BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/11352 21. Wahlperiode 19.12.17 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Jens Meyer (FDP) vom 12.12.17 und Antwort des Senats Betr.: Wirtschaftliche Situation der Hamburger Kunsthalle – Defizit von 673.000 Euro Der Hamburger Kunsthalle fehlen derzeit 673.000 Euro. Als Begründung wird zum einen genannt, dass als Berechnungsgrundlage für den Haushalt die Zahlen aus dem Jahr 2013, also vor der Renovierung der Hamburger Kunsthalle , genommen wurden. Nun seien aber die Kosten für Überwachung und Reinigung stark gestiegen. Zudem seien die Spenden wesentlich geringer ausgefallen als erwartet.1 Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Die Wirtschaftsplanung der Hamburger Kunsthalle für 2017 wurde maßgeblich von den Erwartungen nach der Wiedereröffnung des Hauses geprägt. Im August 2017 wurde aufgrund sich abzeichnender Abweichungen eine grundlegende neue Einschätzung der unterjährigen Entwicklung im Vergleich zu den Plandaten vorgenommen sowie umgehend eine restriktive Ausgabenbewirtschaftung eingeleitet. Hierüber wurde bereits dem Kulturausschuss anlässlich der Beratung des 13. Museumscontrollingberichts (Drs. 21/9557) am 3. November 2017 berichtet. Die dort mitgeteilte Verlustprognose in Höhe von 673.000 Euro basiert auf dem Monatsbericht per September 2017 und findet sich auch im 14. Museumscontrollingbericht, der bereits an die Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft übermittelt wurde und in Kürze dem Haushalts - und dem Kulturausschuss zugehen wird. Die weitere Überprüfung der Ertragsentwicklung und ein laufender Abgleich haben ergeben, dass gegenwärtig mit einem Verlust von 1.036.000 Euro zu rechnen ist. Diese Ergebniserwartung basiert auf einer Hochrechnung, die auf der Basis eines zeitlich vorgezogenen Monatsberichts für November 2017 erstellt wurde. Endgültige Zahlen werden allerdings erst nach Jahresende vorliegen. Für das Defizit ist das Zusammenspiel mehrerer Faktoren ursächlich. Das außergewöhnliche Wiedereröffnungsjahr 2016 mit deutlich erhöhten Besucherzahlen und einem hochwertigen Ausstellungsprogramm hat zu einer sehr optimistischen Einschätzung hinsichtlich des Normalbetriebs unter neuer Leitung geführt. Die Einnahmeerwartungen bei Spenden- und Sponsoringerlösen bleiben voraussichtlich in Höhe von rund 1,1 Millionen Euro unter Plan. Auf der Aufwandsseite wirkt sich das Fehlen von Erfahrungswerten in Bezug auf die modernisierte und erweiterte Kunsthalle, vor allem deren Annahme durch das Publikum sowie die Nutzung des Außenbereichs, aus. So sind über die noch relativ gut einzuschätzende Entwicklung der allgemeinen Kostensteigerung hinaus Aufwandssteigerungen zum Beispiel infolge zusätzlicher 1 Beispielsweise: https://www.abendblatt.de/hamburg/article212506249/Partymuell-und-teure- Bewachung-Kunsthalle-macht-dickes-Minus.html. Drucksache 21/11352 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Flächen, besserer Klimatisierung, hochwertiger Materialien und stärkerer Frequentierung im Außenbereich besonders außerhalb der Öffnungszeiten eingetreten. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen teilweise auf der Grundlage von Auskünften der Stiftung Hamburger Kunsthalle wie folgt: 1. Wie hoch war das Spenden- und Sponsoringaufkommen seit dem Jahr 2012? Bitte aufschlüsseln nach Jahren. 2. Wie hoch waren die sonstigen Einnahmen der Kunsthalle seit dem Jahr 2012? Bitte aufschlüsseln nach Jahren und Art der Einnahmen. 3. Wie hoch waren die Ausgaben der Kunsthalle Hamburg seit dem Jahr 2012? Bitte aufschlüsseln nach Jahren und Art der Ausgaben. 