BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/1159 21. Wahlperiode 04.08.15 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Ole Thorben Buschhüter (SPD) vom 28.07.15 und Antwort des Senats Betr.: Planung der S-Bahn-Linie S4 von Hamburg nach Bad Oldesloe (II): Voruntersuchungen der Bodendenkmalpflege Im Zuge der Umweltverträglichkeitsuntersuchung für das Planfeststellungsverfahren zum Bau der neuen S-Bahn-Linie S4 nach Bad Oldesloe haben in der 30. Kalenderwoche Voruntersuchungen der Bodendenkmalpflege im Naturschutzgebiet Stellmoorer Tunneltal entlang der bestehenden und auszubauenden Eisenbahnstrecke zwischen Hamburg und Ahrensburg begonnen . In diesem Zusammenhang frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen teilweise auf der Grundlagen von Auskünften der Deutsche Bahn Netz AG wie folgt: 1. Was ist der Grund für die archäologischen Voruntersuchungen? Der Grund für die archäologischen Voruntersuchungen ist der geplante Ausbau der S-Bahn-Linie S4 Hamburg – Bad Oldesloe durch das Stellmoorer Tunneltal. In Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein ist für die nach § 6 des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung erforderliche Umweltverträglichkeitsprüfung ein archäologisches Fachgutachten zu erstellen, um die bodendenkmalpflegerischen Belange, die durch das geplante Bauvorhaben berührt werden, präzise fassen und bewerten zu können. 2. Welcher Zeitraum ist für die Voruntersuchungen angesetzt? Die archäologischen Voruntersuchungen haben am 16. Juli 2015 begonnen und sollen bis zum 31. Oktober dieses Jahres abgeschlossen werden. 3. Wer führt die Voruntersuchungen durch, welche Stellen sind daran beteiligt und wer ist Auftraggeber? Alle archäologischen Maßnahmen werden durch die Bodendenkmalpflege des Archäologischen Museums Hamburg (Helms-Museum) im Auftrag der Deutsche Bahn Netz AG in enger Kooperation mit der Bahn, den Naturschutzämtern und -verbänden sowie den Grundeigentümern durchgeführt. Die Voruntersuchungen sind zwischen der Deutsche Bahn Netz AG sowie den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein als Bestandteil des geschlossenen Teil-Finanzierungsvertrags vereinbart. 4. Was verspricht man sich dort zu finden? Wie zeichnet sich das Gebiet kulturhistorisch aus? Das Stellmoorer Tunneltal stellt ein archäologisches, geologisches und ökologisches Denkmalensemble von internationaler Bedeutung für die Erforschung der Besiedlungsgeschichte während der späten Eiszeit circa von 12.700 bis 9.700 vor Christi dar. Dies ergibt sich aus der topographischen Gesamtsituation und den für den nördlichen Drucksache 21/1159 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Bereich dokumentierten außergewöhnlich guten Erhaltungsbedingungen für archäologische Funde. Die daraus zu gewinnenden wissenschaftlichen Erkenntnisse berühren gleichermaßen die Interessen von Quartärgeologen, der Paläoökologie und -klimatologie . Das kombinierte Vorkommen von optimal erhaltenen Ressourcen für die wissenschaftliche Erschließung der Kultur- und Naturgeschichte ermöglicht einzigartig eine umfassende Rekonstruktion der späteiszeitlichen Besiedlungsphase Nordeuropas durch den anatomisch modernen Menschen. Dies gilt für den Talabschnitt auf Hamburger Staatsgebiet ebenso wie für die nördlich angrenzenden Bereiche in Schleswig-Holstein. Auch aus späteren Zeiten liegen Fundstellen im Bereich des Tunneltales vor. So ist beispielsweise mit bronze- oder eisenzeitlichen Urnengräberfeldern zu rechnen. Im Bereich der Bahntrasse liegen eisenzeitliche Siedlungsplätze, hier der Fundplätze Meiendorf 17 und 18, die im Vorfeld der Mülldeponie Höltigbaum teilweise untersucht worden sind. Außerdem sind auch Funde aus dem Mittelalter bekannt. 5. Wie muss man sich die archäologischen Voruntersuchungen vorstellen? Es handelt sich um kleinflächige Grabungen, die maschinell als Baggerschnitt beziehungsweise händisch als Schürfung oder Grabung angelegt werden. Hinzu kommen Bohrungen am Rand verlandeter Seen oder Toteislöchern. 6. Auf welchen Grundstücken werden die Voruntersuchungen stattfinden? Die archäologischen Voruntersuchungen betreffen insgesamt 33 Flurstücke mit den Nummern 1237, 1239-41, 1243, 1247, 1255, 1263, 1266, 1347, 1350, 1431-32, 1531, 1542, 1545, 5028, 5030, 5054, 5058, 5061, 5063, 5069-70, 5092, 5094, 5096, 5111 sowie 5278-79 (Gemarkung Meiendorf) und 1977, 2040 sowie 3679 (Gemarkung Oldenfelde). Alle Flurstücke liegen im für die Umweltverträglichkeitsprüfung ausgewiesenen Untersuchungsraum im Trassenkorridor der Bahnlinie S4.