BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/10171 21. Wahlperiode 01.09.17 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Mehmet Yildiz (DIE LINKE) vom 24.08.17 und Antwort des Senats Betr.: Erneuter Aufnahmestopp bei Sportvereinen aufgrund fehlender Platzund Trainerkapazitäten; wie und wann reagiert der Senat? Vereine, Medien und vor allem Familien berichten übereinstimmend, dass in zahlreichen Vereinen, besonders im Kinder- und Jugendfußball, zurzeit Wartelisten eingeführt wurden, da „zu viele“ Kinder im Verein spielen wollen. Bei Schwimmvereinen bietet sich dasselbe Bild, hier vor allem, weil es seit Jahren zu wenige Schwimmhallenkapazitäten gibt. Dies ist dem Senat eigentlich bekannt und der MPAC wollte dies ändern. Die finanzielle Ausstattung für Sanierungen oder die Kostenübernahme für eine Trainerausbildung stagnieren und sind damit offensichtlich zu gering, um dem Andrang auf die Sportvereine Abhilfe zu schaffen. Dabei sind am meisten die Vereine von den Wartelisten betroffen, die in den innerstädtischen Stadtteilen wie der Sternschanze beheimatetet sind (beispielsweise der VfL Hammonia). Gerade junge Familien ziehen in diese Stadtteile, und wollen ihre Kinder möglichst nah an ihrem eigenen Wohnort zum Sport schicken. Es ist also offensichtlich, dass die finanziellen Ausstattungen nicht ausreichend sind, um die Vereine genügend auszustatten. Ich frage den Senat: Die Modernisierung und Sanierung von Sport- und Schwimmstätten ist ein permanenter Prozess, welcher durch stetige Weiterentwicklung der Maßnahmen im Sinne der Dekadenstrategie und des Masterplans Active City (MPAC) durch die verantwortlichen Fachbehörden unterstützt wird. Die Hamburger Akteurinnen und Akteure des Sports verfolgen gemeinsam das Ziel, am Ende der Dekade sowie im Projektzeitraum des MPAC die Kapazitäten bei staatlichen Sport- und Schwimmstätten durch Sanierung und leistungsgerechte Ausstattung zu erhöhen. Daneben sollen die vereinseigenen Sportanlagen saniert werden, woran sich die Stadt durch Zuschüsse und die Vergabe von Sportförderkrediten durch die Investitions- und Förderbank beteiligt. Im Rahmen der sogenannten Sanierungsoffensive wurden die Ansätze durch die Bürgerschaft für die Jahre 2017 – 2020 auf jährlich 3,86 Millionen Euro erhöht (enthalten im Einzelplan 1.2 im Rahmen der Investitionsmittel des Aufgabenbereichs 208 Wirtschaft, Bauen und Umwelt). Zur Situation der Sportstätten in Hamburg sowie zu Investitionen in Bau, Erhalt und Sanierung der Sportstätten siehe Drs. 21/3659. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Wie bewertet der Senat die Situation hinsichtlich der Kapazitäten bei Sport- und Schwimmstätten? Wie sollen die Kapazitäten erhöht werden? Siehe Vorbemerkung. Drucksache 21/10171 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Hinsichtlich der Schwimmsportstätten ist festzustellen, dass alle Bäder der Bäderland Hamburg GmbH an den Wochentagen in der Regel von 06.30 bis 22.00 Uhr durch unterschiedliche Nutzergruppen (unter anderem Frühschwimmer, Schulschwimmen, Kindertagesstätten, öffentliches Schwimmen, Kursangebote, Vereinsschwimmen) intensiv belegt sind. Dabei sind lediglich leichte tageszeitlich bedingte Schwankungen in den Mittagsstunden festzustellen. Im Übrigen verfolgt die Bäderland Hamburg GmbH zur Erhöhung ihrer Kapazitäten konsequent die Strategie der Ausweitung ganzjährig nutzbarer Wasserflächen. Aktuelle Beispiele dafür sind der Neubau eines Multifunktionsbades in Wilhelmsburg (fertiggestellt 2013), der Anbau einer Kurshalle in Blankenese (fertiggestellt 2016), der Anbau einer Kurshalle in Rahlstedt sowie die Verdoppelung der ständig nutzbaren Wasserfläche am Standort Ohlsdorf durch den Neubau des Familienbades Ohlsdorf. 