BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/11414 21. Wahlperiode 22.12.17 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Detlef Ehlebracht (AfD) vom 18.12.17 und Antwort des Senats Betr.: Sprinterzüge für Pendler  Bis zum Beginn der Brückenbaustelle am Berliner Tor, die zu starken Einschränkungen im Bahnverkehr von und nach Lübeck führte, verkehrten werktäglich zwei Sprinterzugpaare ohne Halt nach Lübeck mit Weiterfahrt über Eutin nach Kiel. Seinerzeit begründete die DB den Entfall mit den durchzuführenden Baumaßnahmen. Nach Beendigung der Baustelle ist mit dem gerade in Kraft getretenen Jahresfahrplan ab 10.12.2017 nunmehr nur eines dieser Sprinterzugpaare in den Fahrplan zurückgekehrt. Gleichzeitig fordert der Fahrgastverband ProBahn die Verstärkung der Kapazitäten auf dieser Strecke aufgrund von stetig steigenden Fahrgastzahlen. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Die Bauarbeiten in Hamburg im Bereich Berliner Tor sind abgeschlossen. Die Züge der Linie RB 81 verkehren zur Hauptverkehrszeit im Viertelstundentakt zwischen Hamburg Hauptbahnhof und Ahrensburg. Die Abfahrtszeiten verschieben sich dabei teilweise um bis zu vier Minuten gegenüber dem Fahrplan. Die Wiederaufnahme der Direktverbindung wurde dabei gezielt an der Nachfrage ausgerichtet. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein GmbH (Nah.sh), der Hamburger Verkehrsverbund GmbH (HVV) und der Deutschen Bahn AG (DB AG) wie folgt: 1. Worin besteht der Grund für den Entfall des einen Sprinterzugpaares gegenüber dem bis Dezember 2015 geltenden Fahrplan? Der für die Strecke federführende Aufgabenträger, das Land Schleswig-Holstein, hat nach Auswertung der Nachfrage entschieden, diese Fahrplanänderung vorzunehmen. Die frühe Sprinterverbindung (Abfahrt um 06.34 Uhr ab Lübeck) war mit durchschnittlich circa 100 Fahrgästen nicht ausreichend nachgefragt; die Verbindung ab 07.34 Uhr zählte dagegen etwa 300 Fahrgäste. Die verbleibende Verbindung als Direktverbindung von Lübeck nach Hamburg verkehrt daher in neuer angepasster Zeitlage (Abfahrt um 07.00 Uhr statt um 07.34 Uhr ab Lübeck) und wird zudem für eine Entlastung der am stärksten nachgefragten Verbindung (RE um 07.08 Uhr ab Lübeck) sorgen . 2. Welche Regelungen enthält der gültige Verkehrsvertrag in Bezug auf die Bedienung dieser Strecke? Der Verkehrsvertrag verpflichtet das Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU), die verkehrsvertraglich definierten Leistungen zu erbringen. Im Übrigen siehe Drs. 19/1047. 3. In welcher Form lassen sich Fahrplanverstärkungen bei laufendem Verkehrsvertrag realisieren? Drucksache 21/11414 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Der Verkehrsvertrag ermöglicht es den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein, die Leistungen in begrenztem Rahmen anzupassen. Dabei ändert sich die Abgeltung, die das EVU erhält, entsprechend. Fahrplanverstärkungen sind grundsätzlich möglich, wenn diese mit den zur Verfügung stehenden Fahrzeugen erbracht werden können. 4. Der einzige verbliebene Sprinterzug benötigt für die Strecke Lübeck- Hamburg vier Minuten länger als der normale Regionalexpress, der überdies noch in Reinfeld und Bad Oldesloe hält. Wie ist dies zu erklären ? Da diese Verbindung fahrplanmäßig zwischen den Regionalbahnen RB 81 Ahrensburg – Hamburg verkehrt und auf freie Gleiskapazitäten im Hamburger Hauptbahnhof angewiesen ist, konnte diese nicht schneller als die Taktzüge gestaltet werden. Die vorhandene Fahrzeitreserve wird daher für einen zusätzlichen Halt an der Station Hasselbrook verwendet, an welcher gute Anschlüsse mit der S-Bahn Richtung Flughafen und City-Nord bestehen. 