Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Matthias Seestern-Pauly, Britta Katharina Dassler, Katja Suding, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP – Drucksache 19/19618 – Digitale Bildungsinhalte in der frühkindlichen Bildung V o r b e m e r k u n g d e r F r a g e s t e l l e r In der Phase der familienergänzenden Kindertagesbetreuung (bei den Drei- bis unter Sechsjährigen) ist die familienergänzende, institutionelle Kindertagesbetreuung in Deutschland längst selbstverständlich geworden; rund 95 Prozent der Kinder besuchen in dieser Phase eine Kindertageseinrichtung (vgl. Nationaler Bildungsbericht 2018, S. 64 ff.). Das Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF), unter Beteiligung des Bundes und der Bundesländer Hessen und Berlin, unterstützt und informiert durch wissenschaftliche Arbeit Wissenschaft, Administration und Praxis im Bildungsbereich (https://www.dipf.de/de/institut/dasdipf ). Derweil schreitet die Digitalisierung auch im Alltag von Familien weiter voran . Die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unterstützte Initiative „SCHAU HIN!“ rät, dass Kinder nach dem dritten Geburtstag „[…] digitale Medien gezielter nutzen [können] – in Begleitung ihrer Eltern und in überschaubarem Maß.“ (https://www.schau-hin.info/medien-klei nkinder). Angesichts der hohen Besuchsquote von Kindertageseinrichtungen in der Altersgruppe der Drei- bis unter Sechsjährigen ist der Forschungs- und Wissensstand der Bundesregierung im Bereich der frühkindlichen Bildung im Verbund mit der Digitalisierung für die Fragesteller von besonderem Interesse, um eine mündige Nutzung digitaler Medien auch über den Besuch frühkindlicher Bildungseinrichtungen hinaus zu fördern. 1. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über den Stellenwert pädagogischer Inhalte zur digitalen Mediennutzung in den Ausbildungsgängen zu Fachkräften in der frühkindlichen Bildung in den Bundesländern? Die Ausgestaltung der Kindertagesbetreuung einschließlich der Regelungen zur Ausbildung von Fachkräften und deren Zugangsvoraussetzungen zur Ausbildung liegen in der Regelungskompetenz der Länder. Deutscher Bundestag Drucksache 19/19878 19. Wahlperiode 11.06.2020 Die Antwort wurde namens der Bundesregierung mit Schreiben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 11. Juni 2020 übermittelt. Die Drucksache enthält zusätzlich – in kleinerer Schrifttype – den Fragetext. Gemäß der Rahmenvereinbarung über Fachschulen mit dem Ausbildungsziel und Qualifikationsprofil der Fachrichtung Sozialpädagogik sollen die Fachkräfte über die didaktischen Kompetenzen verfügen, um bereits bei Kindern im Kindergarten-/ Vorschulalter Interesse an mathematisch-naturwissenschaftlichtechnischen Sachverhalten zu wecken. Das kompetenzorientierte Qualifikationsprofil für die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern an Fachschulen und Fachakademien sieht zudem vor, dass Absolventinnen und Absolventen als staatlich anerkannte Erzieherin beziehungsweise staatlich anerkannter Erzieher über die Fähigkeit verfügen sollen, Medien zur Anregung von Selbstbildungsprozessen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu nutzen, technische Medien in die pädagogische Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen gezielt einzubeziehen sowie das Mediennutzungsverhalten der Zielgruppe ernst zu nehmen und in ihrem medienpädagogischen Handeln daran anzuknüpfen. 