2. Werden Statistiken erhoben, welche Sportvereine eine Warteliste haben beziehungsweise einen Aufnahmestopp haben? Hierzu liegen der zuständigen Behörde keine Informationen vor. 3. Wie gedenkt der Senat mit dieser Situation umzugehen? Mit welchen Maßnahmen sollen die Kapazitäten der Sportstätten und Schwimmbäder nachhaltig verbessert werden? Siehe Antwort zu 1. Bezüglich der vereinsgebundenen Schwimmsportbedarfe ist die Stadt aktuell Auftraggeberin einer Schwimmsportstättenerhebung durch das Statistische Amt für Hamburg und Schleswig Holstein – Statistikamt Nord. Ziel dieser gemeinsam mit den Schwimmsportakteuren in Auftrag gegebenen Erhebung ist die weiterführende Bedarfsentwicklung der kommenden zehn Jahre. 4. Welche derzeitigen Unterstützungs- und Fördermaßnahmen gibt es für die Ausbildung zum Trainer oder zur Trainerin? Bitte nach Förderprogramm aufteilen. Auf der Grundlage des Sportfördervertrages 2017/2018 erhält der Hamburger Fußballverband (HFV) für die Ausbildung und Lehre 145.000 Euro. Die Mittel werden für die Bereitstellung von verpflichtenden Basisausbildungen verwendet. 5. Zu den Aufnahmestopps kam es auch, da das sportliche Ehrenamt immer unpopulärer wird. Dies liegt an mangelnder Wertschätzung und den quasi nicht vorhanden Aufwandsentschädigungen. Wie plant der Senat künftig, das sportliche Ehrenamt wieder zu stärken? Welche Maßnahmen mit welcher Ausfinanzierung gibt es zurzeit? Für den Senat ist die Stabilisierung der Engagement-Quote im Sport ein dauerhaftes Ziel, welches die uneingeschränkte, wirkungsvolle und dringend notwendige Verbesserung der Rahmenbedingungen für ehrenamtliches und freiwilliges Engagement erfordert. Auf Bundesebene wurden die Unterstützungsleistungen und Rahmenbedingungen mit dem Gesetz zur Stärkung des Ehrenamtes verbessert. Der Senat forciert im weiteren Schritt die angestrebte Umsatzsteuerbefreiung von Freiwilligendiensten im Sport. Hierzu plant Hamburg als Vorsitzland der Arbeitsgruppe der Sportreferentenkonferenz „Bildung, Engagement und Freiwilligentätigkeit im Sport“ eine gemeinsame Strategie mit anderen Ländern. Das sportliche Ehrenamt wird auch durch Projekte und Strategien der BASFI gefördert . Mit der Engagement-Kampagne (http://www.mitdirgehtmehr.hamburg/), die aus einer Handlungsempfehlung der Engagementstrategie 2020 entstanden ist, sind auch Engagierte im Sportbereich als Staffelstabträgerinnen und -träger ausgezeichnet worden . Der jährlich stattfindende Senatsempfang „Hamburg engagiert sich“ würdigt freiwillig Engagierte in unterschiedlichen Engagementbereichen. Im letzten Jahr wurde der Senatsempfang am 6. Dezember unter dem Titel „Sportliches Ehrenamt und freiwilliges Engagement“ durchgeführt. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/10171 3 Zusätzlich haben Engagierte die Möglichkeit, den sogenannten Hamburger Nachweis zu erhalten, durch den ebenfalls eine öffentliche Würdigung und Wertschätzung, verbunden mit Dank und Anerkennung, ausgesprochen wird. 6. Es ist offensichtlich, dass in den urbanen Ballungszentren die Vereine schlicht zu wenige Kapazitäten haben. Durch die Privatisierungslogik des rot-grünen Senats stehen Sport- und Wohnflächen zurzeit in einer Art Konkurrenz. Plant der Senat bei künftigen Bauvorhaben diesen Umstand mit ein? Der Senat berücksichtigt die Interessen des Sports in der Planung von Bauvorhaben frühzeitig. Im Übrigen siehe Drs. 21/9188 sowie 21/7679.