Die Antwort wurde namens der Bundesregierung mit Schreiben des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung vom 2. Juli 2018 übermittelt. Die Drucksache enthält zusätzlich – in kleinerer Schrifttype – den Fragetext. Deutscher Bundestag Drucksache 19/3211 19. Wahlperiode 04.07.2018 Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Christoph Hoffmann, Dr. Lukas Köhler, Judith Skudelny, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP – Drucksache 19/2821 – Entwicklungszusammenarbeit und organische CO2-Speicherung V o r b e m e r k u n g d e r F r a g e s t e l l e r Wälder, Waldböden und Moore sind wichtige natürliche CO2-Senken. Sie binden und speichern durch Photosynthese, Biomassezuwachs, Humifizierung und Mineralisierung große Mengen an CO2. Nach Auffassung der Fragesteller ist es unerlässlich, dieses Potential der organischen Speicherung zusätzlich zu allen notwendigen und technisch umsetzbaren Maßnahmen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen sowie zur Nutzung und technischen Speicherung von CO2 zu nutzen, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Ein besonders großes Potential für die organische Speicherung von CO2 sehen die Fragesteller in Regionen , in denen die geologischen, klimatischen und demographischen Bedingungen eine großflächige Ausweitung von CO2-Senken ermöglichen. V o r b e me r k u n g d e r B u n d e s r e g i e r u n g Wie im Waldbericht der Bundesregierung 2017 dargestellt, ist Klimaschutz eine globale Herausforderung, bei der Wälder als Kohlenstoffspeicher von hoher Relevanz sind und der eine politische Priorität zukommt. Aus dem AFOLU-Sektor (Agriculture, Forestry and Other Land-Use) stammen gemäß dem fünften Sachstandsbericht des Weltklimarates (IPCC) 24 Prozent der globalen anthropogenen Treibhausgas-Emissionen, wobei Landwirtschaft und Forstwirtschaft gleich große Anteile haben und miteinander verbunden sind. Der Weltklimarat IPCC bezeichnet Aufforstung, nachhaltige Waldbewirtschaftung und reduzierte Entwaldung als die kosteneffektivsten Klimaschutzmaßnahmen (IPCC 2014). Mit dem Waldbericht der Bundesregierung 2017 unterrichtete die Bundesregierung den Deutschen Bundestag gemäß § 41 Absatz 3 des Bundeswaldgesetzes über die Lage und Entwicklung der Forstwirtschaft in Deutschland sowie über die internationale Waldpolitik der Bundesregierung. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/3211 – 2 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode 1. Wie viel Geld aus dem Bundeshaushalt wird in Projekte zur organischen CO2-Speicherung in Entwicklungsländern investiert (bitte nach Ressorts aufschlüsseln )? Das gesamte bi- und multilaterale Waldportfolio des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hatte ein Volumen von über 2 Mrd. Euro. Darin enthalten sind der Auftragsbestand der laufenden bilateralen Vorhaben mit 1 531,2 Mio. Euro, der Auftragsbestand des laufenden multilateralen Engagements mit 200,4 Mio. Euro an die Waldkohlenstoffpartnerschaft FCPF, sowie die in 2017 erfolgten bilateralen (224,9 Mio. Euro) und multilateralen Neuzusagen (150 Mio. Euro an die FCPF) (Stichtag: 31. November 2017). Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) unterstützt Vorhaben zum Schutz der Wälder und anderer natürlicher Kohlenstoffsenken im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative, wobei zwischen 2008 bis 2017 für diesen Förderbereich insgesamt 383,9 Mio. Euro (Zusage -Zählweise1) an Fördermitteln zur Verfügung gestellt wurden. Maßnahmen des internationalen forstlichen Wissensaustauschs werden seit 2016 durch eine spezielle Förderrichtlinie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert. 2. Welche Modellprojekte gibt es? Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit (EZ) unterstützt Konzepte, das Management der Waldressourcen in den Partnerländern nachhaltiger und effizienter zu gestalten, die dafür notwendigen rechtlichen, organisatorischen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen zu schaffen und Konflikte zwischen unterschiedlichen Landnutzungsinteressen und Landnutzungspolitiken auszugleichen . Thematische Handlungsfelder und Handlungsansätze der Entwicklungspolitik im Waldsektor, im Bereich internationaler Waldschutz und Waldentwicklung und zur Förderung der internationalen nachhaltigen Waldbewirtschaftung finden sich im Kapitel 5.4 des Waldberichts der Bundesregierung 2017. Im Einzelnen: Deutschland ist Mitinitiator der Bonn-Challenge zum Wiederaufbau von Wäldern, einer freiwilligen Initiative mit dem Ziel, bis zum Jahr 2020 insgesamt 150 Mio. Hektar Wald global wiederherzustellen. Aktuell liegen 47 Zusagen von Ländern, Regionen und der Privatwirtschaft zum Wiederaufbau von etwas mehr als 160 Millionen Hektar vor. Zur Umsetzung dieser Ziele fördert die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) des BMU umfangreiche Maßnahmen zum Wiederaufbau von Wäldern und Waldlandschaften (FLR = Forest Landscape Restoration). Insgesamt wurden über die IKI bereits Projekte zum Wiederaufbau von Wäldern im Wert von über 100 Mio. Euro unterstützt. Das BMZ engagiert sich in der African Forest Restoration-Initiative (AFR100), die auf der UNFCCC COP21 in Paris unter Beteiligung von der New Partnership for Africa’s Development (NEPAD), World Resources Institute (WRI) und weiteren Partnern vorgestellt wurde. Ziel ist der Wiederaufbau von bis zu 100 Millionen Hektar Wald und produktiven, baumreichen Landschaften bis 2030. Das 1 Bei der Zusagen-Zählweise handelt es sich es sich um die (haushalts-)rechtlich verbindlich zugesagte Fördersumme im jeweiligen Jahr. Darunter versteht man das Gesamtvolumen der Haushaltsmittel (Ausgabe/Festlegung und Verpflichtungsermächtigung/Vorbindung) für ein bewilligtes/beauftragtes Vorhaben im Zusagejahr. Die Zahl umfasst alle abgeschlossenen und laufenden Vorhaben in diesem Zeitraum . Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 3 – Drucksache 19/3211 BMZ unterstützt vier Partnerländer (Äthiopien, Kamerun, Madagaskar und Togo), die sich verpflichten, insgesamt 32,4 Millionen Hektar degradierter Landschaften im Rahmen dieser Initiative zu restaurieren. Das BMEL unterstützt Projekte mit dem Ziel der Förderung nachhaltiger Waldbewirtschaftung . Einen Überblick über alle aktuellen Projektaktivitäten bietet der jährlich erstellte BMEL-Projektbrief2. 3. Welche Forschungsprojekte in diesem Bereich werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert? Aktuell fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) keine Forschungsprojekte zu CO2-Senken in Entwicklungsländern. Folgende inzwischen abgeschlossene Projekte zu CO2-Senken in Entwicklungsländern wurden im Rahmen der Fördermaßnahme „Nachhaltiges Landmanagement “ gefördert: Verbundvorhaben: LEGATO – Landnutzungsintensitäten und ökologische Maßnahmen – Werkzeuge zur Bewertung von Risiken und Möglichkeiten in Ackerbausystemen . Verbundlaufzeit: 1. März 2011 bis 31. Dezember 2016. Verbundförderung : 7,7 Mio. Euro. Dessen Teilvorhaben „Großskalige Biosphärenmodellierung für eine nachhaltige Agrarproduktion“ hat sich mit CO2-Senken befasst. Es ging u. a. um Projektionen zur zukünftigen Entwicklung der Aufnahme und Speicherung von Kohlenstoff im Boden in den Ländern Philippinen und Vietnam. Zuwendungsempfänger: Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Im Rahmen der abgeschlossenen Fördermaßnahme „Nachhaltiges Landmanagement “ förderte das BMBF Projekte zu CO2-Senken auch in den Schwellenländern Brasilien und Russland: 1) Verbundvorhaben CarBioCial – Kohlenstoffsequestrierung, Biodiversität und soziale Strukturen in Südamazonien/Brasilien: Modelle und Umsetzung von Kohlenstoff optimierten Landmanagementstrategien. Verbundlaufzeit: 1. Juni 2011 bis 31. Mai 2016; Verbundförderung: 6,6 Mio. Euro. Im Vordergrund von CarBioCial stand die Entwicklung eines Entscheidungsunterstützungssystems (DSS) für eine Kohlenstoff-optimierte Landnutzung mit Hilfe regional spezifischer Modellierung der Auswirkungen von Landnutzung. Dabei wurden Kohlenstoff-optimierte Management Strategien entwickelt, die sich mildernd auf Treibhausgas-Emissionen und erhaltend auf Ökosystemdienstleistungen unter sich ändernden Klimabedingungen auswirken. 2) Verbundvorhaben KULUNDA – Wie verhindert man die nächste „Global Dust Bowl“? – Ökologische und Ökonomische Strategien zur nachhaltigen Landnutzung in russischen Steppen. Verbundlaufzeit: 1. Oktober 2011 bis 31. Dezember 2016; Verbundförderung: 3,3 Mio. Euro. In KULUNDA wurden mithilfe angepasster Landnutzungsverfahren Strategien entwickelt, die zu einer Humusanreicherung im Boden führen. Neben verbesserter Wasserspeicherfähigkeit und verminderter Erosionsanfälligkeit leistete das Projekt damit auch einen wesentlichen Beitrag zur Kohlenstoffspeicherung im Boden und damit zum Klimaschutz. 2 https://www.bmel.de/DE/Wald-Fischerei/Waldpolitik/_texte/Projektletter.html Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/3211 – 4 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode 4. Welche Forschungsprojekte werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert? In den Jahren 2015 bis 2017 befanden sich insgesamt 37 Projekte in der laufenden Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Forschungsfeld „Entwicklungszusammenarbeit und organische CO2-Speicherung“ (siehe anhängende Projektübersicht). Für das Jahr 2017 wurden insgesamt 3,1 Mio. Euro im Rahmen der laufenden Vorhaben bewilligt. 5. Gibt es eine internationale Strategie der Bundesregierung zur Förderung der organischen CO2-Speicherung? Vor dem Hintergrund der Umsetzung des Übereinkommens von Paris zum Klimaschutz (Dezember 2015) würdigt die Bundesregierung die Bedeutung von Wäldern für den Klimaschutz und das Langfristziel der Klimaneutralität und die damit verbundenen Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung von Senken und Speichern von Treibhausgasen. Die Erhaltung und nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder weltweit sowie der Wiederaufbau degradierter und zerstörter Wälder sind wichtige globale Ziele und daher eine zentrale Herausforderung für die internationale Staatengemeinschaft. Die Bundesregierung setzt sich auf allen Ebenen für diese Ziele ein. Deutschland gehört zu den aktiven Unterstützern oder Initiatoren aller wichtigen aktuellen Prozesse auf internationaler Ebene