Die Antwort wurde namens der Bundesregierung mit Schreiben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft vom 31. Juli 2018 übermittelt. Die Drucksache enthält zusätzlich – in kleinerer Schrifttype – den Fragetext. Deutscher Bundestag Drucksache 19/3666 19. Wahlperiode 02.08.2018 Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Kirsten Tackmann, Dr. Gesine Lötzsch, Lorenz Gösta Beutin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. – Drucksache 19/3428 – Anbau von kleinkörnigen Leguminosen in Deutschland V o r b e m e r k u n g d e r F r a g e s t e l l e r Leguminosen sind Pflanzen, die über Knöllchenbakterien an ihren Wurzeln Stickstoff binden. Diese Stickstoffbindung sorgt zum einen dafür, dass die Pflanze selbst mit diesem Nährstoff versorgt wird. Zum anderen können nachfolgende Anbaukulturen von dem gespeicherten Stickstoff profitieren. Neben großkörnigen Leguminosen wie etwa Bohnen, Erbsen, Lupinen u. a. werden in Deutschland auch kleinkörnige Leguminosen wie Luzerne und Klee als Futterpflanzen für die Tierproduktion angebaut. Gleichzeitig tragen gerade kleinkörnige Leguminosen wesentlich zur Verbesserung der Biodiversität bei. Durch ihren nachhaltigen Anbau und die mehrfache Schnittnutzung (zwei- bis vierfach innerhalb einer Vegetationsperiode als mehrjähriges Feldfutter) stellen sie neben dem Dauergrünland einen Lebensraum für alle Kleinsäuger dar und damit eine Nahrungsquelle für deren Beutegreifer, z. B. Greifvögel und Eulen, allen voran als Leitart der Rotmilan (vgl. Rotmilanprojekt des Deutschen Verbands für Landschaftspflege – DVL – e. V., www. rotmilan.org/downloads/). V o r b e me r k u n g e n d e r B u n d e s r e g i e r u n g Leguminosen leisten einen besonderen Beitrag für eine umweltgerechte und ressourcenschonende Landbewirtschaftung. Sie reichern Nährstoffe im Boden an und verbessern die Bodenfruchtbarkeit. Darüber hinaus erhöhen Leguminosen die biologische Vielfalt in Agrarökosystemen, was vielfältige positive Effekte auf die Flora und Fauna in agrarischen Hauptkulturen nach sich zieht. Vor dem Hintergrund rückläufiger Anbauzahlen hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Jahr 2012 die Eiweißpflanzenstrategie entwickelt . Mit ihr sollen Wettbewerbsnachteile heimischer Eiweißpflanzen (Leguminosen ) ausgeglichen, Forschungslücken geschlossen und erforderliche Maßnahmen zur Umsetzung in die Praxis dargestellt werden. Vor allem im ökologischen Landbau spielen Leguminosen als Eiweißfuttermittel eine besondere Rolle. Im Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/3666 – 2 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Maßnahmenpaket Nr. 6 der Zukunftsstrategie ökologischer Landbau wurde deshalb die Etablierung eines modellhaften Demonstrationsnetzwerks zur Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung von feinsamigen Leguminosen bei der Fütterung von Wiederkäuern und Monogastriern vereinbart. 