Die Antwort wurde namens der Bundesregierung mit Schreiben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie vom 3. April 2019 übermittelt. Die Drucksache enthält zusätzlich – in kleinerer Schrifttype – den Fragetext. Deutscher Bundestag Drucksache 19/9189 19. Wahlperiode 08.04.2019 Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Reinhard Houben, Michael Theurer, Renata Alt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP – Drucksache 19/8671 – Unternehmensnachfolge in Deutschland V o r b e m e r k u n g d e r F r a g e s t e l l e r Viele mittelständische Unternehmen in Deutschland sind jährlich auf der Suche nach einem Nachfolger. Laut dem Nachfolge-Monitoring der KfW-Bank sollen es bis 2020 etwa 227 000 sein. Das Thema der Unternehmensnachfolge ist sehr komplex und in vielen Fällen auch emotional für die Beteiligten. Trotzdem ist es ein Thema, mit dem sich jährlich tausende Unternehmen auseinandersetzen müssen. Vor allem für den Mittelstand ist das Thema von großer Wichtigkeit und damit zentral für die deutsche Wirtschaft. Eine erfolgreiche Nachfolge, sollte sie familiär nicht möglich sein, ist aus mehreren Gründen für Gesellschaft und Wirtschaft wünschenswert. Die lange Aufbauphase eines neu gegründeten Unternehmens fällt weg. Was bleibt ist eine Einarbeitungsphase, die aber unverhältnismäßig kürzer ist. Vertriebskanäle, Kunden, Lieferanten und anderweitig verbundene Unternehmen sind bereits etabliert und haben Planungssicherheit. Vor allem aber bleiben Arbeitsplätze und Steuereinnahmen der regionalen Wirtschaft erhalten. In der Vergangenheit hatten kleine und mittlere Unternehmen oft nur begrenzte Möglichkeiten, überregional nach Nachfolgern zu suchen. Aus diesem Grund wurde die Online-Börse „nexxt-change“ gegründet. Sie wurde von der KfW Bankengruppe in Zusammenarbeit mit dem damaligen Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie im Januar 2006 eingerichtet. Die Nutzung der nexxt-change-Nachfolgebörse sowie die Inseratseinstellung sind kostenfrei und richten sich sowohl an Übernahmeinteressierte als auch an potentielle Übergeber . Seit der 2013 veröffentlichten Studie (www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/ Mittelstand/nexxt-change-evaluation.pdf?__blob=publicationFile&v=5), die die Rambøll Management Consulting GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zu nexxt-change anfertigte, gab es keine umfassenden Analysen oder Studien mehr zu der Börse. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/9189 – 2 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode V o r b e m e r k u n g d e r B u n d e s r e g i e r u n g Die Bundesregierung unterstützt die Unternehmensnachfolge und den Generationswechsel vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen. Die Gründungsoffensive „GO!“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (www. bmwi.de/GO) sieht deshalb einen Schwerpunkt „Unternehmensnachfolgen erleichtern “ mit konkreten Maßnahmen vor, damit der deutsche Mittelstand auch in Zukunft stark, innovativ und vielfältig bleibt. Die Nachfolgebörse www.nexxtchange .org bildet ein zentrales Instrument zur Erleichterung der Unternehmensnachfolge , das weiter optimiert wird. Denn Arbeitsplätze und unternehmerisches Know-how in Deutschland dürfen nicht verloren gehen, wenn der Staffelstab infolge des Generationswechsels in den Betrieben weitergereicht wird. 1. Wie viele Unternehmen wurden seit Gründung der Börse erfolgreich an einen Nachfolger vermittelt? Seit dem Start der Nachfolgebörse www.nexxt-change.org wurden nachfolgende Vermittlungen von Verkaufsangeboten und Kaufgesuchen von Unternehmen über die Plattform erfolgreich eingeleitet: Vermittlungen durch Verkaufsangebote Kaufgesuche Gesamt 2006 1.426 191 1.617 2007 1.457 237 1.694 2008 1.270 187 1.457 2009 1.135 156 1.291 2010 1.141 124 1.265 2011 1.164 148 1.312 2012 1.073 116 1.189 2013 1.058 99 1.157 2014 976 105 1.081 2015 980 90 1.070 2016 987 76 1.063 2017 950 52 1.002 2018 927 42 969 2019 (bis Februar) 172 8 180 Gesamt 14.716 1.631 16.347 Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 3 – Drucksache 19/9189 2. Wie viele Verkaufsinserate und wie viele Kaufinserate wurden seit Bestehen der Börse veröffentlicht? Die veröffentlichten Inserate entwickelten sich wie folgt: Neuveröffentlichte Inserate seit 2006 bis 1. Quartal 2019 (Jahresverlauf1) 1 * Für 2015 liegen von Juli bis Oktober keine Daten vor; ** 2019 nur 1. Quartal. Neuveröffentlichte Verkaufsangebote und Kaufgesuche seit November 20152: 2 Es werden nur die Maximal- und Minimalwerte sowie die aktuellen Werte beschriftet. 