BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/10335 21. Wahlperiode 19.09.17 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Carsten Ovens (CDU) vom 11.09.17 und Antwort des Senats Betr.: Nachwuchsprojekte an den Hochschulen – Wie fördert dies der Senat? Anfang September 2017 flog Senatorin Fegebank zu einer viertägigen Delegationsreise nach Israel und verkündete im Anschluss, wie viel sie über die Ausgründungen von Unternehmen – gerade im naturwissenschaftlichen Bereich – gelernt hätte. Ob nun aber das Thema Existenzgründungen wirklich einen Schwerpunkt ihrer Arbeit darstellt, wie Senatorin Fegebank behauptet, ist fraglich. Denn besonders im naturwissenschaftlichen Bereich stoßen universitäre beziehungsweise studentische Initiativen, die auf Ausgründungen abzielen, immer wieder an Grenzen, gerade wenn sie aus laborabhängigen Forschungsarbeiten heraus entstehen beziehungsweise unmittelbar von universitärer Infrastruktur abhängig sind, also nicht außerhalb der jeweiligen Hochschulen forschen. Oft werden von den Hochschulen kaum noch Flugkosten bezahlt, wenn etwa die angehenden Gründer zu auswärtigen Kongressen, Messen oder auch Wettbewerben reisen möchte. Unabhängig von den einzelnen Gründungsinkubatoren und -beratungsstellen, wie etwa die TUTECH, HItec, Innovationsstarter Hamburg, dem Gründerservice der Uni Hamburg, StartupDoc oder dem neu entstehenden Innovationszentrum in Bahrenfeld, stellt sich also neben der Frage der Beratung auch die Frage der Finanzierung von Forschungsprojekten und Ausgründungen während des Forschungsprojektes an den Hochschulen. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen teilweise auf Grundlage von Auskünften der staatlichen Hamburger Hochschulen wie folgt: 1. Wie viele studentische Forschungsprojekte gab es in den Jahren 2015, 2016 und 2017 der Hamburger Hochschulen, die an nationalen oder internationalen Wettbewerben teilgenommen haben? Bitte differenziert nach Hochschule, Jahr und separiert nach MINT-Fächern und anderen Fächern darstellen. Vorhaben, die als studentische Forschungsprojekte angesehen werden können, werden meist im Zusammenhang mit Studienprojekten, Studienarbeiten sowie Bachelorund Masterarbeiten durchgeführt. Nur in Ausnahmefällen wird in den staatlichen Hamburger Hochschulen erfasst, ob und wo Studierende mit ihren Projekten, Studien -, Bachelor- oder Masterarbeiten an nationalen oder internationalen Wettbewerben teilnehmen. An der HafenCity Universität Hamburg (HCU) wird die studentische Teilnahme an nationalen und internationalen Wettbewerben in Absprache mit dem jeweils betreuenden Professor beziehungsweise der Professorin durchgeführt. Hier liegen keine zentral erfassten Daten vor, aber es kann eine Auswahl an Wettbewerbserfolgen aufgeführt werden. Drucksache 21/10335 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Übersicht zu den Wettbewerbserfolgen der HCU-Studierenden (Auswahl 2015 – 2017): Jahr Wettbewerb Preis 2017 Schinkel-Wettbewerb, Berlin Westkreuz Sonderpreis Architektur/ Konstruktiver Ingenieurbau „Friendly Alien“ 2016 GEWOBA-Preis für zukunftsgerechte Stadtentwicklung 3. Platz für den Wettbewerbsbeitrag für zukunftsgerechte Stadtentwicklung : „Neue Nachbarschaften in Hamburg. Quartiersmanagementansätze an Standorten für Flüchtlingsunterkünfte mit der Perspektive Wohnen ‘“ 2016 Städtebaulichhochbaulicher Wettbewerb der EUROPA- CENTER Uwe Heinrich Suhr Stiftung und der Ingeborg Suhr Stiftung Ankauf Thema: „ESSEN SÜD-WEST- STADT" 2016 Städtebaulichhochbaulicher Wettbewerb der EUROPA- CENTER Uwe Heinrich Suhr Stiftung und der Ingeborg Suhr Stiftung 2. Preis Thema: „ESSEN SÜD-WEST- STADT" 2016 5. Real Estate Award in München 1. Preis für den Entwurf „Oberding erwartet dich“ (Flughafen München u. TU München auf der Expo Real in München) 2016 VDI-Wettbewerb „Bahnhof Köln Messe /Deutz“ 1. Preis für den Entwurf 2016 VDI-Wettbewerb „Bahnhof Köln Messe /Deutz“ 2. Preis für den Entwurf 2016 6. Bülau-Wettbewerb der Patriotischen Gesellschaft 1. Preis Thema „Neugestaltung und Arrondierung der Hafenkante im Umfeld des Alten Elb-tunnels in Hamburg“ 2016 6. Bülau-Wettbewerb der Patriotischen Gesellschaft Anerkennung Thema „Neugestaltung und Arrondierung der Hafenkante im Umfeld des Alten Elbtunnels in Hamburg“ 2015 Internationaler Hebel Studentenwettbewerb 1.Platz für den Entwurf „Torus of Unity“ 2015 Internationaler Hebel Studentenwettbewerb Sonderpreis für den Entwurf „LogUp 2015 Schinkel-Wettbewerb, Neuland Lichtenberg Sonderpreis Baukammer Berlin 2015 Schinkel-Wettbewerb, Neuland Lichtenberg Sonderpreis Förderverein des Verbandes Beratender Ingenieure VBI Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/10335 3 Studierende der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) werden zum Teil in Forschungs- und Anwendungsprojekte von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an der HAW Hamburg integriert und erhalten teilweise Mittel im Rahmen der jeweiligen Projektförderung. In diesem Zusammenhang können Studierende auch Vorträge auf internationalen Tagungen/Kongressen et cetera halten oder Poster präsentieren und seitens der HAW gefördert werden (nach vorherigem Auswahlverfahren ). Die Beteiligung an Wettbewerben wird jedoch nicht systematisch erfasst. Einzelne Studierende des Departments Gesundheitswissenschaften nehmen an Wettbewerben auf Kongressen teil, wie zum Beispiel der International Society for Pharmacoeconomics and Outcomes Research (ISPOR, international) und der Deutschen Gesellschaft für Gesundheitsökonomie (DGGÖ, national). Auf diesen Kongressen werden auch Poster-Auftritte von Studierenden ausgezeichnet. In der Fakultät Design, Medien und Information sind alle Lehrenden und Studierenden des Departments Design dazu aufgefordert, an nationalen und internationalen Wettbewerben teilzunehmen. Dies ist Teil des Wissenschaftsprozesses in den künstlerischen Fächern. Die Studierenden und Lehrenden nehmen regelmäßig und mit sehr gutem Erfolg an Wettbewerben teil. Gleiches gilt für den Bereich Games im Department Medientechnik und für die Studiengänge im Department Information. Hier ist das Studium im Master auf forschendes Lernen und die Durchführung von Projekten angelegt . Die Projekt-Ergebnisse werden für die Gründung, die Einreichung bei Wettbewerben , und die Präsentation bei Ausstellungen und auf Messen verwandt. In der Fakultät Technik und Information erfolgen zu rund 90 Prozent Bachelor- und Masterarbeiten bei Industriepartnern, zu circa 10 Prozent intern in den Forschungslaboren der Professorinnen und Professoren der HAW Hamburg. Die Absolventinnen und Absolventen nehmen regelmäßig und mit hohem Erfolg an Wettbewerben teil. Studierende der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK) haben wie folgt an Wettbewerben teilgenommen: HFBK Hamburg Studienschwerpunkt Kunst Studienschwerpunkt Film Studienschwerpunkt Design/Grafik 2015 National: 36 International: - National: 31 International: - National: 9 International: - 2016 National: 31 International: - National: 35 International: 5 National: 9 International: 1 2017 (1. Halbjahr) National: 24 International: - National: 32 International: - National: 5 International: - Von den anderen Hochschulen sind keine studentischen Forschungsprojekte bekannt, die an nationalen oder internationalen Wettbewerben teilgenommen haben, da diese nicht erfasst worden sind. 2. Aus welchen Etats beziehungsweise Fördertöpfen an den Hochschulen und/oder bei den zuständigen Behörden erhielten die unter 1. genannten studentischen Forschungsprojekte jeweils Fördergelder beispielsweise a) für die Teilnahme an Wettbewerben und Kongressen beziehungsweise für Reisekosten, b) für Anschaffungen und Infrastruktur, c) für Personalkosten, d) für weitere Kosten? Bitte differenziert nach Hochschule, Forschungsprojekt, Jahr und separiert nach