Die Antwort wurde namens der Bundesregierung mit Schreiben des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur vom 23. Oktober 2018 übermittelt. Die Drucksache enthält zusätzlich – in kleinerer Schrifttype – den Fragetext. Deutscher Bundestag Drucksache 19/5267 19. Wahlperiode 25.10.2018 Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Jörg Cezanne, Dr. Gesine Lötzsch, Lorenz Gösta Beutin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. – Drucksache 19/4784 – Potenzial der Verlagerung von Inlandsflügen auf die Bahn am Flughafen Frankfurt V o r b e m e r k u n g d e r F r a g e s t e l l e r Wie aus Anfragen der Fraktion DIE LINKE. hervorgeht, besteht an vielen Flughäfen in Deutschland ein großes Verlagerungspotenzial von Flügen auf die Bahn. In ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE. auf Bundestagsdrucksache 18/1324 führt die Bundesregierung aus, dass im Jahr 2013 etwa 15 Prozent aller Passagierflüge am Flughafen Frankfurt am Main von und zu Orten stattfanden, die in vier Stunden, und fast 30 Prozent von und zu Orten stattfanden, die in sechs Stunden mit der Bahn erreichbar wären. Nach Realisierung aller politisch beschlossenen Schienenprojekte würde sich dies auf 24 Prozent (vier Stunden Fahrtzeit) und 34 Prozent (sechs Stunden Fahrtzeit) erhöhen (Antwort zu den Fragen 2 bis 5). Demgemäß bestand auch am Flughafen Frankfurt am Main im Jahr ein großes Verlagerungspotenzial von Flügen auf die Bahn, welches es auszuschöpfen gilt. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass zum Erreichen der Klimaschutzziele des Bundes alle Potenziale für eine Emissionsminderung im Verkehr erschlossen werden müssen. Der Luftverkehrssektor hat bisher keinen Beitrag zur Reduktion von Kohlendioxid beigetragen, vielmehr sind hier die Emissionen in den letzten drei Jahrzehnten rasant gewachsen (vgl. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage auf Bundestagsdrucksache 18/8748). 1. Wie groß war nach Kenntnis der Bundesregierung die Zahl der Passagierflüge von und zum Flughafen Frankfurt am Main bis zu einer Distanz von 1 000 Kilometern im Jahr 2017 a) absolut, 234 593 Passagierflüge. b) in Prozent aller Passagierflüge (bitte auch Gesamtzahl der Passagierflüge angeben), und 52,4 Prozent (Gesamtzahl der Passagierflüge vom und zum Flughafen Frankfurt am Main: 447 563). Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/5267 – 2 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode c) wie sind diese Flüge strukturiert nach Entfernung (in Schritten von jeweils 100 km) sowie unterteilt nach Inlands- und Auslandsflügen? Anzahl der Flüge nach Entfernungen: Gesamt Inland Ausland 0-100 km 11 11 0 101-200 km 15.403 12.420 2.983 201-300 km 29.286 19.088 10.198 301-400 km 27.495 10.556 16.939 401-500 km 49.524 24.386 25.138 501-600 km 22.411 219 22.192 601-700 km 43.283 0 43.283 701-800 km 16.750 0 16.750 801-900 km 20.199 0 20.199 901-1000 km 10.231 0 10.231 Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis). 2. Welche deutschen Flughäfen zählen nach Kenntnis der Bundesregierung zu den sogenannten Hauptverkehrsflughäfen, und wie groß ist die Entfernung jeweils nach Frankfurt am Main a) per Flugzeug (zum Flughafen Frankfurt am Main) und b) mit der Bahn (zwischen dem jeweiligen Hauptbahnhof und Frankfurter Hauptbahnhof), und c) wie lange dauert jeweils derzeit ein Flug sowie die schnellstmögliche Zugfahrt (bitte die Antworten zu a bis c in einer Tabelle aufführen)? 3. Wie viele Passagiere verkehrten im Jahr 2017 jeweils zwischen den deutschen Hauptverkehrsflughäfen und dem Flughafen Frankfurt am Main mit dem Flugzeug, und auf wie viele Flüge verteilten sich diese Passagiere jeweils im Jahr 2017 (bitte Angaben in die Tabelle zu Antwort zu Frage 2 integrieren)? 4. Wie viele Reisende verkehrten nach Kenntnis der Bundesregierung im Jahr 2017 jeweils zwischen Städten mit angeschlossenem Hauptverkehrsflughafen und Frankfurt am Main mit der Fernbahn (jeweils von Hauptbahn zum Frankfurter Hauptbahnhof), und auf wie viele Bahnfahrten verteilten sich diese Passagiere jeweils im Jahr 2017 (bitte Angaben in die Tabelle zu Antwort zu Frage 2 integrieren)? Die Fragen 2 bis 4 werden wegen ihres Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet . Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 3 – Drucksache 19/5267 Durchschnittl. Entfernung Flug in km Anzahl Passagiere Anzahl Flüge Dauer Flug (h) Dauer Bahn (h) Frankfurt/Main Berlin-Schönefeld 433 1.228 108 01:05 03:56 Frankfurt/Main Berlin-Tegel 432 1.956.370 13.340 01:00 03:56 Frankfurt/Main Bremen 335 341.195 3.461 01:00 03:27 Frankfurt/Main Dortmund 178 300 17 01:00 02:02 Frankfurt/Main Dresden 387 344.395 3.466 00:55 04:17 Frankfurt/Main Düsseldorf 189 425.076 4.460 00:50 01:26 Frankfurt/Main Erfurt 199 94 4 00:55 02:05 Frankfurt/Main Friedrichshafen 272 147.521 2.621 00:45 04:33 Frankfurt/Main Hahn 94 105 1 x x Frankfurt/Main Hamburg 412 1.394.973 10.930 01:15 03:55 Frankfurt/Main Hannover 281 375.020 3.939 00:45 02:06 Frankfurt/Main Karlsruhe/Baden-Baden 144 150 9 00:50 00:59 Frankfurt/Main Köln/Bonn 137 3.204 49 00:50 01:04 Frankfurt/Main Leipzig/Halle 301 306.178 3.617 00:55 02:55 Frankfurt/Main Memmingen 257 48 18 00:55 02:58 Frankfurt/Main München 299 1.178.482 9.832 01.00 03:13 Frankfurt/Main Münster/Osnabrück 242 132.480 2.605 00:45 02:52 Frankfurt/Main Niederrhein 244 7 2 x x Frankfurt/Main Nürnberg 190 273.947 3.550 00:40 02:06 Frankfurt/Main Paderborn/Lippstadt 176 11.066 472 00:40 03:02 Frankfurt/Main Rostock-Laage 501 35 5 01:00 05:34 Frankfurt/Main Saarbrücken 139 3 1 x 02:02 Frankfurt/Main Stuttgart 157 375.775 3.847 00:40 01:18 Quellen: Statistisches Bundesamt (Destatis), Bundesamt für Güterverkehr. Hauptverkehrsflughäfen sind nach Definition des Statistischen Bundesamtes Flughäfen mit mehr als 150 000 Fluggasteinheiten (Ein- und Aussteiger, bzw. 100 kg Fracht oder Post) im Jahr. Belastbare Informationen zur Anzahl der Bahnreisenden liegen nicht vor. 5. Wie viel Kohlendioxid (CO2) wird nach Kenntnis der Bundesregierung pro 100 km Inlandsflug ausgestoßen, und wie hoch ist die Klimabelastung dabei inklusive aller weiteren klimarelevanten Faktoren der Luftfahrtemissionen gemessen in CO2-Äquivalenten (bitte unter Angabe der weiteren einbezogenen klimarelevanten Faktoren und deren jeweiligen „Beitrag“ aufführen)? Die Berechnung von CO2-Emissionen erfolgt über die Multiplikation des Treibstoffverbrauchs eines Flugs mit einem Emissionsfaktor für den verwendeten Treibstoff (Kerosin). Der Standardemissionsfaktor für Kerosin für die Emissionsberichterstattung entsprechend der Emissionshandelsrichtlinie beträgt 3,15 t CO2 je t Kerosin. Abhängig von Fluggerät und Distanz beträgt die Kohlendioxid (CO2)-Emission auf Inlandsflügen zwischen einer und zwei Tonnen je 100 km. Zusätzlich zu den reinen CO2Emissionen sind im Luftverkehr weitere klimarelevante Effekte zu berücksichtigen, die durch den Entstehungsort der Emissionen (große Flughöhe) begründet sind und als CO2- Äquivalente ausgewiesen werden. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/5267 – 4 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Hierzu zählen insbesondere Wasser- bzw. Wasserdampf (Bildung von Cirruswolken ), NOx-Emissionen (und in der Folge Ozonbildung). Die Emissionsfaktoren können dem folgenden Umweltbundesamts-Bericht entnommen werden: www. umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/461/publikationen/3949.pdf. 6. Wie stellen sich diese Emissionswerte nach Kenntnis der Bundesregierung für 100 km Bahnfahrtstrecke (ICE) bei dem aktuell verwendeten Strommix dar und wie unter der Bedingung einer Ökostromquote von 100 Prozent (bitte unter Angabe des aktuellen Strommixes der Deutschen Bahn AG aufführen )? Nach Auskunft der Deutschen Bahn AG wird der ICE derzeit mit dem aktuell für den Fernverkehr gültigen Strommix, d. h. zu 100 Prozent Ökostrom bilanziert. Die seitens des UBA aus volkswirtschaftlicher Sicht praktizierte Bilanzierung erfolgt mit dem öffentlichen Strommix (Bundesmix). Grundlage für die Berechnungen ist der in der Fahrplanauskunft der Deutschen Bahn AG integrierte Umweltmobilcheck . Die Daten für Zugfahrten mit dem ICE 1 gelten bespielhaft für eine Zugfahrt auf der Strecke Frankfurt-Braunschweig-Berlin. Die