4. Wie ist die plötzliche Unterdeckung der Kunsthalle zu erklären? Bitte im Detail und mit Angabe von Zahlen begründen. Siehe Anlage. Die Energiekosten überschreiten den Planansatz voraussichtlich in Höhe von rund 90.000 Euro, der Aufwand für Reinigung voraussichtlich in Höhe von rund 120.000 Euro und der Aufwand für Bewachung voraussichtlich in Höhe von rund 100.000 Euro. Im Übrigen siehe Vorbemerkung. 5. Welche Maßnahmen werden zur wirtschaftlichen Sanierung der Kunsthalle unternommen? Bitte bereits begonnene und geplante Maßnahmen sowie den erwarteten Effekt der Maßnahmen auflisten. Der Vorstand steuert alle Einnahme- und Ausgabenpositionen der Kunsthalle. Die Optimierung ist ein laufender Prozess, der allerdings vor dem Hintergrund der Entwicklung in diesem Jahr besondere Relevanz erhalten hat. Bereits ergriffen wurden beziehungsweise kurzfristig beabsichtigt sind nachfolgende Maßnahmen: Mit Wirkung zum 1. Oktober 2017 wurden die Eintrittspreise in der Woche auf das bereits bestehende Preisniveau des Wochenendes angepasst. 2018 wird mit Mehreinnahmen von bis zu 500.000 Euro gerechnet. Durch Umstrukturierungen im Personalbereich kann ab 2018 auf externe Dienstleistungen in Höhe von rund 72.000 Euro verzichtet werden. Durch Umstrukturierungen im Bereich der Finanzbuchhaltung können voraussichtlich ab 2018 rund 80.000 Euro eingespart werden. Durch konsequentere Maßnahmen zur Energieeinsparung (Umrüstungen und Nutzungsverhalten ) werden ab 2018 Einsparungen in derzeit noch nicht quantifizierbarer Höhe erwartet. Für das Wirtschaftsjahr 2018 wird erstmals eine gemeinsame Einschätzung und Planung des aktuellen Vorstands mit entsprechendem Erfahrungshintergrund aus 2017 aufgestellt. Insoweit ist zu erwarten, dass sich die Planungsbrüche aus 2017 nicht wiederholen und die Planansätze für 2018 zu den Erlösen und den Aufwendungen in einem belastbaren und angemessenen Verhältnis stehen. 6. Wann wird nach Ansicht des Senats eine wirtschaftliche Sanierung der Kunsthalle erfolgt sein? Für 2018 plant die Kunsthalle mit einem ausgeglichenen Jahresergebnis. Darüber hinaus wird die Kunsthalle unter Berücksichtigung der Ergebniserwartung für 2017 und des Ergebnisses aus 2016 einen negativen Ergebnisvortrag von voraussichtlich rund 1.954.000 Euro ausweisen. Im Übrigen siehe Antworten zu 1. bis 4. und zu 5. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11352 3 Anlage Kunsthalle Hamburg 2012 2013 2014 2015 2016 HR 2017 * Jahresergebnis 2 3.768 0 0 -918 -1.035 davon Erträge ** 16.626 17.637 18.010 17.306 22.303 17.846 davon Museumserträge 4.897 5.429 5.217 5.866 8.274 5.368 davon Eintrittskarten 2.047 2.195 1.643 2.068 2.796 2.394 davon Shop-Erlöse 412 379 272 308 369 236 davon Führungen u.a. Dienstleistungen 583 559 418 324 301 422 davon Vermietung, Verpachtung u. ext. Veranstaltungen 489 731 552 409 565 687 davon Spenden ohne Sachspenden 1.866 1.565 2.332 2.757 4.243 1.629 davon Zuwendungen *** 11.729 12.208 12.793 11.440 13.163 12.478 davon Sachaufwand (ohne Invest. / SoPo AV) 12.590 12.415 12.719 14.706 17.134 13.180 davon Bewachungsaufwand 1.540 1.226 998 856 1.769 1.800 davon Reinigungsaufwand 260 222 187 137 463 410 davon Wartung 88 134 151 164 169 205 davon Strom 478 484 500 477 539 600 davon Miete 5.191 5.327 5.313 5.360 5.538 5.381 davon Personalaufwand 4.362 4.627 5.022 5.311 5.334 5.318 * Für 2017 handelt es sich um eine Hochrechnung (basierend auf der Erfolgsrechnung Nov. 2017) ** ohne Sachspenden, Spenden für Baumaßnahmen, Bauzuw endungen *** ohne Bauzuw endungen und Garantien für Pensionsverpflichtungen in TEUR