1. Wie hat sich nach Kenntnis der Bundesregierung die Jahresanbaufläche für klein- und großkörnige Leguminosen in Deutschland und den einzelnen Bundesländern in den vergangenen zehn Jahren entwickelt (bitte Kulturen einzeln in ha/pro Jahr nach Bundesländern auflisten)? In der Agrarstatistik wird der Anbau von Leguminosen zur Ganzpflanzenernte (z. B. Klee, Luzerne, Mischungen ab 80 Prozent Leguminosen) als Sammelposition ausgewiesen. Diese wird zur Beantwortung der Frage nach kleinkörnigen Leguminosen herangezogen. Allerdings sind nur rückwirkende Angaben bis zum Jahr 2010 möglich, da zuvor die Anbauflächen für Kulturen zur Ganzpflanzenernte nicht getrennt erfasst wurden. Bei den großkörnigen Leguminosen sind Daten zum Anbau von Futtererbsen, Ackerbohnen und Süßlupinen für die zurückliegenden zehn Jahre verfügbar. Die Anbauentwicklung in den Flächenländern wird in den nachstehenden Übersichten dargestellt. Daten für das Jahr 2018 liegen aktuell noch nicht vor. Da die Daten aus einer repräsentativen Erhebung stammen, wurden die Ergebnisse auf volle Hundert gerundet ausgewiesen. Es wird darauf hingewiesen, dass Soja ebenfalls zu den in Deutschland angebauten großkörnigen Leguminosen gehört. Amtliche Zahlen zur Anbaufläche liegen für den gesamten gefragten Zeitraum allerdings nicht vor, lediglich für die Jahre 2016 (15 200 Hektar ) und 2017 (19 200 Hektar). Anbauflächen von Leguminosen zur Ganzpflanzenernte (in 1 000 Hektar) Land 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Baden-Württemberg 35,9 36,7 34,3 32,9 33,0 36,3 38,2 41,0 Bayern 97,7 97,5 101,1 103,5 100,0 93,8 97,8 98,2 Brandenburg 26,5 29,8 29,4 30,4 29,5 25,8 29,2 34,7 Hessen 8,2 9,4 14,7 11,1 10,0 10,9 4,1 3,9 Mecklenburg- Vorpommern 9,0 13,8 14,9 15,5 17,0 12,6 12,8 13,9 Niedersachsen 1,7 (6,2) (6,2) 6,4 8,0 9,0 8,9 9,2 Nordrhein-Westfalen 3,6 (4,0) 4,8 4,2 5,6 4,3 4,2 5,1 Rheinland-Pfalz 8,5 9,7 8,6 9,7 10,5 8,3 8,2 8,4 Saarland 1,3 1,1 1,0 1,0 1,0 1,3 1,0 1,0 Sachsen 18,3 19,0 20,4 19,5 20,2 17,4 18,7 19,0 Sachsen-Anhalt 6,9 8,0 9,9 11,2 12,2 11,8 13,0 14,4 Schleswig-Holstein 13,9 13,6 12,4 12,0 10,3 8,2 7,5 8,0 Thüringen 14,2 14,6 15,8 16,1 16,5 18,6 17,8 17,3 Deutschland 246,0 263,5 273,7 273,9 273,8 258,4 261,8 274,5 Anm.: ( ) = Aussagewert eingeschränkt, da der Zahlenwert statistisch relativ unsicher ist. Quelle: Statistisches Bundesamt Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 3 – Drucksache 19/3666 Anbauflächen von Futtererbsen (in 1 000 Hektar) Land 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Baden-Württemberg 2,3 2,8 3,8 3,5 2,9 2,8 2,6 6,1 7,4 6,3 Bayern 9,3 11,3 14,0 12,8 8,7 8,4 8,5 14,2 16,3 14,7 Brandenburg 8,0 6,1 7,5 8,8 7,2 4,9 5,7 7,2 8,0 8,4 Hessen 1,4 1,4 1,4 1,3 1,5 0,9 1,0 2,5 2,8 2,2 Mecklenburg-Vorpommern 1,8 1,4 2,0 2,5 1,2 1,7 1,4 3,6 5,6 6,7 Niedersachsen 1,3 1,0 1,0 / / (1,0) (1,5) (2,3) 2,9 2,1 Nordrhein-Westfalen 1,7 1,9 1,6 (1,2) (1,1) / (1,0) 1,6 3,0 3,3 Rheinland-Pfalz 1,1 1,1 1,3 (1,4) (1,1) 1,0 1,2 1,4 1,6 1,9 Saarland 0,1 0,2 . 0,2 0,1 0,1 0,1 0,2 . 0,3 Sachsen 5,6 5,5 6,7 5,9 6,2 4,4 4,3 9,3 8,8 9,1 Sachsen-Anhalt 6,5 7,6 8,8 8,7 6,6 5,8 8,5 16,9 17,3 16,8 Schleswig-Holstein 0,7 0,5 0,5 (0,4) (0,4) (0,2) (0,4) / 0,5 / Thüringen 8,1 7,6 8,4 8,4 6,8 5,7 5,6 13,7 13,1 13,5 Deutschland 48,0 48,3 57,2 55,8 44,8 37,9 41,7 79,1 87,5 85,5 Anm.: ( ) = Aussagewert eingeschränkt, da der Zahlenwert statistisch relativ unsicher ist. „.