BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/11077 21. Wahlperiode 28.11.17 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Carsten Ovens (CDU) vom 22.11.17 und Antwort des Senats Betr.: Verpflichtende Medienkompetenzförderung im Lehramtsstudium (II) An der Goethe-Universität in Frankfurt sind Lehramtsstudierende laut Lehrplan dazu angehalten, ein Medienkompetenzzertifikat zu erwerben. In diversen Veranstaltungen wird sowohl der praktische Umgang mit einigen Medien als auch die Nutzung von medialen Tools erlernt. Ein Zertifikat bescheinigt den erfolgreichen Abschluss des Studienprogramms. Die Studierenden können somit nachweisen, dass sie bereits während des Studiums entsprechende Qualifikationen erworben haben. In Frankfurt besteht das Studienprogramm aus einem verpflichtenden Modul und ist in das Lehramtsstudium teilintegriert . In Hamburg orientiert sich die Medienkompetenzförderung an dem gleichnamigen Rahmenkonzept, welches 2013 vom Senat vorgelegten wurde (Drs. 20/7358). Hier heißt es: „Die Kultusministerkonferenz hat im Frühjahr 2012 das Konzept „Medienbildung in der Schule“ verabschiedet“. Dort wird empfohlen , „Medienbildung sowohl in den Bildungswissenschaften als auch in der fachbezogenen Lehrerausbildung der ersten und zweiten Phase in den Prüfungsordnungen ausreichend und verbindlich zu verankern.“ Weiter heißt es: „An der Universität Hamburg (UHH) wurde damit begonnen, Medienbildung als Querschnittsaufgabe in allen Teilstudiengängen der Lehrerbildung zu verankern. (…) Die Phase der Implementierung der Medienbildung ist allerdings noch nicht abgeschlossen und erreicht bisher nur einen Teil der Studierenden .“ Die 2015 von der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein herausgegebene „Expertise zum Stellenwert der Medienkompetenzförderung in Schulen in Hamburg und Schleswig-Holstein“ bekräftigt die Relevanz von Medienbildung im Rahmen des Lehramtsstudiums. Hier kommt es zur folgenden Bewertung der Situation: „Medienkompetenzförderung als zentrale Aufgabe schulischer Medienbildung ist nicht im Bewusstsein aller (zukünftigen) Lehrpersonen verankert. Bestärkt durch das Fehlen gezielter Kompetenzförderung in Praktikums- und Referendariatsschulen wird diese Aufgabe daher nicht beziehungsweise ungenügend ernstgenommen und umgesetzt. Außerdem besteht das Problem, dass Medienbildung in der Verantwortung einzelner Lehrkräfte und Schulleitungen bleibt. Damit steht die aktuelle Situation weiter im Widerspruch zu vorliegenden Beschlüssen und Empfehlungen.“ Doch auch nachdem mittlerweile mehr als vier Jahre seit der Veröffentlichung des Rahmenkonzeptes vergangen sind, lässt sich ernüchternd feststellen, dass es im Lehramtsstudium an der Universität Hamburg nach wie vor keine verpflichtenden medienpädagogischen Studienanteile gibt. Drucksache 21/11077 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der Lehramtsausbildungen anbietenden Universität Hamburg (UHH), Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH), Hochschule für Musik und Theater Hamburg (HfMT) und Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK) wie folgt: 1. Welche verpflichtenden und nicht verpflichtenden Seminare und Kurse zur Medienkompetenzförderung existieren mittlerweile an welchen Hamburger Universitäten und Hochschulen in welchen Lehramtsstudiengängen und seit wann? In den erziehungswissenschaftlichen Teilstudiengängen der UHH sind seit Einführung der Masterstudiengänge in den Lehrämtern im Jahr 2010 explizit medienpädagogische Lehrangebote im Master of Education der Lehrämter „Primar- und Sekundarstufe I“ und „Gymnasien“ verankert, und zwar in den Modulen „Prioritäre Themen der Erziehungswissenschaft – Schwerpunkt „Neue Medien“ und „Forschungswerkstatt – Neue Medien“. Diese Lehrangebote werden als Wahlpflichtmodule angeboten. Zudem wird Medienkompetenz in den Didaktiken der Fächer und beruflichen Fachrichtungen vermittelt – entweder explizit oder als Bestandteil der Auseinandersetzung mit Unterrichtsmethoden . Diese Lehrangebote sind verpflichtend für alle Studierenden der Lehramtsstudiengänge. Darüber hinaus bietet das Medienzentrum der Fakultät für Erziehungswissenschaft Kurse und Workshops zu relevanten Software-Tools angeboten , wie digitaler Literaturverwaltung, Textverarbeitung, Datenverarbeitung, Präsentation und Graphikgestaltung. Im Medienzentrum können sich