2. Welche Forschungsprojekte des DIPF mit Bezug zu digitalen Bildungsinhalten in der frühkindlichen Bildung sind der Bundesregierung bekannt (bitte alle Projekte seit 2014 auflisten und nach abgeschlossenen, laufenden und geplanten Forschungsprojekten aufschlüsseln)? Das Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF) formuliert die „Digitale Bildung“ als einen seiner sechs strategischen Schwerpunkte und führt diverse Projekte in diesem Bereich durch. Insbesondere auch für den Primarbereich wurden bereits zahlreiche Projekte initiiert beziehungsweise laufen aktuell Projekte mit Bezug zu digitalen Bildungsinhalten. Bezogen auf unter 6-jährige Kinder entwickelt und erprobt das DIPF beispielsweise gemeinsam mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern / Institutionen ein interaktives Verfahren zur Sprachstandsermittlung bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern in quasinatürlichen Gesprächssituationen. Informationen zu der Studie sind abrufbar unter: https://www.sprachstandsermittlun g.daf.uni-muenchen.de/projekt/index.html. Die aktuell laufenden Projekte des DIPF sind der folgenden Internetseite zu entnehmen: https://www.dipf.de/de/forschung/aktuelle-projekte#c3=all&c8=&c 6=&b_start=0. Die wichtigsten abgeschlossenen Projekte des DIPF sind abrufbar unter: https://www.dipf.de/de/forschung/projektarchiv#c3=all&c6=&c7=& b_start=0. 3. In welcher Höhe hat der Bund seit dem Jahr 2014 Forschungsprojekte zu digitalen Bildungsinhalten in der frühkindlichen Bildung finanziert (bitte nach gefördertem Projekt und Haushaltstitel aufschlüsseln)? Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) haben im Bezugszeitraum folgende Vorhaben mit einem Gesamtvolumen von rund 1,8 Mio. Euro gefördert: Ressort Kapitel / Titel Projekttitel Förderkennzeichen Fördersumme BMBF 3002 / 685 41 Digitalisierung in der frühkindlichen Bildung: Pädagogische Überzeugungen und Motivationen als Gelingensfaktoren der Implementierung in der pädagogischen Praxis (DIGIPaed) 01JD1807 364.009,57 € Drucksache 19/19878 – 2 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Ressort Kapitel / Titel Projekttitel Förderkennzeichen Fördersumme BMBF 3002 / 685 41 Verbundvorhaben – Digitale Medien in der Kita: Analyse der digitalen Praxen und des medialen Habitus von Erzieher*innen und Entwicklung eines Erhebungsinstruments sowie eines Fortbildungsmoduls (DiKit) 01JD1904 473.419,61 € BMBF 3002 / 685 41 Qualitätsentwicklung in der Kindertagesbetreuung durch eine web-mediierte Weiterbildung zur unterstützenden Fachkraft-Kind- Interaktion in heterogenen Kleinkindgruppen (iQuaKi), in: Förderrichtlinie QBFK, Rahmenprogramm empirische Bildungsforschung 01NV1803 500.204,49 € BMBF 3002 / 685 41 Digitale Medien in der Lebenswelt von Klein- und Vorschulkindern B8561 428.467,00 € BMFSFJ 1702 / 684 02 Kurzexpertisen zur „Nutzung digitaler Medien für die pädagogische Arbeit in Kindertageseinrichtungen “ 3019GTG004 3019GTG005 12.600,00 € BMFSFJ 1702 / 684 01 „Aufwachsen in der Medienwelt “- Filmclips zur Medienbildung in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegestellen 39184DLK01 59.765,00 € 4. Welche Schlüsse hat die Bundesregierung aus bereits abgeschlossenen Forschungsprojekten des DIPF zu digitalen Bildungsinhalten in der frühkindlichen Bildung gezogen? In dem in der Antwort zu Frage 2 beispielhaft genannten Projekt des DIPF wurde eine App entwickelt, mit deren Hilfe die Ermittlung der Sprachstände von Kindern unterstützt werden kann. Mithilfe der App können Kinder ein kindgerechtes „Serious Game“ spielen, in welchem sie zum Sprechen animiert werden . Es zeigt sich, dass Kinder diese Sprachaufforderungen annehmen und mit dem Tablet „sprechen“. Die Sprachhandlungen werden mithilfe eines Online- Tools transkribiert und ausgewertet, was die Arbeit für die Fachkräfte zusätzlich erleichtert. Der Aspekt der digitalen Bildungsinhalte ist insbesondere im Handlungsfeld 4 „Technologische Entwicklungen im Bildungsgeschehen gestalten und nutzen“ des Rahmenprogramms empirische Bildungsforschung des BMBF aufgenommen . Dieses erstreckt sich natürlich auch auf die frühkindliche Bildung. 