BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/10312 21. Wahlperiode 15.09.17 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Dennis Gladiator (CDU) vom 07.09.17 und Antwort des Senats Betr.: Noch längere Leitung unter Notrufnummer 112? Die Rettungsleitstelle unter der Notrufnummer 112 scheint zunehmend überlastet zu sein. Die Wartezeiten, bis Anrufe von Hilfesuchenden bei dieser ersten wichtigen Anlaufstelle entgegengenommen werden, dauern länger. Diese Wartezeiten sind nicht nur eine Qual für Menschen in großer Not, sondern können schicksalsentscheidend sein. Grund für verzögerte Anrufannahmen der Leitstelle dürften nicht die steigenden Einsatzzahlen in einer wachsenden Stadt sein, zum Beispiel 2014 563.991 Notrufe (Drs. 21/132) gegenüber 582.485 2015 (Drs. 21/6857). Vielmehr wächst die personelle Besetzung der Leitstelle nicht im passenden Verhältnis zur Beanspruchung, sodass es zu einer zunehmenden Arbeitsverdichtung kommt, die Zeit kostet – Zeit, die mitunter Leben kostet. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Zu welcher jährlichen Zunahme kam es bei eingehenden Notrufen über 112 seit 2011? Bitte in absoluten Zahlen und prozentual darstellen und die Ausgangszahl 2011 angeben (2017 quartalsweise). Jahr 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 1. Quartal 2. Quartal Anzahl eingegangener Notrufe 688200 566764 589801 563991 582485 574774 137566 139041 Veränderung gegenüber Vorjahreswert (in Prozent ) -- - 17,6* +4,1 -4,4 +3,3 -1,3 -- -- * Seit dem Jahr 2012 ist das Anwählen der Notrufnummer 112 mit einem Mobiltelefon ohne SIM-Karte gemäß Verordnung über Notrufverbindungen (NotrufV) nicht mehr möglich. 2. 2015 sollte die Rettungsleitstelle über 82 Vollzeitäquivalente (VZÄ) verfügen , von denen im März 2015 7,5 nicht besetzt waren. Wie hat sich der Stellenplan seit 2011 entwickelt? Bitte jährlich mit VZÄ (geplant) und unbesetzten Stellen angeben (2017 quartalsweise, bis auf August monatlich). Stand Plan VZÄ davon unbesetzt 31.12.2011 72 0 31.12.2012 72 0 31.12.2013 82 0 31.12.2014 82 0 31.12.2015 82 0 Drucksache 21/10312 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Stand Plan VZÄ davon unbesetzt 31.12.2016 82 0 31.03.2017 82 5 30.06.2017 82 2 31.07.2017 82 5 31.08.2017 82 7 Mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Leitstelle besteht die Vereinbarung, dass sie nach zweijähriger Tätigkeit in andere Aufgaben wechseln. Dieser Fluktuation wird durch entsprechende Ausbildung neuer Kräfte Rechnung getragen. Die unbesetzten Stellen sollen im November nach Abschluss des nächsten Ausbildungslehrgangs besetzt werden. 3. Welche Stellenplanung gibt es für die Rettungsleitstelle bis zum Ende dieses Jahres? Für das Jahr 2017 gibt es keine geänderte Stellenplanung. 4. Wie hoch ist die Krankenquote in der Rettungsleitstelle und wie stellt sich diese insgesamt jeweils im Vergleich zur Krankenquote für die gesamte Feuerwehr und der gesamten Verwaltung der Freien und Hansestadt Hamburg seit 2016 dar? Bitte 2016 jährlich, 2017 quartalsweise, bis auf August monatlich, angeben. Jahr Rettungsleitstelle Feuerwehr FHH gesamt 2016 11,30% 9,80% 8,10% 2017 1. Quartal 12,10% 10,70% k. A.* 2. Quartal 11,40% 9,00% k. A.* Juli 11,80% k. A.** k. A.* August k. A.** k. A.** k. A.* * Die Gesamtdaten liegen noch nicht vor. Eine Veröffentlichung erfolgt im Jahr 2018 mit dem Personalbericht. ** Die Auswertung bei der Feuerwehr ist noch nicht abgeschlossen. 5. Gibt es Überlastungsanzeigen der Rettungsleitstelle seit 2011 und wann lagen sie wem vor? Wenn ja, bitte als Anlage beifügen. 6. Gegebenenfalls wie wird mit diesen Überlastungsanzeigen durch wen umgegangen? Seit dem Jahr 2011 liegen der Feuerwehr Hamburg insgesamt 57 Überlastungsanzeigen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Rettungsleitstelle vor. Jahr 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Anzahl 2 22 0 0 0 33 Überlastungsanzeigen werden dem jeweiligen Vorgesetzten gegenüber abgegeben. Die Anzeigen aus dem Jahr 2017 gingen alle am Vortag der Einreichung der Schriftlichen Kleinen Anfrage, 6. September 2017, bei den Vorgesetzten der entsprechenden Mitarbeiter ein. Sie befinden sich noch in der Prüfung. Einzelne Überlastungsanzeigen können zum Schutz von Mitarbeitern und Vorgesetzten aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht beigefügt werden, da die Interessen der betroffenen Mitarbeiter und Vorgesetzten überwiegend schutzwürdig sind (§ 13 Absatz 2 Nummer 8 HmbDSG). Darüber hinaus siehe Drs. 20/8651. 