BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/1122 21. Wahlperiode 28.07.15 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Karl-Heinz Warnholz (CDU) vom 22.07.15 und Antwort des Senats Betr.: Über 1 Million Überstunden bei der Polizei – Wohin soll das führen? Die Presse (unter anderem „Hamburger Abendblatt“ vom 17.7.2015) berichtete jüngst, dass die Hamburger Polizei erstmals die Marke von 1 Million Überstunden überschritten habe. Es sei diesmal nicht gelungen, Gelder zum Abbau von Überstunden zu bewilligen oder einen Freizeitausgleich in größerem Maßstab zu gewähren. Dass nunmehr über 1 Million Überstunden erreicht wurden, zeigt die prekäre Personalsituation bei der Polizei Hamburg angesichts steigender Anforderungen in der Großstadt. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Die Entstehung und Entwicklung von Überstunden bei der Polizei wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Auch wenn grundsätzlich angestrebt wird, dass ein möglichst geringer Überstundenbestand entsteht, bleibt in der langfristigen Entwicklung festzustellen, dass seit dem Jahr 2008 ein Überstundenbestand von 800.000 Stunden gegeben ist, dessen weitere Entwicklung auch von finanziellen Vergütungen beeinflusst wurde. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Wie hat sich die Überstundensituation bei der Hamburger Polizei zwischen 2010 und dem 30.6.2015 quartalsweise entwickelt? Bitte insgesamt und nach Bereichen aufschlüsseln. Siehe Anlage. Die veränderte Zuordnung ab dem 3. Quartal 2013 resultiert aus der Umsetzung der Ergebnisse des Projektes „Modernisierung der Polizei Hamburg 2012“ (ProMod2012). 2. Wie ist der Anstieg der Überstunden in den einzelnen Bereichen zu erklären? Im Landeskriminalamt (LKA) ist insbesondere durch ein hohes Arbeitsaufkommen in der Abteilung Einsatz- und Ermittlungsunterstützung (LKA 2) und in der Abteilung Staatsschutz (LKA 7) ein Anstieg zu verzeichnen. Grund für das erhöhte Arbeitsaufkommen ist bei LKA 2 die geleistete Ermittlungsunterstützung im täglichen Dienst, aber auch bei besonderen Einsatzanlässen, wie beispielsweise bei der Umsetzung des Konzeptes zur Bekämpfung des besonders schweren Diebstahls und im Rahmen des Einsatzes beim G7-Gipfel. Die hohe Mehrarbeitsrate im LKA 7 ist der aktuellen Lage im Bereich Islamismus/Salafismus geschuldet. Wann immer möglich, werden Mehrarbeitsstunden im LKA durch Freizeitausgleich abgegolten. Im Bereich der Direktion Einsatz (DE) ist insbesondere im ersten Halbjahr 2015 ein Anstieg der Überstunden zu verzeichnen. Dieser begründet sich durch die Entsendung von Kräften der DE 3 (Landesbereitschaftspolizei) zur Unterstützung bei auswärtigen Einsatzlagen. Sowohl aufgrund der Einsatzdauer als auch aufgrund der Anzahl Drucksache 21/1122 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 der entsandten Kräfte sind die Einsätze im Zusammenhang mit dem G7-Gipfel in Elmau sowie