BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/10935 21. Wahlperiode 17.11.17 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Dr. Alexander Wolf (AfD) vom 09.11.17 und Antwort des Senats Betr.: Elternwahlrecht und Gymnasialempfehlung auf dem Prüfstand (Schuljahresabfrage 2016/2017) So wie im gesamten Bundesgebiet drängt auch in Hamburg ein zunehmender Anteil jedes neuen Jahrgangs auf die Gymnasien. So erfreulich die steigende Attraktivität derjenigen weiterführenden Schule ist, die Schüler zur allgemeinen Hochschulreife heranbilden soll, so berechtigt scheint auch die Sorge, dass es hierdurch zu einer Verwässerung von Leistungsstandards kommt. Begünstigend auf den ungebremsten Zustrom von Schülern an die Gymnasien wirkt sich dabei auch das Elternwahlrecht aus, in Hamburg in § 42 Absatz 4 S. 3 des Hamburgischen Schulgesetzes (HmbSG) normiert: Wo eine Gymnasialempfehlung nicht bindend ist, entfällt die überdurchschnittliche Leistungsfähigkeit eines Grundschülers als Hürde, um den Bildungsweg zur allgemeinen Hochschulreife einzuschlagen. Gewiss geht damit die Chance einher, zu Grundschulzeiten zu Unrecht unterschätzte Schüler an einer anspruchsvollen Ausbildung teilhaben zu lassen . Gleichwohl birgt das Elternwahlrecht das Risiko, dass die Sorgeberechtigten entgegen der Empfehlung seiner Grundschullehrer die gymnasiale Laufbahn wählen, obwohl der Betroffene dieser Herausforderung offensichtlich nicht gewachsen ist. In der Konsequenz scheitert entweder der entsprechende Schüler unnötigerweise am gymnasialen Leistungsdruck oder das Gymnasium senkt – im Einzelfall oder gar flächendeckend – den Erwartungshorizont. Weder im einen noch im anderen Fall könnten die jeweiligen Schulen dann noch der Forderung nach hehren Bildungsstandards gerecht werden, die gesellschaftlich und individuell an sie gestellt wird. Dies macht es notwendig, die Konsequenzen des Elternwahlrechts sorgfältig zu überprüfen, um die Grenzen seiner Zweckdienlichkeit hinsichtlich des Ziels einer hochwertigen Ausbildung möglichst vieler Schüler zu bestimmen. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. An welchen Hamburger Grundschulen wurden im Schuljahr 2016/2017 wie viele Gymnasialempfehlungen im Sinne des § 42 Absatz 4 S. 1 HmbSG ausgesprochen, an welchen wurden keine ausgesprochen? Und wie hoch war an diesen Schulen im besagten Zeitraum jeweils der Anteil der Schüler mit Gymnasialempfehlung? Drucksache 21/10935 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Die angefragten Zahlen liegen noch nicht vor. Die Daten zur Übergangsempfehlung der Viertklässler des Schuljahres 2016/2017 werden mit der Schuljahresstatistik 2017 übermittelt und werden nach Validierung und Qualitätssicherung nach derzeitigem Planungsstand im Februar 2018 veröffentlicht. 2. Für wie viele Schüler ohne Gymnasialempfehlung wurde im Schuljahr 2016/2017 jeweils durch die Erziehungsberechtigten der Besuch eines Gymnasiums als weiterführende Schule beantragt? Der Besuch einer Schule wird nicht beantragt. Vielmehr melden die Sorgeberechtigten ihre Kinder bei einer Schule an. Hierbei muss die Schullaufbahnempfehlung von den Sorgeberechtigten nicht vorgelegt werden. Diese Angaben sind für die Schulorganisation nicht relevant, da sich die Aufnahme von Schülerinnen und Schülern an staatlichen weiterführenden Schulen an den Kriterien des § 42 Absatz 7 Hamburgisches Schulgesetz (HmbSG) orientiert. Daher werden diese Angaben zum Zeitpunkt der Anmeldung nicht erfasst. 