BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/10855 21. Wahlperiode 10.11.17 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Dennis Thering (CDU) vom 03.11.17 und Antwort des Senats Betr.: Aus für EC-Kartenzahlung – Warum sparen Bahn und Senat den Kundenservice bei StadtRAD Hamburg kaputt? In der vergangenen Woche berichtete das „Hamburger Abendblatt“, dass beim Fahrradleihsystem StadtRAD Hamburg seit Kurzem die EC-Kartenlesegeräte ausgebaut würden. Darüber seien die Kunden in einer E-Mail informiert worden. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Die Bezahlung bei StadtRAD Hamburg ist auch weiterhin per EC-Lastschriftverfahren und Kreditkarte unverändert möglich. Lediglich die Kundenregistrierung und Ausleihe per EC- oder Kreditkarte an den Terminals wird künftig nicht mehr möglich sein. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der Deutschen Bahn Connect GmbH (DB Connect) wie folgt: 1. Wie hat sich die Zahl der mittels EC- beziehungsweise Kreditkarte vorgenommenen Ausleihvorgänge bei StadtRAD Hamburg seit 2009 entwickelt ? Bitte jahresweise aufschlüsseln und auch Zahlen für das laufende Jahr angeben. Die folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der mittels EC- oder Kreditkarte vorgenommenen Ausleihvorgänge: Jahr per EC- oder Kreditkarte vorgenommene Ausleihvorgänge absolut (in %) 2009 k. A.* 2010 2011 2012 169.536 (8,3 %) 2013 167.804 (8,2 %) 2014 180.984 (7,4 %) 2015 220.768 (8,7 %) 2016 297.500 (9,8 %) 2017 (bis 05.11.2017) 228.799 (8,7 %) Drucksache 21/10855 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 * Für die Jahre 2009 bis 2011 liegen keine entsprechenden Daten vor. Die Fahrradentleihen erfolgten in den Jahren 2012 bis 2017 durchschnittlich zu 8,5 Prozent an den Terminals gegenüber den Gesamtausleihen mit anderen Zugangsmedien . 2. Wie hat sich die Zahl der Ausleihvorgänge bei StadtRAD Hamburg seit 2009 insgesamt entwickelt? Bitte jahresweise aufschlüsseln und auch Zahlen für das laufende Jahr angeben. Die folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Ausleihvorgänge bei StadtRAD Hamburg insgesamt: Jahr Ausleihvorgänge 2009 306.000 2010 726.000 2011 1.300.000 2012 2.050.090 2013 2.055.000 2014 2.435.000 2015 2.531.000 2016 3.044.000 2017 (bis 05.11.2017) 2.642.000 3. Trifft es zu, dass die EC-Kartenlesegeräte aus den StadtRAD-Terminals entfernt werden? Wenn ja, a) wer hat dies wann entscheiden? Die zuständige Behörde und die Betreiberfirma DB Connect haben dies am 31. März 2017 gemeinsam abgestimmt. b) aus welchen genauen Gründen erfolgt der Ausbau? Die Kreditkartenorganisationen haben international einen neuen sogenannten Payment Card Industry Data Security Standard (PCI-DSS) vereinbart. Daraus resultieren insgesamt 280 Einzelanforderungen, die zur Anbindung eines Zahlungsdienstleisters beziehungsweise für die Speicherung und Verarbeitung von Kreditkartendaten erfüllt werden müssen. Da nur eine Minderheit der StadtRAD-Kundinnen und Kunden die Entleihe an den Terminals per EC- oder Kreditkarte nutzt und die regelmäßige Instandhaltung der Kartenleser sowie deren Zertifizierung Kosten verursachen, stünde der Aufwand für die Erfüllung der PCI-DSS-Anforderungen an den StadtRAD- Terminals in keinem Verhältnis zum Nutzen für die große Mehrheit der Kundinnen und Kunden. Mit Blick auf die Kosten für StadtRAD Hamburg wird daher aufgrund der fehlenden PCI-DSS-Konformität das Auslesen beziehungsweise die Eingabe von ECoder Kreditkartendaten an den StadtRAD-Terminals aufgegeben. c) wann wurde mit dem Ausbau begonnen und wann wird dieser abgeschlossen sein? Der Ausbau der Kartenlesegeräte hat am 25. Oktober 2017 begonnen. Voraussichtlich Ende des Jahres werden alle Kartenlesegeräte ausgebaut sein. Solange das Kartenlesergerät nicht ausgebaut ist, ist eine Identifikation und somit das Entleihen der Räder über die EC- oder Kreditkarte weiterhin möglich. d) inwiefern fördert diese Maßnahme die Servicequalität für die Stadt- RAD-Kunden im Allgemeinen? Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/10855 3 Ziel ist es, eine einfache und bequeme Ausleihe der StadtRÄDER zu ermöglichen. Die DB Connect bietet eine weit über dem Marktstandard liegende Anzahl an Entleihalternativen an. Die Kundinnen und Kunden nutzen vornehmlich die StadtRAD-Hamburg- App. Die Ausleihe per App ermöglicht die Ausleihe terminalunabhänbgig direkt am gewünschten Fahrrad. Die DB Connect arbeitet kontinuierlich an der Weiterentwicklung der App, bietet aber auch weiterhin mit der Kundenkarte – in Form des RFID Schlüsselanhängers – sowie per Telefon (24 Stunden am Tag/365 Tage im Jahr) weitere Ausleihoptionen an. Gemäß Angabe der DB Connect mussten die Kartenlesegeräte regelmäßig durch die Fahrradservice-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter gewartet werden, da es häufig zu Verunreinigungen gekommen ist. e) inwiefern fördert diese Maßnahme die Servicequalität für die Stadt- RAD-Kunden, die nicht in Hamburg leben, also vor allem Touristen, im Speziellen? Die StadtRAD-App kann wohnortunabhängig und schnell auf jedem Smartphone installiert werden. Darüber hinaus können Kundinnen und Kunden der Call-a-Bike- Familie (Call a Bike, StadtRAD Hamburg, Lidl-Bike Berlin, FordPass Bike Köln und Düsseldorf) ohne gesonderte Anmeldung bequem und direkt über die Call-a-Bike-App auch die StadtRäder in Hamburg ausleihen. f) Warum wurde dies nicht von den Senatsvertretern im Rahmen der Selbstbefassung zum Thema „Leistungsbeschreibung zur Neuausschreibung des StadtRAD-Systems“ in der Sitzung des Verkehrsausschusses vom 18. Mai 2017 erwähnt? Details der Leistungsbeschreibung für die Neuausschreibung des StadtRAD-Systems waren am 18. Mai 2017 noch nicht festgelegt. Im Übrigen siehe Antwort zu 3.b). g) Warum wurde dies nicht von den Senatsvertretern im Rahmen der Beratung über die Drs. 21/6049 und Drs. 21/6154 in der Sitzung des Verkehrsausschusses vom 17. Februar 2017 erwähnt? Siehe Antwort zu 3.a). Wenn nein, was trifft dann zu? Entfällt. 4. Wie haben sich seit 2009 die Instandhaltungskosten für die EC-Kartenlesegeräte aus den StadtRAD-Terminals entwickelt? Bitte jahresweise aufschlüsseln und auch Zahlen für das laufende Jahr angeben. 5. Wie haben sich seit 2009 die Kosten für die Zertifizierung der EC-Kartenlesegeräte aus den StadtRAD-Terminals entwickelt? Bitte jahresweise aufschlüsseln und auch Zahlen für das laufende Jahr angeben. Kosten für Reparaturen, Instandsetzung, Vandalismus und Verluste im StadtRAD- System sind für die Freie und Hansestadt Hamburg mit dem Betreiberentgelt vollständig abgegolten. Darüber hinaus hat die DB Connect zu ihren operativen Aufwänden keine weiteren Auskünfte erteilt. 6. Trifft es zu, dass die StadtRAD-Kunden in einer E-Mail über den Ausbau der Kartenlesegeräte und die damit verbundene Beendigung der EC- Kartenzahlungsmöglichkeit informiert wurden? Wenn ja, bitte den E-Mail-Text anonymisiert beifügen. Alle Kundinnen und Kunden, die in den letzten sechs Monaten die Kartenlesegeräte genutzt haben, wurden in einer E-Mail am Montag, dem 23. Oktober 2017, informiert. Der Text lautet wie folgt: Drucksache 21/10855 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4