BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/11006 21. Wahlperiode 24.11.17 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Stephan Gamm (CDU) vom 16.11.17 und Antwort des Senats Betr.: Klimaverträglichkeit und Kohlendioxidbilanz im Rahmen des Fernwärmeumbaus Der Volksentscheid zum Rückkauf der Energienetze hat sowohl die Kriterien Klimaverträglichkeit als auch den Einsatz regenerativer Energien für die gesamte Energieversorgung von Hamburg gleichrangig gefordert. Die bisher vorgelegten Konzepte zum Ersatz des Heizkraftwerkes (HKW) Wedel haben alle zum Ziel, diesen Ersatz durch regenerative Energien zu erreichen. Dies ist nicht vollständig und schon gar nicht ohne Übergangsszenarien erreichbar . Die Klimaverträglichkeit – also die Kohlendioxidemission – dieser Varianten wurde bisher nicht benannt. Zugleich werden laut LBD-Gutachten der Behörde für Umwelt und Energie (BUE) moderne Kohlekraftwerke noch bis in die 2040er-Jahre in Betrieb sein. Daher gehört zu einer vollständigen Betrachtung auch das Kraftwerk Moorburg als Kraftwärmekopplungsanlage (KWK). Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Die Beantwortung der Fragen bezieht sich ausschließlich auf das Fernwärmesystem der Vattenfall Wärme Hamburg GmbH (VWH). Je nach Zielsetzung werden unterschiedliche Allokationsverfahren zur Bewertung von KWK-Anlagen herangezogen. Durch den hohen KWK-Anteil im System der VWH hat die Wahl der Allokationsmethode einen besonders großen Einfluss auf die Kohlendioxidemissionen der Wärme. Im Rahmen des Projekts Erneuerbare Wärme Hamburg wurde in erster Linie ein Vergleich unterschiedlicher Varianten als Ersatz für das Kraftwerk Wedel betrachtet. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Welche Kohlendioxidemission liegt gegenwärtig für die Erzeugung von Fernwärme in Hamburg unter Einsatz des HKW Wedel mit einer Fernwärmeerzeugungsleistung von 390 MW(th) vor? Welche Emissionen entfallen hierbei auf welche Komponenten? Je nach Berechnungsmethode entfallen auf die Fernwärme der VWH zwischen rund 600.000 t/Jahr und rund 1.000.000 t/Jahr. Die Emissionen fallen im Wesentlichen in den beiden Kohlekraftwerken in Wedel und Tiefstack an. Detaillierte Angaben zu den Emissionen einzelner Anlagen liegen dem Senat nicht vor. 2. Welche Kohlendioxidemission liegt der sogenannten Planung „Nord- Variante“ mit den Konkretisierungen der BUE vom 2.11.17 zugrunde? Welche Emissionen entfallen hierbei auf welche Komponenten? Je nach Berechnungsmethode entfallen auf die Nordvariante zwischen rund 500.000 t/Jahr und rund 750.000 t/Jahr. Drucksache 21/11006 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Die Emissionen hängen maßgeblich von den Einsatzzeiten der Anlagenkomponenten ab. Diese sind im Rahmen der Planungen des Projekts „Erneuerbare Wärme Hamburg “ noch nicht abschließend berechnet. 3. Welche Kohlendioxidemission liegt der sogenannten Planung „Süd- Variante“ mit den Konkretisierungen der BUE vom 2.11.17 zugrunde? Welche Emissionen entfallen hierbei auf welche Komponenten? Je nach Berechnungsmethode entfallen auf die Südvariante zwischen rund 450.000 t/Jahr und rund 600.000 t/Jahr. Die Emissionen hängen maßgeblich von den Einsatzzeiten der Anlagenkomponenten ab. Sie sind im Rahmen der Planungen des Projekts „Erneuerbare Wärme Hamburg“ noch nicht abschließend berechnet. 4. Welche Kohlendioxidemission liegt der sogenannten Planung „Süd- Variante“ mit den Konkretisierungen der BUE vom 2.11.2017 zugrunde und mit der Abweichung, dass statt des vorgesehenen Gaseinsatzes für die Nacherhitzung der Wärmepumpe Dradenau (160 MW) KWK-Wärme aus dem HKW Moorburg genutzt wird? Bitte hierbei nur die zusätzlichen Kohlendioxidemissionen im Vergleich zum heutigen Betrieb in Moorburg berücksichtigen, also nur die Kohlendioxidemission des Teils der Stromproduktion , um die sich bei der vorgesehenen Wärmeauskopplung die Stromproduktion reduziert; diese ist entsprechend dem nationalen Erzeugungsmix zu berücksichtigen. a) Welche Emissionen entfallen hierbei auf welche Komponenten? b) Welche Kohlendioxidemissionen lagen der ursprünglich vor Jahren vorgesehenen Moorburg-Alternative zugrunde? Hiermit hat sich der Senat nicht befasst. 5. Welche Kostenauswirkungen auf die Megawattstunde thermischer Energie haben die in den Fragen 1. – 5. dargestellten Fernwärmevarianten? Bitte in Euro/MWh angeben. 6. Welcher Preis pro Megawattstunde wird für die nachfolgend aufgeführten Alternativen jeweils errechnet: a) ursprüngliche Planung Moorburg für 450 MW (th) Fernwärmeauskopplung ab 2012? b) gegenwärtige Versorgung durch Wedel (390 MW(th))? c) Nord-Variante? d) Süd-Variante mit Konkretisierungen vom 2.11.2017? e) wie 4., jedoch mit Nacherhitzung Wärmepumpe Dradenau durch KWK-Wärme aus Moorburg? Kostenauswirkungen und Preise sind Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse und können aus Gründen der Vertraulichkeit nicht genannt werden. In Bezug auf Fragen 4. a) und b) siehe Antwort zu 4. a) und b). 7. Welcher Brennstoff wurde in welchen Mengen und über wie viele Stunden im Rahmen des Pilotprojektes Dradenau zur Nacherhitzung der Wärmepumpe verwendet? Bitte die Kohlendioxidemissionen verschiedener Varianten benennen, die zum Ersatz des HKW Wedel möglich sind. Dabei sind – soweit möglich – nur die tatsächlichen physikalischen Emissionen je Erzeugungsanlage zu berücksichtigen. Für wegfallende Stromerzeugung, die andernorts erzeugt werden muss, sind anerkannte physikalische Standardwerte anzusetzen. Politisch und ökonomisch begründete Allokationswerte sind nicht anzuwenden. Es wurde kein Pilotprojekt zur Wärmepumpe und dementsprechend auch nicht zur Nacherhitzung durchgeführt. Im Übrigen siehe Antworten zu 2. und 3.