dessen Vorbereitungstreffen und der Einsatz anlässlich der Eröffnung des Neubaus der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main besonders hervorzuheben . Im Bereich der Wasserschutzpolizei (WSP) werden die Aufgaben des täglichen Dienstes über das Kalenderjahr gesehen mit dem vorhandenen Personal in der Regel ohne das Entstehen von Überstunden bewältigt. Maritime Großereignisse, wie beispielsweise der Hamburger Hafengeburtstag oder die Cruise Days, führten in diesem Jahr zu einer höheren Anzahl von Überstunden, weil Kräfte des Aus- und Fortbildungszugs der WSP in Lehrgängen gebunden waren. Im Übrigen halten sich die Überstunden von 2010 bis zum Juni 2015 im normalen einsatzbedingten Schwankungsbereich. 3. Inwiefern hat der Senat beziehungsweise die zuständige Behörde auf den Anstieg der Überstunden in der Vergangenheit reagiert? Siehe Drs. 20/2767. 4. Wie viele Überstunden wurden zwischen 2010 und dem 30.6.2015 ausbezahlt ? Wie viele Haushaltsmittel wurden hierfür zur Verfügung gestellt? Folgende Mehrarbeit/Überstunden sind finanziell vergütet worden: Jahr Stunden 2010 73.692 2011 11.900 2012 10.136 2013 111.167 2014 122.538 01. bis 06.2015 8.433 Für die finanzielle Vergütung standen im Jahr 2010 1,12 Millionen Euro und in den Jahren 2013 und 2014 jeweils 2 Millionen Euro zur Verfügung. 5. Wie viele Stunden Freizeitausgleich wurden zwischen 2010 und dem 30.6.2015 gewährt, um Mehrarbeit auszugleichen? Folgende Mehrarbeit/Überstunden sind durch Freizeit ausgeglichen worden: Jahr Stunden 2010 439.024 2011 448.608 2012 399.612 2013 318.324 2014 319.517 01. bis 06.2015 165.001 6. Inwieweit sind hierbei personelle Engpässe bei Einsätzen entstanden? Zu personellen Engpässen bei Einsätzen ist es nicht gekommen. 7. Wie gedenkt der Senat beziehungsweise die zuständige Behörde, künftig auf die Überstundensituation bei der Polizei Hamburg zu reagieren? Siehe Drs. 20/2767. 8. Inwieweit ist angesichts der immensen Überstunden bei der Polizei Hamburg von einem personellen Engpass auszugehen? Inwieweit ist diesbezüglich noch die öffentliche Sicherheit und Ordnung in Hamburg sichergestellt? Wie soll darauf reagiert werden? Die in der Anlage dargestellten Zahlen zeigen, dass mit den erreichten eine Million Stunden ein Spitzenwert in einer starken Schwankungen unterworfenen Zeitreihe vorliegt. Diese Mehrarbeitsstunden sind wie in der Vergangenheit kontinuierlich und Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/1122 3 im Wesentlichen durch Freizeitausgleich abzubauen. Die Einsatzfähigkeit der Polizei und damit die Sicherheit und Ordnung waren und sind uneingeschränkt gewährleistet. Im Übrigen siehe Drs. 20/2767. 9. Inwiefern wirken sich die immensen Überstunden auf den Krankenstand der Bediensteten der Polizei Hamburg aus? Hierzu liegen dem Senat keine Erkenntnisse vor. A ng ab en in S td . 