BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/11027 21. Wahlperiode 24.11.17 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Kurt Duwe und Michael Kruse (FDP) vom 16.11.17 und Antwort des Senats Betr.: Entwicklung des Grundwasserspiegels In großen Bereichen der Stadt steht das Grundwasser nur wenige Zentimeter unter der Geländeoberfläche an. Gerade bei unterkellerten Gebäuden kann dies zu Problemen führen. Aber auch auf der Geest oder bei Bauprojekten (beispielsweise in Neugraben-Fischbek oder am Mittleren Landweg) führen die hohen Grundwasserstände zu erhöhtem baulichen Aufwand. Da seit einiger Zeit weniger Grundwasser gefördert wird, ergibt sich dadurch auch ein stetig ansteigender Grundwasserpegel. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen, teilweise auf der Grundlage von Auskünften von HAMBURG WASSER (HW), wie folgt: 1. Wie haben sich die Grundwasserstände an den Messstellen im Stadtgebiet in den letzten drei Jahren entwickelt? Die oberflächennahen Grundwasserstände an insgesamt 524 untersuchten Messstellen weisen zwischen 2014 und 2017 eine steigende Tendenz von im Mittel etwa 5 cm pro Jahr auf. Dabei kann von teils größeren regionalen Unterschieden ausgegangen werden. Da die Grundwasserförderung für die öffentliche und private Wasserversorgung in Hamburg während der vergangenen zehn Jahre (2007 bis 2016) mit im Jahresmittel 86 Millionen m³ vergleichsweise konstant ist, dürften andere Faktoren, wie zum Beispiel die Niederschlagsentwicklung, ursächlich für diesen Trend sein. Eine generelle Bewertung ist aufgrund der Vielzahl von Einflussgrößen nur sehr eingeschränkt möglich (siehe hierzu auch Drs. 20/10670). 2. Wie hat sich die Anzahl der Messstellen in den letzten drei Jahren entwickelt ? An welchen Orte wurden Messstellen neu hergestellt, wo zurückgebaut und welche Messstellen wurden umfassend saniert? Das Landesgrundwassermessnetz umfasst rund 660 Messstellen. Diese Anzahl ist in den letzten Jahren in etwa konstant geblieben. Baulich mangelhafte Messstellen wurden in dem Zeitraum weitgehend durch Neubauten ersetzt. Zu Lage und Anzahl der neu gebauten beziehungsweise zurückgebauten Messstellen siehe Anlage 1. Umfassende Sanierungen sind in den letzten drei Jahren nicht durchgeführt worden. Darüber hinaus betreibt HW aktuell 731 Messstellen zur Grundwasserüberwachung in den Einzugsgebieten der Wasserwerke. 3. Wie viele Beschwerden wegen hoher Grundwasserstände gab es in den letzten drei Jahren? In welchen Stadtteilen befanden sich die betroffenen Grundstücke? 4. Welche Schäden sind dem Senat bekannt, die auf hohe Grundwasserstände beziehungsweise den daraus teilweise resultierenden verzöger- Drucksache 21/11027 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 ten Regenwasserabfluss zurückzuführen sind? Bitte Anzahl der Schäden und Schadenshöhe nennen. In den Jahren 2014 bis 2017 sind rund 50 Meldungen zu Gebäudevernässungen wegen vermutlich hoher Grundwasserspiegel bekannt geworden. Die Meldungen verteilen sich gleichmäßig über insgesamt 22 Stadtteile. Besondere räumliche Schwerpunkte sind nicht erkennbar. In 15 Fällen kommen dabei Grundwassereinflüsse in Betracht. Angaben über die Schadenshöhen liegen nicht vor. 5. Wie viele Genehmigungen zur Grundwassernutzung beziehungsweise Grundwasserentnahme wurden in den letzten drei Jahren erteilt? Wie viele Anträge wurden gestellt, welche konkreten Nutzungen wurden beantragt, welche Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel beziehungsweise die Grundwasserqualität gehen mit den beantragten Maßnahmen voraussichtlich einher und wie wurde im jeweiligen Einzelfall aus welchen Gründen über den Antrag beschieden? In den Jahren 2014 