BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/11361 21. Wahlperiode 19.12.17 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Detlef Ehlebracht (AfD) vom 13.12.17 und Antwort des Senats Betr.: Planung und Auslastung der S3 nach Stade  Nach vielen Jahren der Planung konnte im Jahr 2007 endlich die S3 nach Stade realisiert werden und aktuell feiert sie ihr zehnjähriges Jubiläum. Die Zahl der Fahrgäste hat sich nach Medienberichten seitdem steil nach oben entwickelt – und doch wurde der Fahrplan der S-Bahn-Züge seit Inbetriebnahme nicht weiter verdichtet. Stade ist nach wie vor zu den Hauptverkehrszeiten alle 20 Minuten und ansonsten alle 60 Minuten erreichbar, während Buxtehude alle 10 Minuten beziehungsweise 20 Minuten angefahren wird. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Das Angebot auf der Strecke Neugraben – Stade wurde seit Inbetriebnahme der S-Bahn mehrfach verdichtet: Mitte des Jahres 2008 gab es eine erste Ergänzung des Angebots zwischen Neugraben und Buxtehude (Ausweitung des Zehn-Minuten- Taktes) sowie zwischen Buxtehude und Stade (zusätzliche Fahrten). Ende des Jahres 2009 wurde der Zehn-Minuten-Takt auf der Strecke Neugraben – Buxtehude deutlich ausgeweitet, weiterhin wurde auch an Werktagen nachmittags der 20-Minuten-Takt zwischen Buxtehude und Stade eingeführt. Ende des Jahres 2012 wurde das Angebot zwischen Neugraben und Stade am Tagesrand um ein Zugpaar an Sonntagen ergänzt. Seit Ende des Jahres 2013 gibt es einen zweistündlichen Nachtverkehr auf der Gesamtstrecke an Wochenenden, in den Jahren 2014 und 2015 kam es zu weiteren Ergänzungen im Berufsverkehr auch zwischen Buxtehude und Stade. Unabhängig davon gab es auch eine Ergänzung des Metronom-Angebots auf dieser Strecke in den letzten zehn Jahren. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der S-Bahn Hamburg GmbH (S-Bahn), der P+R Betriebsgesellschaft mbH (P+R) sowie der Hamburger Verkehrsverbund GmbH (HVV) wie folgt: 1. Für welche Fahrgastzahl wurde die Strecke der S3 von Neugraben nach Stade geplant und wie hat sich die Auslastung in den Jahren seit Inbetriebnahme entwickelt? Bitte im Einzelnen angeben, welche Fahrgastzahlen auf den einzelnen Streckenabschnitten (jeweils zwischen zwei Stationen) prognostiziert waren und wie sich diese in den zehn Jahren seit der Inbetriebnahme entwickelt haben. Bei Planung des Projektes wurde für den Abschnitt Neugraben – Buxtehude auf Basis von durchschnittlich circa 14.000 Fahrgästen pro Tag in der S3-Vorläuferlinie RB 51, in der Hauptverkehrszeit, von einer Steigerung von etwa 10 Prozent sowie in den Nebenverkehrszeiten von einer Steigerung von etwa 20 Prozent, für den Abschnitt Buxtehude – Stade von Fahrgaststeigerungen von etwa 10 Prozent ganztägig ausge- Drucksache 21/11361 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 gangen. Diese Werte wurden für die ersten Betriebsjahre und den Startfahrplan projiziert . Ursache für die Differenzierung war das unterschiedlich verdichtete Angebot. Für die Gesamtstrecke gibt es einen Vorher-Nachher-Abgleich, der folgende Steigerungsraten beinhaltet: von 2007 zu 2008 (Regionalbahn zu S-Bahn): 38 Prozent, von 2007 zu 2017 (Regionalbahn zu S-Bahn): 66 Prozent, von 2008 zu 2017 (S-Bahn zu S-Bahn): 20 Prozent. 