“ = Zahlenwert unbekannt oder geheimzuhalten. „/“ = keine Angaben, da Zahlenwert nicht sicher genug. Quelle: Statistisches Bundesamt Anbauflächen von Ackerbohnen (in 1 000 Hektar) Land 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Baden-Württemberg 0,7 0,8 1,2 (1,2) (0,9) 1,3 1,4 2,4 2,3 3,0 Bayern 1,5 2,2 3,5 (4,2) (3,2) 3,6 4,8 5,6 6,3 9,0 Brandenburg 0,0 0,2 0,2 0,3 0,2 0,3 0,3 0,6 0,3 0,3 Hessen 0,9 1,3 1,4 1,3 1,2 1,7 2,1 3,9 3,6 4,2 Mecklenburg-Vorpommern 0,3 0,2 0,4 0,3 0,7 0,7 1,0 2,8 2,9 2,9 Niedersachsen 1,1 1,5 1,5 / / (1,8) 2,2 4,3 5,3 5,5 Nordrhein-Westfalen 2,1 2,0 2,1 (1,6) (1,7) 1,7 2,1 3,2 4,4 6,3 Rheinland-Pfalz 0,1 . 0,3 / / 0,3 (0,4) (0,3) 0,3 0,3 Saarland 0,0 0,0 . 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,1 Sachsen 1,1 1,0 1,2 1,3 1,1 1,4 1,3 3,5 3,4 4,1 Sachsen-Anhalt 0,9 0,7 1,0 1,1 1,2 0,8 1,4 3,5 2,8 2,4 Schleswig-Holstein 0,9 0,7 0,9 (1,3) (1,2) 0,8 1,2 2,4 3,3 4,5 Thüringen 1,5 1,3 2,7 2,6 2,0 2,1 2,3 5,1 3,8 3,6 Deutschland 11,1 12,0 16,3 17,3 15,8 16,5 20,5 37,6 38,8 46,4 Anm.: ( ) = Aussagewert eingeschränkt, da der Zahlenwert statistisch relativ unsicher ist. „.“ = Zahlenwert unbekannt oder geheimzuhalten. „/“ = keine Angaben, da Zahlenwert nicht sicher genug. Quelle: Statistisches Bundesamt Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/3666 – 4 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Anbauflächen von Süßlupinen (in 1 000 Hektar) Land 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Baden-Württemberg 0,0 0,1 0,1 (0,0) / / / / 0,1 / Bayern 0,3 0,3 0,0 / / / / / 0,5 / Brandenburg 11,4 10,1 12,6 11,1 10,0 9,6 10,7 14,3 12,9 12,3 Hessen . 0,1 0,1 / / / / (0,3) 0,3 0,3 Mecklenburg-Vorpommern 3,1 3,1 3,7 3,4 2,6 2,2 2,8 5,2 6,2 6,7 Niedersachsen 0,5 0,5 0,7 / / 0,4 (0,7) (0,8) 0,7 0,6 Nordrhein-Westfalen 0,1 0,1 0,1 / / / 0,1 / 0,2 / Rheinland-Pfalz . . 0,1 / / / / / . / Saarland - 0,0 0,0 . 0,0 0,0 0,0 0,0 . . Sachsen 0,6 1,0 1,3 1,1 0,9 0,9 0,8 1,0 1,2 1,5 Sachsen-Anhalt 3,3 3,7 4,4 4,3 2,8 3,0 5,0 6,3 5,3 5,4 Schleswig-Holstein 0,1 0,1 0,1 / / / / (0,1) 0,2 / Thüringen 0,4 0,3 . 0,4 0,4 0,5 0,5 0,9 0,8 0,7 Deutschland 19,9 19,4 24,0 21,5 17,9 17,4 21,4 29,6 28,6 29,0 Anm.: ( ) = Aussagewert eingeschränkt, da der Zahlenwert statistisch relativ unsicher ist. „.“ = Zahlenwert unbekannt oder geheimzuhalten. „/“ = keine Angaben, da Zahlenwert nicht sicher genug. „-„ = nichts vorhanden Quelle: Statistisches Bundesamt 2. Wie viele Hektar der gesamten Anbaumenge Leguminosen wurden nach Kenntnis der Bundesregierung dabei im Rahmen des Greening angemeldet (bitte nach groß- und kleinkörnigen Leguminosen und Bundesländern getrennt nach ha/pro Jahr auflisten)? In der nachfolgenden Tabelle werden die in den Bundesländern als ökologische Vorrangfläche mit stickstoffbindenden Pflanzen insgesamt in den Jahren 2015, 2016 und 2017 beantragten Flächen in Hektar dargestellt. Daten für das Jahr 2018 liegen noch nicht vor. Differenzierte Angaben darüber, wie viel Fläche der im Rahmen des Greenings als ökologische Vorrangfläche mit stickstoffbindenden Pflanzen in den Bundesländern beantragten Flächen jeweils auf groß- bzw. kleinkörnige Leguminosen entfällt, liegen der Bundesregierung nicht vor. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 5 – Drucksache 19/3666 Land 2015 2016 2017 Baden-Württemberg 16.974 19.176 19.958 Bayern 31.539 35.684 35.853 Brandenburg + Berlin 21.491 21.511 21.379 Hessen 4.048 4.864 4.604 Mecklenburg-Vorpommern 6.413 8.264 7.854 Niedersachsen + Bremen 7.471 8.963 7.718 Nordrhein-Westfalen 5.315 5.035 4.649 Rheinland-Pfalz 4.016 4.653 4.625 Saarland 211 435 404 Sachsen 15.587 16.759 16.855 Sachsen-Anhalt 24.155 24.135 23.626 Schleswig-Holstein + Hamburg 1.501 1.646 1.658 Thüringen 23.070 24.522 25.023 Deutschland 161.792 175.646 174.205 3. In welchem Umfang (ha/pro Jahr) wurde nach Kenntnis der Bundesregierung im gleichen Zeitraum Ackergras angebaut (bitte Fläche in Deutschland und nach Bundesländern aufgeteilt angeben)? Die Entwicklung des Feldgrasanbaus (einschl. Mischungen mit überwiegendem Grasanteil) kann der nachstehenden Übersicht entnommen werden. Anbauflächen von Feldgras auf dem Ackerland (in 1 000 Hektar) Land 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Baden-Württemberg 10,4 11,4 12,2 12,9 13,0 11,8 12,4 9,2 10,9 11,6 Bayern 29,6 33,4 23,4 25,6 26,6 26,7 28,8 18,8 21,1 21,9 Brandenburg 59,0 59,6 59,2 59,8 56,7 50,2 49,2 33,2 35,9 35,3 Hessen 14,0 13,1 16,5 15,6 12,9 13,3 14,0 5,5 11,3 12,0 Mecklenburg- Vorpommern 42,7 41,9 43,0 41,6 40,8 35,1 30,4 20,7 22,0 21,3 Niedersachsen 78,5 81,5 69,1 70,6 68,3 62,3 56,8 57,3 59,9 61,5 Nordrhein-Westfalen 30,0 33,7 38,2 43,3 43,6 40,9 36,0 30,9 30,0 31,9 Rheinland-Pfalz 10,7 12,3 14,6 15,3 16,2 18,0 15,9 14,6 14,2 12,2 Saarland 1,2 1,5 1,9 2,5 2,4 2,7 2,7 1,9 2,1 1,8 Sachsen 29,9 23,3 27,1 29,8 29,9 27,5 28,8 18,6 17,4 16,5 Sachsen-Anhalt 22,8 26,6 21,7 21,7 17,9 15,0 14,6 9,6 9,3 9,4 Schleswig-Holstein 51,1 49,7 48,6 45,9 44,9 43,0 43,3 37,5 33,6 29,2 Thüringen 12,0 11,6 10,8 12,0 12,7 13,0 13,4 9,4 11,0 10,4 Deutschland 392,5 400,5 386,9 397,5 386,5 360,3 347,1 267,8 279,3 275,5 Quelle: Statistisches Bundesamt Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/3666 – 6 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode 4. Welche Biomonitoringstudien zu den Auswirkungen ökologischer Vorrangflächen z. B. auf die biologische Vielfalt sind der Bundesregierung bekannt bzw. wurden von ihr initiiert (bitte Laufzeit, Finanzierungsquelle, Projektnehmerinnen und Projektnehmer angeben)? Zahlreiche Institutionen befassen sich mit der Evaluierung der Wirkungen der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) im Zeitraum 2015 bis 2020. Dabei werden insbesondere die Auswirkungen des Greenings und die Wirkungen ökologischer Vorrangflächen analysiert. So führt auch die Ressortforschung des BMEL eigene Forschungen sowie Forschungsaufträge im Rahmen von Drittmittelprojekten, unter anderem beauftragt durch die Europäische Kommission, die Bundesländer oder andere Einrichtungen, durch. Die Bundesregierung hat diverse Studien zur Analyse der Wirkungen ökologischer Vorrangflächen in Deutschland in Auftrag gegeben. Dabei sind