BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/10493 21. Wahlperiode 02.10.17 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Jennyfer Dutschke (FDP) vom 26.09.17 und Antwort des Senats Betr.: Fachkräftebedarfe in Hamburg Rund 48 Prozent der Hamburger Wirtschaft sehen den Fachkräftemangel als eines der größten Risiken bei der wirtschaftlichen Entwicklung des eigenen Unternehmens in den kommenden zwölf Monaten.1 Dies vorausgeschickt frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen teilweise auf Grundlage von Auskünften von Jobcenter team.arbeit.hamburg (Jobcenter) und der Agentur für Arbeit (Agentur) wie folgt. 1. Welche aktuellen Kenntnisse hat der Senat über längerfristig (mehr als zwei Monate) offene Stellen in Hamburg, die mangels passender Arbeitskräfte nicht besetzt werden können? Welche Branchen und Berufsfelder sind besonders betroffen? Ziel der Fachkräftestrategie des Senats ist es, - kurzfristig Stellenbesetzungsengpässe abzufedern, - mittelfristig die Qualifikationsstrukturen im Aus-, Weiterbildungs- und Hochschulbereich so anzupassen, dass sie auf geänderte Qualifikationsanforderungen der Wirtschaft reagieren und - langfristig ein hohes Erwerbspersonenpotenzial zu sichern und dieses voll auszuschöpfen . Eine Kennzahl zur Messung und Identifizierung von Fachkräfteengpässen gibt es nicht. Hinweise auf einen schwer zu deckenden Fachkräftebedarf in bestimmten Berufen beziehungsweise Berufsfeldern können sich nur aus der Gesamtschau verschiedener Quellen (Datenanalysen, Fachwissen) ergeben. Die Partner im Hamburger Fachkräftenetzwerk haben vereinbart, eng mit den Cluster- Verantwortlichen zusammenzuarbeiten. Aktuelle Entwicklungen in Bezug auf Fachkräftebedarfe werden kurzfristig identifiziert und Unterstützungsmöglichkeiten geprüft. Ein vergleichbares Format wird durch die Handwerkskammer Hamburg auch für Handwerksbetriebe vorbereitet. Hierzu sind die Planungen noch nicht abgeschlossen. Vonseiten des Statistik-Service der Bundesagentur für Arbeit erfolgt jährlich eine Fachkräfte-Engpassanalyse-2017: https://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/ Fachkraeftebedarf-Stellen/Fachkraefte/BA-FK-Engpassanalyse-2017-06.pdf. 1 https://www.hk24.de/produktmarken/beratung-service/konjunktur-statistik/hamburgerkonjunkturbarometer /1153212. Drucksache 21/10493 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 In dem vom Senat veröffentlichten Analysebericht zur Fachkräftesicherung in der Metropolregion Hamburg (MRH) (2016) sind die Berufsgruppen ausgewiesen, für die Engpässe an Arbeitskräften zu konstatieren sind. Diese finden sich in den Bereichen der Rohstoffgewinnung, der Produktion und Fertigung sowie dem Bereich Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung. Siehe auch: http://www.hamburg.de/contentblob/7314930/67e7adbe1c19a9790190e1f01ce56e74/ data/fachkraefte-metropolregion-hamburg-2016.pdf. 2. Welche aktuellen Kenntnisse hat der Senat über offene Ausbildungsplätze in Hamburg, die aufgrund nicht ausreichend qualifizierter Bewerber nicht besetzt werden konnten? Welche Branchen und Berufsfelder sind besonders betroffen? Vonseiten des Statistik-Service der Bundesagentur für Arbeit erfolgt eine öffentlich zugängliche Auswertung zum Ausbildungsstellenmarkt: https://statistik.arbeitsagentur.de/Statistikdaten/Detail/201708/iiia5/ ausb-ausbildungsstellenmarkt-mit-zkt/ausbildungsstellenmarkt-mit-zkt-02-0-201708- pdf.pdf. 3. In welchen Branchen und Berufsfeldern liegen nach Erkenntnissen des Senats aktuell die größten Fachkräfteengpässe? Siehe Antwort zu 1. 4. Welche Strategien verfolgt der Senat, um den Fachkräfteengpässen der Hamburger Wirtschaft entgegenzuwirken? Siehe Drs. 20/8154. Eines der Instrumente in diesem Zusammenhang ist die Bildungszielplanung, mit welcher das Qualifizierungsangebot von Jobcenter und Agentur für Arbeit auf Basis der von den Arbeitgebern gemeldeten Bedarfe gesteuert wird. Die Steuerung der Bildung spielt auch im Rahmen der Clusterpolitik eine wesentliche Rolle, um strategisch die Innovationsfähigkeit des Standorts Hamburg in zukunftsfähigen Wirtschaftsbereichen gewährleisten zu können. Des Weiteren werden Bildungsaspekte in den Masterplänen für Handwerk und Industrie zur Sicherung des Fachkräfteangebots berücksichtigt. Im Übrigen siehe Antwort zu 1. 5. Welche Strategien verfolgt der Senat, um das Passungsproblem in Hamburg – einerseits unbesetzte Ausbildungsstellen mangels hinreichend qualifizierter Bewerber und andererseits Bewerber, die keinen Ausbildungsplatz finden – zu reduzieren? Die Unterstützung bei der Integration in Ausbildung und/oder Beschäftigung ist eine der zentralen Aufgaben der Jugendberufsagentur, und damit auch das bestmögliche Zusammenführen von ausbildungssuchenden Bewerberinnen und Bewerbern und offenen Ausbildungsstellen. In den Standorten der Jugendberufsagentur arbeitet nicht nur die Berufsberatung, sondern auch der personell verstärkte und auf die Vermittlung in Ausbildung spezialisierte gemeinsame Arbeitgeberservice von Agentur für Arbeit und Jobcenter. So werden die konkreten Anforderungen sowie die Voraussetzungen und Wünsche der Ausbildungssuchenden besser aufeinander abgestimmt. Mit dem Instrument der „assistierten Ausbildung“, einer betrieblichen Ausbildung, bei der Auszubildende und Betriebe durch einen Träger begleitet werden, werden auch Jugendliche unterstützt, die beim Übergang in die Ausbildung noch Unterstützung benötigen und Betriebe von der Betreuung entlastet. Die aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds geförderte Ausbildungscoachingagentur bereitet Ausbildungssuchende intensiv auf das Bewerbungsverfahren vor. Alle diese Maßnahmen zielen darauf ab, Matchingprobleme zu reduzieren und Jugendliche zügig zu vermitteln. Eine weitere Aufgabe ist die systematische Maßnahmenplanung mit dem Ziel einer kohärenten Angebotsstruktur, um Personen ohne erfolgreichen Übergang Schule- Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/10493 3 Beruf bedarfsorientiert und nahtlos ein passendes Qualifizierungsangebot zu machen. Zu den Aufgaben der Jugendberufsagentur siehe Drs. 20/4195.