Die Antwort wurde namens der Bundesregierung mit Schreiben der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien vom 13. Februar 2019 übermittelt. Die Drucksache enthält zusätzlich – in kleinerer Schrifttype – den Fragetext. Deutscher Bundestag Drucksache 19/7782 19. Wahlperiode 14.02.2019 Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Hartmut Ebbing, Katja Suding, Grigorios Aggelidis, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP – Drucksache 19/7061 – Freier Eintritt in Museen V o r b e m e r k u n g d e r F r a g e s t e l l e r In der 15. Sitzung des Ausschusses für Kultur und Medien des Deutschen Bundestages am 7. November 2018 fand ein Fachgespräch zum Thema „Freier Eintritt in Kultureinrichtungen“ statt. Auslöser des Dialogs war unter anderem die Absicht der Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, sich für einen freien Eintritt zur Dauerausstellung im Humboldt Forum stark zu machen. Die Koalitionspartner von CDU, CSU und SPD legten zudem fest, ausgehend von diesem Modellversuch im Humboldt Forum, in den vom Bund geförderten Kultureinrichtungen vermehrt und regelmäßig den freien Eintritt zu ermöglichen (siehe Randnummern 7937 bis 7940). Die Sachverständigen verwiesen bei dem Fachgespräch darauf, dass sich durch einen freien Eintritt in Kultureinrichtungen die Besucherzahlen zwar kurzfristig steigern ließen, mittelfristig diese jedoch wieder auf das vorherige Niveau sinken würden. Als Grund dafür nannten die Sachverständigen, dass Bildung und Sozialisation einen deutlich größeren Anteil am Fortbleiben vieler Menschen aus öffentlichen Museen hätten als rein ökonomische Beweggründe. Auch eine Studie im Rahmen einer Nichtbesucherbefragung ausgewählter Museen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe-Museen im Jahr 2013 zeigte, dass zu hohe Preise für nur 8 Prozent der Befragten ein Besuchshindernis sind (Eilers, Silke (2015): Eintritt frei? Die Bedeutung von Eintrittsregelungen für kommunale und vereinsgetragene Museen. In: Museumskunde Band 80. Berlin). 1. Plant die Bundesregierung, den freien Eintritt der Dauerausstellung im Humboldt Forum auch Nicht-EU-Bürgern zu gewähren? Der freie Eintritt in die Dauerausstellungen des Humboldt Forums wird allen Besucherinnen und Besuchern gewährt, um das Haus in den ersten drei Jahren für möglichst viele Menschen zu öffnen. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/7782 – 2 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode 2. Wie hoch beziffert die Bundesregierung die Einnahmeausfälle für die für drei Jahre festgelegten freien Eintritte in das Humboldt Forum? Die Höhe etwaiger Einnahmeausfälle und -erwartungen ist insbesondere aufgrund der komplexen geschossübergreifenden Verknüpfung der Angebote der einzelnen Akteure zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschließend bezifferbar. Im Rahmen der Evaluierung der Besucherströme nach Eröffnung werden belastbarere Analysen zu den wirtschaftlichen Auswirkungen des freien Eintritts möglich sein. 3. Wie bewertet die Bundesregierung das Risiko, dass der freie Eintritt in das Humboldt Forum zum Fernbleiben von Besuchern in benachbarten Museen führt? 4. Sofern die Bundesregierung in Frage 3 ein Risiko konstatiert, wie plant die Bundesregierung dieser Wettbewerbsverzerrung gegenzusteuern? Die Fragen 3 und 4 werden aufgrund des Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet . Eine Bewertung solcher Nebeneffekte soll im Rahmen der vorgesehenen Evaluation während der dreijährigen Pilotphase des freien Eintritts in die Dauerausstellungen des Humboldt Forums erfolgen. 5. Prüft die Bundesregierung, den freien Eintritt auch auf weitere Museen, insbesondere auf weitere Museen der Museumsinsel (Stiftung Preußischer Kulturbesitz ) bzw. das Deutsche Historische Museum, anzuwenden? a) Wenn ja, welche weiteren Museen (bitte konkrete Benennung)? b) Wenn ja, wie hoch beziffert die Bundesregierung die Einnahmeausfälle durch die Ausweitung des freien Eintritts auf weitere Museen? 6. Mit welchen Folgen für die Besucherzahlen rechnet die Bundesregierung durch die Etablierung eines freien Eintritts? Die Fragen 5 und 6 werden gemeinsam beantwortet. Derzeit prüft die Bundesregierung in Abstimmung mit dem Land Berlin die Einführung von eintrittsfreien Zeiten auch in anderen Berliner Museen. Die Bundesregierung prüft dies ebenfalls beim Deutschen Historischen Museum. Bei der Erarbeitung von entsprechenden Formaten werden auch die Auswirkungen auf Besucherzahlen und Einnahmen berücksichtigt. Da es sich hier um Modellvorhaben handelt, sind die Folgen für die Besucherzahlen zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschließend bezifferbar. 