Studierende mit dem Einsatz von Medien in der pädagogischen Arbeit vertraut machen, etwa mit barrierefreier Mediengestaltung und -nutzung im Unterricht oder mit der Erstellung von Open Educational Resources. Für die Lehramtsstudierenden der beruflichen Fachrichtungen Elektrotechnik/Informationstechnik , Medientechnik und Metalltechnik im Lehramt für berufliche Schulen an der TUHH wird seit dem Sommersemester 2012 an der TUHH das verpflichtende Masterseminar „Mediengestützte Lernformen“, seit Wintersemester 2016/2017 Umbenennung dieses in „Mediengestützte Lernumgebungen in den beruflichen Fachrichtungen “, angeboten. Das Kunststudium an der HFBK fördert den reflektierten Umgang mit Bildern und bilderzeugenden Medien und damit aus sich heraus die Medienkompetenz der Studierenden . Darüber hinaus sind die Lehramtsstudierenden eng in die spezifischen Angebote der Fachdidaktik Kunst an der UHH eingebunden Im Rahmen des Teilstudienganges Musik innerhalb der unterschiedlichen Lehramtsstudiengänge bietet die HfMT keine ausschließlich auf die Förderung der Medienkompetenz ausgerichteten Lehrveranstaltungen an. Allerdings werden innerhalb des „Proseminars Musikpädagogik“ sowie im Rahmen der „Seminare zur Schulpraxis“ der Umgang mit (interaktiven) Smartboards sowie der Einsatz von Notationsprogrammen (für das Arrangieren), von Präsentationsprogrammen sowie von Video- und Audioschnitt -Verfahren vermittelt. 2. Wie viele Lehramtsstudenten haben an welchen Hamburger Universitäten und Hochschulen in den Jahren 2015, 2016 und bisher 2017 insgesamt an Seminaren und Kursen zur Medienkompetenzförderung teilgenommen und wie hoch ist der Anteil an allen Lehramtsstudenten in diesen drei Jahren? Explizit medienpädagogisch ausgerichtete Lehrveranstaltungen der Fakultät für Erziehungswissenschaft an der UHH hatten im Jahr 2015 663 Teilnehmende, im Jahr 2016 449 Teilnehmende, im Jahr 2017 487 Teilnehmende. Der Anteil der Masterstudierenden der oben genannten Lehrämter, die sich im Rahmen des Moduls „Prioritäre Themen der Erziehungswissenschaft“ für den Besuch einer Veranstaltung zum Thema „Neue Medien“ entschieden hat, betrug im Jahr 2015 49 Prozent, im Jahr 2016 24 Prozent und im Jahr 2017 56 Prozent. Der Anteil der Masterstudierenden, die sich für eine Forschungswerkstatt zum Thema „Neue Medien“ entschieden haben, betrug im Jahr 2015 37 Prozent, im Jahr 2016 20 Prozent und im Jahr 2017 16 Prozent. Die Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11077 3 Zahl der teilnehmenden Lehramtsstudierenden in den Kursen und Workshops des Medienzentrums ließ sich in der für die Beantwortung einer Schriftlichen Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht ermitteln. An dem in der Antwort zu 1. genannten Masterseminar an der TUHH haben in den Jahren 2015 bis 2017 insgesamt 71 Studierende teilgenommen. Der Anteil an den Lehramtsstudierenden der gewerblich-technischen Fachrichtungen Bau- und Holztechnik , Elektrotechnik/Informationstechnik, Medientechnik sowie Metalltechnik, die diese Lehrveranstaltung belegten, beträgt für den Zeitraum 2015 bis 2017 rund 85 Prozent. In dem Teilstudiengang Arbeitslehre/Technik erfolgt die Medienkompetenzförderungen der Studierenden integriert in verschiedenen Veranstaltungen. An der HFBK haben im Jahr 2015 120, im Jahr 2016 116 und im Jahr 2017 124 Lehramtsstudierende an Angeboten zum Umgang mit Medien teilgenommen. Dabei handelt es sich jeweils um 100 Prozent der Lehramtsstudierenden an der HFBK. In den genannten Jahren haben 100 Prozent der an der HfMT immatrikulierten Lehramtsstudierenden an den unter 1. aufgeführten Seminaren der HfMT teilgenommen, im Schnitt waren dies jeweils 25. 3. Hat sich der Senat seit der letzten Abfrage (Drs. 21/2507) aus 2015 mit der Verbesserung der Medienkompetenzförderung im Rahmen des Lehramtsstudiums beschäftigt? Wenn ja, inwiefern? Welche konkreten Planungen und Projekte gibt es dazu und wie ist der jeweilige Umsetzungsstand? Wenn nein, warum nicht? Hält der Senat die Medienkompetenzförderung im Rahmen des Lehramtsstudiums für irrelevant? Die fachlich-inhaltliche Ausgestaltung des Studiums ist Angelegenheit der Hochschulen . Im Übrigen siehe Antworten zu 1. und 2. 4. Welche Anreize möchte der Senat aktiv setzen, um die Medienkompetenzförderung von Studierenden in Lehramtsstudiengängen zu erhöhen? Der Senat hat sich mit dieser Frage nicht befasst.