BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/10199 21. Wahlperiode 05.09.17 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Christiane Schneider (DIE LINKE) vom 28.08.17 und Antwort des Senats Betr.: Abschiebehaft in Hamburg im 2. Quartal 2017 Die Zahl der Personen, die durch die Freie und Hansestadt Hamburg in Abschiebhaft genommen werden, nimmt seit Monaten dramatisch zu. Während im 1. Quartal 2016 sechs Menschen in Abschiebehaft genommen wurden (Drs. 21/3982), waren es im 1. Quartal 2017 bereits 42 Personen (Drs. 21/8681). Festzuhalten ist, dass in Abschiebehaft keine Straftäter/-innen genommen werden, sondern die Freiheitsentziehung lediglich der Sicherung der Abschiebung dient. Sie ist nur dann zulässig, wenn mildere Mittel nicht möglich oder zielführend sind. Laut EU-Rückführungsrichtlinie ist „eine Inhaftnahme nur gerechtfertigt, um die Rückkehr vorzubereiten oder die Abschiebung durchzuführen und wenn weniger intensive Zwangsmaßnahmen ihren Zweck nicht erfüllen.“ In diesem Zusammenhang ist auffällig, dass die Zahl derjenigen, die aus der Abschiebhaft nicht abgeschoben sondern wieder freigelassen werden, ebenfalls signifikant steigt. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Wie viele Menschen befanden sich im letzten Quartal in Abschiebehaft? Bitte aufschlüsseln nach Im 2. Quartal 2017 befanden sich 53 Personen in Abschiebehaft. a. Alter der Person, Die Personen waren 18 (vier Personen), 19 (acht Personen), 20 (drei Personen), 21 (drei Personen), 22 (fünf Personen), 23 (drei Personen), 25, 26 (zwei Personen), 27 (drei Personen), 28 (zwei Personen), 30, 31 (fünf Personen), 32 (zwei Personen), 33 (zwei Personen), 34, 35, 36 (zwei Personen), 37, 39 (zwei Personen), 40, 42 und 44 Jahre alt. b. Geschlecht, Alle Personen waren männlich. c. Staatsangehörigkeit, Die Personen hatten folgende Staatsangehörigkeiten: afghanisch (drei Personen), ägyptisch, albanisch (sieben Personen), algerisch (fünf Personen), bosnisch, eritreisch (15 Personen), ghanaisch, irakisch (zwei Personen), iranisch, marokkanisch (acht Personen), russisch, serbisch, sierra-leonisch, somalisch (drei Personen), sonstige asiatische Staatsangehörigkeit, tunesisch und zentralafrikanisch. Drucksache 21/10199 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 d. Anfangs- und Enddatum der Abschiebehaft, Die Daten sind der folgenden Übersicht zu entnehmen: Haftbeginn Haftende 17.01.2017 05.04.2017 10.03.2017 21.03.2017 14.03.2017 03.05.2017 14.03.2017 05.04.2017 17.03.2017 22.04.2017 20.03.2017 26.05.2017 23.03.2017 19.04.2017 23.03.2017 19.04.2017 24.03.2017 10.04.2017 28.03.2017 03.04.2017 28.03.2017 12.04.2017 29.03.2017 03.04.2017 30.03.2017 06.04.2017 31.03.2017 12.04.2017 04.04.2017 19.04.2017 04.04.2017 06.04.2017 06.04.2017 11.04.2017 07.04.2017 19.05.2017 13.04.2017 23.05.2017 13.04.2017 14.04.2017 18.04.2017 23.05.2017 20.04.2017 18.05.2017 27.04.2017 09.06.2017 28.04.2017 09.06.2017 02.05.2017 09.05.2017 05.05.2017 17.05.2017 10.05.2017 21.05.2017 11.05.2017 19.05.2017 11.05.2017 19.05.2017 17.05.2017 