Biomonitoringstudien wichtiger Bestandteil der Evaluierung. Beispiele für erstellte bzw. laufende Analysen sind: Naturschutzfachliche Ausgestaltung von ökologischen Vorrangflächen – Praxishandbuch und wissenschaftliche Begleitung (Laufzeit 2015 – 2016; Thünen -Institut, Institut für Agrarökologie und Biodiversität (IFAB), Institut für Ländliche Strukturforschung (IfLS)) Evaluierung der GAP-Reform aus Sicht des Umweltschutzes (Thünen-Institut, IfLS) (Laufzeit 2015 – 2018) Wirkung ökologischer Vorrangflächen zur Erreichung der Biodiversitätsziele in Ackerlandschaften (Thünen-Institut, IFAB) (Laufzeit 2017 – 2020) Evaluierung der GAP-Reform aus Sicht des Umweltschutzes anhand einer Datenbankanalyse inklusive von InVeKoS-Daten der Bundesländer (Laufzeit 2017 – 2019) (Thünen-Institut, Julius-Kühn-Institut) Die o. g. Forschungsprojekte wurden im Rahmen von Drittmittelprojekten – vorrangig finanziert vom BMU – sowie aus Haushaltsmitteln des Thünen-Instituts finanziert. 5. Welche Schlussfolgerungen zieht die Bundesregierung aus den Ergebnissen dieser Studien, insbesondere hinsichtlich der Wertigkeit des Anbaus kleinkörniger Leguminosen als Anbaualternative und für den Erhalt der biologischen Vielfalt? Ein Anbau von Leguminosen leistet einen wichtigen Beitrag zum Schutz, zum Erhalt und zur nachhaltigen Nutzung der biologischen und genetischen Vielfalt und damit zur Vielfalt der Agrarökosysteme. Der Anbau von kleinkörnigen Leguminosen als ökologische Vorrangfläche erweitert das Fruchtartenspektrum und lockert Fruchtfolgen auf. Damit kann das Auftreten von Schadorganismen reduziert und die Wirksamkeit der Unkrautbekämpfung durch Wechsel zwischen Sommerung und Winterung sowie Blatt- und Halmfrüchten verbessert werden. Weiter gestellte Fruchtfolgen tragen zum integrierten Pflanzenschutz und zur Reduzierung des Risikos von Resistenzbildungen gegen Pflanzenschutzmittelwirkstoffe bei. Das kann zu einer Reduzierung der Pflanzenschutzmittelanwendungen und dadurch zu positiven Auswirkungen auf die biologische Vielfalt führen. Blühende Leguminosen bieten zudem eine ausgezeichnete Nahrungsgrundlage für nektarsammelnde, bestäubende Insekten. In Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 7 – Drucksache 19/3666 Bezug auf das wesentliche Ziel ökologischer Vorrangflächen, zum Erhalt der biologischen Vielfalt beizutragen, ist die Wirkung von Leguminosen allerdings geringer als bei der Anlage von Blühstreifen oder Ackerbrachen. 6. Welche betrieblichen Strukturen haben sich nach Kenntnis der Bundesregierung in den vergangenen zehn Jahren insbesondere am Anbau kleinkörniger Leguminosen beteiligt (Nebenerwerb, Größenklassen, Familienbetriebe, Genossenschaften , Agrarholdings etc.; bitte betriebliche Strukturen und wenn möglich Hektargröße angeben)? Die Daten der beiden folgenden Übersichten stammen aus der Landwirtschaftszählung 2010 und der Agrarstrukturerhebung 2016. Da wegen einer Änderung der Erfassungsgrenzen zur Landwirtschaftszählung 2010 die Daten ab 2010 mit denen aus früheren Erhebungen nur eingeschränkt vergleichbar sind, wurde auf die Darstellung früherer Jahre verzichtet. Die folgende