zu deren Umsetzung. Dies umfasst auch Prozesse zur Erhaltung von Wäldern z. B. durch REDD+, zum Wiederaufbau von Wäldern, zur Förderung entwaldungsfreier Lieferketten, der Förderung von guter Regierungsführung in den Partnerländern, zur Bekämpfung des illegalen Holzeinschlages und Holzhandels oder der internationalen Standardisierung der Grundanforderungen an eine nachhaltige Waldbewirtschaftung. Die Bundesregierung ist überzeugt, dass der großflächige Wiederaufbau (und der Schutz bestehender) natürlicher Kohlenstoffsenken (Wälder und Böden) nur dann nachhaltig gelingen kann, wenn dies in einem globalen Schulterschluss zwischen Regierungen, Privatsektor, Zivilgesellschaft und indigenen Völkern angestrebt wird. Indigene Völker bewirtschaften nicht nur seit Jahrhunderten Wälder nachhaltig und verfügen über ein unschätzbares traditionelles Wissen, Wälder in ihren Territorien speichern zudem 54,546 Mt. Kohlenstoff. Zahlreiche Unternehmen haben sich mittlerweile verpflichtet, Entwaldung in ihren Lieferketten zu vermeiden . Durch die Kooperation mit nationalen und regionalen Regierungen, Nichtregierungsorganisationen und lokalen und indigenen Gemeinschaften in konkreten Landschaften werden die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Entwicklung und Waldschutz verbessert. Um die Zusammenarbeit dieser verschiedenen Interessengruppen für den Schutz und den Wiederaufbau von natürlichen Kohlenstoffsenken auf globaler Ebene zu stärken, wurde 2014 auf dem Sondergipfel des Generalsekretärs der Vereinten Nationen die „New York Declaration on Forests “ (NYDF) verabschiedet, an deren Erstellung Deutschland aktiv beteiligt war. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 5 – Drucksache 19/3211 6. Wie viele Zertifikate haben deutsche und europäische Unternehmen über die Programme CDM (= Clean Development Mechanism) und ERM (= Enterprise Rights Management) im EU-Emissionshandel durch Investitionen in die organische CO2-Speicherung insgesamt sowie in den Jahren 2015, 2016 und 2017 reduziert? Die organische CO2-Speicherung fällt in den Bereich Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft. Gutschriften aus diesem Bereich sind gemäß Artikel 11a Absatz 3 Unterabsatz 2 der EU-Emissionshandelsrichtlinie und der umsetzenden deutschen Gesetzgebung (§ 6 Absatz 1c Satz 2 TEHG 2007 in Verbindung mit § 18 Absatz 3 Satz 2 TEHG 2011) von der Nutzung im EU-Emissionshandelssystem ausgeschlossen. Auch eine Zustimmung Deutschlands als Investorstaat zu derartigen Projekten im Rahmen des Mechanismus für die umweltverträgliche Entwicklung (CDM) bzw. der Gemeinsamen Projektumsetzung (JI) ist gesetzlich ausgeschlossen, da gemäß §2 Nr. 5 ProMechG nur Emissionsminderungen aus Quellen zustimmungsfähig sind, nicht hingegen die Verstärkung des Abbaus von Treibhausgasen durch Senken in den Bereichen Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft. (Anmerkung: Wir gehen davon aus, dass hier mit „ERM“ die Gutschriften vom Typ „ERU“ aus JI gemeint sind). Außerhalb des EU-Emissionshandels bieten einige Akteure Gutschriften aus dem Bereich „Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft“ zur freiwilligen Kompensation, d. h. zum Ausgleich von Emissionen, an. Dieser Bereich unterliegt keinen gesetzlichen Regelungen. 