BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/11129 21. Wahlperiode 05.12.17 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Heike Sudmann (DIE LINKE) vom 27.11.17 und Antwort des Senats Betr.: Einführung emissionsfreier Busse (II) Die Antwort des Senats auf die Große Anfrage meiner Fraktion zur Einführung emissionsfreier Busse (Drs. 21/10035) gibt Anlass zu einigen Nachfragen . Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der Hamburger Hochbahn AG (HOCHBAHN) und der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH) wie folgt: 1. In seiner Antwort auf die Fragen 3. und 5. macht der Senat Reichweitenangaben für bisher getestete beziehungsweise bestellte Elektrobusse. a) Welcher Batterieladungsgrad wird bei den getesten beziehungsweise bestellten Bussen als optimal für die Lebensdauer der Batterie angesehen? Ein optimaler Batterienutzungsgrad ist in starkem Maße von der eingesetzten Batterie- Technologie sowie dem übergeordneten Nutzungskonzept des Fahrzeuges abhängig. Zudem hängt die Lebensdauer einer Batterie von weiteren Faktoren wie Ladestromstärke und Temperatur ab. Entsprechend kann hier keine allgemeingültige Aussage getroffen werden. b) Beziehen sich die die angegebenen Reichweiten auf die maximale Reichweite bis zur vollständigen Entladung der Batterie oder die Reichweite bis zu einem batterieschonenden Ladungsgrad nach a)? Die genannten Reichweiten beziehen sich auf den Ladungsgrad nach a), der für die Testfahrzeuge in enger Abstimmung mit dem Fahrzeughersteller unter Berücksichtigung der eingesetzten Batterie-Technologie und des übergeordneten Nutzungskonzeptes des Fahrzeuges bestimmt wurde. 2. Wie viele Fahrkilometer legt ein Bus bei der HHA und VHH je Einsatztag durchschnittlich zurück? Im Jahr 2017 legte ein Bus der HOCHBAHN durchschnittlich 248 km pro Tag zurück. Bei der VHH liegen 55 Prozent aller Umläufe bei bis zu 250 km. Bei den Überlandverkehren der VHH in Schleswig-Holstein können es vereinzelt bis zu 600 km sein. 3. Wie viele Fahrkilometer können die derzeitigen Dieselbusse bis zur Notwendigkeit des Auftankens zurücklegen? Die Notwendigkeit des Nachtankens ist abhängig vom jeweiligen Hersteller und vom Fahrzeugtyp. Die Laufleistung liegt zwischen 380 km und 800 km. Drucksache 21/11129 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 4. Der Senat lehnt eine Prüfung von Bussen mit In-Motion-Charging in seiner Antwort auf Frage 10. b) ab. a) Wurde auf eine Wirtschaftlichkeitsberechnung für In-Motion- Charging aufgrund der angeführten Argumente von vornherein verzichtet ? Falls nein: Welche Berechnungen wurden angestellt und sind wo veröffentlicht? Ja. b) Welche Neuordnung des Straßenraums über das Finden von Aufstellplätzen für Fahrleistungsmasten hinaus ist für den Betrieb von Elektrobussen mit In-Motion-Charging erforderlich? Für die Schaffung von Fahrleistungsmasten wäre eine Neuordnung des gesamten Straßenraumes entlang der jeweiligen Linienführung erforderlich. Darüber hinaus entsteht folgend die Notwendigkeit, Unter- und Gleichrichtwerke entlang der Strecken zu errichten, wofür zusätzliche Freiflächen geschaffen werden müssen. Durch die Bindung dieser Busse an die Oberleitungen empfiehlt es sich zudem, separate Bussonderfahrstreifen zu errichten, da nur so ein dauerhaft stabiler Busverkehr sichergestellt werden kann. c) Wie wurde die angeblich mangelnde Stadtbildverträglichkeit untersucht (Umfragen, Befragungen et cetera)? Bitte mit Umfragedatum und befragtem Personenkreis aufführen. Es wurden die vorhandenen Studien zum Planfeststellungsverfahren der Stadtbahn Hamburg, insbesondere die Umweltverträglichkeitsstudie, zur Bewertung herangezogen . Durch die Installation von Oberleitungen im gesamten Hamburger Stadtgebiet ist ein hoher Entfall von Straßenbäumen zu erwarten und beeinträchtigt somit im wesentlichen Straßenabschnitte, die durch ihren Baumbestand geprägt sind. Eine Oberleitungsanlage wird als Fremdkörper wahrgenommen; insbesondere in Stadtgebieten, die durch ihre Sehenswürdigkeiten geprägt sind. d) Der Abstand zwischen den beiden Fahrdrähten bei O-Bussen beträgt in aller Regel 60 cm. Ist zu Ladegut von Großraumtransporten ein größerer Abstand einzuhalten? Falls ja: aufgrund welcher Vorschrift? Nein. 5. Erwartet der Senat bei den zu beschaffenden Elektrobusses eine den Dieselbussen vergleichbare Nutzungsdauer von elf – 14 Jahren? Falls nein: Von welcher Nutzungsdauer geht der Senat aus? Zum jetzigen Zeitpunkt können noch keine belastbaren Aussagen zur Nutzungsdauer dieser Busse gemacht werden. Grundsätzlich sollen auch diese Busse über zehn Jahre abgeschrieben und demnach mindestens für diesen Zeitraum genutzt werden. Darüber hinaus sehen die aktuellen Vertragsentwürfe vor, dass ein Einsatz der Batterien über zehn Jahre entsprechend sichergestellt wird. Fahrzeug- und Rahmenstruktur sollen für 20 Jahre ausgelegt sein. 6. Welche Nutzungsdauer der Batterien der neu zu beschaffenden Elektrobusse erwartet der Senat? Im Rahmen der Life-Cycle-Costing-Ermittlungen wird aktuell mit einem Batterietausch pro Busleben (Refit mit neuer Zelltechnologie und größerer Reichweite) gerechnet. Einige Herstellermodelle garantieren eine Einsatzdauer von bis zu zwölf Jahren, wobei die Reichweite negativ beeinflusst werden kann. Im Übrigen siehe Antwort zu 5. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11129 3 7. Welche Zusicherungen wurden der VHH vom Hersteller der ersten Tranche von zehn Bussen bezüglich der Lebensdauer der Batterie und des künftigen Beschaffungspreises für dieses kritische Ersatzteil gegeben? Mit dem Hersteller wurde Stillschweigen zu den Themen Energiebedarf, Preis und Vertragsinhalt vereinbart. 8. Ist ein, möglicherweise während der Nutzungsdauer erforderlicher, Batterietausch kostenmäßig Bestandteil der laufenden Ausschreibung der HHA? Falls nein: warum nicht? Ja, ein gegebenenfalls notwendiger Batterietausch im Rahmen des sich an die Gewährleistungsfrist anschließenden Service- oder Mietvertrages ist berücksichtigt.