5. Welche Studien zu gesundheitlichen Folgen digitaler Mediennutzung durch Kinder in der Altersgruppe der Drei- bis Sechsjährigen sind der Bundesregierung bekannt? Mit dem vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Projekt „BLIKK- Medien“ wurde der Umgang von Familien mit digitalen Medien im Rahmen Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 3 – Drucksache 19/19878 der von 90 Prozent aller Familien genutzten Krankheitsfrüherkennungsuntersuchungen (U3 bis J1 (12-14 Jahre)) bei Kindern und Jugendlichen erhoben. Ein Ziel der Studie war, mögliche Zusammenhänge zwischen Entwicklungsauffälligkeiten und der Nutzung elektronischer Medien zu identifizieren und diese – wenn vorhanden – wissenschaftlich belegbar darzustellen. Kinder- und Jugendärzte begleiten die Familien mit ihrer Expertise im Rahmen der U- und J- Untersuchungen über viele Jahre. Sie sind daher in besonderem Maße in der Lage, Auffälligkeiten und Entwicklungsstörungen zu erkennen und frühzeitig Interventionsangebote zu unterbreiten. Ein Baustein in diesem Kontext sind die Empfehlungen für Eltern zum achtsamen Bildschirmmediengebrauch. Die Studie wurde unter https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/publikat ionen/praevention/details/?bmg%5Bpubid%5D=3143 veröffentlicht. 6. Welche Endgeräte haben nach Erkenntnissen der Bundesregierung das höchste Suchtpotenzial (beispielhaft, aber nicht abschließend: TV, Tablet, Smartphone)? Die Entstehung von Sucht unterliegt komplexen Zusammenhängen und mehreren Einflussgrößen. Zur Differenzierung des Suchtpotenzials nach Endgeräten liegen der Bundesregierung bislang keine abschließenden Erkenntnisse vor. 7. Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse aus anderen europäischen Ländern zu gesundheitlichen Auswirkungen digitaler Mediennutzung in der Altersgruppe der Drei- bis Sechsjährigen vor? Der Bundesregierung liegen keine diesbezüglichen Erkenntnisse vor. 8. Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse aus anderen europäischen Ländern zu digitalen Bildungshinhalten in der frühkindlichen Bildung vor? Das BMFSFJ hat im November 2019 zwei Kurzexpertisen zum Thema „Nutzung digitaler Medien für die pädagogische Arbeit in Kindertageseinrichtungen “ in Auftrag gegeben. Schwerpunkt der mittlerweile vorliegenden Expertisen ist die diesbezügliche Situation und Bestandsaufnahme in Deutschland. Trotz der Konzentration auf die pädagogische Arbeit in Deutschland werden in den Kurzexpertisen auch Best-Practice-Beispiele aus anderen europäischen Ländern aufgegriffen: So etwa das Projekt „PictoPal“ aus den Niederlanden, mit dem technologiebasiert die Lese- und Schreibkompetenz für Kinder im Alter von vier bis sechs gefördert werden soll, oder die digitale Bilderbuchbibliothek „Polyino“, die in schwedischen Kitas und Grundschulen genutzt wird. Die Kurzexpertisen einschließlich der Best-Practice-Beispiele sind abrufbar unter https://www.fruehe-chancen.de/aktuelles/bildung-in-der-digitalen-welt-auch-inkitas -und-kindertagespflege/. Drucksache 19/19878 – 4 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Gesamtherstellung: H. Heenemann GmbH & Co. KG, Buch- und Offsetdruckerei, Bessemerstraße 83–91, 12103 Berlin, www.heenemann-druck.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de ISSN 0722-8333