BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/10124 21. Wahlperiode 25.08.17 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Franziska Grunwaldt (CDU) vom 17.08.17 und Antwort des Senats Betr.: Verzichtet der Senat bei der Umsetzung des Heroes-Ablegers auf die Unterstützung der erfolgreichen Berliner Experten? Am 16. Juni 2016 stimmte die CDU-Fraktion in der Bürgerschaft dem Antrag „Patriarchalische Rollenbilder aufbrechen: Präventives Projekt zum Schutz von Mädchen und Frauen in Hamburg“ der Regierungsfraktionen in der Bürgerschaft zu. Die Einrichtung eines Projekts nach dem Vorbild des bereits mit zahlreichen Auszeichnungen geehrten, erfolgreichen Berliner Projekts Heroes erschien eine Unterstützung wert. In Drs. 21/8722 unterrichtet die Präsidentin der Bürgerschaft dann darüber, dass sich die Auswahlkommission am 16. Dezember 2016 für den Träger „Jungenarbeit Hamburg e.V.“ entschieden habe, der wiederum der im April dieses Jahres das Projekt „comMIT!ment − Engagiert für Achtsamkeit, Vielfalt und Würde“ ins Leben gerufen habe. Angesichts des Umstandes, dass das hiesige Projekt nach dem Berliner Vorbild von Heroes eingerichtet werden soll, ist das Hinzuziehen der dort gemachten Erfahrungen beim Aufbau des Hamburger Modells unumgänglich . Allerdings ist bisher unklar, ob und wie eine Zusammenarbeit vonseiten Hamburgs mit dem Berliner Projekt stattgefunden hat beziehungsweise stattfindet . Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Ziel des von der Bürgerschaft mit Drs. 21/4697 erbetenen Projektes ist es, nach dem Vorbild des Berliner Projekts HEROES ein präventives Projekt zum Schutz von Mädchen und jungen Frauen in Hamburg einzurichten, das allerdings an bereits bestehende Peergroup-Ansätze und Vernetzungsstrukturen in Hamburg anknüpfen sollte. Dies wurde auch im Bekanntgabetext deutlich zum Ausdruck gebracht (siehe Drs. 21/8722). Das Projekt „comMIT!ment − Engagiert für Achtsamkeit, Vielfalt und Würde“ ist somit ein eigenständiges Präventionsprojekt, das sich ähnlich wie das Berliner HEROES-Projekt bei den Methoden der Peer-Edukation und bei den theaterpädagogischen sowie rollenbasierten Ansätzen anerkannter und verbreiteter Arbeitsmethoden in der Jungenarbeit beziehungsweise in der Sozialpädagogik bedient. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Wurde jeweils in Hamburg der Kontakt zu dem Berliner Projekt Heroes gesucht? Wenn ja, durch wen, wann und mit welchem Ergebnis? Wenn nein, warum nicht beziehungsweise wann ist eine Kontaktaufnahme beabsichtigt? Drucksache 21/10124 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Am 13. Dezember 2010 hat auf Einladung der zuständigen Behörde die damalige Projektleiterin von HEROES Berlin die überbehördliche AG Zwangsheirat in Hamburg über ihr Berliner Projekt ausführlich informiert. Darüber hinaus stand der Hamburger Träger Zündfunke e.V. im Kontakt mit HEROES Berlin. Ein weiteres Gespräch fand am 26.06.2014 – organisiert von Zündfunke e.V. – mit dem damaligen Berliner Gruppenleiter in Hamburg statt. An diesem Gespräch waren die BASFI und das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) vertreten. Die Erkenntnisse aus diesen Gesprächen sind in die Bekanntgabe des Hamburger Präventionsprojektes geflossen. Im Übrigen siehe auch Drs. 21/3445. 2. Waren Mitarbeiter des Berliner Projekts Heroes bei der Einrichtung und der Umsetzung des Hamburger Ablegers involviert? Wenn ja, in welchem Umfang? Bitte erläutern. Wenn nein, warum nicht? Nein, siehe Vorbemerkung und Drs. 21/8722. 3. Gab es jeweils persönliche Treffen mit Mitarbeitern des Berliner Projekts Heroes mit welcher Stelle in Hamburg? Wenn ja, wann und mit welchem Ergebnis? Wenn nein, warum nicht beziehungsweise wann sind persönliche Treffen beabsichtigt? Siehe Antwort zu 1. sowie Drs. 21/8722 und Drs. 21/3445. 