Die Antwort wurde namens der Bundesregierung mit Schreiben des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur vom 30. Mai 2018 übermittelt. Die Drucksache enthält zusätzlich – in kleinerer Schrifttype – den Fragetext. Deutscher Bundestag Drucksache 19/2430 19. Wahlperiode 01.06.2018 Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Torsten Herbst, Grigorios Aggelidis, Renata Alt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Auswirkungen der Schneefälle in Mitteldeutschland vom 17. und 18. März 2018 V o r b e m e r k u n g d e r F r a g e s t e l l e r In großen Teilen Mitteldeutschlands kam es am 17. und 18. März 2018 aufgrund von Schneefällen zu massiven Einschränkungen im Schienenpersonenverkehr. Am Leipziger Hauptbahnhof wurde der Zugverkehr zeitweise komplett eingestellt . Dort und in weiteren Städten der Region mussten in der Folge tausende Reisende stundenlang auf einen Anschluss warten und noch zwei Tage später kam es zu Verzögerungen im Betriebsablauf. Nach Medienberichten und nach Auskunft der Deutschen Bahn AG (DB AG) waren mehrere gefrorene Weichen verantwortlich für die Beeinträchtigungen. 1. Welche Strecken bzw. Streckenabschnitte sowie Bahnhöfe und Haltepunkte in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wurden aufgrund der Schneefälle teilweise oder komplett gesperrt, und wie lange hielt die jeweilige Sperrung an? Die Deutsche Bahn AG (DB AG) hat mitgeteilt, dass aufgrund der starken Schneefälle, der Schneeverwehungen und der daraus entstandenen Weichenstörungen am 17. und 18. März 2018 folgende Strecken bzw. Streckenabschnitte teilweise gesperrt bzw. Bahnhöfe teils eingeschränkt erreichbar gewesen wären: Leipzig Hbf Halle Hbf Bahnhof Engelsdorf Strecke Halle – Niemberg – Stumsdorf Strecke Köthen – Sachsendorf Strecke Delitzsch – Kämmereiforst – Eilenburg Strecke Mücheln – Querfurt Strecke Kamenz – Pulsnitz Strecke Hosena – Straßgräbchen – Bernsdorf – Cunnersdorf Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/2430 – 2 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode 2. Wie viele Zugverbindungen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind im Zusammenhang mit den Schneefällen komplett oder teilweise entfallen? Es wird auf die Antwort der Bundesregierung zu Frage 5 auf Bundestagsdrucksache 19/1999 verwiesen. 3. Wie viele eingefrorene Weichen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen lagen nach Kenntnis der Bundesregierung den Zugausfällen zugrunde? Nach Informationen der DB AG hat es insgesamt in allen drei Bundesländern rund 190 Weichenstörungen gegeben, die auf die Witterungsunbilden zurückzuführen sind und teilweise Zugausfälle sowie Zugverspätungen verursacht haben. 4. Wie hoch ist der Anteil beheizter Weichen im Streckennetz der DB Netz AG jeweils in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen? Nach Auskunft der DB AG sind in den Ländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen 79 Prozent der Weichen im Fern- und Ballungsnetz mit Weichenheizung ausgerüstet. Im Regionalnetz der Region sind es 59 Prozent. 5. Wie viele Mitarbeiter waren im Auftrag der DB Netz AG zur individuellen Weichenertüchtigung im Rahmen der Schneefälle vom 17. und 18. März 2018 im Raum Halle/Leipzig tätig? Nach Auskunft der DB AG waren im Raum Leipzig am Störungswochenende 329 Räum- und Sicherungskräfte der DB Netz AG und der beauftragten Firmen sowie 179 Räum- und Sicherungskräfte im Raum Halle im Einsatz. 6. Wurden in Erwartung der erschwerten Wetterbedingungen zusätzliche Mitarbeiter zur individuellen Weichenertüchtigung im Voraus eingeplant, und wenn ja, wie viele? Die DB AG hat mitgeteilt, dass im Voraus die Instandhaltungspersonale der Produktionsdurchführungen in Halle und Leipzig für eine eventuelle Unterstützung für die Weichenentstörung in Bereitschaft versetzt wurden. 