MINT-Fächern und anderen Fächern, nach Fördertopf beziehungsweise Förderetat, nach Höhe der Förderung sowie nach Grund der Förderung (2. a) – d)) darstellen. Studentische Projekte in der unter 1. genannten Form werden in der Regel aus dem Hochschulbudget der jeweiligen Hochschule finanziert. In den Hochschulen wird nur vereinzelt erfasst, ob solche Projekte (zum Beispiel Masterarbeiten) auch anderweitig Drucksache 21/10335 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 gefördert werden, falls sie zum Beispiel in drittmittelgeförderte Projekte eingebunden sind. An der Universität Hamburg (UHH) wird die Förderung von Kongressreisen und Exkursionen für Studierende aus den Mitteln des Wirtschaftsplans der UHH finanziert. Anzahl und Fördersumme von geförderten Kongressreisen und Exkursionen an der UHH: Jahr Anzahl gesamt Anzahl MIN Anzahl andere Fachbereiche Summe Gründe 2015 26 4 22 36.067,00 € a.) Reisekosten für Kongressreisen bzw. Exkursionen 2016 28 10 18 40.730,00 € a.) 1.Hj. 2017 16 5 11 32.110,00 € a.) An der HCU handelt es sich in der Regel um Projekte, die im Rahmen einer Lehrveranstaltung bearbeitet werden. Sollten Förderungen, zum Beispiel in Form von Reisekostenübernahmen , erfolgt sein, sind diese von den jeweilig betreuenden Professorinnen oder Professoren aus deren Budget oder dem Studiengangbudget übernommen worden. Für die unter Frage 1. genannten Projekte gab es keine Sonderfinanzierung. Diese Projekte wurden im Rahmen der Lehrveranstaltungen umgesetzt. Für andere Projekte, die außerhalb des Curriculums durchgeführt werden, kann bei entsprechender Qualität der Anträge eine Finanzierung oder Teilfinanzierung durch den gemeinnützigen Förderverein der HafenCity Universität „waterfront e.V.“ erfolgen. Die HAW Hamburg kann die finanzielle Unterstützung von studentischen Projekten nicht im Einzelnen beziffern. Die Studierenden erhielten Fördergelder aus dem Grundbudget der Hochschule oder aus eingeworbenen Drittmitteln. Projekte an der HFBK Hamburg werden zum Beispiel wie folgt finanziert (Gemischtfinanzierung ): HFBK Fördermittel der Filmförderung Hamburg Schleswig- Holstein Freundeskreis der HFBK e.V. Karl H. Ditze Stiftung 2015 80.000 44.250 38.742 2016 100.000 42.500 14.987 2017 120.000 45.000 16.013 Personal aus Globalhaushalt der HFBK finanziert: seit 2015 Vollzeitstelle E11 TVL (Werkstattleitung Filmproduktion/-förderung und Festivalteilnahmen) seit 2015 Vollzeitstelle E10 TVL (Kommunikation + Vernetzung) seit 2017 Vollzeitstelle E13 TVL (Professionalisierung) 3. Mit welchen Gesamtmitteln waren die unter 2. genannten Etats beziehungsweise Fördertöpfe in den Jahren 2015, 2016 und 2017 jeweils ausgestattet? Wie bereits unter 1. und 2. ausgeführt, werden studentische Arbeiten und Projekte in der Regel in Verbindung mit der studentischen Ausbildung durchgeführt. In diesem Zusammenhang greift das Globalbudget der jeweiligen Hochschule als Finanzierungsquelle . Dabei gibt es keine speziellen „Fördertöpfe“ für studentische Forschungsprojekte . Innerhalb des Globalbudgets der UHH standen für die Gewährung von Reisekostenzuschüssen für Studierende in den Jahren 2015 – 2017 folgende Finanzmittel zur Verfügung. 2015 = 117.997 Euro 2016 = 89.184 Euro Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/10335 5 2017 = 59.463 Euro In der HFBK lassen sich folgende Fördermittel für Studierende aushalten: HFBK Studienschwerpunkt Film Studienschwerpunkt Kunst/Design/Grafik 2015 125.000 Euro 127.000 Euro 2016 146.000 Euro 155.000 Euro 2017 167.000 Euro 169.000 Euro Weitere Angaben aus den Hochschulen liegen nicht vor. 4. Wie viele der Förderanträge beziehungsweise Anträge auf Kostenerstattung der unter 2. genannten Forschungsprojekte wurden abgelehnt und aus welchen Gründen? Bitte differenziert nach Hochschule, Forschungsprojekt , Jahr und separiert nach MINT-Fächern und anderen Fächern, nach Fördertopf beziehungsweise Förderetat, nach