CO2-Emissionen beinhalten alle Emissionen aus der Energiebereitstellung einschließlich der nach den Bilanzierungsvorgaben des UBA einzubeziehenden CO2-Emissionen bei Bau und Instandhaltung von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien. Für CO2e gilt dies gleichermaßen. Folgende Emissionswerte ergeben sich damit nach Auskunft der Deutschen Bahn AG für die Fahrt eines ICE 1-Zuges: Bilanzierung 100 % Ökostrom Bundesmix CO2-Emissionen 4,77 kg pro ICE 1074,14 kg pro ICE CO2e-Emissionen 6,60 kg pro ICE 1129,13 kg pro ICE 7. Wie viel CO2 „verursacht“ ein Flugpassagier nach Kenntnis der Bundesregierung pro 100 km Inlandsflug im Durchschnitt (bitte auch den um andere Klimafaktoren erweiterten Wert angeben) und wie viel ein Zugreisender auf einer ICE-Fahrt über 100 km? Flugpassagier: Pro 100 km Inlandsflug beträgt die CO2-Emission abhängig von Distanz bzw. lateralem und vertikalem Flugprofil, eingesetztem Fluggerät, Auslastung (Sitzladefaktor ), sowie möglicher Beifracht pro Flugpassagier in Economy oder Business zwischen 8 kg CO2 und 23 kg CO2. Zugreisender: Nach Auskunft der Deutschen Bahn AG beträgt die CO2-Emission unter Berücksichtigung einer durchschnittlichen Auslastung im ICE über 100 km 2,93 kg CO2 pro Reisenden (bei einer Betrachtung mit 100 Prozent Ökostrom ergeben sich 0,013 kg CO2 pro Reisenden im ICE über 100 km). Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 5 – Drucksache 19/5267 8. Wie viel CO2 wurde demnach im Jahr 2017 durch Inlandsflüge zwischen den deutschen Hauptverkehrsflughäfen und dem Flughafen Frankfurt am Main emittiert (bitte für alle betreffenden Relationen einzeln in einer Tabelle aufführen ), und wie stellt sich diese Klimabilanz nach Einbezug der weiteren klimarelevanten Faktoren der Luftfahrtemissionen gemessen in CO2-Äquivalenten dar (bitte für alle betreffenden Relationen einzeln aufführen und in die Tabelle integrieren)? Der Bundesregierung liegen für das Jahr 2017 noch keine offiziellen Daten der Emissionsberichterstattung vor. 9. Wie viele der Passagierflüge von und zum Flughafen Frankfurt am Main fanden nach Kenntnis der Bundesregierung im Jahr 2017 von und zu deutschen Städten mit angeschlossenem Hauptverkehrsflughafen statt, die mit der Bahn ab Frankfurt am Main Hauptbahnhof (bis zum Hauptbahnhof der Zielstadt) schon jetzt in höchstens vier Stunden erreichbar sind, und wie viele waren in höchstens sechs Stunden erreichbar? Im Jahr 2017 fanden 60 259 Passagierflüge vom und zum Flughafen Frankfurt am Main von und zu Zielen statt, die mit der Bahn ab Frankfurt am Main Hauptbahnhof in höchstens vier Stunden erreichbar wären. In höchstens sechs Stunden waren es 66 354 Flüge. 10. Wie hoch war demnach im Jahr 2017 das CO2-Einsparpotenzial bei vollständiger Verlagerung der gemäß Frage 9 erfassten Flüge auf die Bahn (bitte neben dem „reinen“ Einsparpotenzial jeweils auch das Einsparpotenzial unter Einbezug der weiteren klimarelevanten Faktoren angeben)? Es wird auf die Antwort auf Frage 8 verwiesen. 11. Wie viele der Passagierflüge von und zum Flughafen Frankfurt am Main fanden im Jahr 2017 von und zu deutschen Städten mit angeschlossenem Hauptverkehrsflughafen statt, die mit der Bahn nach Realisierung aller Maßnahmen des Bedarfsplans Schiene und der vertraglich von der Bundesregierung vereinbarten internationalen Schienenprojekte ab Frankfurt am Main Hauptbahnhof (bis zum Hauptbahnhof der Zielstadt) in höchstens vier Stunden erreichbar wären, und wie viele wären in höchstens sechs Stunden erreichbar ? Es wird auf die Antwort der Bundesregierung zu den Fragen 1 und 2 auf Bundestagsdrucksache 19/1644 verwiesen. Darüber hinaus liegen der Bundesregierung derzeit keine eigenen Erkenntnisse vor. 12. Wie hoch wäre demnach im Jahr 2017 das CO2-Einsparpotenzial bei vollständiger Verlagerung der gemäß Frage 11 erfassten Flüge auf die Bahn gewesen (bitte neben dem „reinen“ Einsparpotenzial jeweils auch das Einsparpotenzial unter Einbezug der weiteren klimarelevanten Faktoren angeben)? Es wird auf die Antwort zu Frage 8 verwiesen. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de ISSN 0722-8333