Übersicht enthält Daten zur Größe der landwirtschaftlichen Betriebe mit Anbau von Leguminosen zur Ganzpflanzenernte. Größenstruktur der Betriebe mit Anbau von Leguminosen zur Ganzpflanzenernte Ldw. genutzte Fläche von … bis unter … ha Anbau von Leguminosen zur Ganzpflanzenernte 2010 2016 Betriebe (1.000) Fläche (1.000 ha) Betriebe (1.000) Fläche (1.000 ha) unter 5 0,34 0,26 0,20 0,15 5 – 10 4,31 5,59 3,03 4,17 10 – 20 10,00 19,74 7,63 15,71 20 – 50 16,60 53,12 13,24 45,12 50 – 100 11,29 58,77 10,85 60,99 100 – 200 4,72 39,13 5,23 46,94 200 – 500 1,28 22,56 1,76 30,74 500 – 1.000 0,40 16,71 0,51 20,37 1.000 und mehr 0,46 30,12 0,57 37,62 Insgesamt 49,41 245,99 43,02 261,81 Anbau von Leguminosen zur Ganzpflanzenernte (in Prozent von insgesamt) unter 5 0,7 0,1 0,5 0,1 5 – 10 8,7 2,3 7,1 1,6 10 – 20 20,2 8,0 17,7 6,0 20 – 50 33,6 21,6 30,8 17,2 50 – 100 22,8 23,9 25,2 23,3 100 – 200 9,6 15,9 12,2 17,9 200 – 500 2,6 9,2 4,1 11,7 500 – 1.000 0,8 6,8 1,2 7,8 1.000 und mehr 0,9 12,2 1,3 14,4 Insgesamt 100 100 100 100 Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/3666 – 8 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Die nachstehende Übersicht enthält Daten zur Rechtsform der Betriebe mit Anbau von Leguminosen zur Ganzpflanzenernte. Agrarholdings wurden im Rahmen der Erhebungen der Jahre 2010 und 2016 nicht erfasst. Betriebe mit Anbau von Leguminosen zur Ganzpflanzenernte nach der Rechtsform der Betriebe Rechtsform Anbau von Leguminosen zur Ganzpflanzenernte 2010 2016 Betriebe (1.000) Fläche (1.000 ha) Betriebe (1.000) Fläche (1.000 ha) Einzelunternehmen 44,67 169,80 37,01 163,25 Personengemeinschaft, -gesellschaft 3,81 36,36 4,84 48,70 darunter BGB-Gesellschaft 3,52 27,83 4,50 38,67 Juristische Person 0,93 39,83 1,17 49,85 darunter Eingetragene Genossenschaft 0,32 15,51 0,38 19,19 GmbH 0,40 19,94 0,58 26,464 Insgesamt 49,41 245,99 43,02 261,81 Anbau von Leguminosen zur Ganzpflanzenernte (in Prozent von insgesamt) Einzelunternehmen 90,4 69,0 86,0 62,4 Personengemeinschaft, -gesellschaft 7,7 14,8 11,3 18,6 darunter BGB-Gesellschaft 7,1 11,3 10,5 14,8 Juristische Person 1,9 16,2 2,7 19,0 darunter Eingetragene Genossenschaft 0,6 6,3 0,9 7,3 GmbH 0,8 8,1 1,3 10,1 Insgesamt 100 100 100 100 Quelle: Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes; eigene Berechnungen. Im Jahr 2010 entfielen von den in Einzelunternehmen erfassten Anbauflächen von Leguminosen zur Ganzpflanzenernte 72 Prozent auf Haupterwerbsbetriebe (121,86 Tsd. ha) und 28 Prozent auf Nebenerwerbsbetriebe (47,94 Tsd. ha). Im Jahr 2016 wurden 71 Prozent (118,61 Tsd. ha) von Haupterwerbsbetrieben und 29 Prozent von Nebenerwerbsbetrieben (49,20 Tsd. ha) angebaut. Bei den Daten für das Jahr 2016 handelt es sich um hochgerechnete Zahlen, da das Merkmal Haupt-/Nebenerwerbsbetrieb in der Agrarstrukturerhebung 2016 nur repräsentativ erhoben wurde. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 9 – Drucksache 19/3666 7. Welche vorhandenen Verarbeitungs- und Vermarktungswege wurden in den vergangenen zehn Jahren für kleinkörnige Leguminosen genutzt oder neu erschlossen? Welche Defizite sind der Bundesregierung in diesem Zusammenhang bekannt ? Im Bundesprogramm ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) haben Untersuchungen im Rahmen des Projekts „Entwicklung und Erprobung eines neuartigen, aus dem ökologischen Landbau stammenden stickstoffreichen Düngemittels für den ökologischen Gemüsebau“ (FKZ 2811OE109) gezeigt, dass jung geerntetes Futterleguminosenschnittgut der Arten Rotklee und Weißklee sehr gut als Düngemittel im Gemüsebau geeignet ist. Mit den gewonnenen Ergebnissen wurde in der Zwischenzeit ein marktfähiger Dünger „Kleepura“ entwickelt (www.kleepura.de/shop/). Ein weiteres BÖLN-Projekt „Grünleguminosen als Eiweiß- und Raufuttermittel in der ökologischen Geflügel- und Schweinfütterung“ (FKZ 2815OE039, 2815OE073, 2815OE076, 2815OE077, 2815OE079) beschäftigt sich mit der Trennung von Blattmasse und Stängel bei Kleearten. Die getrockneten Blattmassen von Grünleguminosen stellen bei schonender Werbung ein hochwertiges Eiweißfuttermittel dar, welches gezielt in Kraftfuttermischungen von Schweinen und Geflügel eingesetzt werden kann. Doch die Nutzung der Blattmasse erfordert verfahrenstechnische Lösungen zur Trennung von Blattmasse und Stängel im großtechnologischen Maßstab. Bislang existieren solche Lösungen nur ansatzweise . Die vorliegenden technischen Ansätze zum Ernten, Trennen und Konservieren sollen im Rahmen des Projekts geprüft und weiterentwickelt werden. Aufgrund der bekannten Defizite wurde die unter Frage 10 benannte Bekanntmachung veröffentlicht, um Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zur Deckung der Defizite einzuholen, insofern wird auf die Antwort zu Frage 10 verwiesen. 8. In welchem Umfang wurde nach Kenntnis der Bundesregierung die Ernte von kleinkörnigen Leguminosen im eigenen Betrieb bzw. zur direkten Vermarktung in den vergangenen zehn Jahren verwertet (bitte in Tonnen pro Hektar und Jahr angeben)? Nach Einschätzung der Bundesregierung werden die Anbauflächen kleinkörniger Leguminosen in der Regel für Beweidungszwecke, zur Grünfütterung oder zur Futterkonservierung (Silage) genutzt und im eigenen Betrieb verwertet. In welchem Umfang eine Vermarktung stattfindet, ist der Bundesregierung nicht bekannt . Da es sich bei Grünfutter und Silage um voluminöse Futtermittel mit hohem Wassergehalt handelt, ist ein Transport über weite Strecken unwirtschaftlich. Vor diesem Hintergrund kann man davon ausgehen, dass eine Vermarktung nur in sehr geringem Maße stattfindet, ggf. im Austausch benachbarter Betriebe. 9. Welche Auswirkungen hat nach Kenntnis der Bundesregierung der Anbau kleinkörniger Leguminosen auf die Einkommensstabilisierung in den Landwirtschaftsbetrieben (bitte erläutern)? Hierzu liegen der Bundesregierung keine Informationen vor. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass der Einsatz von eiweißreichem Grundfutter, wie es aus kleinkörnigen Leguminosen gewonnen werden kann, den Zukauf von anderen Eiweißfuttermitteln in Futterbaubetrieben teilweise ersetzen und insoweit den betrieblichen Aufwand reduzieren kann. Dem ist aber der entgangene Nutzen durch Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/3666 – 10 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode eine Verwendung der Flächen für andere Ackerkulturen gegenüber zu stellen. Insofern kann eine Beurteilung der Wirtschaftlichkeit und der Auswirkungen auf die Einkommenssituation letztlich nur auf einzelbetrieblicher Ebene erfolgen. 