2. Bekanntlich handelt es sich bei der S3 um Hamburgs längste S-Bahn- Linie mit einer Gesamtfahrzeit von 100 Minuten. Insbesondere die Fahrgäste aus dem Raum Stade/Buxtehude legen damit lange Strecken zurück und daher ist es besonders wichtig, ein ausreichendes Sitzplatzangebot vorzuhalten. Wie ist die Sitzplatzauslastung in den Hauptverkehrszeiten auf dem Streckenabschnitt Stade-Harburg? Es gelten die Vorgaben für die Beförderungsqualität im HVV, die je nach Abschnitt festlegen, welcher Anteil der Fahrgäste, abhängig von der Tageszeit einen Sitzplatz finden muss. Die Zahl der Fahrgäste wird kontinuierlich ermittelt; in der Ermittlung der Sitzplatzbesetzung ist die Verteilung auf die einzelnen Wagen unerheblich, sodass der subjektive Eindruck von der tatsächlichen Sitzplatzverfügbarkeit abweichen kann. Im Abschnitt Fischbek – Neugraben finden im morgendlichen Berufsverkehr nur in einer Zugfahrt nicht alle Fahrgäste einen Sitzplatz. Ebenso ist es am Nachmittag. In den beiden Zugfahrten können dennoch mindestens 95 Prozent der Fahrgäste sitzen. Die Vorgabe des HVV liegt bei 80 Prozent. Im Abschnitt Heimfeld – Harburg Rathaus finden im Berufsverkehr stets über 80 Prozent der Fahrgäste einen Sitzplatz. Die Vorgabe des HVV liegt bei 80 Prozent. Zusätzlich wird sich ab Ende des Jahres 2018 durch die Lieferung zusätzlicher Fahrzeuge für einen Langzugeinsatz eine weitere Entspannung ergeben. Die Beförderungsqualitäten vom HVV werden damit eingehalten. 3. Bekanntlich verfügt die S3 zwischen Neugraben und Stade über keinen eigenen Gleiskörper und muss sich daher dem übrigen Schienenverkehr unterordnen. Ist unter diesen Voraussetzungen überhaupt ein dichterer Takt als 20 Minuten technisch möglich? Wenn ja, bis zu welcher Untergrenze? Wenn nein, welche Baumaßnahmen wären notwendig, um zum Beispiel einen Zehn-Minuten-Takt zu ermöglichen? Zwischen Neugraben und Buxtehude wird heute über längere Phasen des Tages ein Zehn-Minuten-Takt gefahren. Zwischen Buxtehude und Stade wird über längere Phasen des Tages ein 20-Minuten-Takt gefahren. Aufgrund der unterschiedlichen Geschwindigkeiten von S-Bahnen, Metronom-Regionalzügen und Güterzügen sind in beiden Abschnitten weitere kontinuierliche Verdichtungen des S-Bahn-Angebots nur dann möglich, wenn die weiteren Fahrten des Regional- und Güterverkehrs in ihrer Geschwindigkeit harmonisiert zur S-Bahn fahren. 4. Wurde im Zuge der Planung der S3 auch eine Variante geprüft, die einen eigenen Gleiskörper oder zusätzliche Ausweichstellen vorgesehen hätte? Wenn ja, für welche Teilstrecken beziehungsweise an welchen Bahnhöfen und aufgrund welcher Erkenntnisse sind diese Varianten nicht weiter verfolgt worden? In der Abwägung der Nachfrage, der Bau- und Betriebskosten wurde seinerzeit auf die Errichtung zusätzlicher Streckengleise verzichtet. 5. Werden heute in jedem Fall Vollzüge bis Stade eingesetzt oder verkehren in verkehrsschwachen Zeiten auch Kurzzüge? Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11361 3 Montags bis freitags verkehren in der Hauptverkehrszeit durchgängig Vollzüge, in der Nebenverkehrszeit, unter anderem in den Tagesrandlagen, werden auch Kurzzüge eingesetzt. An den Wochenenden werden überwiegend Kurzzüge eingesetzt. In Zeiten hoher Nachfrage (Baumblüte im Frühjahr) verkehren auch an Wochenenden Vollzüge . Aufgrund der aktuellen Auslastung ist nicht mit Kapazitätsproblemen zu rechnen . 