3. Wie viele der erfolgreich übermittelten Unternehmen sind nach Kenntnis der Bundesregierung heute noch existent? Die statistischen Auswertungen der Unternehmensnachfolgebörse www.nexxtchange .org erfolgen anonymisiert entsprechend den geltenden datenschutzrechtlichen Bestimmungen. Aussagen über die wirtschaftliche Entwicklung der Betriebe nach der Löschung in der Datenbank sind daher nicht möglich. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/9189 – 4 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode 4. Für wie erfolgreich schätzt die Bundesregierung die Plattform ein? Die Nachfolgebörse www.nexxt-change.org mit einem bundesweiten Netzwerk von 732 Regionalpartnern, die vor Ort die Anbieterinnen und Anbieter von Unternehmen bzw. Interessentinnen und Interessenten bei der Erstellung von Inseraten unterstützt und weitergehende Beratung anbieten, hat sich bewährt. Die Bundesregierung verweist insbesondere auf die Ergebnisse der Evaluation der Nachfolgebörse www.nexxt-change.org. Der von der Rambøll Management GmbH erstellte Evaluationsbericht kommt zu dem Ergebnis, dass die Nachfolgebörse www.nexxt-change.org gute Arbeit leistet und den Nachfolgeprozess sehr gut unterstützt. Vor allem Klein- und Kleinstunternehmen profitieren von der Börse. Die befragten Nutzerinne und Nutzer bewerten das Internetportal als funktionale und seriöse Nachfolgebörse. Rund 70 Prozent der erfolgreichen Übergeberinnen und Übergeber sowie Übernehmerinnen und Übernehmer sind der Meinung , dass sie nur über die Nachfolgebörse www.nexxt-change.org eine passende Nachfolgerin bzw. einen passenden Nachfolger bzw. ein Unternehmen zur Fortführung finden konnten. 5. Inwieweit hat die Bundesregierung die Handlungsempfehlungen der Rambøll-Studie zur Börse von 2013 umgesetzt? Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und die KfW haben seit der Evaluation zahlreiche der vorgeschlagenen Handlungsempfehlungen zur Optimierung der Nachfolgebörse www.nexxt-change.org aufgegriffen und umgesetzt, u. a. in den Handlungsfeldern „Aktive Regionalpartner“, „Marketing“, „Hürden minimieren“ und „Datenqualität“. Insbesondere beim umfassenden technischen Relaunch der Nachfolgebörse www.nexxt-change.org in 2015 wurden die Handlungsempfehlungen und Bedürfnisse der Zielgruppe berücksichtigt. Darüber hinaus werden die jährlichen Regionalpartnertreffen fortgesetzt, die einen Austausch mit den bundesweiten Ansprechpartnern über aktuelle Entwicklungen und Handlungsbedarf ermöglichen. 6. Wie viele Arbeitsplätze konnten durch die Arbeit der Börse seit ihrem Bestehen nach Kenntnis der Bundesregierung gesichert werden? Nach den Schätzungen der Evaluatoren (siehe Antwort zu Frage 4) werden jährlich rund 8 000 bis 10 500 Arbeitsplätze durch die Nachfolgebörse www.nexxtchange .org. gesichert. 7. Welche Pläne hat die Bundesregierung, die Aktivitäten der Börse auszuweiten ? Welche Reformierungsmaßnahmen sind geplant? Der bestehende Vertrag für den Betrieb der Nachfolgebörse www.nexxtchange .org ist bis Ende 2019 befristet. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie strebt an, den Betrieb der Börse fortzusetzen und noch stärker in die Online -/Social-Media-Angebote des Ministeriums zu integrieren und zu vernetzen. Darüber hinaus werden im Rahmen der Neuausschreibung des Vertrages weitere Optimierungen zur Erhöhung der Datenqualität und Nutzerfreundlichkeit der Börse umgesetzt. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 5 – Drucksache 19/9189 8. Wie hoch schätzt die Bundesregierung die Zahl von Unternehmen in Deutschland, die 2018 Nachfolger gesucht haben? Der Bundesregierung stehen zur Beobachtung der Entwicklung von Unternehmensnachfolgen in Deutschland verschiedene Analysen und Auswertungen zur Verfügung, die u. a. vom Institut für Mittelstandsforschung Bonn (IfM Bonn), der KfW und dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in regelmäßigen Perioden durchgeführt werden. Aufgrund der unterschiedlichen Erhebungsmethoden weichen die Daten voneinander ab. Nach Schätzung des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn (IfM Bonn) stehen im Zeitraum 2018 bis 2022 rund 150 000 Unternehmen in Deutschland zur Übergabe an. Durchschnittlich werden je 1 000 Unternehmen in diesem Zeitraum 43 Unternehmen die Übergabe vorbereiten (bzw. in Ostdeutschland rund 40 Unternehmen ). Die Zahl der anstehenden Unternehmensnachfolgen nimmt im aktuellen Zeitraum im Vergleich zu früheren Analysen des IfM Bonn zu. Im vorgenannten Zeitraum ist mit keiner generellen Nachfolgelücke zu rechnen, jedoch sind regionale und branchenspezifische Engpässe nicht auszuschließen. 