3. Wie viele Schüler, denen keine Gymnasialempfehlung erteilt wurde, besuchten im Schuljahr 2016/2017 die Jahrgangsstufe 5 der verschiedenen Hamburger Gymnasien in absoluten und relativen Zahlen (bitte aufschlüsseln nach Gymnasien und Jahren)? Siehe Anlage. Anzahl in% Albert-Schweitzer-Gymnasium 15 10,6% Albrecht-Thaer-Gymnasium 36 37,5% Alexander-von-Humboldt-Gymnasium 30 35,7% Carl-von-Ossietzky-Gymnasium 23 20,5% Charlotte-Paulsen-Gymnasium 32 22,7% Christianeum 11 9,4% Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium 28 20,3% Friedrich-Ebert-Gymnasium 41 38,0% Gelehrtenschule des Johanneums 6 5,3% Goethe-Gymnasium 40 35,4% Gymnasium Allee 26 18,4% Gymnasium Allermöhe 36 42,9% Gymnasium Alstertal 34 34,7% Gymnasium Altona 20 17,5% Gymnasium Blankenese 18 15,8% Gymnasium Bondenwald 24 17,5% Gymnasium Bornbrook 34 30,9% Gymnasium Buckhorn 19 13,6% Gymnasium Corveystraße 20 14,2% Gymnasium Dörpsweg 43 30,1% Gymnasium Eppendorf 13 11,6% Gymnasium Farmsen 28 24,6% Gymnasium Finkenwerder 31 39,7% Gymnasium Grootmoor 19 13,3% Gymnasium Hamm 28 49,1% Gymnasium Heidberg 31 27,2% Gymnasium Hochrad 19 14,1% Gymnasium Hoheluft 17 16,2% Gymnasium Hummelsbüttel 44 39,6% Gymnasium Kaiser-Friedrich-Ufer 24 17,1% Gymnasium Klosterschule 45 34,6% Gymnasium Lerchenfeld 29 20,6% Gymnasium Lohbrügge 45 28,3% Gymnasium Marienthal 40 34,8% Gymnasium Meiendorf 26 22,6% Gymnasium Oberalster 9 7,8% Gymnasium Ohlstedt 14 19,2% Gymnasium Ohmoor 26 15,2% Gymnasium Oldenfelde 36 31,9% Gymnasium Osterbek 44 42,7% Gymnasium Othmarschen 16 14,2% Gymnasium Rahlstedt 54 33,8% Gymnasium Rissen 15 14,7% Gymnasium Süderelbe 43 26,5% Hansa-Gymnasium Bergedorf 10 11,9% Heilwig-Gymnasium 29 25,7% Heinrich-Heine-Gymnasium 21 18,9% Heisenberg-Gymnasium 19 18,3% Helene Lange Gymnasium 2 1,8% Helmut-Schmidt-Gymnasium 45 35,2% Immanuel-Kant-Gymnasium 42 42,4% Johannes-Brahms-Gymnasium 53 47,3% Kurt-Körber-Gymnasium 55 44,7% Lise-Meitner-Gymnasium 42 30,2% Schule st aa tli ch Schülerinnen und Schüler (SuS) der Jahrgangsstufe 5 ohne Gymnasialempfehlung an Hamburger Gymnasien und deren Anteil an allen SuS dieser Jahrgangsstufe des jeweiligen Gymnasiums nach Rechtsform und Name des Gymnasiums im Schuljahr 2016/17 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/10935 3 Anlage Anzahl in%Schule Luisen-Gymnasium Bergedorf 39 26,7% Margaretha-Rothe-Gymnasium 97 66,0% Marion Dönhoff Gymnasium 25 17,7% Matthias-Claudius-Gymnasium 28 19,4% Struensee Gymnasium 39 33,6% Walddörfer-Gymnasium 30 26,8% Wilhelm-Gymnasium 20 18,2% Alsterring Gymnasium 7 Bilinguales Gymnasium Phorms Hamburg 0 0,0% Jenisch-Gymnasium 27 81,8% Moderne Schule Hamburg (Gymnasium) 5 31,3% Niels-Stensen-Gymnasium 11 16,4% OKO Private School Talent-Schule Hamburg 2 66,7% Privates Gymnasium Brecht 13 18,1% Sankt-Ansgar-Schule 24 23,5% Sophie-Barat-Schule 5 4,4% Wichern-Schule (Gymnasium) 28 35,4% n ic ht st aa tli ch Quelle: Schuljahresstatistik 2016 Drucksache 21/10935 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 10935ska_Text 10935ska_Anlage_geschwärzt