BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/11328 21. Wahlperiode 19.12.17 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Kazim Abaci (SPD) vom 11.12.17 und Antwort des Senats Betr.: Vielfalt in den Hamburger Lehrerzimmern Deutschland ist ein Einwanderungsland. Das sieht man auch in den Kitas und Schulen. Deutschlandweit stammen 37 Prozent der Erstklässler aus einer Einwandererfamilie, von den Lehrern sind es nur 6 Prozent. Das ist nicht viel angesichts der Tatsache, dass sich die Bundesländer bereits 2007 im Nationalen Integrationsplan verpflichtet haben, die Zahl der Lehrer mit Migrationshintergrund beträchtlich zu steigern. Auch in Hamburg bilden die Klassenzimmer die Realität der multikulturellen Gesellschaft ab. Im Februar 2017 gab die Schulbehörde in ihrer Schuljahresstatistik unter anderem bekannt, dass der Anteil unter den Schülern mit Zuwanderungsgeschichte 45,9 Prozent beträgt. Dabei sind entweder die Kinder und Jugendlichen selbst oder mindestens ein Elternteil im Ausland geboren. Hamburg liegt damit mit den anderen Stadtstaaten Bremen und Berlin weit vor allen anderen Bundesländern. Bei den Lehrkräften dagegen ist die Interkulturalität trotz großer Anstrengungen noch nicht im selben Maße angekommen. Die Lehrerzimmer müssen in ihrer Zusammensetzung so vielfältig wie die Klassen werden, die sie unterrichten . Die Freie und Hansestadt Hamburg hat deshalb ein großes Interesse daran, junge Menschen mit Migrationshintergrund für ein Lehramtsstudium zu gewinnen, weil sie eine Chance für die interkulturelle Öffnung der Schulen und als Lehrer ein Vorbild für die Schulkinder mit Migrationshintergrund sind. In den letzten Jahren hat Hamburg erkennbar Fortschritte in den Bemühungen gemacht, Abiturientinnen und Abiturienten mit Zuwanderungsgeschichte für das Lehrerstudium zu gewinnen, was sich inzwischen auch bei den Referendarinnen und Referendaren widerspiegelt. Abgesehen davon muss der Teil der Lehrerschaft ohne Migrationshintergrund dabei unterstützt werden, mit einer immer heterogeneren Schülerschaft umzugehen, für die Deutsch häufig die Zweitsprache ist. Interkulturalität ist heutzutage eine Schlüsselkompetenz und muss deshalb bei allen Lehrkräften gefördert werden. Ich frage den Senat: Die für Bildung zuständige Behörde hat zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um den Anteil der Lehrkräfte mit Migrationshintergrund zu erhöhen und die Lehrkräfte im Bereich der Interkulturalität zu qualifizieren. So lernen Schülerinnen und Schüler mit und ohne Migrationsgeschichte im Rahmen der allgemeinen schulischen Berufsorientierung ihre Stärken und Schwächen kennen Drucksache 21/11328 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 und orientieren sich persönlich und beruflich. Ziel ist es, eine begründete Berufswahlentscheidung zu treffen. Die Beratung erfolgt im Kontext der personalen, fachlichen und überfachlichen Kompetenzen unabhängig von der Herkunft. Das am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) in der Beratungsstelle Interkulturelle Erziehung (BIE) angesiedelte Hamburger Netzwerk „Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte“ veranstaltet jährlich einen dreitägigen Studienorientierungskurs , den „SCHÜLERCAMPUS“. Im Zuge der Rekrutierungsmaßnahmen für den Kurs führt das Netzwerk Informationsveranstaltungen an Hamburger Schulen durch. Der Zugang zu den Schulen erfolgt über die Mitglieder des Netzwerks und über die für Berufsorientierung Zuständigen an den Schulen. Im Zuge der Rekrutierungsmaßnahmen für den „SCHÜLERCAMPUS“ des Hamburger Netzwerks „Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte“ wirbt das Netzwerk über seine Mitglieder in den migrantischen Communities für mehr Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte . Durch die gezielte Ansprache von außerschulischen und außerbehördlichen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, wie zum Beispiel