16.06.2017 19.05.2017 16.06.2017 19.05.2017 23.05.2017 20.05.2017 29.05.2017 22.05.2017 04.07.2017 23.05.2017 30.05.2017 26.05.2017 02.06.2017 30.05.2017 12.06.2017 31.05.2017 26.06.2017 31.05.2017 24.08.2017 01.06.2017 20.06.2017 01.06.2017 23.06.2017 06.06.2017 17.07.2017 08.06.2017 13.06.2017 08.06.2017 13.06.2017 09.06.2017 07.07.2017 12.06.2017 20.06.2017 12.06.2017 21.06.2017 13.06.2017 14.06.2017 19.06.2017 26.06.2017 21.06.2017 11.08.2017 26.06.2017 10.08.2017 28.06.2017 29.06.2017 29.06.2017 13.08.2017 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/10199 3 e. Grund für die Freiheitsentziehung, Der Grund war in allen Fällen die Sicherung der Abschiebung. f. Zielland der Abschiebung, Die vorgesehenen Zielstaaten waren Afghanistan (zwei Personen), Ägypten Albanien (sieben Personen), Algerien (vier Personen), Belgien Bosnien und Herzegowina, Bulgarien , Dänemark, Finnland, Ghana, Italien (14 Personen), Marokko (sechs Personen ), Norwegen (drei Personen), Polen, Portugal, Schweden (drei Personen), Schweiz, Serbien, Sierra-Leone, Tunesien und Ungarn. g. Haftanstalt. Die Personen waren in folgenden Einrichtungen untergebracht: Ingelheim (26 Personen ), Ausreisegewahrsam Hamburg (21 Personen), Bremen (eine Person), Langenhagen (drei Personen) und Pforzheim (zwei Personen). 2. Wie viele Menschen befanden sich im letzten Quartal in Vorführhaft? Bitte aufschlüsseln nach a. Geschlecht, b. Alter, c. Staatsangehörigkeit, d. Anfangs- und Enddatum der Vorführhaft, e. Ort der Vorführung, f. Zielland der Abschiebung, g. Haftanstalt. Es befanden sich keine Personen in Vorführhaft. 3. Wie viele Menschen wurden durch die Freie und Hansestadt Hamburg im vergangenen Quartal aus der Abschiebehaft abgeschoben beziehungsweise entlassen? Bitte angeben, wie viel Prozent jeweils Im 2. Quartal 2017 wurden 27 Personen aus Abschiebehaft abgeschoben. a. in Dublin-Länder abgeschoben wurden, 52 Prozent aller aus Abschiebehaft abgeschobenen Personen wurden gemäß der Dublin-III-Verordnung überstellt. b. in Drittländer abgeschoben wurden, 7 Prozent aller aus Abschiebehaft abgeschobenen Personen wurden außerhalb der Dublin-III-Verordnung in Drittländer abgeschoben. c. entlassen wurden. 28 Prozent aller in Abschiebehaft befindlichen Personen wurden vor Vollzug der Maßnahme entlassen. 4. Bitte die Entlassungen aus 3. c. nach Gründen aufschlüsseln: a. Abschiebung nicht möglich Ein Fall. b. Haftanordnung nicht rechtmäßig Fehlanzeige. c. Medizinische Gründe Ein Fall. d. Mögliche Haftdauer überschritten Fehlanzeige. Drucksache 21/10199 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 e. Sonstige Gründe 14 Fälle. 5. Wie viele Fälle von Suiziden, Suizidversuchen und/oder Suizidandrohungen gab es im vergangenen Halbjahr 2017 durch Abschiebehäftlinge der Freien und Hansestadt Hamburg? Bitte aufschlüsseln nach a. Alter der Person, b. Geschlecht, c. Staatsangehörigkeit, d. Zielland der Abschiebung, e. Haftanstalt. Es gab keine Suizide oder Suizidversuche von Abschiebehäftlingen. Eine statistische Erfassung von Suizidandrohungen erfolgt nicht.