Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Karlheinz Busen, Frank Sitta, Dr. Gero Clemens Hocker, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP – Drucksache 19/15596 – Managementpläne für Braunbären V o r b e m e r k u n g d e r F r a g e s t e l l e r Nach 13 Jahren ist wieder ein Braunbär (Ursus arctos) in der deutschösterreichischen Grenzregion gesichtet worden. Nach den vorliegenden Erkenntnissen , hat ein Braunbär auch bereits die Grenze nach Deutschland überquert und hält sich nun in der bayerischen Natur auf (www.faz.net/aktuell/gese llschaft/tiere/touristin-entdeckt-spuren-wilder-baer-in-allgaeuer-alpen-164397 1 3 . h t m l ). Der Braunbär ist Bestandteil des Anhangs IV der Richtlinie 92/43/EWG (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, kurz FFH-Richtlinie) und somit streng geschützt. Bereits 2008 beauftragte das Bundesamt für Naturschutz mehrere Wildtierforscher , um Standards für ein Monitoring von Großraubtieren zu entwickeln. Der Braunbär bildete neben dem Wolf und dem Luchs einen wesentlichen Bestandteil der Forschungsarbeit. Ziel war es, die Vergleichbarkeit von Hinweisdaten zu Großraubtieren innerhalb Deutschlands zu gewährleisten unter Beachtung der EU-Vorgaben hinsichtlich der FFH-Berichtspflichten (www.bf n.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/Skript413.pdf). 1. Wie viele Braunbären leben nach Kenntnis der Bundesregierung in Europa , von deren Population auch einzelne Tiere nach Deutschland wandern könnten? Nach Kenntnis der Bundesregierung ist es derzeit am wahrscheinlichsten, dass einzelne Bären aus der Alpenpopulation nach Deutschland einwandern. Im Alpenraum (Italien, Schweiz, Österreich und Slowenien) leben nach derzeitigem Kenntnisstand schätzungsweise 50 bis 70 Tiere. Deutscher Bundestag Drucksache 19/16001 19. Wahlperiode 16.12.2019 Die Antwort wurde namens der Bundesregierung mit Schreiben des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nuk leare Sicherheit vom 13. Dezember 2019 übermittelt. Die Drucksache enthält zusätzlich – in kleinerer Schrifttype – den Fragetext. 2. Welche Gefahren gehen nach Kenntnis der Bundesregierung von Braunbären aus? a) Welche Art von Schäden sind der Bundesregierung aus den letzten 30 Jahren bekannt, die durch Braunbären verursacht wurden? b) Wie werden Schäden durch den Braunbär möglicherweise bewertet? Die Fragen 2 bis 2b werden gemeinsam beantwortet. Erfahrungen aus Deutschland und anderen Ländern zeigen, dass Bären Schäden an Obstkulturen, Bienenstöcken, Weidetieren, Gebäuden, Silage sowie Rehwildfütterungen verursachen können. Die charakteristische Vorgehensweise und die Stärke der Gewalteinwirkung macht es in der Regel einfach, den Bären als Täter einzugrenzen. In der Regel werden am Tatort weitere Hinweise (Haare , Trittsiegel, Kot, Kratzspuren) gefunden. Um Schäden vorzubeugen, können durch verschiedene präventive Maßnahmen wie etwa elektrische Zäune oder Herdenschutzhunde Übergriffe von Bären effektiv vermieden werden. 3. Welche konkreten Managementmaßnahmen sind nach Kenntnis der Bundesregierung für den Fall vorgesehen, dass ein Braunbär in Deutschland heimisch wird, nachdem bereits 2008 erste Überlegungen für ein Management von Großraubtieren in einer Studie des Bundesamtes für Naturschutz zusammengefasst wurden (www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dok umente/skripten/Skript413.pdf,Seite3)? Erfolgt die Erhebung von Hinweisdaten zu Großraubtieren wie dem Braunbären isoliert betrachtet auf Deutschland, und welche Art von Monitoring