7. Gibt es Verbundprojekte Klimawandel – Landwirtschaft – Forstwirtschaft, die explizit durch Deutschland finanziert werden? Durch die Internationale Klimaschutzinitiative des BMU finanziert Deutschland eine Vielzahl von sektorübergreifenden Vorhaben in den Bereichen Forstwirtschaft , Landwirtschaft und Klimawandel. Beispiele: „Schaffung der Grundvoraussetzungen zur Verminderung von Abholzung im kolumbianischen Amazonasgebiet (Caquetá) durch nachhaltige Agroforstwirtschaft im Rahmen von integraler Landnutzung“, durchgeführt durch The Nature Conservancy Colombia, einem Fördervolumen von 3,1 Mio. Euro und einer Projektlaufzeit von 03/2017-02/2021. Weiterhin die „Wiederherstellung von Kakaoplantagen und Waldökosystemen durch die Pflanzung von Schattenbäumen im Hochwald von Ghana“, durchgeführt durch SNV Netherlands Development Organisation mit einem Fördervolumen von 1,4 Mio. Euro und einer Projektlaufzeit von 01/2016-12/2018. Mit einem Mitteleinsatz von 460 Mio. Euro finanzierte das BMZ in den Jahren 2015 und 2016 insgesamt 251 Vorhaben der staatlichen EZ, die mittelbar oder unmittelbar zur Desertifikationsbekämpfung (Landdegradation in Trockengebieten ) beitrugen. Dazu zählen Vorhaben des Waldportfolios, Vorhaben der ländlichen Entwicklung und Ernährungssicherung allgemein, der Anpassung an den Klimawandel und des nachhaltigen Landmanagements. Insbesondere die letztgenannten Vorhaben verbinden i. d. R. Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Klimawandel . Beispiele: In Burkina Faso, Benin, Madagaskar, Kenia, Äthiopien und Indien setzt die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Auftrag des BMZ das Globalvorhaben Bodenschutz für Ernährungssicherung um, welches Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/3211 – 6 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode großmaßstäbige Rehabilitierung von landwirtschaftlichen Böden mit der Beratung von Politikreformen für verbesserten Bodenschutz verbindet. Integriertes Bodenfruchtbarkeitsmanagement ist die effizienteste Form, Bodenkohlenstoff aufzubauen und zugleich die Produktivität von Böden zu erhöhen. Das Vorhaben hat mit einem Volumen von 106 Mio. Euro zwischen 2015 und 2018 bereits 280 000 ha bäuerliche Betriebsflächen rehabilitiert. Das BMZ und das BMEL haben im Dezember 2015 mit den Niederlanden, Großbritannien , Dänemark und Frankreich die Amsterdam Declarations zur Förderung entwaldungsfreier Lieferketten und eines nachhaltigen Palmölanbaus unterzeichnet . Die Unterzeichner fordern eine kohärente Wald-, Agrar-, Handels- und Entwicklungspolitik der EU und unterstützen privatwirtschaftliches Engagement durch Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen. Im ersten Halbjahr 2017 haben das BMEL und das BMZ gemeinsam die „Multi-stakeholder conference of the Amsterdam Group – Approaches for sustainable and deforestationfree supply chains – cross-learning from palm oil, cocoa and soy“ in Berlin mit über 120 Teilnehmern durchgeführt. Bezüglich BMBF wird auf die Antwort zu Frage 3 verwiesen. 8. Welche Rolle spielt die Adaptation (Anpassung an den Klimawandel) bei Forstprojekten (Wiederaufforstung etc.) in der Entwicklungszusammenarbeit der Bundesregierung? Wälder sind für die Anpassung an den Klimawandel von essentieller Bedeutung: Zu den wichtigsten Ökosystemdienstleistungen von Wäldern gehören die Speicherung von Kohlenstoff, der Erhalt der Biodiversität, der Schutz des Bodens gegen Erosion, die Regulierung des Wasserhaushalts und des (Mikro-) Klimas. Damit tragen Wälder in erheblichem Maße zur Widerstandsfähigkeit (Resilienz) der Ökosysteme gegenüber Extremwetterereignissen und Auswirkungen des Klimawandels bei und reduzieren damit auch die Verwundbarkeit (Vulnerabilität) ländlicher Lebens- und Wirtschaftsräume. BMZ Waldportfolio: Bei 19 laufenden waldrelevanten Vorhaben steht das Thema Anpassung an den Klimawandel im Vordergrund. Sie haben einen Auftragsbestand von 87,4 Mio. Euro (Stichtag 31. Dezember 2017). Bei den Neuzusagen bezieht sich ein Vorhaben explizit auf die Anpassung an den Klimawandel. 