der Interkulturellen Elterninitiative und Migrantenselbstorganisationen, informiert das Netzwerk Eltern mit Migrationsgeschichte über das Ziel des Senats, den Anteil der pädagogischen Fachkräfte mit Migrationsgeschichte zu erhöhen. Interkulturalität ist seit 2001 als prioritäres Thema in der Lehrerbildung unter der Bezeichnung „Umgang mit kultureller und sozialer Heterogenität“ verankert (siehe Drs. 16/5668) und wird sowohl in eigenständigen Veranstaltungen als auch als Querschnittsthema in den Modulen, die der Ausbildung in Unterrichtsfächern zuzurechnen sind, thematisiert, zum Beispiel in erziehungswissenschaftlichen Modulen der Schulpädagogik und der Fachdidaktiken. Alle Ausbildungsveranstaltungen im Vorbereitungsdienst sind von Beginn an ausgerichtet an der „heterogenen Lerngruppe“. Die Perspektive „Umgang mit Heterogenität“ besitzt einen sehr hohen Stellenwert und schließt Interkulturalität als bedeutsame Heterogenitätsdimension ein. Insbesondere in den Handlungsfeldern „Unterrichten“ und „Erziehen und Beraten“, im Kompetenzbereich „Arbeiten mit und in Gruppen“ und im Bereich „Professionelle Rolle und Haltung“ werden über theoriegestützte Reflexion von Praxiserfahrungen interkulturelle Kompetenzen weiter ausgebildet. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Wie werden Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund in der Phase der Berufsorientierung von der Stadt Hamburg angesprochen, um sie für das Lehramtsstudium zu interessieren? Siehe Vorbemerkung. 2. Welche weiteren Informationsveranstaltungen und -aktivitäten von Stiftungen oder Ähnlichen gibt es, um über das Lehramtsstudium zu informieren ? Siehe Antwort zu 4. und Anlage. 3. Werden auch die Eltern diese Berufsmöglichkeit für ihre Kinder angesprochen ? Wenn ja, in welcher Form? Siehe Vorbemerkung. 4. Gibt es Stipendien für Lehramtsstudentinnen und -studenten mit Migrationshintergrund ? Für Lehramtsstudierende mit Migrationshintergrund bietet die Claussen-Simon- Stiftung gemeinsam mit der Jürgen Sengpiel Stiftung und der Dürr Stiftung mit dem Stipendienprogramm „Horizonte“ Stipendien an der Universität Hamburg an. Als Kooperationspartner unterstützt das Hamburger Netzwerk „Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte “ das Stipendienprogramm. Zu den Programmen siehe Anlage. 5. Wie wird die Befassung mit dem Thema Interkulturalität an der Universität Hamburg für alle Lehramtsstudentinnen und -studenten sicherge- Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11328 3 stellt? Ist die Befassung mit dem Thema Interkulturalität im Studium verpflichtend ? Siehe Vorbemerkung. In den Masterstudiengängen der Lehrämter „Primarstufe und Sekundarstufe I“ sowie „Gymnasien“ werden Module mit den Titeln „Prioritäre Themen der Erziehungswissenschaft“ sowie „Forschungswerkstatt“ angeboten. Die Studierenden können wählen, ob sie diese Module mit Bezug zum Thema „Umgang mit sprachlicher und kultureller Heterogenität“ besuchen wollen. Verbindlich ist für Studierende der Lehrämter „Primarstufe und Sekundarstufe I“, „Sonderpädagogik“ sowie „Gymnasien“ dagegen die Vorgabe, sich im Rahmen des umfangreichen Schulpraktikums in den Masterstudiengängen („Kernpraktikum“) mit dem Thema „Deutsch als Zweitsprache“ (DaZ) auseinanderzusetzen. Das Thema muss auch in der Modulprüfung behandelt werden. 6. Wie hoch ist der Anteil an Referendarinnen und Referendaren mit Migrationshintergrund in den letzten fünf Jahren? Bitte nach Geschlecht aufschlüsseln . Prozentualer Anteil der Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst (LiV) mit Migrationshintergrund zum jeweiligen Einstellungstermin: Einstellungstermin Prozentualer Anteil 01.05.2012 21,2 01.11.2012 22,1 01.02.2013 29,9 01.08.2013 22,6 01.02.2014 22,8 01.08.2014 22,3 01.02.2015 24,2 01.08.2015 24,3 01.02.2016 24,8 01.08.2016 25,1 01.02.2017 22,2 01.08.2017 22,2 Das Kriterium „Geschlecht“ in Verbindung mit Migrationshintergrund wird von der zuständigen Behörde nicht erhoben. 