BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/11025 21. Wahlperiode 24.11.17 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Stefanie von Berg (GRÜNE) vom 16.11.17 und Antwort des Senats Betr.: DaZ-Zertifikate im Vorbereitungsdienst Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die sich weder auf ein Schulfach noch auf bestimmte Schularten begrenzen lässt. In Hamburg werden zurzeit 555 Schülerinnen und Schüler in 61 Basisklassen und 3.060 in 254 Internationalen Vorbereitungsklassen unterrichtet. Darüber hinaus befinden sich knapp 2.280 zugewanderte Jugendliche in Lerngruppen der berufsbildenden Schulen. Die meisten werden innerhalb eines Jahres in die Regelschulen übergehen, die bereits von geflüchteten Kindern und Jugendlichen besucht werden. Auch die Anzahl von Kindern mit Migrationshintergrund, deren Muttersprache häufig nicht die deutsche ist, liegt in Hamburg bei knapp unter 50 Prozent. Sie alle benötigen mehr als reinen Fachunterricht. Integration gelingt nur mit Lehrkräften, die neben ihrer Fachlichkeit über hohe pädagogische und interkulturelle Kompetenz verfügen. Hier kommt der Qualifikation Deutsch als Zweitsprache (DaZ) eine große Bedeutung zu, denn fachliches sowie soziales Lernen – und damit gesellschaftliche Teilhabe – gelingt nur mit Sprache. Der Bedarf an Lehrkräften, die über die DaZ-Zusatzqualifikation verfügen, steigt seit zwei Jahren enorm. Seither wurden Lehrkräfte in diesem Bereich weitergebildet und verstärkt Lehrkräfte mit dieser Zusatzqualifikation eingestellt. Auch das Angebot am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung wurde weiter ausgebaut , die Teilnahme stieg von 794 im Schuljahr 2013/2014 auf 3.421 im Schuljahr 2015/2016 (vergleiche Drs. 21/7199). Um allen Interessierten dies zu ermöglichen und um den zukünftigen Bedarf abzudecken, wurde es auf Initiative der Regierungsfraktionen Hamburger Lehrkräften im Vorbereitungsdienst ermöglicht, ein Zertifikat für Deutsch als Zweitsprache während des Vorbereitungsdienstes zu erlangen und damit einzelne Prüfungsleistungen ganz oder teilweise zu ersetzen. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Die für Bildung zuständige Behörde hat die Möglichkeiten für Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst , sich für den Bereich Deutsch als Zweitsprache (DaZ) zu qualifizieren, ausgebaut und weiterentwickelt: Bis August 2016 konnten alle interessierten Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst (LiV) an der DaZ-Qualifizierung als Fortbildungsangebot des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) teilnehmen. Die Qualifizierung „Deutsch als Zweitsprache“ umfasst 30 Fortbildungsstunden. Grundlage bilden die Basisseminare 1 bis 8 (8 x 3 Stunden). Zusätzlich sind zwei wei- Drucksache 21/11025 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 tere je dreistündige Vertiefungsseminare aus dem regulären LI-Fortbildungsangebot der Bereiche DaZ oder Sprachförderung zu wählen. Die Qualifizierung kann mit einem Zertifikat abgeschlossen werden, für das eine schriftliche Abschlussarbeit erforderlich ist. Die Basisseminare können auch als einzelne Fortbildungsstunden besucht werden , ohne ein Zertifikat zu erwerben. Diese Möglichkeit besteht auch weiterhin, sodass LiV die DaZ-Qualifikation im Fortbildungsbereich parallel zum Vorbereitungsdienst beginnen und bei Eintritt in den Schuldienst diese fortzusetzen und bei Erfüllung aller Voraussetzungen mit Zertifikat abschließen können. Ab dem 1. August 2016 und bis zum 31. Juli 2017 wurden alle neuen LiV im Rahmen einer Übergangsregelung im Umfang von vier Basisseminaren à drei Stunden in DaZ fortgebildet. Alle LiV hatten die Möglichkeit, diese DaZ-Fortbildung durch vier weitere reguläre Basisseminare der DaZ-Qualifizierung, zwei weitere DaZ-Vertiefungsseminare sowie die erforderliche schriftliche DaZ-Arbeit zu ergänzen. Auf diese Weise können die LiV während der Ausbildungszeit das DaZ-Zertifikat erwerben. Dabei wird ein Teil der DaZ-Qualifizierung in der Ausbildung (zwölf Stunden), der andere in der Fortbildung (18 Stunden plus Abschlussarbeit) angeboten. Die LiV können sich acht der 30 Stunden dieses Übergangsangebots auf ihre Modulverpflichtung als LiV anrechnen lassen. Die Übergangsangebote enthalten den thematischen Bereich „Von der Alltags- zur Bildungssprache“/„Sprache im Fachunterricht“. Als Abschluss des Zertifikats ist eine DaZ-bezogene Unterrichtsstunde zu konzipieren. Die schriftlichen Ausführungen sollen zwei bis drei Seiten umfassen (Stundenbeschreibung und didaktische Erläuterungen). Seit dem 1. August 2017 besteht für alle LiV die Möglichkeit, die DaZ-Qualifizierung vollständig innerhalb der Ausbildung zu absolvieren. Das neue Konzept enthält daher auch Elemente der Praxiserprobung und -reflexion und des Ausbildungsprinzips des „Reflexiven Lernens“, weil die LiVs sich noch in der Ausbildung befinden und Praxiserfahrung erwerben. Die inhaltliche Konzeption der Qualifizierung stellt sicher, dass die fachliche Ausrichtung, wissenschaftliche Fundierung und Qualität dem Qualifizierungsangebot des Fortbildungsbereichs entsprechen und dem dort zu erwerbenden DaZ-Zertifikat vergleichbar sind. Die DaZ-Qualifizierung im Vorbereitungsdienst umfasst 30 Stunden plus Abschlussarbeit (20.000 bis 25.000 Zeichen). Dies zusammen wird als schriftliche Examensprüfung gewertet und ersetzt die herkömmliche, deutlich umfangreichere schriftliche Examensarbeit. Die 30 Stunden sind in drei thematische Einheiten à acht Stunden unterteilt. Jede der drei thematischen Einheiten besteht wiederum aus drei Teilen: Theoretische Fundierung , Vertiefung in Workshops und Anwendung in tatsächlicher und reflektierter Unterrichtspraxis in IV- und AvM-Klassen. Hinzu kommen sechs Stunden frei wählbare Vertiefungsseminare aus dem DaZ-Fortbildungsangebot. Der Bereich „Von der Alltags - zur Bildungssprache“/„Sprache im Fachunterricht“ ist in das neue Konzept nicht mehr integriert, da er mittlerweile im Vorbereitungsdienst im Kontext „Sprachbildender Unterricht“ von allen LiV durchlaufen wird. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Wie viele Lehrkräfte haben innerhalb der Ausbildungshalbjahre vom 01.02.2014 bis 31.07.2017 im Rahmen ihres Vorbereitungsdienstes ein DaZ-Zertifikat erworben (bitte nach Jahrgängen aufschlüsseln)? Die genauen Zahlen können nicht genannt werden, da die Teilnehmenden an diesem Fortbildungsangebot nicht nach dem Kriterium LiV erfasst werden. Im Übrigen siehe Vorbemerkung. Die Ausbildungsjahrgänge, die im August 2016 und im Februar 2017 begonnen haben, haben die Ausbildung noch nicht beendet. Daher haben bisher keine Absolventen das DaZ-Zertifikat innerhalb des Vorbereitungsdienstes abschließend erworben. 2. Wie ist die DaZ-Qualifizierung im Vorbereitungsdienst konzipiert (zum Beispiel Anzahl der Stunden, Module, zu absolvierende Leistungen)? Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11025 3 Siehe Vorbemerkung. 3. Wie viele Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst, die vor dem 1. August 2017 in die Ausbildung eingetreten sind, nahmen beziehungsweise nehmen an den Angeboten in der Übergangsphase teil (bitte nach Jahrgängen aufschlüsseln)? Von dem Ausbildungsjahrgang, der im August 2016 begonnen hat, nehmen 41 LiV am Übergangsangebot teil. Von dem Ausbildungsjahrgang, der im Februar 2017 begonnen hat, sind es 29 LiV. Darüber hinaus nehmen LiV auch aus diesen Jahrgängen das in der Vorbemerkung beschriebene Angebot wahr, eine Zusatzqualifizierung im Vorbereitungsdienst zu beginnen, ohne diese während des Vorbereitungsdienstes schon abzuschließen. Die genauen Zahlen können nicht genannt werden, da die Teilnehmenden an diesem Fortbildungsangebot nicht nach dem Kriterium LiV erfasst werden. 4. Wie unterscheiden sich diese Übergangsangebote von den Seminaren der DaZ-Qualifizierung, die seit dem 1. August 2017 angeboten werden? Siehe Vorbemerkung. 5. Wie viele Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst haben sich bisher für das neue Angebot der Qualifizierung entschieden? Das neue Angebot besteht erstmalig für den Jahrgang ab August 2017, hieran nehmen 40 (von 240) LiV teil. Darüber hinaus nehmen LiV auch aus diesen Jahrgängen das in der Vorbemerkung beschriebene Angebot wahr, eine Zusatzqualifizierung im Vorbereitungsdienst zu beginnen, ohne diese während des Vorbereitungsdienstes schon abzuschließen. Die genauen Zahlen können nicht genannt werden, da die Teilnehmenden an diesem Fortbildungsangebot nicht nach dem Kriterium LiV erfasst werden. 6. Welche Prüfungsleistungen können durch den Erwerb des DaZ-Zertifikats ersetzt werden? Siehe Vorbemerkung. 7. Wie viele Lehrkräfte haben an den angebotenen DaZ-Fortbildungen seit dem Schuljahr 2015/2016 teilgenommen und das Zertifikat erhalten? Die im Einführungstext genannte Zahl von 3.421 Teilnehmenden im Schuljahr 2015/ 2016 ist richtig (siehe Drs. 21/7199). Im Schuljahr 2016/2017 nahmen 3.630 Lehrkräfte an zentralen DaZ-Fortbildungen des LI teil. Insgesamt wurden seit Beginn des Schuljahres 2015/2016 115 DaZ-Zertifikate zu den in der Vorbemerkung genannten Anforderungen ausgestellt. 8. Wie viele Lehrkräfte haben sich im laufenden Schuljahr 2017/2018 zu den oben genannten Fortbildungen angemeldet? Seit dem 1. August 2017 liegen insgesamt 1.607 Anmeldungen zu DaZ-Veranstaltungen vor. Für Veranstaltungen im zweiten Schulhalbjahr ist noch keine Anmeldung möglich. Zum Zeitpunkt der Erhebung (Stand: 17.11.2017) haben 1.133 Lehrkräfte an DaZ-Veranstaltungen im laufenden Schuljahr 2017/2018 teilgenommen.