9. Inwieweit findet nach Kenntnis der Bundesregierung ein Wissens- und Technologietransfer für Verfahren zur Abspaltung von CO2 bei der Verbrennung von Biomasse und zur dauerhaften Speicherung von CO2 aus Deutschland in Entwicklungsländer unter besonderer Berücksichtigung Afrikas statt (bitte nach Regionen, Flächengrößen und Technologien gegliedert erläutern)? An den Industrieprojekten zur Abscheidung von CO2 fossilen Ursprungs in Algerien und in Südafrika ist Deutschland nicht beteiligt. Ein allgemeiner Wissensund Erfahrungsaustausch mit Vertretern afrikanischer Länder findet in begrenztem Umfang bei Fachkonferenzen statt, z. B. bei den von der IEA-GHG oder CO2-GeoNet organisierten Tagungen zum Thema CCS. Im Übrigen wird zum Thema Biomasse und CCS (sog. BECCS) auf die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN auf Bundestagsdrucksache 19/3149 zum Geoengineering verwiesen. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 7 – Drucksache 19/3211 10. Plant die Bundesregierung, Aufforstungen und Technologien zur Bindung und dauerhaften Speicherung von Treibhausgasen so in Programme der ländlichen Entwicklung einzubauen, dass sie zum Erreichen sowohl der globalen Klimaziele als auch der Entwicklungsziele der betreffenden Länder und Regionen beitragen (bitte mit Begründung und Erläuterung)? Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, über Erhaltung von biologischen Kohlenstoffspeichern in der Vegetation i. S. von Waldschutz und über den Wiederaufbau von Wäldern bzw. baumreichen, produktiven Landschaften sowohl Entwicklungsziele als auch Ziele des Klimaschutzes zu erreichen. Dabei stützt sich die Bundesregierung im Wesentlichen auf zwei Strategien, wie sie u. a. im Waldaktionsplan des BMZ beschrieben sind: für die Erhaltung von Kohlenstoffspeichern unterstützt die Bundesregierung das Konzept der „Verringerung von Emissionen aus Entwaldung und Degradierung von Wäldern (REDD+)“ und für die Neuanlage von Kohlenstoffspeichern das Konzept des Wiederaufbaus von Wäldern und baumreichen, produktiven Landschaften. Beide Ansätze berücksichtigen die Einbeziehung und Teilhabe der lokalen Bevölkerung und nationaler Entscheidungsträger in allen Phasen der Projektarbeit. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/3211 – 8 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Anlage Im Zeitraum 2015 bis 2017 geförderte DFG (Teil-)Projekte im Forschungsfeld „organische CO2 Speicherung “ Projekttitel Forschungsstelle der Antragsteller /innen/Antragstellende Einrichtung Projektbeginn (geplantes) Projektende Auswirkungen der Umwandlung von Regenwäldern in Ölpalmplantagen auf Silicium-Pools in Böden Göttingen U 01.11.2017 31.10.2020 TropSOC - Tropische Bodenkohlenstoffdynamik im Bezug zur Variabilität von Bodengeochemie und Landnutzung entlang erosiver Störungsgradienten Augsburg U 01.08.2017 31.07.2022 Agentenbasierte Modellierung von Zahlungen für Ökosystemdienstleistungen in Costa Rica - Adoption, Dynamiken und Nachhaltigkeit