7. Inwiefern und in welchem Umfang werden wichtige Lehramtsnachwuchsgruppen wie a) Referendare/-innen im Rahmen ihrer Ausbildung interkulturell geschult? Siehe Vorbemerkung. Alle LiV werden darüber hinaus gezielt zu sprachbildendem Fachunterricht ausgebildet, sowohl in den Hauptseminaren als auch in Fachseminaren . Ab Februar 2018 wird „Sprachbildung in jedem Unterricht“ als Querschnittsaufgabe sämtlicher Haupt- und Fachseminare implementiert. Im berufsbildenden Bereich wurde für vier Absolventenjahrgänge (August 2014 bis Februar 2016) zur Vorbereitung auf den Einsatz in Flüchtlingsklassen ein Pflichtmodul durchgeführt. Dieses enthielt unter anderem einen Baustein zur Interkulturellen Kommunikation im Umfang von acht Stunden. Die LiV haben zudem die Möglichkeit, spezifische Veranstaltungen im Bereich Interkulturalität zu belegen. Allen LiV wird zu Beginn ihrer Ausbildung eine dreistündige Veranstaltung „Interkulturelle Vielfalt“ angeboten. Im Wahlmodulbereich gibt es seit mehreren Jahren spezifische Angebote für Lehrkräfte mit und ohne Migrationsgeschichte im Vorbereitungsdienst zur Förderung interkultureller Kompetenzen. Seit August 2016 wurden hierzu beispielsweise insgesamt 100 Stunden Modulangebot wahrgenommen von 249 Teilnehmenden, unter anderem zu „Wie im richtigen Leben?! (Interkulturelle) Unterrichtsstörungen?“. Drucksache 21/11328 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Darüber hinaus hat die für Bildung zuständige Behörde die Möglichkeiten für LiV, sich für den Bereich DaZ zu qualifizieren, ausgebaut und weiterentwickelt. Seit dem 1. August 2017 besteht für alle LiV die Möglichkeit, die DaZ-Qualifizierung vollständig innerhalb der Ausbildung zu absolvieren. Das neue Konzept enthält daher auch Elemente der Praxiserprobung und -reflexion und des Ausbildungsprinzips des „Reflexiven Lernens“, weil die LiVs sich noch in der Ausbildung befinden und Praxiserfahrung erwerben. Die inhaltliche Konzeption der Qualifizierung stellt sicher, dass die fachliche Ausrichtung, wissenschaftliche Fundierung und Qualität dem Qualifizierungsangebot des Fortbildungsbereichs entsprechen und dem dort zu erwerbenden DaZ-Zertifikat vergleichbar sind. Siehe hierzu Drs. 21/11025. Die Qualifikation schließt reflektierte Unterrichtserfahrungen in Internationalen Vorbereitungsklassen (IVK) und in dualen Ausbildungsvorbereitungsklassen für Migrantinnen und Migranten (AvM-Dual) ein. b) Junglehrkräfte im Rahmen der Berufseingangsphase interkulturell geschult? Das Referat Berufseingangsphase greift das Thema Interkulturalität themenspezifisch derzeit in folgenden Gruppenangeboten auf: Unterrichten in IVK: Arbeit mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen sowie Unterrichten in AvM-Dual. Außerdem gibt es ein Workshopangebot zum Thema „Pädagogischer Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen: Schule als „sicherer Ort“ nach Flucht- und Gewalterfahrungen“. Die Fortbildungs- und Beratungsangebote der Berufseingangsphase umfassen dreistündige Workshops oder Jahres- und Halbjahresgruppen mit monatlich zehn oder fünf dreistündigen Treffen. Diese Gruppen sind themen- oder schulformspezifisch ausgerichtet und das Programmangebot ist variabel. Die Inhalte zum Berufseinstieg werden bedarfs- und praxisorientiert mit den Teilnehmenden vereinbart, das heißt, auf Nachfrage der Teilnehmenden kann zum Beispiel das Thema Inklusion mit dem Aspekt Interkulturalität in jeder Gruppe bearbeitet werden. 