BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/1183 21. Wahlperiode 25.08.15 Große Anfrage der Abgeordneten Dietrich Wersich, Ralf Niedmers, Dr. Jens Wolf, Joachim Lenders, Thomas Kreuzmann (CDU) und Fraktion vom 30.07.15 und Antwort des Senats Betr.: Die Bedeutung der Kultur für eine erfolgreiche Olympiabewerbung Hamburgs Hamburg hat ein großes Ziel: Ausrichter der Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen nun alle Behörden das Beste geben, um unter dem hohen Zeitdruck in einer gemeinsamen Kraftanstrengung die Bewerbung so zu gestalten, dass Hamburg am Ende erfolgreich sein kann. Es geht nicht nur um die Pflicht einer technisch einwandfreien Planung, sondern letztendlich kann nur gewinnen, wer auch in der Kür glänzen kann. Dabei wird die Rolle, die die IOC-Regularien der Kultur beimessen, gemeinhin noch viel zu sehr unterschätzt. Hier können und müssen sich Hamburg und ganz Deutschland als Kulturnation präsentieren. London hat dafür als bislang letzter europäischer Ausrichter in der Olympiade 2008 bis 2012 mit Veranstaltungen in London und ganz Großbritannien, an denen über 43 Millionen Menschen teilnahmen, Maßstäbe gesetzt. Diese kulturelle Kür ist heute unerlässlich, um den Zuschlag als Ausrichter Olympischer und Paralympischer Spiele zu erhalten. Dazu müssen die wesentlichen Grundlagen und Ideen schon in das Mini Bid Book im Januar 2016 und in die ausführliche Bewerbung bis Ende 2016 eingearbeitet sein. Letztendlich geht es nun sowohl darum, den scharfen Wettbewerb gegen europäische Hauptstädte und Kulturmetropolen, wie Paris und Rom, zu gewinnen, als auch bereits bei dem Referendum am 29. November 2015 dieses Jahres ein überzeugendes Votum aller Hamburgerinnen und Hamburger zu erhalten. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen teilweise auf der Grundlage von Auskünften der Bewerbungsgesellschaft für die Olympischen und Paralympischen Spiele Hamburg 2024 wie folgt: A. Kultur & Olympia bis zum Referendum am 29. November 2015 1. Welche Rolle spielt die Kultur für den Senat in der Phase bis zum Referendum am 29. November 2015? 2. Welche Maßnahmen, Veranstaltungen und sonstigen Aktivitäten plant der Senat dazu bis dahin? Drucksache 21/1183 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 3. Wer wirkt an der Erarbeitung dieser Maßnahmen mit? 4. Wer entscheidet Maßnahmen, Veranstaltungen und sonstige Aktivitäten bis zum 29. November 2015 und wann genau soll die Entscheidung erfolgen? 5. Welche Maßnahmen wird der Senat zur Öffentlichkeitsarbeit bis dahin durchführen, um die Bedeutung und Perspektiven der Kultur für die Spiele vor dem Referendum bei den Hamburgerinnen und Hamburgern zu verankern? Auf Einladung der Kultursenatorin befasst sich seit Mai 2015 eine Arbeitsgruppe mit der Vorbereitung des Kulturprogramms. Am 8. Juli 2015 fand auf Kampnagel ein Workshop statt, an dem rund 140 Vertreterinnen und Vertreter aus den Bereichen Kunst, Kultur, Sport und Medien teilnahmen. Am 28. September 2015 wird es eine Fortsetzung dieses Workshops geben, ein sogenanntes Fest der Ideen. Künstlerinnen und Künstler sind aufgerufen, erste Ideen für das Kulturprogramm zu entwerfen. Zu dem „Fest der Ideen“ haben die Künstlerische Leiterin von Kampnagel, der Intendant des Thalia Theaters, die ehemalige Cultural-Olympiad-Director Ruth Mackenzie und der Architekt und Professor für Designtheorie an der Hochschule für bildende Künste, Friedrich von Borries, aufgerufen. Weitere Veranstaltungen vor dem Referendum sind derzeit nicht geplant. Die Einbindung von Kultur-Themen in Veranstaltungen zu anderen Schwerpunkten wird derzeit geprüft. Die zuständige Behörde steht dazu im Kontakt mit anderen Behörden und der Bewerbungsgesellschaft. B. Kultur & Olympia im Wettbewerb bis zum Vergabeentscheid 2017 6. Welche Rolle spielt die Kultur für den Senat in der Phase bis zum Vergabeentscheid 2017? 