BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/11160 21. Wahlperiode 05.12.17 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Daniel Oetzel (FDP) vom 29.11.17 und Antwort des Senats Betr.: Einstellungsoffensive der Kitas in Hamburg Der Senat musste im Juni sein selbst gestecktes Ziel von 2.000 zusätzlichen Erziehern bis zum Jahr 2019 in Hamburger Kitas als realitätsfern verwerfen. Diese Planungen wurden durch den Senat unter anderem aufgrund der mangelnden Marktverfügbarkeit von entsprechenden Fachkräften revidiert. Dafür sollen zu Beginn des Jahres 2018 nach Aussagen des Senats 500 neue Fachkräfte eingestellt werden. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Zur Deckung des zusätzlichen Bedarfs an sozialpädagogischen Fachkräften hat der Senat umfangreiche Maßnahmen eingeleitet. Das am 6. Juni 2017 der Öffentlichkeit vorgestellte Maßnahmenpaket zur Gewinnung von pädagogischen Fachkräften (10-Punkte-Plan) des Hamburger Instituts für Berufliche Bildung (HIBB) wurde zum 1. August 2017 fristgerecht umgesetzt. Es beinhaltet folgende Maßnahmen: Zulassung von Schülerinnen und Schülern mit erweitertem ersten allgemeinbildenden Schulabschluss (erweiterter ESA nach zehn Jahren) in die Berufsfachschule Sozialpädagogische Assistenz (BFS-SPA) und Verlängerung der Ausbildung um sechs Monate zur Erreichung des Mittleren Schulabschlusses (MSA). Abschaffung der Notenschwelle im Übergang von der BFS-SPA zur Erzieherinnenund Erzieherausbildung für Schülerinnen und Schüler, die die SPA-Ausbildung mit MSA beginnen. Zugang in die Erzieherinnen- und Erzieherausbildung über eine abgeschlossene einschlägige Berufsausbildung nach KMK-Rahmenvereinbarung. Zulassung in die grundständige Erzieherinnen- und Erzieherausbildung auch über die jetzigen BWB(Berufsbegleitende Weiterbildung)-Zulassungsbedingungen (ESA, Berufsausbildung plus Prüfung) und Einrichtung eines Probehalbjahrs für alle Schülerinnen und Schüler in der Erzieherinnen- und Erzieherausbildung. Verkürzung des einjährigen Praktikums als Zugangsvoraussetzung in die Erzieherinnen - und Erzieherausbildung für Menschen mit Abitur oder Fachhochschulreife auf vier Monate. Zulassung von Absolventinnen und Absolventen des Beruflichen Gymnasiums Pädagogik/Psychologie und Fachoberschulabsolventinnen und -absolventen Sozialpädagogik in die zweijährige, verkürzte Erzieherinnen- und Erzieherausbildung (äquivalent zur Berufsoberschule). Drucksache 21/11160 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Einrichtung einer Umschulungsmaßnahme für Erzieherinnen und Erzieher über Bildungsgutscheine. Erweiterung der Umschulungsmaßnahme SPA-Migrantinnen und -Migranten für alle Interessierten mit Berechtigung. Öffnung der Erzieherinnen- und Erzieherausbildung für Einwanderinnen und Einwanderer (EFE) für Männer. Zulassung in die Heilerziehungspflege (HEP) über ESA im geprüften Einzelfall gemäß KMK-Rahmenrichtlinie. Die Kita-Träger haben nach eingehender Beratung mit dem HIBB im Oktober 2017 Arbeitsverträge für eine vergütete, berufsbegleitende Ausbildung zur Verfügung gestellt. Eine Liste dieser angebotenen Arbeitsplätze wurde im Rahmen der Werbekampagne und auf der HIBB-Homepage veröffentlicht (http://www.hamburg.de/ berufsbegleitend-erzieher/). Die Sozialpädagogischen Schulen haben ihre Anmeldefristen für alle Ausbildungen um vier Wochen bis zum 1. Dezember 2017 verlängert und gemeinsam mit dem HIBB zusätzliche Kapazitäten geschaffen, um allen Schülerinnen und Schülern einen Schulplatz bieten zu können. Die berufsbegleitende Weiterbildung zur Erzieherin und zum Erzieher wurde zum August 2017 durch eine weitere Flexibilisierung der Ausbildungszeiten für alle