von silvopastoralen Praktiken Bonn U 01.05.2017 30.04.2019 Redoxeigenschaften gelöster und fester organischer Substanz als Steuerungsfaktoren der anaeroben Respiration in organischen Böden Münster WWU 01.01.2017 31.12.2019 Die Rolle von Phosphor für die Limitierung der Produktivität des Amazonas-Regenwaldes im globalen Wandel München TUM 01.12.2016 30.11.2019 Führt eine gesteigerte Siliziumverfügbarkeit zu einer Erhöhung der Mineralisierung von organischem Material in Niedermooren? Bayreuth U, Münster WWU 01.02.2017 31.01.2020 Untersuchung zu Nährstofflimitationen in einem tropischen Regenwald Ugandas Göttingen U 01.07.2017 30.06.2020 Die Rolle von Risiko-, Ambiguität- und Zeitpräferenzen im Entscheidungsverhalten von Landwirten an der Teilnahme an Zahlungen für Umweltdienstleistungen (PES) in Entwicklungsländern Göttingen U 01.07.2016 30.06.2018 Struktur und Muster städtischer Kohlenstoffvorräte Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) 01.11.2016 31.10.2017 Erforschung der gegenwärtigen und zukünftigen Kohlenstoffdynamik in verbundenen Mangrovenwäldern und Seegraswiesen: Wie wichtig ist sie? Leibniz-Z f Marine Tropenforschung (ZMT) 01.06.2016 31.05.2019 Modellvergleichende Analyse von CDR Methoden (CDR-MIA) GEOMAR Helmholtz-Z f Ozeanforsch Kiel, Potsdam- Institut f Klimafolgenforsch 01.05.2016 30.04.2019 Biogeochemische Prozesse in sandigen Strandsedimenten von Spiekeroog und Majorca Oldenburg U 01.01.2016 31.12.2017 Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 9 – Drucksache 19/3211 Projekttitel Forschungsstelle der Antragsteller /innen/Antragstellende Einrichtung Projektbeginn (geplantes) Projektende Quantifizierung und Steuerung der Kohlenstoffflüsse im Windsborn (Eifel): existieren hot spots und hot moments im Kohlenstoffkreislauf von Flachseen? Münster WWU 01.12.2015 30.11.2018 Wurzel-Kohlenstoff steuert Nährstoffmobilisation und Recycling in der Verwitterungszone (RootCN) BA f Materialforschung u - prüfung (BAM), Göttingen U 01.09.2015 31.08.2018 Ein multidisziplinärer Ansatz zur Erforschung von kleinskaligen Interaktionen und Prozesskopplungen zwischen Hydrologie und Biogeochemie in vorfluternahen Feuchtgebieten. Bayreuth U 01.09.2015 31.08.2018 Nichtlinearitäten und alternative Zustände biogeochemischer Kreisläufe in terrestrischen Ökosystemen MPI f Biogeochemie (MPI-BGC) 01.11.2014 31.10.2019 Trockenstress in Regenwäldern: Der Einfluss von Baumhöhe und Holzdichte auf die hydraulische Effizienz, Produktivität und Anfälligkeit gegenüber trockenheitsinduzierter Kavitation von Bäumen entlang eines Niederschlagsgradienten im Tiefland Göttingen U 01.05.2014 30.04.2017 Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen im Erdsystem Senckenberg Gesellsch f Naturforsch SGN 01.01.2015 31.12.2019 Identifizierung der Umwelteinflüsse auf die Kohlenstoff- und Wasserflüsse und der Herkunft des atmosphärischen Wasserdampfes über einem tropischen Bergregenwald in Sulawesi/Indonesien Göttingen U 01.12.2013 30.11.2016 Einflüsse rapider Transportwege (preferential flow) auf die Umsetzung von gelösten und partikulären Kohlenstoffformen (DIC, DOC und POC). Neuentwicklungen mit kombinierten Modellierungen und stabilen Isotopenuntersuchungen (Pref-Carb-Flow) Erlangen-Nürnberg FAU 01.07.2014 30.06.2017 Der Faktor Mensch bei der Pedogenese und Akkumulation organischer Bodensubstanz in der oreotropischen Stufe der Anden in Süd-Peru Göttingen U, Koblenz- Landau