9. Für wie groß hält die Bundesregierung die Problematik der Suche nach Unternehmensnachfolge in Deutschland? Die vorgenannten Analysen der KfW und des DIHK zeigen, dass nicht alle in Kürze anstehenden Unternehmensnachfolgen bereits eine passende Nachfolgerin bzw. einen passenden Nachfolger in Sicht haben. Deshalb zielen die Maßnahmen der Bundesregierung insbesondere darauf, den Generationswechsel frühzeitig und strukturiert vorzubereiten sowie die Aufmerksamkeit auf das Thema Unternehmensnachfolge im Mittelstand zu erhöhen. Insgesamt wird im Zuge des demografischen Wandels die Zahl der zu übergebenden Unternehmen tendenziell steigen und die Zahl der übernahmewilligen Nachfolgerinnen und Nachfolger tendenziell sinken. Im Übrigen ist es schwer zu bestimmen, aus welchen Gründen ein Unternehmen letztlich stillgelegt wird. Eine Stilllegung mangels eines Interesses an der Übernahme oder Fortführung eines Betriebes ist nicht unbedingt die Folge von Nachfolgeproblemen . Insbesondere betriebliche oder branchenspezifische Entwicklungen haben erheblichen Einfluss, die u. a. in der fehlenden Zukunftsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens liegen können. 10. Welche Anstrengungen, abgesehen von der nexxt-change-Börse, unternimmt die Bundesregierung, um Unternehmen die Suche nach Nachfolgern zu erleichtern? Neben der Nachfolgebörse www.nexxt-change.org tragen insbesondere die im Rahmen der Gründungsoffensive „GO!“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie ergriffenen Maßnahmen zur Erleichterung der Unternehmensnachfolge dazu bei, dass Unternehmerinnen und Unternehmer frühzeitig für den Generationenwechsel sensibilisiert und informiert werden. Analysen und Praxiserfahrungen belegen, dass erfolgreiche Unternehmensnachfolgen sowohl innerhalb der Familie als auch durch externe Übernehmerinnen oder Übernehmer einen ausreichenden zeitlichen Vorlauf erfordern, damit die einzelnen Schritte gründlich vorbereitet und strukturiert umgesetzt werden können. Der notwendige zeitliche Vorlauf wird von den Übergeberinnen und Übergebern häufig unterschätzt, so dass viele Betriebsinhaberinnen und Betriebsinhaber die Nachfolgeplanung zu spät beginnen. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 19/9189 – 6 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie initiiert einen bundesweiten Aktionstag Unternehmensnachfolge sowie weitere Projekte, u. a. ICON-Innovativer Content für die Unternehmensnachfolge, um insbesondere die Aufmerksamkeit für das Thema zu erhöhen sowie spezifische Zielgruppen anzusprechen. Weitere Informationen sind unter www.bmwi.de/GO zu finden. Darüber hinaus erleichtert die ERP-Gründungsfinanzierung auch die Nachfolgeregelung in den Unternehmen. Neben dem eigentlichen Erwerbs- und Nachfolgevorgang können auch Festigungsinvestitionen bis zu fünf Jahren nach der Übernahme finanziert werden. Hierfür stehen aus der ERP-Förderung die Programme „ERP-Kapital für Gründung“, „ERP-Gründerkredit Startgeld“ und „ERP-Gründerkredit Universell“ zur Verfügung. Der Anteil von Übernahmen und Nachfolgen am Fördervolumen beträgt rund 38 Prozent und nimmt kontinuierlich zu. In absoluten Zahlen bedeutet dies, dass bei einem Gesamtfördervolumen von rund 22,2 Mrd. Euro im Zeitraum von 2012 bis 2018 rund 8,4 Mrd. Euro für die Finanzierung von Unternehmensnachfolgen eingesetzt wurden. 11. Welche Kosten sind dem Bund durch die Betreibung der Börse seit ihrer Einrichtung entstanden? Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie betreibt die Nachfolgebörse www.nexxt-change.org in enger Kooperation mit der KfW, die sich an den Kosten finanziell beteiligt sowie zusätzliche Unterstützung leistet, u. a. Servicehotline , Organisation und Durchführung der Regionalpartnertreffen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und die KfW haben seit 2014 insgesamt 931 300 Euro für den Relaunch und den Betrieb der Nachfolgebörse www.nexxt-change.org aufgewendet. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de ISSN 0722-8333