BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/10651 21. Wahlperiode 20.10.17 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Franziska Grunwaldt (CDU) vom 12.10.17 und Antwort des Senats Betr.: Ist das Gesundheitsprojekt „Migranten für Migranten (MiMi)“ wirklich „Best Practice Beispiel“ und erreicht es seine Zielgruppe? Unter dem Motto der interkulturellen Gesundheitsförderung und Prävention wurden 2016 in Hamburg im Rahmen des MiMi-Projekts 22 Migranten zu Gesundheitsmentoren ausgebildet. Die Gesundheitsmentoren helfen, kulturelle und sprachliche Barrieren bei der gesundheitlichen Versorgung zu überwinden. Durch Sprachkenntnisse in Deutsch und verschiedenen Muttersprachen soll die Orientierung im deutschen Gesundheitssystem erleichtert und so die gesundheitliche Versorgung verbessert werden. Damit trägt das Projekt zur interkulturellen Prävention bei und ermöglicht einen weiteren Schritt in Richtung Chancengleichheit, Teilhabe und Integration. Im überarbeiteten Integrationskonzept der Stadt Hamburg (Drs. 21/10281) wird dieses interkulturelle Projekt als „Best Practice Beispiel“ im Bereich Gesundheitsversorgung angeführt. Das Gesundheitskonzept wird gefördert von der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz Hamburg (BGV) und kooperiert mit dem Verband für offene Kinder- und Jugendarbeit Hamburg e.V. sowie mit dem bundesweiten Projektträger Ethno-Medizinisches Zentrum e.V. In Deutschland und Österreich hat MiMi insgesamt 71 Standorte mit über 2.000 Gesundheitsmentoren. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Wie viele der 22 im Jahr 2016 in Hamburg ausgebildeten Gesundheitsmentoren sind noch aktiv? Von den im Jahr 2016 im Rahmen der fünften Ausbildungsstaffel ausgebildeten 22 Mediatorinnen und Mediatoren sind derzeit (Stand 1.10.2017) noch 21 als Mediatorinnen /Mediatoren tätig. 2. Wie viele dieser Mentoren sind weiblich, wie viele männlich? Von den 21 ausgebildeten und noch tätigen Mediatorinnen/Mediatoren sind 17 weiblich und vier männlich. 3. Wie viele Gesundheitsmentoren sind im Jahr 2017 in Hamburg neu ausgebildet worden? In 2017 wurden 21 weitere Mediatorinnen/Mediatoren ausgebildet. 4. Sind die Gesundheitsmentoren ehrenamtlich tätig oder erhalten sie finanzielle Unterstützung für ihr Engagement? Wenn ja, in welcher Höhe? Drucksache 21/10651 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Die Gesundheitsmediatorinnen/-mediatoren erhalten eine Aufwandsentschädigung. Für die Planung, Vor- und Nachbereitung sowie Durchführung von Informationsveranstaltungen zu ausgewählten Gesundheitsthemen beträgt diese 100,00 Euro. Ferner erhalten Mediatorinnen/Mediatoren ein Stundenhonorar in Höhe von 18,00 Euro für die Durchführung von muttersprachlichen Gesprächsrunden zu gesundheitlichen Themen, für die Teilnahme an regionalen Gesundheitskampagnen und Gesundheitstagen sowie für die Begleitung und mündliche Übersetzungen im Rahmen der Gesundheitsversorgung von Migrantinnen/Migranten beziehungsweise Flüchtlingen. 5. Wie viele Menschen mit Migrationshintergrund und wie viele Flüchtlinge betreut das Projekt in Hamburg beziehungsweise wie viele Gespräche wurden im Jahr 2016 und bisher im Jahr 2017 geführt? Das Projekt MiMi hat im Jahr 2016 und 2017 sowohl eine Zuwendung durch die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV) als auch durch das Bezirksamt Hamburg-Mitte erhalten. Über die genaue Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den von der BGV finanzierten unterschiedlichen Angebotsformen des MiMi- Projektes liegen lediglich Informationen über die Anzahl der individuellen Begleitungen in Höhe von 627 im Jahr 2016 und 278 in 2017 (Stand 15.10.2017) vor. Die Anzahl der weiteren Angebote des von der BGV finanzierten MiMi-Projektes, sind der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen. Angebot 