8. An welchen Schulformen unterrichten Referendarinnen und Referendare mit Migrationshintergrund? Grundsätzlich werden LiV mit Migrationshintergrund an allen Schulformen ausgebildet . Eine genaue Aufschlüsselung der momentanen Zuteilung kann nicht vorgenommen werden, da das Merkmal „Migration“ zum Zeitpunkt der Zuteilung nicht erfasst wird. 9. Inwiefern und in welchem Umfang werden wichtige Multiplikatoren wie Funktionsträger, Beratungs(lehr)kräfte, Sprachlern- und Förderkoordinatoren sowie ReBBZ- und LI-Mitarbeiter/-innen interkulturell fortgebildet? Die BIE bietet „Train-the-trainer“-Ausbildungen für Funktionsträger und Koordinatoren („Qualifizierung zur Interkulturellen Koordination“ und „Interkulturelles Kompetenztraining “) und die Qualifizierung von freiberuflich tätigen Sprach- und Kulturmittlerinnen und Kulturmittlern für die Tätigkeit an Schulen an. Das Hamburger Netzwerk „Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte“ ist in der Qualifizierung der Beratungslehrkräfte im Themenfeld der „Antidiskriminierungsberatung“ seit dem Schuljahr 2017/2018 vertreten. Die Fortbildungen, Fachtage und Beratungen der BIE stehen auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der ReBBZ zur Verfügung. Im Rahmen der Mitarbeiterqualifizierung des LI wird auch eine Veranstaltung zum Umgang mit Vielfalt angeboten. In der Abteilung Ausbildung des Landesinstituts (LIA) erhalten seit 2014 alle neuen Seminarleitungen im Rahmen der Basisqualifikationsbausteine eine vierstündige Mitarbeiterqualifizierung „Interkulturelle Erziehung“. Aktuell findet im Schuljahr 2017/2018 eine verbindliche Fortbildung für alle Seminarleitungen zu sprachbildendem Unterricht statt. Eine Implementierung in allen Seminaren erfolgt ab Februar 2018. 10. Mit wie vielen Stellen ist die Beratungsstelle Interkulturelle Erziehung ausgestattet, wie viele Stellen davon sind Lehrerfortbildner-Stellen? Inwiefern ist ihre Finanzierung in den nächsten Jahren gesichert? Die BIE verfügt mit Stichtag 13. Dezember 2017 über Personalressourcen im Umfang von 4,47 Vollkräften (VK). Alle acht dort beschäftigten Personen führen anteilig Fortbildungs - und Beratungstätigkeiten für schulische Fachkräfte durch. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11328 5 Von den 4,47 VK werden 2,87 VK dem LI grundsätzlich unbefristet zur Verfügung gestellt. 1,6 VK werden dem LI jeweils im Rahmen von Abordnungen aus Schulen für ein Schuljahr zur Verfügung gestellt. Diese 1,6 VK sind aktuell bis 31. Juli 2018 befristet . 11. Mit wie vielen Stellen ist das Netzwerk „Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte “ ausgestattet? Inwiefern ist seine Finanzierung in den nächsten Jahren gesichert? Das Netzwerk „Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte“ ist mit 1 VK ausgestattet. Die Aufgaben- und Personaleinsatzplanung der BIE (inklusive des Netzwerkes für Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte) erfolgt unter Berücksichtigung aller befristet und unbefristet zur Verfügung stehenden Ressourcen. 12. Wie viele Lehrkräfte und Referendare engagieren sich im Netzwerk „Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte“? Das Netzwerk verfügt über Kontakte zu 272 pädagogischen Fachkräften (Stand: 12.12.2017) an Hamburger Schulen. 13. Welche weiteren Maßnahmen unternimmt der Senat, um Menschen mit Migrationshintergrund, zum Beispiel auch als Quereinsteiger, für den Lehrerberuf zu interessieren? Das Hamburger Netzwerk „Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte“ bietet interessierten Menschen mit Migrationsgeschichte Einzelberatungen an. Weiterhin gibt es seit August 2012 in Hamburg die Möglichkeit, einen im Ausland erworbenen Lehramtsabschluss anerkennen zu lassen und somit in Hamburg als Lehrkraft arbeiten zu können. Dies betrifft sowohl Anträge aus den EU-Mitgliedsstaaten als auch aus Drittstaaten. Darüber hinaus ist ein Quereinstieg in den Vorbereitungsdienst möglich, sofern ein entsprechender Studienabschluss und das entsprechende Mangelfach vorliegen. Auch hier wird jeder Einzelfall geprüft. Der Quereinstieg ist eine Maßnahme zur Deckung von Bedarfen in Unterrichtsfächern, sofern diese nicht mit Absolventinnen oder Absolventen eines Lehramtsstudiums gedeckt werden können. Derzeit trifft dies auf die Fächer Physik, Informatik im Lehramt