7. Mit welchen Maßnahmen werden die Schienenfahrzeuge der DB AG für winterliche Wetterverhältnisse ertüchtigt? Die DB AG hat mitgeteilt, dass bei der DB Regio AG Fahrzeuge baureihenabhängig mit der Durchführung einer entsprechenden Instandhaltungsstufe (Winterfestmachung ) auf die Herausforderungen des Winters vorbereitet werden. Extreme Wettersituationen, die beispielsweise zum dauerhaften und mehrtägigem Vereisen des Fahrzeuges führten, können jedoch trotz der Winterfestmachung zu Einschränkungen führen. Aufgrund der unterschiedlichen Bauweise der einzelnen Fahrzeugtypen unterscheiden sich die Maßnahmen zur Wintervorbereitung der einzelnen Baureihen auch bei der DB Fernverkehr AG. Generell werden alle Einrichtungen, die sich im Unterflurbereich befinden auf Dichtigkeit und Unversehrtheit kontrolliert, um Wassereintritt zu vermeiden. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 3 – Drucksache 19/2430 8. Wie viele Triebwagen im Bestand der DB AG sind mit Vorrichtungen ausgerüstet , die verhindern, dass Schnee- und Eisbrocken in die Gleise gelangen können? Die Fahrzeuge der DB Fernverkehr AG sind so gebaut, dass Anhaftungen vermindert werden, z. B. durch geschlossene Unterböden. In den Drehgestellen sind Eisbildungen und Schneeanhaftungen jedoch möglich, sodass bei einsetzendem Tauwetter oder in Bereichen mit höheren Temperaturen solche Anhaftungen in die Gleise gelangen könnten. Bei der DB Regio AG besteht aufgrund der niedrigeren Geschwindigkeit kein solches Risiko. 9. In welcher Form setzte die DB AG Enteisungsmittel ein, um die Ertüchtigung der Schienenwege zur gewährleisten? Die DB AG hat mitgeteilt, dass die DB Netz AG an der Infrastruktur keine Enteisungsmittel einsetzt. 10. In welcher Art und Weise haben die DB AG und die DB Netz AG mit dritten Eisenbahnverkehrsunternehmen zusammengearbeitet, um die Streckenertüchtigung zu gewährleisten? Die DB AG hat mitgeteilt, dass die DB Netz AG Unterstützung von dritten Eisenbahnverkehrsunternehmen durch die Bereitstellung von Lokomotiven für Erkundungsfahrten und für die Bespannung der Schneepflüge erhalten hat. 11. Welche Notfallmaßnahmen im Streckennetz sind bei der DB AG grundsätzlich bei solchen Wetterlagen vorgesehen? Nach Auskunft der DB AG werden im Vorfeld von drohenden Unwetterlagen vordefinierte Bereitschaftsstufen in den Leitstellen bei den Eisenbahninfrastrukturunternehmen und Eisenbahnverkehrsunternehmen ausgerufen. Es werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Fremdfirmen in Bereitschaft versetzt, um unmittelbar reagieren zu können. Um Fahrgäste über Beeinträchtigungen zeitnah zu informieren, werden bereits digitale Kanäle eingesetzt, zu denen auch soziale Medien gehören. Aus den Erfahrungen der letzten Großstörungen sind vielfältige Aktivitäten zur weiteren Verbesserung der Kundeninformation im Störungsfall entwickelt worden. Beispielsweise werden in bestimmten Situationen Aufenthaltszüge auf ausgewählten Bahnhöfen bereitgestellt. 12. Welche Erfahrungen hat die DB AG bei dem Wetterereignis gemacht, und welche Lehren hat sie daraus gezogen? Infolge der Ereignisse um „Xavier“ und „Herwart“ im Oktober 2017 arbeitet die DB Netz AG an einer Weiterentwicklung der Präventions- und Vegetationsstrategie , um zukünftig Einschränkungen z. B. durch in Gleisbereiche und Oberleitungen gestürzte Bäume deutlich zu reduzieren. Nach Extremwetterereignissen setzt die DB Netz AG beispielsweise Hubschrauber ein, um das Ausmaß des Ereignisses zu erfassen und zu bewerten. Neben den lokal und überregional verfügbaren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der DB AG und deren Einsatzgeräte, werden die Feuerwehr und das Technisches Hilfswerk für die Beseitigung der umgefallenen Bäume eingesetzt. Nach der sukzessiven Räumung erfolgt die umgehende Instandsetzung der Oberleitung mit anschließender Freigabe der Strecke. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/2430 – 4 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Die DB AG hat zudem mitgeteilt, dass ihre Maßnahmen zur Verbesserung der Funktionsfähigkeit von Weichen im Winter verstärkt und mit zusätzlichen Maßnahmen untersetzt werden. Es sind beispielsweise technische Maßnahmen am Weichenverschluss und an der Verschlussfachabdeckung vorgesehen, um die Funktionstüchtigkeit von Weichen und deren Robustheit bei außergewöhnlichen Wetterereignissen zu verbessern. Im Übrigen wird auf die Antworten der Bundesregierung zu den Fragen 9 und 11 auf Bundestagsdrucksache 19/377 sowie zu Frage 13 auf Bundestagsdrucksache 19/1999 verwiesen. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de ISSN 0722-8333