BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/11405 21. Wahlperiode 22.12.17 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Franziska Grunwaldt (CDU) vom 15.12.17 und Antwort des Senats Betr.: Ist die Ausbildungsvorbereitung AvM-Dual für Flüchtlinge wirklich ein Erfolgsmodell? (III) Laut Drs. 21/10652 hat das Hamburger Institut für Berufliche Bildung (HIBB) die Anschlüsse der Absolventen des Bildungsgangs AvM-Dual zum Stichtag 30. September 2017 erhoben. Die Ergebnisse der Auswertung sollten Anfang Dezember 2017 vorliegen. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat erneut: Seit dem 1. Februar 2016 ist der auf zwei Jahre angelegte Bildungsgang AvM-Dual das ganztägige, dualisierte Regelangebot an berufsbildenden Schulen für neu zugewanderte schulpflichtige Jugendliche über 16 Jahren mit integrierter Sprachförderung am betrieblichen Lernort. Somit werden erst 2018 die ersten Schülerinnen und Schüler den Regelbildungsgang AvM-Dual abschließen. Zuvor wurde AvM-Dual seit August 2014 im Rahmen eines Pilotprojektes zunächst an vier und ab August 2015 an insgesamt acht berufsbildenden Schulen erprobt und durch das Hamburger Institut für Berufliche Bildung (HIBB) ausgewertet. Zu den Schülerinnen und Schülern dieser Pilotklassen des im Juli 2015 gestarteten zweiten Durchgangs, die zum 31. Juli 2017 den Bildungsgang verlassen haben, liegen dem HIBB nun qualitätsgesicherte Daten vor. Qualitätsgesicherte Zahlen zu den weiteren Absolventinnen und Absolventen, die 2015 in Angeboten der Berufsvorbereitung für Migranten gestartet waren und zum Juli 2017 die Bildungsgänge beendeten, liegen erst mit Veröffentlichung der Schuljahresstatistik 2017 vor. Darüber hinaus siehe Drs. 21/10652. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt. 1. Wie viele Flüchtlinge beendeten Ende Juli 2017 AvM-Dual am Hamburger Institut für Berufliche Bildung (HIBB)? Wie viele davon waren Männer , wie viele Frauen? Wie alt waren sie durchschnittlich? Insgesamt haben 92 Schülerinnen und Schüler mit einem Durchschnittsalter von 18 Jahren und sechs Monaten die Pilotklassen des Bildungsganges zum 31. Juli 2017 verlassen, davon 81 Männer und elf Frauen. 2. Bei den 206 Schülerinnen und Schülern, die AvM-Dual zum Schuljahr 2015/2016 begonnen, aber vorzeitig abgebrochen haben, wird zwar laut Drs. 21/10652 keine Statistik über die Gründe geführt, trotzdem muss beim HIBB das Wissen über die Hauptgründe vorhanden sein. Was sind die Hauptgründe für das Abbrechen? Gibt es hier Unterschiede bezüglich der Herkunftsländer oder auch bezüglich des Geschlechts der Schülerinnen und Schüler? Bei den erfragten 206 Schülerinnen und Schülern handelte es sich um Abbrüche, die vor Ende des Schuljahres 2015/2016 erfolgten. Diese Abbrüche wurden im Rahmen der Schuljahresstatistik numerisch erfasst. Die Gründe dafür, warum der Bildungs- Drucksache 21/11405 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 gang verlassen wurde, werden in der Schuljahresstatistik als Merkmal jedoch nicht erfasst. Dies ist auch nachträglich nicht mehr möglich. Im Übrigen siehe dazu Drs. 21/10652. Für den zweiten Pilotdurchgang AvM-Dual werden die Abbruchgründe durch das HIBB erfasst. Acht Schülerinnen und Schüler haben den Bildungsgang vorzeitig abgebrochen. Die Gründe hierfür waren Abmeldung aus Hamburg (Umzug, Abschiebungen oder Rückkehr ins Herkunftsland) und Anträge auf Entlassung bei Volljährigkeit . Ansonsten siehe Vorbemerkung und Drs. 21/10652. 3. Mit welchen Abschlüssen (ESA, MSA) beendeten die Absolventinnen und Absolventen Ende Juli 2017 AvM-Dual? Wie viele erhielten nur ein Abgangszeugnis, da ihre Leistungen den Anforderungen für ein Abschlusszeugnis der Berufsvorbereitungsschule nicht genügten? Acht Abgängerinnen und Abgänger des Pilotprojekts haben einen Abschluss erworben , der in seinen Berechtigungen dem ersten allgemeinbildenden Schulabschluss (ESA) entspricht, 38 einen Abschluss, der in seinen Berechtigungen dem mittleren Schulabschluss (MSA) entspricht und 46 haben das Abgangs- beziehungsweise Abschlusszeugnis der Berufsvorbereitungsschule erhalten. Im Übrigen siehe Vorbemerkung und Drs. 21/10652. 4. Wie viele der Absolventinnen und Absolventen von AvM-Dual konnten in eine Ausbildung in jeweils welche Branchen vermittelt werden? Wie viele davon jeweils in betriebliche Ausbildung, schulische Ausbildung (ohne Berufsqualifizierung), Berufsqualifizierung und außerbetriebliche Ausbildung ? Was machen jene, die nicht in Ausbildung vermittelt wurden? 