an Gymnasien sowie Elektrotechnik, Metalltechnik und einmalig Chemietechnik im Lehramt an beruflichen Schulen zu. Drucksache 21/11328 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 6 Anlage Übersicht über die Programme der Stipendien für Lehramtsstudentinnen und -studenten mit Migrationshintergrund Programm „Horizonte“ (Jürgen-Sengpiel-Stiftung, Claussen-Simon-Stiftung, Dürr-Stiftung): Seit 2009 engagiert sich die Jürgen Sengpiel Stiftung maßgeblich für die Förderung von Lehramtsstudierenden mit Migrationshintergrund in Hamburg. Im Rahmen des Horizonte-Programms der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung konnten so bisher 60 angehende Hamburger Lehrkräfte von einer finanziellen und ideellen Förderung profitieren . Viele von ihnen sind inzwischen im Hamburger Schuldienst tätig und engagieren sich tatkräftig für ihre Schülerinnen und Schüler. Insgesamt zählt das Horizonte- Programm inzwischen rund 165 Alumni deutschlandweit. Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung hat 2017 ihre Programmarbeit im Horizonte- Programm abgeschlossen. Vor diesem Hintergrund hat sich die Jürgen Sengpiel Stiftung für eine Fortsetzung der Förderung in Hamburg eingesetzt, damit auch weiterhin begabten und engagierten jungen Menschen mit Migrationshintergrund, die Lehrkräfte werden wollen, eine interessante Förderung geboten werden kann. Gemeinsam mit neuen Partnern – der Claussen-Simon-Stiftung und der Dürr Stiftung – wird Horizonte weitergeführt. Jährlich können sich bis zu zehn Lehramtsstudierende der Universität Hamburg für eine Teilnahme an dem zweijährigen Programm qualifizieren. Neben der finanziellen Förderung von 300 Euro pro Monat sowie eine halbjährlichen Büchergeld in Höhe von 150 Euro erhalten die StipendiatInnen Fortbildungsseminare zu Themen wie Classroom Management, Konfliktmanagement, Elternarbeit sowie ein Coaching zur persönlichen Entwicklung. Programm „Weichenstellung für Viertklässler“ (ZEIT-Stiftung Gerd und Ebelin Bucerius): Das Projekt WEICHENSTELLUNG unterstützt Viertklässler darin, schulisch durchzustarten und ihr Potenzial für einen höheren Schulabschluss zu entfalten. Lehramtsstudierende (unter ihnen auch solche mit eigenem Migrationshintergrund) fördern diese Schülerinnen und Schüler individuell entsprechend ihrer Begabungen, unterstützten sie auf ihrem Lern- und Bildungsweg und bieten ihnen kulturelle und lebensweltliche Begleitung über einen Zeitraum von drei Jahren. Die studentischen Mentoren begleiten ihre Mentees von Klasse 4 bis Klasse 6 beim Übergang auf die weiterführende Schule. Programm „Weichenstellung für Zuwandererkinder und –jugendliche“ (ZEIT- Stiftung Gerd und Ebelin Bucerius, Til Schweiger Foundation, Hans-Dornbluth- Stiftung – gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend): Das Projekt WEICHENSTELLUNG für Zuwandererkinder und -jugendliche unterstützt Schülerinnen und Schüler aus Zuwandererfamilien beim Übergang von den internationalen Vorbereitungsklassen in die Regelschule. Lehramtsstudierende, aber auch Studierende anderer Fachrichtungen – unter ihnen auch solche mit eigenem Migrationshintergrund –, unterstützen die Schülerinnen und Schüler zwischen 8 und 20 Jahren und helfen ihnen, sich in der neuen Schule zu orientieren und auch schulisch durchzustarten und begleiten sie über einen Zeitraum von zwei Jahren. Die Studierenden werden von Pädagogik-Experten und Dozenten/Lehrbeauftragten des jeweiligen Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung intensiv auf ihre Rolle als Mentoren vorbereitet. 15 studentische Mentoren fördern derzeit 45 Mentees am Hamburger Gymnasium Hamm. Dank einer Zuwendung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend begleiten im Rahmen der Initiative „Menschen stärken Menschen“ 135 Mentoren mehr als 400 Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 20 Jahren in Hamburg . Angaben der zuständigen Behörde, Stand: 13.12.2017