U 01.05.2013 30.04.2015 Transformation of organic carbon in the terrestrial -aquatic interface Cottbus-Senftenberg BTU, Leibniz I f Gewässerökol u Binnenfisch 01.05.2013 30.04.2016 Klima-Engineering über Land: Umfassende Evaluierung von Auswirkungen terrestrischer Carbon-Dioxide-Removal-Methoden auf das Erdsystem (CE-LAND+) MPI Meteorologie, Potsdam- Institut f Klimafolgenforsch, Senckenberg Gesellsch f Naturforsch SGN 01.04.2013 30.04.2019 Entwicklung flächendeckender funktionaler Indikatoren auf der Basis von Fernerkundungsdaten Marburg U 01.01.2013 30.09.2017 Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/3211 – 10 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Projekttitel Forschungsstelle der Antragsteller /innen/Antragstellende Einrichtung Projektbeginn (geplantes) Projektende Does energy, water and gas transport determine carbon sequestration and methane release in anoxic peatland soils? - Testing a novel hypothesis . Münster WWU 01.02.2013 31.01.2016 Veränderungen von Baumringisotopen in Wäldern Südostbrasiliens während des 20. Jahrhunderts : Wie beeinflussen die klimatischen Bedingungen Wachstum und Wassernutzungseffizienz (WUE) GeoForschungsZ Potsdam (GFZ), Passau U 01.04.2013 31.03.2017 Der Wasser- und Kohlenstoffhaushalt von Bäumen eines immergrünen und eines laubwerfenden Bergwalds in Südecuador als funktionale Indikatoren für allmähliche Umweltveränderungen Bayreuth U, Göttingen U 01.01.2013 30.09.2017 Verbesserung von Schlüsselstrategien der forstlichen Bewirtschaftung: Ein Beitrag zum Erhalt der Biodiversität und zur nachhaltigen Landnutzung München TUM 01.01.2013 31.08.2017 Carbon, water and nutrient dynamics in vascular plant- vs. Sphagnum-dominated bog ecosystems in southern Patagonia Hamburg UHH, Münster WWU 01.01.2013 31.12.2015 Vielfalt an hydraulischen Strategien der Bäume in intensiv genutzten und natürlichen Landschaften der Tropen Göttingen U 01.01.2012 31.12.2019 Umsatz und Funktionen des Kohlenstoffbestandes in stark verwitterten Böden tropischer Tieflandregenwald -Transformationssysteme Göttingen U 01.01.2012 31.12.2019 Monitoring und Modellierung von Wasser und wassergebundenen C- und N-Flüssen in reisbasierten Agrarökosystemen FZ Jülich GmbH, Gießen JLU 01.03.2011 30.06.2017 Pflanze-Boden Interaktionen in veränderten Reisanbausystemen und ihr Einfluss auf die Cund N- Dynamik Bonn U, Gießen JLU 01.03.2011 30.06.2017 Funktionale Pflanzenmerkmale übersetzt in Vegetationsdynamik - Verbindung von Umweltfaktoren , funktionaler Diversität und Kohlenstoffspeicher Helmholtz-Z f Umweltforschung (UFZ), Oldenburg U 01.03.2010 31.03.2016 Syntheseprojekt 3: Aufbau von Pflanzengemeinschaften : Treibende Kräfte und Ökosystemauswirkungen Bayreuth U, Oldenburg U, Plant Ecology 01.03.2010 30.09.2018 Syntheseprojekt 2: Funktionale Zusammenhänge zwischen Landnutzung, Klima und biogeochemischen Stoffkreisläufen Bayreuth U, Göttingen U, Helmholtz-Z f Umweltforschung (UFZ), Karlsruhe KIT 01.03.2010 30.09.2018 Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 11 – Drucksache 19/3211 Projekttitel Forschungsstelle der Antragsteller /innen/Antragstellende Einrichtung Projektbeginn (geplantes) Projektende Klimawandeleffekte auf Kohlenstoffbilanzen von Moos in den warmen Tropen: Ein Experiment im Regenwald ergänzt durch Simulationsmodellierung Marburg U, Oldenburg U 01.03.2009 30.09.2018 Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de ISSN 0722-8333