7. Welche kulturellen Maßnahmen, Veranstaltungen und sonstigen Aktivitäten plant der Senat bis dahin? 8. a) Wer erarbeitet diese kulturellen Maßnahmen genau? b) Welche Hamburger Partner und Institutionen wirken daran mit? c) Welche nationalen Partner und Institutionen wirken daran mit? d) Welche internationalen Partner und Institutionen wirken daran mit? 9. Wer trifft die Entscheidungen über diese Maßnahmen, und wann? Das Kulturprogramm wird eine Schlüsselrolle spielen und ist ein wichtiger Baustein der Hamburger Olympiabewerbung. Ziel des Senats ist es, Kultur zu einem besonders nachhaltigen Aspekt der Spiele 2024 zu machen. Die Entwicklung dieses Programms ist ein laufender Prozess, der von vielen Beteiligten in Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Kulturschaffenden, der Bewerbungsgesellschaft und dem Bund gestaltet werden wird. Die Planungen sind entsprechend noch nicht abgeschlossen. 10. Welche Maßnahmen sollen Bestandteil des Mini Bid Books werden, das Anfang Januar 2016 abgegeben werden muss? 11. Welche Maßnahmen müssen beziehungsweise werden für die endgültigen Bewerbungsunterlagen konkretisiert? Das IOC hat in der 128. Session in Kuala Lumpur (31. Juli bis 3. August 2015) beschlossen, dass der Bewerbungsprozess um die Spiele 2024 neu strukturiert wird und erste Informationen dazu veröffentlicht: Künftig wird es anstelle eines Mini Bid Books und eines Bid Books drei Arbeitsphasen geben, in deren Verlauf drei sogenannte Candidature Files abgegeben werden müssen. Detaillierte Anforderungen zum Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/1183 3 neuen Bewerbungsverfahren werden den Bewerberstädten voraussichtlich am 16. September 2015 zugestellt. Eine Konkretisierung für die Bewerbungsunterlagen beziehungsweise die Beantwortung von Fragen unter anderem zu Maßnahmen und Inhalten ist vor diesem Zeitpunkt nicht möglich. C. Kultur während der Olympiade 2020 bis 2024 12. Wie beurteilt der Senat die Londoner Kulturolympiade 2008 bis 2012 und sieht er darin ein Vorbild auch für Olympische und Paralympische Spiele in Hamburg? Der Umgang mit Kultur vor und während der Olympischen und Paralympischen Spiele 2012 in London gilt als beispielhaft. London hat bewiesen, dass Sport und Kultur zu einem Gleichklang fähig sind. Ihre Verknüpfung war von Beginn an erkennbar und zog sich in verschiedenen Etappen und Intensitäten durch die Entwicklungsphasen der Spiele 2012. Die Konzeption des Kulturprogramms für die Bewerbung um die Sommerspiele 2024 orientiert sich an dem Londoner Vorbild. Derzeit ist neben Ruth Mackenzie auch die damalige Chair of the London 2012 Culture and Education Committee , Jude Kelly, beratend für den Senat tätig. Ausgehend von den Eckpunkten der Hamburger Bewerbung soll ein Kulturprogramm entwickelt werden, das der vielfältigen hamburgischen und deutschen Kulturszene Rechnung trägt. 13. Welche Rolle soll Kultur für den Senat in der Olympiade 2020 bis 2024 spielen? 