die Rohproteinerträge vom Grünland in Bayern um 20 Prozent gesteigert werden könnten (zitiert in Wolf 2019*). Deutlich höhere Ertragspotentiale wären bei extensiv bewirtschaftetem Grünland gegeben. Dieses befindet sich jedoch in der Regel in viehärmeren Regionen Deutschlands. Grundsätzlich wäre es möglich, diese Flächen intensiver zu bewirtschaften, um den Rohproteinertrag zu steigern. Allerdings ist der Grünlandaufwuchs nur sehr begrenzt transportwürdig, so dass bei fehlender Tierhaltung vor Ort keine wirtschaftliche Verwertung gegeben ist. Zu berücksichtigen ist in diesem Zusammenhang auch, dass Grünland auch wichtige Ökosystemleistungen erbringt, wie z. B. einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz und extensives Grünland zudem zur Artenvielfalt und zur Biodiversität . Eine intensivere Nutzung geht in der Regel mit einer Verarmung der Artenvielfalt im Grünland einher. 11. Wie viele Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche wären nach Kenntnis der Bundesregierung nötig, um den Importanteil an Futtermitteleiweiß durch heimische Eiweißproduktion ersetzen zu können? Es wird auf die Antwort der Bundesregierung zu Frage 5c der Kleinen Anfrage der Fraktion DIE LINKE. „Einsatz von Eiweißpflanzen für eine nachhaltige Landwirtschaft“ auf Bundestagsdrucksache 19/9896 verwiesen. 12. Welche Bestrebungen gibt es von Seiten der Bundesregierung, die „Eiweißstrategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Förderung des Leguminosenanbaus in Deutschland“ unter Einbeziehung weiterer Kulturen in eine nationale Eiweißstrategie zu überführen? Es wird auf die Antwort der Bundesregierung zu den Fragen 3 und 5 der Kleinen Anfrage der Fraktion der Fraktion der FDP „Import und heimischer Anbau von Eiweißpflanzen: Strategien gegen die Eiweißlücke“ auf Bundestagsdrucksache 19/14521 verwiesen. * Wolf M (2019) Woher kommt das Eiweiß? DLG-Mitteilungen 8/2019:14-17. Drucksache 19/15296 – 8 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Vorabfassung - wird durch die lektorierte Version ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 9 – Drucksache 19/15296 Vorabfassung - wird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/15296 – 10 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Vorabfassung - wird durch die lektorierte Version ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11 – Drucksache 19/15296 Vorabfassung - wird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/15296 – 12 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Vorabfassung - wird durch die lektorierte Version ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 13 – Drucksache 19/15296 Vorabfassung - wird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/15296 – 14 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Vorabfassung - wird durch die lektorierte Version ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 15 – Drucksache 19/15296 Vorabfassung - wird durch die lektorierte Version ersetzt. Gesamtherstellung: H. Heenemann GmbH & Co. KG, Buch- und Offsetdruckerei, Bessemerstraße 83–91, 12103 Berlin, www.heenemann-druck.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de ISSN 0722-8333 Vorabfassung - wird durch die lektorierte Version ersetzt.