21 Abgängerinnen und Abgänger des Pilotprojekts konnten in eine duale Ausbildung vermittelt werden, drei in eine außerbetriebliche Ausbildung und zwei in eine schulische Ausbildung an vollqualifizierenden Berufsfachschulen. Von diesen 26 Absolventinnen und Absolventen nahmen neun eine Ausbildung im Handwerk auf, elf im Bereich Dienstleistung und Handel, vier im Bereich Gesundheit und Pflege sowie zwei im Bereich Medien. Sechs Abgängerinnen und Abgänger sind in weiterführende schulische Bildung übergegangen mit dem Ziel, die Hochschulreife zu erwerben. Sieben Abgängerinnen und Abgänger konnten in Beschäftigung (davon ein Freiwilliges Soziales Jahr, sechs versicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse) vermittelt werden. 17 Abgängerinnen und Abgänger setzen ihre Qualifizierung im Rahmen einer Berufsvorbereitung fort, davon 13 in Einstiegsqualifizierung (EQ) und vier in Berufsvorbereitenden (BV) Maßnahmen der Agentur für Arbeit (nach Sozialgesetzbuch (SGB) II und III). 36 Abgängerinnen und Abgänger (Stand: 29. September 2017) befanden sich in der Beratung der Jugendberufsagentur. 5. Wie viele Klassen AvM-Dual gibt es derzeit in Hamburg? Wie viele Klassen wurden im Jahr 2017 geschaffen? Bitte nach Monaten aufschlüsseln . 6. Wie viele Schülerinnen und Schülern wurden AvM-Dual seit Juni 2017 insgesamt neu zugewiesen? Bitte nach Monaten aufschlüsseln. Zum Stichtag 18. Dezember 2017 gibt es152 AvM-Dual Klassen in Hamburg. Für die Anzahl neu eingerichteter AvM-Dual Klassen im Jahr 2017 und seit Juni 2017 zugewiesener Schülerinnen und Schüler in AvM-Dual siehe folgende Tabellen: Anzahl neu eingerichteter Klassen für die Monate Januar bis Mai 2017 01/2017 02/2017 03/2017 04/2017 05/2017 Neu eingerichtete Klassen 1 14 3 2 1 Quelle: HIBB (Stand: Stand 18.12.2017) Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11405 3 Anzahl neu eingerichteter Klassen und neu zugewiesener Schülerinnen und Schüler für die Monate Juni bis Dezember 2017 06/2017 07/2017 08/2017 09/2017 10/2017 11/2017 12/2017 Neu eingerichtete Klassen 3 0 2 3 3 6 1 Neu zugewiesene Schülerinnen und Schüler 47 0 30 42 37 56 14 Quelle: HIBB (Stand 18.12.2017) 7. Ist die Zuweisung von Schülerinnen und Schülern über 18 Jahren in neue AvM-Dual-Klassen immer noch nur im Ausnahmefall erfolgt oder nutzt der Senat diese berufsvorbereitende Maßnahme auch häufiger für volljährige Personen? Wenn ja, in wie vielen Fällen? Wenn nein, warum nicht? Qualitätsgesicherte Daten der Schuljahresstatistik liegen für das Schuljahr 2017/2018 voraussichtlich erst im 1. Quartal 2018 vor. Im Übrigen siehe Drs. 21/10652. 8. Ab dem Schuljahr 2017/2018 bietet das HIBB Sprachförderung während der Ausbildung an. „Die Sprachförderangebote stehen allen neu zugewanderten Berufsschülern, die nach Einschätzung der Klassenkonferenz ein Sprachniveau unterhalb von B2 haben, zur Verfügung“, so das HIBB. Für diese ist die Teilnahme verpflichtend. Die integrierte Sprachförderung umfasst 80 Stunden innerhalb der Stundentafel des Berufsschulunterrichts , weitere 80 Stunden sind möglich, wenn die Betriebe ihre Auszubildenden zur Wahrnehmung des Kursangebotes freistellen. In Drs. 21/10652 lagen die Informationen zwar noch nicht vor, doch inzwischen dürfte das der Fall sein. Die folgenden Informationen basieren auf einer Erhebung des HIBB an den berufsbildenden Schulen mit Stand 1. November 2017. a. Wie viele Berufsschülerinnen und Berufsschüler nehmen an dem zusätzlichen Sprachförderangebot teil? b. Wie viele sind Männer, wie viele sind Frauen? Mit Stand 1. November 2017 nehmen 793 Schülerinnen und Schüler das Sprachförderangebot wahr. 540 der Teilnehmenden sind Männer, 196 sind Frauen, zu weiteren 57 Teilnehmenden liegen keine Angaben vor. c. Aus welchen Herkunftsländern stammen sie? Hierzu liegen dem HIBB keine Angaben vor, da das Merkmal in der Schulabfrage nicht erfasst wurde. d. Aus welchen Branchen kommen sie? Es sind alle Branchen vertreten. Schwerpunkte bestehen in den folgenden Bereichen/ Ausbildungsberufen: Verkäufer/in, Einzelhandelskaufmann/-frau, Friseur/in, Gesundheits - und Pflegeassistenz (GPA), Anlagenmechaniker/in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK), Fachinformatiker/in, Fachkraft für Kurier-, Express-, Postdienstleistungen , Maler/in, Lagerist/in, Kaufmann/-frau für Groß-, Außenhandel. e. Welche Berufsschulen nehmen an dem Angebot teil? Alle staatlichen Hamburger Berufsschulen bieten Sprachförderung an. f. Wie hoch ist der Anteil der Betriebe, die ihre Schülerinnen und Schüler für den zusätzlichen Unterricht freistellen? Mit Stand 1. November 2017 stellen 45 Prozent der Betriebe Auszubildende für den zusätzlichen Unterricht in der betrieblichen Zeit frei. Da zum Zeitpunkt der Erhebung noch nicht alle Auszubildenden mit dem Berufsschulunterricht begonnen hatten Drucksache 21/11405 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 (Blockbeschulung), ist die abschließende Abstimmung zwischen Betrieben und Schulen noch nicht abgeschlossen, sodass mittlerweile mit einem höheren Anteil zu rechnen ist.