Berufsfelder , insbesondere auch für den Ganztag, strukturell weiterentwickelt und ist damit noch attraktiver geworden. Weitere wesentliche Schritte zur Steigerung der Absolventenzahlen sind unter anderem ein weiterer Ausbau des vergüteten berufsbegleitenden Ausbildungsformates für Erzieherinnen und Erzieher und eine Stärkung des Ausbildungsformates für Schülerinnen und Schüler mit erweitertem ESA, um diese Schülerinnen und Schüler in die Lage zu versetzen, ihre Ausbildung erfolgreich abzuschließen. Gemeinsam mit Kita-Verbänden und unter Beteiligung des Landeselternausschusses Kindertagesbetreuung wurde von der für Kindertagesbetreuung zuständigen Behörde eine sogenannte Positivliste entwickelt, mit der Personen ohne einschlägigen Berufsausbildungsabschluss ein erleichterter Zugang zur Tätigkeit in einer Kita eröffnet wird. Für diese Personen entfallen Einzelfallprüfungen durch die Kita-Aufsicht. Diese Positivliste wurde zum 01.04.2017 ausgeweitet, sodass Personen mit einem Universitäts- oder Fachhochschulabschluss im Haupt- oder Nebenfach Pädagogik und Personen mit einem Universitäts- oder Fachhochschulabschluss, Therapeutinnen und Therapeuten, Kinderkrankenschwestern sowie Hebammen mit einer Nachqualifizierung in Pädagogik der Kindheit und Entwicklungspsychologie (Umfang 160 Stunden) oder einer einschlägigen, in einer Kita oder in der Ganztägigen Bildung und Betreuung an Schulen (GBS) nachgewiesenen Tätigkeit (im Umfang von 1.000 Stunden in den letzten fünf Jahren vor der Einstellung) ohne weitere Prüfung durch die Kita-Aufsicht als Erstkräfte in einer Kita oder GBS eingesetzt werden können. Die Positivliste bietet die Chance, leichter geeignete Personen mit hochwertigen Bildungsabschlüssen für eine Tätigkeit in einer Kita zu gewinnen. Insofern leistet die Positivliste einen Beitrag zur Multiprofessionalität in den Kitas. Die Träger haben sicherzustellen, dass der deutlich überwiegende Teil der in Kitas beschäftigen Personen weiter über eine sozialpädagogische Ausbildung verfügt. So darf das Beschäftigungsvolumen des Erziehungspersonals, welches auf Grundlage der Positivliste oder aufgrund einer Ausnahmegenehmigung durch die Kita-Aufsicht eingestellt wurde, 25 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11160 3 Prozent des gesamten Beschäftigungsvolumens des pädagogischen Personals nicht übersteigen. Darüber hinaus prüft die für Kindertagesbetreuung zuständige Behörde derzeit, das Berufsfeld Kita temporär auch für Personen mit einem Hauptschulabschluss beziehungsweise über einen als gleichwertig anerkannten Bildungsabschluss zu öffnen, sofern diese über eine Grundqualifizierung in Kindheitspädagogik und Entwicklungspsychologie oder eine einschlägige Praxistätigkeit verfügen und sich während ihrer Tätigkeit kontinuierlich weiterzuqualifizieren. Ziel ist es, dass diese Personen in ein berufsbegleitendes Weiterbildungsformat zur SPA eintreten. Mit der Kampagne „Hebe Schätze“ informiert der Senat über das Berufsfeld und wirbt für Erziehungsberufe. Ziel ist es, die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber für die sozialpädagogischen Ausbildungen nochmals zu erhöhen. Neben der Attraktivität des Berufsbildes wird insbesondere auf die Finanzierungsmöglichkeiten sozialpädagogischer Ausbildungsformate hingewiesen. Die Kampagne wurde zum Beispiel mit Plakatierungen und Anzeigen in den Sozialen Medien im Zeitraum September bis Mitte November 2017 durchgeführt. Im Übrigen siehe http://www.schaetze-heben.hamburg/. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Wie viele Kita-Fachkräfte wurden im Jahr 2017 bislang angestellt? Wie viele davon bei Elbkinder – Vereinigung Hamburger Kitas gGmbH? 