7. Wie lang ist die durchschnittliche Wartezeit bei der Notrufannahme 112? Bitte seit 2016 pro Jahr und für dieses Jahr quartalsweise angeben. 8. Wie hoch sind die Maximalwartezeiten bei der Notrufannahme 112? Bitte für 2016 pro Jahr und für dieses Jahr quartalsweise angeben. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/10312 3 Jahr 2016 2017 1. Quartal 2. Quartal mittlere Wartezeit in Sekunden 15,4 15,6 16,1 Maximalwartezeit in Sekunden 596 244 375 Maximalwerte sind statistische Ausreißer mit unterschiedlichen Ursachen. So können technische Probleme oder auch besondere Wetter- oder Einsatzlagen (zum Beispiel Tornado am 7. Juni 2016) zu besonders hohen Einzelwerten führen. 9. Wie lange dauert durchschnittlich ein Anruf unter 112 (Gesprächszeit)? Bitte seit 2011 pro Jahr und für dieses Jahr quartalsweise angeben. 2014 2015 2016 2017 1. Quartal 2. Quartal Durchschnittliche Zeit zwischen der Anrufannahme und dem Gesprächsende in Sekunden 72,7 87,9 89,6 88,1 87,6 Es liegen lediglich die Daten des Einsatzleitsystems der vergangenen drei Jahre und die des aktuellen Jahres zur automatisierten Auswertung vor. Die Daten vor dem Jahr 2014 wurden archiviert. Eine Auswertung dieser Daten würde umfangreiche technische Vorkehrungen zur Datenwiederherstellung aus externen Datenspeichern erfordern . Dies ist in der für die Beantwortung einer Schriftlichen Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich. 10. Wie lang dauert es durchschnittlich, bis der Disponent nach den Informationen des Anrufers die Einsatzkräfte alarmiert (Dispositionszeit)? Bitte seit 2011 pro Jahr und für dieses Jahr quartalsweise angeben. Auswertbare Daten im Sinne der Fragestellung liegen nicht vor. 11. Wie viel Zeit vergeht durchschnittlich und maximal von der Annahme des Notrufs bis zur Wahrnehmung des Einsatzes durch die Feuerwehr? Bitte seit 2011 pro Jahr und für dieses Jahr quartalsweise angeben. 2014 2015 2016 2017 1. Quartal 2. Quartal Durchschnittliche Zeit zwischen Annahme des Notrufes und der Alarmierung des ersten Rettungsmittels in Sekunden 169 176 175 175 179 Im Übrigen siehe Antwort zu 9. 12. Wie hat sich der Einsatzplan seit 2011 im Vergleich Tagschicht gegenüber dem Nachtdienst entwickelt? Bitte jährlich mit VZÄ (geplant) und unbesetzten Stellen angeben (2017 quartalsweise). Jahr Tagdienst (VZÄ) Nachtdienst (VZÄ) 2011 Montag – Freitag 10 8 Sonnabend 9 8 Sonn- und Feiertag 8 7 ab 2012 Montag – Donnerstag 15 10 Freitag 15 12 Sonnabend 13 12 Sonn- und Feiertag 11 10 Ab dem Jahr 2012 erfolgte bedarfsweise eine Verstärkung der Rettungsleitstelle zulasten des Einsatzdienstes. Im Übrigen siehe Antwort zu 2. Drucksache 21/10312 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 13. Wie wird der Personalbedarf der Leitstelle berechnet? Die Berechnung der Personalbedarfe erfolgte bisher im Rahmen von Gutachten und wurde aufgrund einer Datenbasis (unter anderem Anrufaufkommen in Abhängigkeit von der Tageszeit und den Wochentagen, Dispositionszeiten) erstellt. Im Rahmen eines aktuellen Gutachtens wird zurzeit die Berechnung des Personalbedarfes auf Grundlage der Datenbasis des Jahres 2015 mit einer größeren Anzahl von Parametern durchgeführt. Damit sollen der Feuerwehr unter anderem die Berechnungsalgorithmen übergeben werden, die zukünftig eine eigenständige Fortschreibung des Personalbedarfes der Rettungsleitstelle ermöglichen. 14. Wie wird der Personalbedarf gegebenenfalls im laufenden Betrieb angepasst ? Im laufenden Betrieb kann der Personalbedarf durch Inanspruchnahme einer Rufbereitschaft für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Rettungsleitstelle und erforderlichenfalls durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Reservepools der Feuer- und Rettungswachen gedeckt werden. 15. Wie ist der aktuelle Planungsstand zum Neubau einer Rettungsleitstelle und wann ist mit der Umsetzung zu rechnen? Nach vielfältigen Vorarbeiten und dem Abschluss eines Vorprojekts wurde durch den Staatsrat der Behörde für Inneres und Sport zum 1. August 2017 ein Projekt zur Erneuerung der Leitstellen von Feuerwehr und Polizei eingesetzt, das sich aktuell im Aufbau befindet. Zum Auftrag des Projektes gehört auch die Planung für die zukünftige räumliche Unterbringung der Rettungsleitstelle. Zielvorgabe ist die Inbetriebnahme der neuen Rettungsleitstelle bis zum Jahr 2021.