5. Warum wurde für den Sprinterzug ein zusätzlicher Halt in Hamburg- Hasselbrook eingerichtet? Wie viele ein- und aussteigende Fahrgäste liegen diesem Halt zugrunde? Siehe Antwort zu 4. Zu Fahrgastzahlen gibt es derzeit keine konkreten Angaben, da dieses Angebot erst seit Mitte Dezember des Jahres 2017 besteht. 6. Der Sinn des Sprinterzuges besteht in der schnellen Direktverbindung, in diesem Fall von Lübeck und Hamburg. Auf dieser Strecke verkehren teilweise auch ICE, die jedoch von Pendlern mit einem Fahrschein des Nah.SH-Verbundes nicht benutzt werden dürfen, obwohl sie erkennbar in dem Streckenabschnitt nur gering ausgelastet sind. Worin besteht der Grund dafür? Ließe sich nicht durch einen Zuschlag diese unnütz leer fahrende Kapazität nutzen? Fernverkehrszüge werden durch die DB Fernverkehr AG eigenwirtschaftlich betrieben. Für diese Leistungen bestehen keine Verkehrsverträge, auf deren Grundlage die Länder eine Freigabe für Nahverkehrsfahrkarten fordern könnten. Zudem würde ein Abwandern von Fahrgästen aus dem Nahverkehr zu Einnahmeausfällen in diesem Segment führen. 7. Ein weiterer Vorteil für den Pendler besteht darin, über Lübeck hinaus umsteigefreie Verbindungen in die weiteren Gebiete der Metropolregion nutzen zu können, doch leider wird der dadurch potenziell mögliche Zeitvorteil (neben dem Halt in Hasselbrook) auch noch durch einen langen Aufenthalt in Lübeck wieder zunichte gemacht. Worin liegt der Grund dafür? Für die Sprinter der Jahre 2010 bis 2015 war dies zutreffend. Im Übrigen siehe Antwort zu 1. Der Halt in Lübeck im aktuellen Fahrplan beträgt morgens zwischen der Ankunft aus Kiel und der Weiterfahrt nach Hamburg sieben Minuten (von 06.53 Uhr bis 07.00 Uhr) sowie nachmittags zwischen der Ankunft aus Hamburg und der Weiterfahrt Richtung Kiel, an den Wochentagen Montag bis Donnerstag, ebenfalls sieben Minuten (von 17.59 Uhr bis 18.06 Uhr) sowie freitags zwei Minuten (von 16.26 Uhr bis 16.28 Uhr). Die Aufenthaltszeit in Lübeck resultiert aus der Trassenverfügbarkeit Hamburg – Lübeck einerseits und der Integration in den Integralen Taktfahrplan Schleswig- Holstein: hierbei halten zu jeder vollen Stunde mehrere Regionalzüge zeitgleich und für die Dauer von mehreren Minuten im Lübecker Hauptbahnhof, um einen sogenannten Rundumanschluss zu gewährleisten. Die längere Haltezeit ermöglicht ein Umsteigen trotz der zurückzulegenden Umsteigewege. 8. Wie haben sich die Fahrgastzahlen auf der Strecke Lübeck-Hamburg in den letzten zehn Jahren entwickelt? Bitte jeweils für die einzelnen Streckenabschnitte Lübeck-Reinfeld-Bad Oldesloe-Ahrensburg-Hamburg Hbf. angeben. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11414 3 Die Nachfrage der Linien RE8 und RE80 entwickelt sich durchweg positiv. Gegenüber dem Jahr 2005 sind die Fahrgastzahlen auf der gesamten Relation Ahrensburg – Hamburg bis zum Jahr 2012 um über 38 Prozent gestiegen. In diesem Abschnitt verkehren werktags circa 30.000 Fahrgäste. Insbesondere die Züge in der Hauptverkehrszeit sind mit den vorhandenen, hohen Sitzplatzkapazitäten (in der Regel 800 Sitzplätze je Zug) sehr gut ausgelastet. Weitere Daten liegen nicht vor. Eine Auswertung der Fahrgastzahlen der letzten zehn Jahre für die einzelnen Streckenabschnitte ist in der für eine Parlamentarische Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich. Im Übrigen liegt die Zuständigkeit für Streckenanschnitte außerhalb Hamburgs bei Nah.sh.