6. Lassen die heute vorhandenen Bahnsteiglängen auch den Betrieb von Langzügen zu? Nein, zwischen Neugraben und Stade ist aufgrund der vorhandenen Bahnsteiglängen kein Langzugbetrieb möglich. Auch die Systemwechselstelle in Neugraben lässt nur den Betrieb von Vollzügen zu. 7. In Neugraben haben die S-Bahnen gemäß Fahrplan drei Minuten Aufenthalt , eine für die Fahrgäste oft ärgerliche Wartezeit. Worin besteht der Grund dafür? Liegen technische Gründe (Systemwechsel von Oberleitung auf Stromschiene) vor oder dient die Wartezeit als Fahrplanpuffer aufgrund möglicher Verspätungen aus der Nutzung des gemeinsamen Gleises? Bitte ausführlich erläutern. Die reale Aufenthaltszeit in Neugraben liegt bei 2,6 Minuten. Diese dienen der Abpufferung eventueller Verzögerungen aus der verlangsamt signalisierten Einfahrt von Fischbek sowie der (künftig für einen Großteil der Fahrten geplanten) Verstärkung der Vollzüge von Stade/Buxtehude zu Langzügen für den Abschnitt Neugraben – Elbgaustraße . 8. Der Streckenabschnitt Elbgaustraße – Pinneberg ist von seiner Struktur vergleichbar mit dem Abschnitt Neugraben – Buxtehude und demgegenüber seinerzeit mit Stromschienen ausgerüstet worden. Welche Gründe bestanden bei der Entscheidung, die S-Bahn nach Stade nicht ebenfalls mit Stromschienen auszustatten, sondern stattdessen aufwendige Zwei- System-Züge für die S-Bahn konstruieren zu lassen, die erheblich teurer als die normalen Züge sind und die aufgrund Ihres höheren Gewichts auch circa 10 Prozent mehr Energie verbrauchen? In Abwägung von Nachfrage und Bau- und Betriebskosten wurde auf die Errichtung zusätzlicher Streckengleise verzichtet. Die Strecke nach Stade war bereits mit Oberleitung elektrifiziert, eine doppelte Elektrifizierung der Bestandsgleise war aus technischen Gründen nicht möglich. Der Bau zusätzlicher S-Bahn-Gleise hätte ein Vielfaches der Baukosten verschlungen. 9. Wie groß ist der Preisunterschied zwischen einem normalen S-Bahn-Zug für Stromschienen und einen Zwei-System-Fahrzeug? Der Preisunterschied liegt bei unter 10 Prozent. 10. Von welchen künftigen Steigerungsraten geht der Senat aufgrund der bisherigen Erfahrungen mit dieser Strecke, der allgemeinen Mobilitätsentwicklung sowie der verstärkten Siedlungstätigkeit in Neugraben und Fischbek aus? Die Strecke bewegt sich derzeit in den normalen Steigerungsraten des HVV-Schnellbahnnetzes . Durch die verstärkte Siedlungstätigkeit sind Änderungen zu erwarten, die jedoch nicht erwarten lassen, dass die bestehenden HVV-Qualitätsvorgaben für die Strecke verfehlt würden. 11. Welche weitere Siedlungsentwicklung findet in den mit S-Bahn-Stationen erschlossenen Nachbargemeinden Neu Wulmstorf, Buxtehude, Neukloster und Horneburg statt und welche Auswirkungen hat diese auf die benötigten S-Bahn-Kapazitäten? Über diese Niedersachsen betreffende Entwicklung liegen der zuständigen Behörde keine belastbaren Angaben vor. Neukloster ist ein Stadtteil von Buxtehude. 12. Durch den bevorstehenden Bau der A 26 bieten sich auch gute neue Möglichkeiten für den Ausbau des P+R-Systems. Welche Ausbauoptio- Drucksache 21/11361 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 nen wurden in dieser Hinsicht bisher geprüft? Sollte dies nicht der Fall sein, warum nicht? Aufgrund der geplanten Einbindung der A26 in das restliche Straßennetz und der Lage der geplanten A26-Anschlussstellen zu den vorhandenen Schnellbahnhaltestellen ergeben sich durch den Autobahnneubau aus heutiger Sicht keine verkehrlich signifikanten Auswirkungen auf vorhandene oder auszubauende P+R-Anlagen für Hamburg.