BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/10890 21. Wahlperiode 14.11.17 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Jens Meyer (FDP) vom 08.11.17 und Antwort des Senats Betr.: Altersheime für homosexuelle Menschen Jeder Mensch möchte von Menschen umgeben sein, die ihn und seine Lebensweise respektieren. So auch Senioren in Wohngemeinschaften. Problematisch wird es, wenn dieser Raum des Respekts nicht zur Verfügung steht. Solch eine Notlage kann bei homosexuellen Senioren entstehen, wenn sie feststellen müssen, dass in ihrer Generation, und damit auch bei Mitbewohnern in unmittelbarer Umgebung, noch Vorurteile oder gar Feindseligkeiten gegenüber Homosexuellen bestehen. Eine mögliche Lösung dieses Problems sind spezielle Wohnangebote für homosexuelle Senioren, in denen auch das Pflegepersonal entsprechend sensibilisiert ist. Erste Projekte bestehen bereits in anderen Bundesländern. Seit 2008 gibt es ein spezialisiertes Angebot des Village e.V. in Berlin und 2012 öffnete der Lebensort Vielfalt in Berlin. Eine Ergänzung oder Alternative könnten auch Initiativen sein, die Sensibilität und Toleranz im Pflegebereich und im gemeinsamen Wohnen fördern sollen. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Gibt es in Hamburg Altersheime, die in besonderer Weise für den Umgang mit homosexuellen Menschen sensibilisiert sind? Wenn ja: bitte konkret darstellen. Stationäre Pflegeeinrichtungen, die sich mit der Versorgung von homosexuellen Menschen als speziellem stationärem Angebot beschäftigen, sind der zuständigen Behörde nicht bekannt. 2. Wenn nein: warum nicht? Die Definition von Zielgruppen und die Ausgestaltung von Angeboten obliegen im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen und vertraglichen Vereinbarungen den Einrichtungsträgern . Im Rahmen von Fachgesprächen zwischen Einrichtungsträgern und Interessenvertreterinnen und -vertretern zeigten sich einige Einrichtungen an der Entwicklung von zielgruppenspezifischen Angeboten interessiert. Darüber hinaus sind der zuständigen Behörde trägerinterne Entscheidungsgründe nicht bekannt. 3. Gab es in der Vergangenheit diesbezüglich bereits Projekte oder Ideen? Wenn ja: bitte konkret darstellen. 4. Gibt es Pläne für Projekte dieser Art? Wenn ja: bitte konkret erläutern. 5. Gibt es alternative Lösungsansätze, beispielsweise Programme zur Förderung von Sensibilität und Toleranz im Pflegebereich und im gemeinsamen Wohnen? Drucksache 21/10890 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 6. Steht die zuständige Behörde im Austausch mit Verbänden, die dieses Thema bearbeiten? Der „Aktionsplan des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg für Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt“ (Drs. 21/7485) befasst sich in Kapitel V. mit dem Thema Alter und Pflege. Grundsätzlich setzt sich „der Senat dafür ein, dass in Hamburg Menschen unabhängig von ihrer geschlechtlichen Identität und sexuellen Orientierung auch im Alter selbstbestimmt, angstfrei, selbstbewusst, sichtbar und integriert mitwirken und leben können“. Der Aktionsplan beinhaltet eine Reihe von Maßnahmen, mit denen dies umgesetzt werden soll (vergleiche dort Maßnahmen 48 – 57). Dem vorausgegangen sind im Januar und März 2016 auf Einladung der zuständigen Behörde mehrere Gespräche zur Frage von Wohn- und Pflegemöglichkeiten im Alter unter Beteiligung von Vertreterinnen und Vertretern von Pflegeeinrichtungen sowie von Interessengruppen homosexuell orientierter Menschen. Dabei wurde dargestellt, welche Möglichkeiten es neben der stationären Versorgung gibt (zum Beispiel Wohnund Pflegegemeinschaften) und welche Unterstützungsmöglichkeiten für entsprechende Initiativen existieren. Es besteht seither Kontakt zwischen der Leistungsanbieterseite und den Interessenverbänden homosexueller Menschen.