20 10 1 .Q 2 01 0 2. Q 20 10 3 .Q 2 01 0 4. Q 20 11 1 .Q 2 01 1 2. Q 20 11 3 .Q 2 01 1 4. Q 20 12 1 .Q 20 12 2 .Q 20 12 3 .Q 2 01 2 4. Q P ol iz ei fü hr un g, V er w al tu ng , I T, B ild un gs ei nr ic ht un ge n u. ä . 54 .0 30 55 .6 92 56 .1 60 55 .2 47 56 .3 90 58 .7 36 58 .5 15 59 .3 24 58 .7 04 60 .2 79 61 .6 88 61 .0 32 Fü hr un gs - u nd L ag ed ie ns t 21 .7 05 23 .1 99 22 .4 64 24 .3 81 23 .8 36 24 .7 26 24 .2 64 23 .7 89 21 .2 97 22 .3 07 21 .6 69 20 .1 83 La nd es be re its ch af ts po liz ei 11 5. 33 1 11 8. 44 9 10 0. 41 5 11 5. 70 6 10 6. 40 2 10 7. 37 4 12 3. 11 1 13 0. 07 1 12 0. 29 6 13 1. 81 0 12 3. 75 7 11 1. 09 8 D ire kt io n E in sa tz Ze nt ra ld ire kt io n 40 0. 83 9 40 2. 68 3 39 8. 53 1 40 6. 81 0 41 2. 27 6 44 0. 05 2 44 0. 85 5 44 3. 06 0 42 8. 16 6 44 5. 98 9 44 2. 22 4 44 3. 09 0 V er ke hr sd ire kt io n 25 .0 69 26 .5 32 25 .9 48 23 .8 12 23 .3 66 24 .3 47 25 .3 42 23 .7 44 24 .6 14 27 .5 01 26 .5 55 25 .7 49 D ire kt io n P ol iz ei ko m m is sa ria te un d V er ke hr W as se rs ch ut zp ol iz ei 25 .5 74 27 .1 47 26 .4 05 24 .1 05 23 .0 63 24 .1 70 24 .0 56 26 .5 90 25 .9 12 27 .9 96 29 .0 62 28 .3 77 La nd es kr im in al am t 17 7. 41 8 18 1. 80 9 17 4. 43 6 18 3. 59 3 19 5. 60 9 19 9. 37 1 20 0. 60 7 19 6. 60 0 19 5. 87 6 20 5. 92 4 20 1. 06 8 20 0. 95 1 D ez er na t I nt er ne E rm itt lu ng en 2. 66 5 2. 88 2 2. 25 2 2. 13 4 2. 30 7 2. 50 5 3. 02 5 3. 09 2 3. 16 2 2. 93 4 3. 01 4 3. 27 9 G es am t 82 2. 63 1 83 8. 39 3 80 6. 61 1 83 5. 78 8 84 3. 24 9 88 1. 28 1 89 9. 77 5 90 6. 27 0 87 8. 02 7 92 4. 74 0 90 9. 03 7 89 3. 75 9 A ng ab en in S td . 20 13 1 .Q 2 01 3 2. Q 20 13 3 .Q 2 01 3 4. Q 20 14 1 .Q 2 01 4 2. Q 20 14 3 .Q 2 01 4 4. Q 20 15 1 .Q 20 15 2 .Q P ol iz ei fü hr un g, V er w al tu ng , I T, B ild un gs ei nr ic ht un ge n u. ä . 44 .0 07 36 .3 31 57 .3 44 64 .0 81 75 .0 86 77 .1 10 77 .4 77 74 .3 24 75 .2 01 81 .0 27 Fü hr un gs - u nd L ag ed ie ns t 18 .4 08 22 .5 81 La nd es be re its ch af ts po liz ei 89 .1 50 96 .4 14 D ire kt io n E in sa tz 13 7. 42 8 16 2. 37 8 15 7. 63 4 17 0. 79 2 15 4. 90 9 18 0. 62 9 17 7. 43 8 23 1. 19 7 Ze nt ra ld ire kt io n 39 3. 35 3 40 6. 75 3 V er ke hr sd ire kt io n 23 .5 44 25 .1 17 D ire kt io n P ol iz ei ko m m is sa ria te un d V er ke hr 38 9. 35 8 39 2. 54 7 37 5. 59 4 35 5. 42 0 33 3. 75 5 33 8. 01 4 33 9. 58 1 38 3. 58 8 W as se rs ch ut zp ol iz ei 25 .3 81 28 .5 46 27 .5 09 26 .5 61 25 .0 68 27 .8 90 29 .8 75 29 .9 85 29 .1 84 31 .4 08 La nd es kr im in al am t 18 3. 30 9 17 0. 31 8 16 4. 92 1 20 1. 11 4 21 4. 74 6 27 9. 74 5 25 9. 95 1 25 9. 20 2 27 0. 07 9 28 1. 77 1 D ez er na t I nt er ne E rm itt lu ng en 2. 79 1 2. 12 8 3. 58 2 3. 51 7 3. 69 6 3. 34 9 4. 03 3 4. 41 8 4. 49 1 4. 74 4 G es am t 77 9. 94 3 78 8. 18 8 78 0. 14 2 85 0. 19 8 85 1. 82 4 91 4. 30 6 86 0. 00 0 88 6. 57 2 89 5. 97 4 1. 01 3. 73 5 Drucksache 21/1122 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Anlage 1122ska_Text 1122ska_Antwort_Anlage1