2. Wie viele Kita-Fachkräfte sind aus dem Kita-Betrieb im Jahr 2017 bislang ausgeschieden? Welche Gründe für das Ausscheiden von Fachpersonal sind dem Senat im Einzelnen bekannt? 3. Wie hat sich der Saldo der neu eingestellten und der aus dem Beruf ausgeschiedenen Fachkräfte im Jahr 2017 entwickelt? (Bitte monatsweise aufschlüsseln und Elbkinder – Vereinigung Hamburger Kitas gGmbH gesondert ausweisen.) Die für Kindertagesbetreuung zuständige Behörde verfügt nicht über die zur Beantwortung der Fragen 1., 2., 3. und 5. erforderlichen Daten. Sie hat deshalb die Vertragspartner des Landesrahmenvertrages „Kinderbetreuung in Tageseinrichtungen“ (Arbeiterwohlfahrt Landesverband Hamburg e.V.; Caritasverband für Hamburg e.V.; Deutsches Rotes Kreuz Landesverband Hamburg; Der PARITÄTISCHE Wohlfahrtsverband Hamburg e.V. Landesverband Hamburg; Diakonisches Werk Hamburg e.V., Kindermitte e.V. – Bündnis für soziales Unternehmertum und Qualität in der Kindertagesbetreuung e.V.; SOAL – Alternativer Wohlfahrtsverband e.V. Landesverband Hamburg, Elbkinder – Vereinigung Hamburger Kitas gGmbH) gebeten, die entsprechenden Auskünfte zu erteilen. Bei den Elbkindern wurden in diesem Jahr bislang 834 Fachkräfte eingestellt. Die Anzahl der ausgeschiedenen Mitarbeitenden bei den Elbkindern betrug 375. Im Saldo werden damit bei den Elbkindern 459 Fachkräfte zusätzlich beschäftigt. In Relation zur Gesamtzahl der bei den Elbkindern beschäftigten pädagogischen Fachkräften (4.760) ergibt sich bei 375 ausgeschiedenen Fachkräften eine Ausscheiderate von 7,8 Prozent, die im Vergleich mit anderen Branchen sogar eher niedrig ist. Brancheninterne Vergleiche sind wegen fehlender Daten nicht möglich. Darüber hinaus siehe Anlage . Der für Kindertagesbetreuung zuständigen Behörde sind unter anderem folgende Gründe für das Ausscheiden von Fachpersonal aus den Kitas bekannt: Ausscheiden in den Ruhestand, die Wahrnehmung von Eltern-und Familienzeiten, Beendigung von Vertretungsstellen für Elternzeiten, Wechsel zu anderen Arbeitgebern/Kita-Trägern, krankheitsbedingte Gründe sowie private Gründe wie Umzug et cetera. 4. Welche Maßnahmen zur geplanten Einstellungsoffensive wurden seit der Ankündigung des Senats, die selbst gesteckten Ziele nicht erreichen zu können, bisher geplant und umgesetzt? (Bitte nach Zeit, Ziel und Umsetzungsstand aufschlüsseln.) Siehe Vorbemerkung. Drucksache 21/11160 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 5. Ist absehbar, ob der geplante Stand an Neueinstellungen zum Anfang des Jahres 2018 in Höhe von 500 zusätzlichen Fachkräften erreicht werden kann? Wenn ja, bis wann? Wenn nein, warum nicht? Die zuständige Behörde geht derzeit davon aus, dass die zur Verbesserung des Personalschlüssels im Krippenbereich ab dem 1. Januar 2018 erforderlichen Neueinstellungen von den Trägern vorgenommen werden. So planen beispielsweise die Elkinder auch im Laufe des Jahres 2018 weitere Einstellungen im pädagogischen Bereich. Monat Eingestellte Kita-Fachkräfe *, Angaben Elbkinder (x) Ausgeschiedene Kita- Fachkräfte *, Angaben Elbkinder (x) Saldo, Angaben Elbkinder (x) Jan 17 60 (60) 34 (34) 26 (26) Feb 17 78 (75) 26 (26) 52 (49) Mrz 17 52 (52) 34 (34) 18 (18) Apr 17 49 (48) 19 (19) 30 (29) Mai 17 33 (33) 24 (21) 9 (12) Jun 17 38 (35) 47 (47) -9 (-12) Jul 17 84 (81) 42 (42) 42 (39) Aug 17 142 (140) 60 (60) 82 (80) Sep 17 154 (151) 39 (38) 115 (113) Okt 17 69 (66) 28 (28) 41 (38) Nov 17 64 (62) 25 (24) 39 (38) Dez 17 33 (31) 2 (2) 31 (29) Summe 856 (834) 380 (375) 476 (459) * Pädagogisches Personal im Erziehungsbereich Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11160 5 Anlage 11160ska_Text 11160ska_Anlage