lässt sich daraus entwickeln? Die einzelnen Bundesländer sind für das Management des Bären verantwortlich . So hat z. B. Bayern ein „Managementplan Braunbären in Bayern – Stufe 1“ veröffentlicht, im dem der Handlungsrahmen sowie die Zuständigkeiten, Kommunikationswege , das Monitoring und die Abwicklung von Ausgleichszahlungen geregelt wird, wenn ein Bär nach Bayern zuwandert. Der Plan zielt darauf ab, ein möglichst konfliktarmes Miteinander von Mensch und zu- bzw. durchwandernden Bären zu erreichen. Der Bund und das Land Bayern beteiligen sich an der Plattform WISO „Große Beutegreifer, wildlebende Huftiere und Gesellschaft“ der Alpenkonvention. Ziel der Plattform ist es, neben einem regelmäßigen Informationsaustausch, Empfehlungen für international koordinierte Managementmaßnahmen für Braunbären auf Alpenebene zu entwickeln, um ein möglichst konfliktarmes Nebeneinander von Mensch und Tier zu erreichen. 4. Hält die Bundesregierung Gebiete in Deutschland als Lebensraum für Braunbären geeignet, und wenn ja, welche? Verschiedene Studien zur Schätzung der Habitateignung von Braunbären zeigen , dass speziell in den Alpen geeignete Lebensräume für Braunbären vorhanden sind (Scharf, A., Fernández, N. (2018): Up-scaling local-habitat models for large-scale conservation: Assessing suitable areas for the brown bear comeback in Europe. Diversity and Distributions 24 (11): 1573-1582; Güthlin, D., Knauer, F., Kneib, T., Küchenhoff, H., Kaczensky, P., Rauer, G., Jonozovič, M., Mustoni, A., Jerina, K. (2011): Estimating habitat suitability and potential population size for brown bears in the Eastern Alps. Biological Conservation 144 (5): 1733-1741.). Drucksache 19/16001 – 2 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Eine Wiederbesiedlung Deutschlands durch den Braunbären ist jedoch in unmittelbarer Zukunft nicht wahrscheinlich, langfristig aber auch nicht auszuschließen . 5. Wie viele Sichtungen von Braunbären gab es in der deutsch-österreichischen und der deutschtschechischen Grenzregion in den Jahren 2014 bis 2019 nach Kenntnis der Bundesregierung jeweils? Nach Kenntnis der Bundesregierung gab es zwischen 2014 bis 2019 zwei Sichtungen von Bären im deutsch-österreichischen Grenzgebiet. Der Bundesregierung liegen keine Sichtmeldungen aus der deutsch-tschechischen Grenzregion vor. 6. Welche Kenntnisse besitzt die Bundesregierung darüber, wie weit Braunbären wandern können, welchen Herkunftsregionen sie zuzuordnen sind, und aus welchen Regionen stammen die zuletzt in Deutschland gesichteten Braunbären? Auf der Suche nach einem neuen Revier wandern junge Braunbärenmännchen teils über mehrere hundert Kilometer ab. Bärenweibchen zeigen geringere Abwanderungsdistanzen als Männchen (Bartoń, K., Zwijacz-Kozica, T., Zięba, F., Sergiel, A., Selva, N. (2019): Bears without borders: Long-distance movement in human-dominated landscapes. Global Ecology and Conservation 17: e00541). Mittels genetischer Methoden können Herkunftsregionen zugeordnet werden. Der im Jahr 2006 nach Bayern eingewanderte junge männliche Bär stammte aus Norditalien (Provinz Trient). Zu dem zuletzt in Deutschland im Jahr 2019 nachgewiesenen Bären liegen der Bundesregierung keine Informationen über eine Zuordnung zu einer Herkunftsregion vor. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 3 – Drucksache 19/16001 Gesamtherstellung: H. Heenemann GmbH & Co. KG, Buch- und Offsetdruckerei, Bessemerstraße 83–91, 12103 Berlin, www.heenemann-druck.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de ISSN 0722-8333