7. Welche Auswirkungen erwartet die Bundesregierung durch die Etablierung eines freien Eintritts auf die Besucherzahlen von Kindern und Jugendlichen? Bundesgeförderte Einrichtungen wie die Staatlichen Museen zu Berlin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Stiftung Deutsches Historisches Museum in Berlin und die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn bieten Kindern und Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr bereits jetzt freien Eintritt. Beim Gropius Bau in Berlin gilt dies für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre und beim Jüdischen Museum in Berlin für Kinder bis 6 Jahre. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 3 – Drucksache 19/7782 Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche führt nach den vorliegenden Erkenntnissen insbesondere in Kombination mit passenden Vermittlungsangeboten und Kooperationen mit Schulen zu einer stärkeren kulturellen Teilhabe dieser Zielgruppe . 8. Rechnet die Bundesregierung aufgrund des freien Eintritts mit steigenden Besucherzahlen aus bildungsfernen Bevölkerungsgruppen? a) Wenn ja, wie hoch ist die Steigerung, mit der die Bundesregierung konkret rechnet? b) Wenn nein, wieso bemüht sich die Bundesregierung nicht um Konzepte, die die Bedürfnisse bildungsferner Bevölkerungsgruppen mit einbeziehen ? Die kulturelle Teilhabe jeder und jedes Einzelnen in allen Lebensphasen unabhängig von Alter, sozialer Lage, Bildung und Herkunft ist ein wichtiges kulturpolitisches Anliegen der Bundesregierung. Erfahrungen aus Großbritannien zeigen , dass freier Eintritt zu einer Steigerung der Besuchszahlen führen kann. Gleichwohl ist freier Eintritt allein in der Regel nicht ausreichend, um insbesondere unterrepräsentierte Besuchergruppen gewinnen zu können. Daher gilt es, neben den finanziellen auch die ideellen Barrieren abzubauen und durch Maßnahmen der Vermittlung vermehrt unterrepräsentierte Zielgruppen anzusprechen. Zahlreiche bundesgeförderte Kultureinrichtungen arbeiten bereits seit längerem an Vermittlungskonzepten, um auch dadurch neue Besuchergruppen zu gewinnen . Auch die BKM hat die kulturelle Vermittlung gestärkt. So wurden entsprechende Förderprogramme ausgebaut. In ihren Zuwendungsbescheiden verbindet die BKM ihre Zuwendungen mit dem Ziel einer aktiven Bildungs- und Vermittlungsarbeit sowie der Steigerung der Diversität in den Einrichtungen selbst, bei der Ansprache der Besucherinnen und Besucher und bei der Programmgestaltung. 9. Hat die Bundesregierung die Erfahrungen anderer Staaten wie Frankreich und Großbritannien in ihre Überlegungen zum Modellversuch des freien Eintritts für die Dauerausstellung Humboldt Forum einbezogen, und welche Konsequenzen hinsichtlich Chancen und Risiken des Vorhabens hat sie aus dem Vergleich gezogen? In die Überlegungen der Bundesregierung zum Modellversuch des freien Eintritts in die Dauerausstellungen des Humboldt Forums wurden Erfahrungen sowohl nationaler als auch internationaler Kulturinstitutionen einbezogen. Neben einer Studie des britischen Department of Culture, Media and Sport wurden Erkenntnisse aus einer von der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss in Auftrag gegebenen Studie „Bewertung von Pricing-Modellen für das Humboldt Forum“ verwertet . Als Konsequenz wurde die Pilot-phase des freien Eintritts in die Dauerausstellungen des Humboldt Forums auf zunächst drei Jahre ab Eröffnung befristet . Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/7782 – 4 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode 10. Hat sich die Bundesregierung im Rahmen der Überlegungen zum freien Eintritt im Humboldt Forum mit dem Instrument der Preisdifferenzierung auseinandergesetzt (Erwachsenen-, Kinder- und Familienpreise, Gruppenrabatte , EU-Bürger bzw. Nicht-EU-Bürger, Aufpreise bei Führungen, Audio- Guides oder begleitende Veranstaltungen) und dies als alternatives Vorgehen geprüft? Im Rahmen der o. g. Studie „Bewertung von Pricing-Modellen für das Humboldt Forum“ wurden verschiedene Pricing-Strategien entwickelt und bewertet. Die Überlegungen wurden von der Bundesregierung ausgewertet. 11. Als wie hoch schätzt die Bundesregierung die Gefahr ein, eine vorhandene Preisbereitschaft der Besucher des Humboldt Forums nicht abzuschöpfen? Die Einführung eines freien Eintritts in die Dauerausstellungen des Humboldt Forums ist eine politische Grundsatzentscheidung, die das Humboldt Forum für möglichst viele Besucherinnen und Besucher erfahrbar machen soll. Darüber hinaus wird es auch Bezahlangebote wie Führungen, Sonderausstellungen und weitere Veranstaltungen geben. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de ISSN 0722-8333