4. Gibt es Ähnlichkeiten zwischen „comMIT!ment − Engagiert für Achtsamkeit , Vielfalt und Würde“ und dem Berliner Modell in Art und Aufbau? Wenn ja, inwiefern? Wo gibt es Unterschiede und warum werden diese gemacht? Bitte erläutern. Ähnlichkeiten gibt es bei der Art der Ausbildungen sowie den eingesetzten Methoden. Im Unterschied zum HEROES-Konzept wurde kein Mädchen-Beirat eingerichtet. Vielmehr wird die Einbeziehung der Perspektive von Mädchen durch die Einrichtung eines Fachbeirates sichergestellt. Im Übrigen siehe Vorbemerkung und Drs. 21/8722. 5. Seit April 2017 läuft das Projekt in Hamburg. a) Wie viele Mitarbeiter/VZÄ sind bei dem Projekt „comMIT!ment − Engagiert für Achtsamkeit, Vielfalt und Würde“ beschäftigt? Drei Mitarbeiter mit insgesamt 2,4 VZÄ (2,0 Stellen Fachberatung und 0,4 Stelle Leitung ). b) Wie viele Veranstaltungen mit jeweils wie vielen Teilnehmern und jeweils welchem Thema gab es wann wo? Welche sind geplant? Format Kooperationspartner/Ort Datum Zeitraum Anzahl Teilnehmer 5-Std.-Workshop Stadtteilschule Am Hafen, Struenseestraße 20, 22767 Hamburg 28.04.2017 12 5-Std.-Workshop Ida-Ehre-Schule, Bogenstraße 34, 20144 Hamburg 19.06.2017 10 5-Std.-Workshop Ida-Ehre-Schule, Bogenstraße 34, 20144 Hamburg 27.06.2017 14 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/10124 3 Format Kooperationspartner/Ort Datum Zeitraum Anzahl Teilnehmer 2-Std.- Informationsveranstaltung Stadtteilschule Am Hafen, Struenseestraße 20, 22767 Hamburg 30.06.2017 12 5-Std.-Workshop Ida-Ehre-Schule, Bogenstraße 34, 20144 Hamburg 11.07.2017 5 Projektwoche (5 Tage á 4 Std.) Stadtteilschule Am Hafen, Struenseestraße 20, 22767 Hamburg 12.- 18.07.2017 22 5 Treffen mit außerschulischer Jungengruppe á 2 Std Straßensozialarbeit Jenfeld , Einrichtung des Jugendamtes Wandsbek, Kreuzburger Straße 20 22045 Hamburg 20.06., 27.06.,04.07., 11.07., 25.07.2017 5 Geplant ist eine Kooperation mit der Nelson-Mandela-Schule, der Stadtteilschule Horn sowie ausgewählten Hamburger Berufsschulen. Weitere potenzielle Kooperationspartner sind Einrichtungen, die mit geflüchteten Jugendlichen arbeiten. Alle Veranstaltungen sind thematisch auf die Vielfalt des Mann-Seins ausgerichtet im Spannungsfeld von Identität, Lebenszielen, sozialen Beziehungen und Erwartungen des Umfelds, verbunden mit einer Sensibilisierung für geschlechtsbezogene Gewalt und geschlechtsbezogene Diskriminierungen. c) Anhand welcher Kriterien wurden die Teilnehmer ausgesucht? Die Auswahl der Teilnehmer erfolgt anhand mehrerer Kriterien. So wird zum Beispiel eine Verteilung und damit flächendeckende Wirkung der Multiplikatoren über das gesamte Hamburger Stadtgebiet angestrebt. Ein Fokus liegt auf den Stadtteilschulen mit einem hohen Anteil von jungen Menschen mit Migrationshintergrund. Besonders geeignet sind Teilnehmer mit hoher intrinsischer Motivation. d) Handelt es sich hier um die Ausbildung von Multiplikatoren? Wenn ja, wie lange dauert deren Ausbildung und wie sollen sie dann ab wann wo in ihrer neuen Funktion tätig werden? Bisher wurden Workshops durchgeführt, die die teilnehmenden Jungen beziehungsweise jungen Männer für die Teilnahme an der Multiplikatorenausbildung begeistern sollen. Nach den Sommerferien ist der Start der Ausbildungen vorgesehen, die circa sechs Monate beziehungsweise 25 Treffen umfassen werden. Im Anschluss werden die ausgebildeten Multiplikatoren in ihrer Peergroup, in ihren Familien sowie im Rahmen von comMIT!ment-Workshops zur Gewinnung neuer Interessierter für weitere Ausbildungen tätig sein.