Höhe des Förderungsantrags sowie nach Grund der Ablehnung darstellen. Falls es Förderanträge zur Finanzierung von Studien-, Bachelor- oder Masterarbeiten oder sonstigen Projekten gab, wurden diese in den Hochschulen nicht systematisch erfasst. Es können nur Pauschalaussagen auf Basis von Beiträgen der Hochschulen getroffen werden. An der Universität Hamburg wurden in den Jahren 2015, 2016 und 2017 keine Anträge von Studierenden auf Reisekostenzuschüsse im Zusammenhang mit Forschungsprojekten abgelehnt. Da die studentischen Forschungsprojekte an der HAW Hamburg ein wesentlicher Teil aller Studiengänge sind, erfolgt hier keine Ablehnung von Anträgen. Möglich ist, dass die Ausstattung eines Projektes geringer ausfällt als beantragt. Weitere Angaben aus den Hochschulen liegen nicht vor. 5. Welche weiteren Fördereinrichtungen (Stiftungen, Unternehmen, Bundes - und Landes- sowie EU-Einrichtungen) kommen für die Förderung der unter 2. a) bis 2. d) genannten infrage? Es gibt eine Vielzahl von Fördereinrichtungen, die Studien-, Bachelor- oder Masterarbeiten fördern. Diese werden jedoch nicht systematisch erfasst. Hier sind die Studierenden und/oder die Studierendenbetreuung der Hochschulen selbst gefordert, Förderer zu identifizieren und Anträge zu stellen. Exemplarisch können genannt werden: Förderer, die in der Stipendien-Datenbank des BMBF zu finden sind: https://www.stipendienlotse.de/datenbank.php?DS=2011 Das Förderprogramm EXIST des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, das auch Ausgründungen von Studierenden fördert. Siehe dazu auch Drs. 21/5874. Zahlreiche Fördereinrichtungen (zum Beispiel DFG) bieten im Rahmen ihrer Projektförderung die Möglichkeit, Studierende als studentische Hilfskräfte zu beschäftigen und in die Forschungsprojekte einzubeziehen. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) vergibt zur Anfertigung von Abschlussarbeiten im Ausland Kurzstipendien von einem bis sechs Monaten Dauer . Dabei wird zwischen der Anfertigung von Masterarbeiten (Förderung nach Graduierten -Richtlinie) und sonstigen Abschlussarbeiten (zum Beispiel Bachelor, Diplom , Staatsexamen; Förderung nach Studierenden-Richtlinie) unterschieden. Die Universität Hamburg vergibt den Karl H. Ditze-Preis für herausragende Examensarbeiten und Dissertationen in den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie den Joseph Carlebach-Preis für hervorragende wissenschaftliche Beiträge zur jüdischen Geschichte, Kultur und Religion – insbesondere Seminar-, Magister-, Examens- und Diplomarbeiten sowie Dissertationen. Drucksache 21/10335 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 6 Die UHH (geisteswissenschaftlicher Bereich), TUHH, HAW und HFBK und studentische Projekte dieser Hochschulen werden durch die Karl H. Ditze-Stiftung gefördert . 6. Verfolgt der Senat das Ziel, die Teilnehmerzahl studentischer Teams bei nationalen und internationalen Wettbewerben zu steigern? Wenn ja, inwiefern konkret? Wenn nein, warum nicht? Die Teilnahme von Studierenden an nationalen und internationalen Wettbewerben liegt im Rahmen der Hochschulautonomie in der Verantwortung der jeweiligen Studierenden und der Hochschule, an der diese studieren. 7. Verfolgt der Senat das Ziel, die Zahl der Ausgründungen aus Hamburger Hochschulen zu steigern? Wenn ja, inwiefern (bitte konkret zukünftige Budgets, Strategien und Maßnahmen angeben). Wenn nein, warum nicht? Siehe Drs. 21/9360, 21/9015, 21/5992 sowie 21/1686. 8. Was hat die zuständige Wissenschaftssenatorin hinsichtlich der Ausgründung von Unternehmen aus wissenschaftlichen Einrichtungen im Rahmen ihrer Israel-Reise gelernt und inwiefern wird davon zukünftig die Arbeit der Wissenschaftsbehörde beeinflusst? Die Ergebnisse der Delegationsreise der Zweiten Bürgermeisterin werden derzeit ausgewertet. Im Übrigen wird auf die öffentlichen Äußerungen der Zweiten Bürgermeisterin im Nachgang der Reise verwiesen.