14. Welche kulturellen Maßnahmen, Veranstaltungen und sonstigen Aktivitäten plant der Senat für die Olympiade von 2020 bis 2024? Siehe Antwort zu B. 6. bis B. 9. 15. a) Wer erarbeitet diese kulturellen Maßnahmen genau? b) Welche Hamburger Partner und Institutionen wirken daran mit? c) Welche nationalen Partner und Institutionen wirken daran mit? d) Welche internationalen Partner und Institutionen wirken daran mit? Zum Kreis der bisherigen regelmäßigen Partnerinnen und Partner siehe Anlage. Der Zahl der Beteiligten steigt stetig an. Im Übrigen siehe Antwort zu B. 6. bis B. 9. 16. Wer trifft die Entscheidungen über diese Maßnahmen, und wann? 17. Welche davon sollen bereits 2016 in die Bewerbungsunterlagen um die Spiele einfließen? Da sich die Entwicklung des Kulturkonzepts in der Planungs- und Erarbeitungsphase befindet, können dazu noch keine Angaben gemacht werden. Der Senat, die Bewerbungsgesellschaft und die Kulturinstitutionen entscheiden im Rahmen ihrer jeweiligen Verantwortung. D. Kultur & Olympia bei den Spielen 2024 18. Welche Rolle soll Kultur während der Spiele 2024 spielen? Siehe Drs. 21/795. 19. a) Welche kulturellen Maßnahmen, Veranstaltungen und sonstigen Aktivitäten plant der Senat bis dahin? b) Welche Hamburger Partner und Institutionen wirken daran mit? Drucksache 21/1183 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 c) Welche nationalen Partner und Institutionen wirken daran mit? d) Welche internationalen Partner und Institutionen wirken daran mit? 20. Wer trifft die Entscheidungen über diese Maßnahmen, und wann? Siehe Antworten zu B. 6. bis B. 9. und C. 15. bis C. 17. 21. a) Welche Kulturinstitutionen müssen während der Spiele voraussichtlich verlagert werden? b) Welche müssen voraussichtlich geschlossen bleiben? c) Wer muss bis wann darüber entscheiden? Auf der Basis des gegenwärtigen Planungsstands sind – mit Ausnahme des Hafenmuseums Hamburg – keine Einschränkungen oder Verlagerungen von Kulturinstitutionen während der Spiele vorgesehen. 22. Für wie wichtig hält es der Senat, dass sich unsere Hamburger Kulturinstitutionen auf einem international wettbewerbsfähigen Niveau präsentieren können? 23. Welche der großen Hamburger Kulturinstitutionen sind in ihrem baulichen und investiven Zustand heute noch nicht auf einem Niveau, um sich bei den Olympischen Spielen 2024 dem internationalen Publikum angemessen präsentieren zu können? 24. Welche dieser Kulturinstitutionen will der Senat bis 2024 auf ein solches internationales Niveau heben? 25. Wer trifft wann die diesbezüglichen Entscheidungen? 26. Welche finanziellen Mittel sind dafür schätzungsweise erforderlich und aus welchen Quellen sollen diese stammen? 27. Welche dieser Maßnahmen sollen beziehungsweise müssen bereits 2016 in die Bewerbungsunterlagen um die Spiele einfließen? Die Hamburger Kulturinstitutionen präsentieren sich bereits heute auf einem international wettbewerbsfähigen Niveau. Sie sind international gut aufgestellt und vernetzt. Mit Überlegungen zur Qualität ihrer Präsentation im Hinblick auf die Olympiade hat sich der Senat bisher nicht befasst. E. Kultur & Olympia nach den Spielen 28. Welche Perspektiven sieht der Senat für die „Kulturstadt Hamburg“ nach und durch die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele? Siehe Drs. 21/795. 