2016 1.1. – 15.10.2017 Gesundheitsinformationsveranstaltungen 93 83 Muttersprachliche Gesundheitsgruppen 10 10 Gesundheitskampagnen (Einsätze) 25 22 Gesundheitstage 3 7 An den vom Bezirksamt Hamburg-Mitte finanzierten Gruppenveranstaltungen/ Gesprächsrunden in Flüchtlingsunterkünften zum Thema Informationen über das Gesundheitssystem und zu gesundheitlichen Fragen haben in 2016 insgesamt 89 Migrantinnen und Migranten teilgenommen. Für das Jahr 2017 liegen Sachberichte noch nicht vor. 6. Wie erreicht das Projekt seine angesprochene Zielgruppe, sprich wie wird es beworben? Das Projekt bewirbt sein Angebot in der Zielgruppe vor allem auf Veranstaltungen der jeweiligen Communities. Dies geschieht in der jeweiligen Muttersprache. Das Projekt ist gut vernetzt und stellt sein Angebot darüber hinaus regelhaft in zahlreichen Einrichtungen , auf Tagungen und in verschiedenen Arbeitskreisen im Themenfeld Migration vor. 7. Welchen Migrationshintergrund haben die Gesundheitsmentoren und welche Sprachen sprechen sie? Die Herkunftsländer der Mediatorinnen und Mediatoren sind Ägypten, Marokko, Tunesien , Syrien, Iran, Afghanistan, Türkei, Eritrea, Ecuador, Bolivien, Spanien, Portugal, Indien, Kamerun, Togo, Guinea, Philippinen, Russland, Kasachstan, Kirgistan, Litauen , Polen, Serbien, Albanien und Pakistan. Folgende Sprachen werden gesprochen: Albanisch, Arabisch, Englisch, Farsi, Französisch , Fulla, Hindi, Litauisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch, Serbisch, Spanisch , Tagalog, Türkisch, Tygrina und Urdu. 8. Aus welchen Ländern stammen diejenigen Personen, die betreut werden ? Die von dem MiMi-Projekt betreuten Migrantinnen und Migranten stammen überwiegend aus denselben Herkunftsländern wie die Mediatorinnen/Mediatoren. Zurzeit werden hauptsächlich Migrantinnen/Migranten beziehungsweise Flüchtlinge aus Afghanistan , Syrien und Eritrea betreut. Ferner gibt es eine Nachfrage bei Menschen aus Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/10651 3 der Türkei, Ghana, Kamerun, Tschechien, Albanien, Serbien und aus südamerikanischen Ländern. 9. Mit Mitteln in welcher Höhe aus welcher Produktgruppe wurde das Projekt im Jahr 2016 und im Jahr 2017 jeweils durch die Stadt Hamburg gefördert? Der Verband für Kinder- und Jugendarbeit Hamburg e.V. erhielt für das Projekt MiMi im Jahr 2016 und 2017 jeweils 103.000,00 Euro aus der Produktgruppe Gesundheit. Näheres siehe Drs. 21/8403. Der Träger erhält für das Projekt MiMi folgende zusätzliche Mittel vom Bezirksamt Hamburg-Mitte: 2016: 5.500,00 Euro aus Mitteln des Quartierfonds, 2017: 8.000,00 Euro aus Mitteln des Quartierfonds, 2017: 32.918,00 Euro gemäß der Förderrichtlinie Sozialräumliche Integrationsnetzwerke der Jugend- und Familienhilfe. 10. Welche weiteren finanziellen Förderungen erhält das Projekt in welcher Höhe? Darüber hinaus erhält MiMi 6.000 Euro p.a. vom Ethnomedizinischen Zentrum, Hannover . 11. Bestehen weitere Kooperationen mit anderen Vereinen oder Verbänden ? Ja. Es bestehen Kooperationen mit unterschiedlichen Einrichtungen wie dem Hamburger Kinderschutzbund, LALE in der interkulturellen Begegnungsstätte e.V., Beratungsstelle für Frauen, Familien und Schwangere sowie dem Kitanetzwerk. Ebenfalls besteht eine enge Zusammenarbeit mit zahlreichen weiteren Einrichtungen, zum Beispiel den bezirklichen Gesundheitsämtern, den Flüchtlingsunterkünften und der Verbraucherzentrale Hamburg. 12. Soll das Projekt auch im Jahr 2018 gefördert werden? Wenn ja, in welcher Höhe? Wenn nein, warum nicht? Vorgesehen ist, das Projekt auch in 2018 von der BGV mit einer Zuwendung in Höhe von 103.000 Euro zu fördern. Das Bezirksamt Hamburg-Mitte plant eine Förderung gemäß der Förderrichtlinie Sozialräumliche Integrationsnetzwerke der Jugend- und Familienhilfe.