BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/10782 21. Wahlperiode 03.11.17 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Heike Sudmann (DIE LINKE) vom 26.10.17 und Antwort des Senats Betr.: Mietwucher, Überbelegung und Verwahrlosung von Wohnraum Seit einiger Zeit häufen sich Presseberichte über Mietwucher, Überbelegung sowie Verwahrlosung/Vernachlässigung von Wohnraum. Zu Letzt berichtete der NDR am 25.10.2017 von einem Großeinsatz in der Harburger Seehafenstraße unter Federführung der Behörde für Arbeit, Soziales und Integration. Im Hamburgischen Wohnraumschutzgesetz (HmbWoSchG) sind Mindestanforderungen an Wohnraum geregelt. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen, teilweise auf Grundlage von Auskünften von f & w fördern und wohnen AöR (f&w), wie folgt: 1. In wie vielen Fällen wurde in den vergangenen fünf Jahren in Hamburg ein Strafverfahren nach § 291 Absatz 1 Nummer 1 StGB wegen Mietwucher eingeleitet? Bitte aufschlüsseln nach Jahren, Verfahrensausgang beziehungsweise Verfahrensstand und danach, ob es sich um einen besonders schweren Fall nach § 291 Absatz 2 StGB handelte. Sollte die zur Beantwortung einer Schriftlichen Kleinen Anfrage zur Verfügung stehende Zeit zur Beantwortung dieser Frage nicht ausreichen, bitte die Zahlen für die Jahre 2016 und 2017 darstellen. Der zur Beantwortung der Frage erforderliche Umstand, ob es sich beim Tatvorwurf um einen Mietwucher im Sinne des § 291 Absatz 1 Nummer 1 Strafgesetzbuch (StGB) beziehungsweise um einen besonders schweren Fall des Mietwuchers im Sinne des § 291 Absatz 2 StGB gehandelt hat, wird im Vorgangsverwaltungs- und -bearbeitungssystem MESTA der Staatsanwaltschaft Hamburg nicht erfasst. Erfasst wird für die Eintragung nur der Tatbestand des § 291 StGB generell. Für den angefragten Zeitraum ist die nachfolgend aufgeführte Anzahl von Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts einer Straftat gemäß § 291 StGB in MESTA erfasst, in Klammern ist die Anzahl der Beschuldigten angegeben. Die Daten stehen unter dem Vorbehalt der vollständigen und richtigen Erfassung in MESTA (Stand: 27. Oktober 2017). Ermittlungsverfahren nach §§ 291 StGB (Anzahl Beschuldigte) 2013 17 (29) 2014 18 (36) 2015 16 (24) 2016 14 (17) 2017( bis 30.09.2017) 16 (22) Für die Beantwortung weiterer Fragen müssten sämtliche wegen des Vorwurfs einer Straftat nach § 291 StGB geführten Verfahren aus den genannten Aktenzeichenjahrgängen 2013 bis 2017 händisch ausgewertet werden. Angesichts der für die Beant- Drucksache 21/10782 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 wortung einer Parlamentarischen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit ist weder eine Beiziehung der Akten noch die erforderliche händische Verfahrensauswertung möglich . 2. Wie viele Fälle von Verwahrlosung und Überbelegung von Wohnraum wurden in den letzten fünf Jahren nach § 3 und § 7 des Hamburgischen Wohnraumschutzgesetzes angezeigt? Bitte aufschlüsseln nach Jahren und Art der Erledigung beziehungsweise Verfahrensstand. 3. Wie oft wurden Vermieter/-innen in den letzten fünf Jahren zur Beseitigung von Mängeln aufgefordert? Welcher Art und wie schwer waren diese Mängel jeweils? Bitte aufschlüsseln nach Jahren und Art der Erledigung beziehungsweise Verfahrensstand. 