29. a) Welche olympischen Anlagen wären für eine kulturelle Nachnutzung geeignet? b) Welche davon sind dafür vorgesehen? c) Wer trifft dazu wann eine Entscheidung? Derzeit sind als Neubau maximal fünf neue Sportstätten geplant. Die kulturelle Bespielung dieser und der vorhandenen Sportstätten in und um Hamburg ist vorbehaltlich möglicher immissionsschutzrechtlicher oder sonstiger Auflagen grundsätzlich denkbar, so wie es derzeit in Hamburg auch schon an vielen Stellen geschieht. Dies gilt insbesondere für die nach den Olympischen Spielen zum Kreuzfahrtterminal zurückzubauende „Olympic-Cruise-Hall“, gegebenenfalls das Olympiastadion und temporär auch für geeignete Freiflächen im Olympischen Park. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/1183 5 Eine abschließende Planung zu möglichen Nachnutzungen liegt jedoch noch nicht vor. 30. Welche dieser Planungen sollen beziehungsweise müssen bereits jeweils in das Mini Bid Book und dann die vollständigen Bewerbungsunterlagen 2016 einfließen? Siehe Antwort zu B. 10. und B. 11. 31. a) Welche Perspektiven sieht der Senat für die Realisierung der Idee des Deutschen Hafenmuseums durch die Weiterentwicklung der bisherigen Schausammlung des Hamburg Museums am historischen und authentischen Ort der 50er Schuppen im Rahmen der Olympiabewerbung? b) Welche Aktivitäten unternimmt der Senat dazu derzeit? c) Wird das Deutsche Hafenmuseum 2016 Bestandteil der Bewerbungsunterlagen werden und wenn ja, in welcher Form? Wenn nein, warum nicht? Die Errichtung eines Deutschen Hafenmuseums könnte mit Blick auf die hohen Investitionsbedarfe und die zu schaffenden strukturellen Voraussetzungen für einen Ausbau der Schausammlung des Museums für Hamburgische Geschichte nur langfristig und nicht ohne Beteiligung des Bundes realisiert werden. Der Senat hat sich hiermit noch nicht befasst. Drucksache 21/1183 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 6 Anlage Nachname Vorname Funktion und Institution Aust Rando Vorsitzender der Alexander Otto Sportstiftung Dr. Bochow Jörg Chefdramaturg Deutsches Schauspielhaus Hamburg Dr. Brandt Stefan Geschäftsführer Hamburger Kunsthalle Christov-Bakargiev Carolyn Leiterin Documenta 13 Delnon Georges Intendant Hamburgische Staatsoper Deuflhard Amelie Intendantin Kampnagel Prof. Dr. Gaßner Hubertus Direktor Hamburger Kunsthalle Kausch Thorsten Geschäftsführer Hamburg Marketing GmbH Kelly Jude Chair of the London 2012 Culture and Education Committee, South Bank Theatre Langer Christian Geschäftsführer Synchronis Konzept & Kommunikation GmbH Prof. Dr. h.c. Lehmann Klaus-Dieter Präsident Goethe Institut Lieben-Seuter Christoph Generalintendant Laizhalle und Elbphilharmonie Dr. Luckow Dirk Intendant Deichtorhallen Lux Joachim Intendant Thalia Theater Mackenzie Ruth Former Cultural Olympiad Director Artistic Director Designate Holland Festival Mirow Barbara Programmchefin NDR Kultur Otto Alexander Vorsitzender der Geschäftsführung ECE Projektmanagement, Stifter der Alexander Otto Sportstiftung Prof. Rousseau Manuela Dozentin Institut für Kultur- und Medienmanagement, Hochschule für Musik und Theater Schubert Jutta Geschäftsführerin EUCREA Verband Kunst und Behinderung e.V. Schulz Alexander Vertreter der Musikwirtschaft Managing Director Reeperbahn Festival GbR Völckers Hortensia Künstlerische Direktorin Kulturstiftung des Bundes Prof. von Borries Friedrich Professor für Architektur und Designtheorie Berlin und HFBK von Hartz Matthias Künstlerische Leitung Foreign Affairs, Berliner Festspiele von Notz Börries Alleinvorstand Stiftung Historische Museen