bis 2017 sind insgesamt rund 1.000 wasserrechtliche Erlaubnisse zur Nutzung des Grundwassers beantragt und erteilt worden. Bei den Grundwassernutzungen handelt es sich vor allem um Grundwasserentnahmen zur Wasserversorgung , vorübergehende Grundwasserabsenkungen bei Baumaßnahmen, Versickerungen von Niederschlagswasser und geothermische Nutzungen des Untergrundes (vorwiegend Erdwärmesonden). Generell wird dabei in jedem Einzelfall im Rahmen des Genehmigungsverfahrens geprüft, ob durch die beantragte Nutzung schädliche und auch durch Nebenbestimmungen nicht vermeidbare oder nicht ausgleichbare Gewässerveränderungen zu erwarten sind (§ 12 des Wasserhaushaltsgesetzes – WHG) beziehungsweise inwieweit die Bewirtschaftungsziele für das Grundwasser (§ 47 WHG) der beantragten Nutzung entgegenstehen. Je nach Nutzungstatbestand werden Prüfkriterien für die Beurteilung des Einzelfalls herangezogen, um nutzungsbedingte , nachteilige Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel und die Grundwasserqualität zu vermeiden. 6. Wie viele Anlagen zur Senkung der Grundwasserhöhe betreibt die Freie und Hansestadt Hamburg? Wie haben sich die dort geförderten Wassermengen in den letzten drei Jahren entwickelt und welche Kosten sind dafür entstanden? Infolge der Stilllegung einer privaten Grundwasserentnahme betreibt der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) im Auftrag der Bundesautobahnverwaltung seit 1992 eine Grundwasserabsenkungsanlage im Bereich der Autobahnanschlussstelle Hamburg-Othmarschen zur Sicherung des verkehrstechnischen Ablaufs (Trockenhaltung der Fahrbahn und der unterlagernden Frostschutzschicht). Die Fördermengen liegen im Mittel zwischen 400.000 und 500.000 m³ jährlich. Die Betriebskosten belaufen sich auf circa 50.000 Euro pro Jahr. Weitere Anlagen werden durch die Freie und Hansestadt Hamburg nicht betrieben. Neubau Messstellennummer Fertigstellungsdatum Lage der Messstelle 1 1746 01.07.2015 Ochsenwerder Elbdeich 2 2072 14.01.2015 Klosterstern 3 2073 18.03.2015 Hufnerstraße 4 2096 22.07.2015 Alter Postweg 5 2107 08.09.2015 Barsbütteler Weg 6 2108 30.09.2015 Am Leuchtturm 7 2130 13.11.2015 Waidmannstraße 8 2167 29.08.2016 Nedderfeld 9 2198 19.10.2015 Amsinckstraße 10 2199 23.05.2016 Hinter der Lieth 11 2200 13.07.2016 Eschenholt 12 2201 13.06.2016 ehem. Rötiger Kaserne 13 2225 09.12.2016 Stresemannallee 14 2280 10.03.2017 Rübenkamp 62 15 2283 Nov 17 Eberhofweg 16 2284 17.03.2017 Gosepfad 17 2308 Nov 17 Am Gnadenberg 18 2309 27.10.2017 Stübeheide 19 2343 Nov 17 Fiekendorfweg 20 2348 Nov 17 Sorthmannweg Rückbau Messstellennummer (endgültige) Außerbetriebnahme am Lage der Messstelle 1 2 24.11.2015 Warwischer Hinterdeich 2 129 08.12.2016 Vizelinstr. 62 3 134 23.05.2016 Hinter Der Lieth 4 312 31.01.2017 Reinbeker Weg/Pfingstberg 5 554 04.12.2015 Lutterothstr. 78 6 557 13.10.2015 Barsbüttler Weg, Ecke Driftredder 7 628 03.03.2015 Uhlenhorst/Heideweg 2 8 772 08.06.2015 Rissen/Herwigredder 9 805 10.08.2016 Ohlsdorf/Nesselstr. 10 814 22.03.2017 Barmbek-N./Emil-Janssen-Str 11 818 24.08.2016 Lokstedt/Offakamp 9b 12 939 27.02.2015 Uhlenhorst/Immenhof 27 13 1257 16.08.2017 Neustadt/Zeughausmarkt 32 (Schule) 14 1258 16.08.2017 Neustadt/Zeughausmarkt 32 (Schule) 15 2087 Mrz 15 Mundsburger Damm 16 2088 03.03.2015 Mundsburger Damm 17 2280 Mrz 17 Rübenkamp 62 18 5022 03.03.2015 Georg-Raloff-Ring 19 5149 Okt 15 Altstadt/Gr. Burstah 20 5231 Okt 15 Rissen/Am Leuchtturm 21 5976 23.11.2015 Heckende 22 7103 14.09.2017 Ole Karkhoff/Bei Feuerwache 23 7437 11.08.2016 Kieler Str., Langenf. Damm 24 7913 18.07.2016 Röttiger Kaserne Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11027 3 Anlage 11027ska_Text 11027ska_Anlage