4. Wie oft wurden Wohnungen auf Grundlage von § 6 des Hamburgischen Wohnraumschutzgesetzes für unbewohnbar erklärt? Angaben zu Art und Schwere von Mängeln werden statistisch nicht erfasst. Differenzierte Zahlen zu § 3 des Hamburgischen Wohnraumschutzgesetzes (HmbWoSchG) liegen nur in drei Bezirken vor und werden im Übrigen ebenfalls statistisch nicht erfasst. Eine händische Auswertung der mehr als 3.500 Akten der Wohnungspflege ist in der für eine Parlamentarische Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich. Die Vorgänge wurden, soweit der Anwendungsbereich des HmbWoSchG eröffnet war, mit Vereinbarungen/Aufklärungen, öffentlich-rechtlichen Verträgen beziehungsweise Anordnungen erledigt. Siehe insoweit und im Übrigen die Anlage. 5. Inwiefern haben die zuständigen Behörden eine Systematik bei der Vermietung unbewohnbarer oder überbelegter Wohnungen festgestellt (Häufung bestimmter Vermieter/-innen oder Hausverwalter/-innen, spezifische Mieter-/-innengruppen oder ähnliche)? Bitte darlegen. In einem Bezirk handelt es sich bei den Überbelegungen überwiegend um Monteurwohnungen . Im Übrigen konnte keine Systematik hinsichtlich bestimmter Vermieteroder Mietergruppen festgestellt werden. 6. Inwiefern ist sichergestellt, dass das Jobcenter t.a.h. und die Grundsicherungsämter keine Mietzahlungen für Schrottimmobilien oder unbewohnbare oder überbelegte Wohnungen übernehmen? Das Jobcenter t.a.h. und die Grundsicherungsämter informieren die zuständigen Stellen in Fällen, in denen ein Verdacht auf Verstoß gegen §§ 3, 4, 7 oder 8 HmbWoSchG besteht. Soweit leistungsberechtigte Mieter auf Mängel der Mietsache hinweisen beziehungsweise sich aus Abrechnungen Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Forderung ergeben, werden Leistungsberechtigte bei der Durchsetzung ihrer zivilrechtlichen Ansprüche gegenüber dem Vermieter insoweit unterstützt, als der Sozialleistungsträger die Beiträge für einen Hamburger Mieterverein ihrer Wahl übernimmt. Die Leistungsberechtigten werden hiervon durch ein Merkblatt in Kenntnis gesetzt. Zwischen Vermietern und leistungsberechtigten Mietern besteht ein privatrechtliches Mietverhältnis. Es gilt uneingeschränkt die Unverletzlichkeit der Wohnung. Mieten sind zu übernehmen, wenn sie die Angemessenheitsgrenzen nicht überschreiten. Dabei billigen der Gesetzgeber und die Rechtsprechung dem Leistungsberechtigten ausdrücklich auch die Entscheidung zu, flächenmäßig kleinere Wohnungen zu höheren Preisen anzumieten, wenn hierdurch die Angemessenheitsgrenzen nicht überschritten werden. Im Übrigen betrachtet der Senat den Wohnraumschutz als zentrale Aufgabe der Bestandspolitik. Deswegen wird Hinweisen für Mietpreisüberhöhungen oder Verwahrlosung von den zuständigen Stellen konsequent nachgegangen. 7. In wie vielen Fällen hat f & w fördern und wohnen AöR in den letzten fünf Jahren Mietminderung wegen nicht erbrachter Reparatur- und Sanierungsbedarfe gegenüber Vermietern/-innen angedroht? Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/10782 3 8. In wie vielen Fällen ist durch f & w fördern und wohnen AöR tatsächlich eine Mietminderungen durchgeführt worden? Wenn nicht, weshalb nicht? Nach Auskunft von f & w erfolgt durch das Unternehmen im Zusammenhang mit der Anmietung von Immobilien zum Zwecke der öffentlich-rechtlichen Unterbringung keine statistische Erfassung von Problemen wegen nicht erbrachter Reparatur- und Sanierungsbedarfe . Konkrete Angaben hierzu ließen sich nur durch eine manuelle Auswertung von circa tausend Schriftsätzen ermitteln. Dies ist in der für die Beantwortung einer Parlamentarischen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich. Ja hr * an ge ze ig te M än ge l/M is ss tä nd e an W oh nu ng en (A nz ah l W E) er te ilt e A no rd nu ng en /M aß na hm en (A nz ah l W E) öf f.- re ch tl. Ve rt ra g (A nz ah l W E) § 14 Ve re in ba ru ng / A uf kl är un g (A nz ah l W E) § 14 (1 ) * ** Zw an gs ge ld er B uß ge ld O W i- Ve rf . 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