10. Welche Hemmnisse sieht die Bundesregierung hinsichtlich des Anbaus kleinkörniger Leguminosen, und welche Maßnahmen hat sie ergriffen oder wird sie ergreifen, um diese zu überwinden? Die Gründe für die vergleichsweise geringe Anbaufläche von Leguminosen sind vielfältig: Sie reichen von höheren physischen und monetären Erträgen bei den Konkurrenzfrüchten Getreide, Mais, Zuckerrüben und Raps über ein komplexeres Anbaumanagement, stärker schwankenden Erträgen, mangelnde Vermarktungsund Aufbereitungsmöglichkeiten bis hin zum agrarpolitischen Förderrahmen. In der Folge schwanden produktionstechnische Kenntnisse, Züchtungsfortschritte bei neuen Sorten waren gering und auch die Verfügbarkeit von geeigneten und wirksamen Pflanzenschutzmaßnahmen sowie spezifischen Aufbereitungs- und Verarbeitungsprozessen nahmen ab. Ziel der Eiweißpflanzenstrategie des BMEL ist es, den Leguminosenanbau in Deutschland zu fördern, die Anbaufläche auszudehnen und die Nachfrage zu steigern (vgl. Vorbemerkung der Bundesregierung). Dazu wurden zum einen agrarpolitische Instrumente eingesetzt. Bei der Einführung des Greenings in der 1. Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) wurden Flächen mit stickstoffbindenden Pflanzen (Leguminosen) als ökologische Vorrangflächen angeboten. Dies hatte eine Zunahme beim Anbau von Hülsenfrüchten zur Folge. Zum anderen wurde speziell zur Förderung der feinsamigen Leguminosen Ende des Jahres 2017 die Bekanntmachung Nr. 20/17/31 über die Durchführung eines modellhaften Demonstrationsnetzwerks sowie von Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zur „Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung von feinsamigen Leguminosen in Deutschland“ im Rahmen der Eiweißpflanzenstrategie im Bundesanzeiger veröffentlicht. Im Mittelpunkt des modellhaften Demonstrationsnetzwerks sollen geeignete Verfahren zur Bewirtschaftung, Ernte und Konservierung sowie die Einsatzmöglichkeiten für feinsamige Leguminosen als Futtermittel stehen. An dem Demonstrationsnetzwerk sollen alle Akteure vom Anbau , über Betriebe/Unternehmen der Erfassung und Verarbeitung bis hin zur Verwertung beteiligt sein. Mit den Forschungs- und Entwicklungsvorhaben sollen Kenntnislücken bei feinsamigen Leguminosen geschlossen, Innovationen erzeugt und diese durch die Zusammenarbeit mit dem Demonstrationsnetzwerk direkt in die Praxis übertragen werden. Zu fördernde Themenbereiche sind die nachhaltige Eiweißversorgung für die tierische Erzeugung durch Verwendung von Leguminosen in der Fütterung, die pflanzliche Produktivität, die Optimierung der Saatgutproduktion , der Ressourcenschutz unter besonderer Berücksichtigung der Realisierung der Ökosystemleistungen sowie die Sozioökonomie. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. 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