BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/11887 21. Wahlperiode 09.02.18 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Birgit Stöver (CDU) vom 02.02.18 und Antwort des Senats Betr.: Kabinettsysteme oder Klassenräume – Einführung des Kabinettsystems im Charlotte-Paulsen-Gymnasium  Immer mehr weiterführende Schulen wandeln ihre Klassenräume in Lernräume um. Im sogenannten Kabinettsystem werden Klassen nicht mehr bestimmte Räume zugeordnet, sondern Lehrern werden Räume (Kabinette) zugewiesen, in denen sie hauptsächlich unterrichten und ihre Schüler zum Unterricht empfangen. Das Kabinettsystem stellt an eine Schule andere Herausforderungen an die räumliche Gestaltung als herkömmliche Klassenräume , sodass eine Umstellung stets Kosten des Umbaus und der Ausstattung erfordern. Vor einem Jahr hat das Charlotte-Paulsen-Gymnasium (CPG) auf das Kabinettsystem umgestellt.  Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Wann haben welche Schulen in Hamburg das Kabinettsystem aus welchem Grund eingeführt? 2. Wie viele Lehrer haben wie viele eigene Kabinette an den jeweiligen Schulen? Bitte getrennt nach Schulen auflisten. 3. Welche räumlichen Anforderungen müssen in der Regel bei einem Wechsel vom Klassenraum zum Kabinett beachtet werden? 4. Welche Kosten waren mit einem Wechsel zum Kabinettsystem bei den Schulen verbunden? Bitte getrennt nach Schule auflisten. Die Entscheidung über ein Kabinettsystem ist im Rahmen der selbstverantworteten Schule der Schulgemeinschaft überlassen. Nach Kenntnis der für Bildung zuständigen Behörde haben folgende Schulen neben dem Charlotte-Paulsen-Gymnasium (CPG) ein Kabinettsystem eingeführt: Schule Zeitpunkt der Einführung Anzahl der Lehrkräfte mit eigenen Kabinetten Albert-Schweitzer- Gymnasium 2014 12 Gymnasium Corveystraße 2012 29 Gymnasium Hummelsbüttel 2013 43 Gymnasium Oberalster 2015 20 Vielfach teilen sich zwei Lehrkräfte ein Kabinett Gymnasium Süderelbe 2010 11 Immanuel-Kant-Gymnasium 2012 annähernd alle; Teilzeit Drucksache 21/11887 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Schule Zeitpunkt der Einführung Anzahl der Lehrkräfte mit eigenen Kabinetten kann je nach Umfang der Reduktion dazu führen, dass sich zwei Lehrkräfte ein Kabinett teilen Walddörfer-Gymnasium 2009 80 teilweise teilen sich zwei Lehrkräfte ein Kabinett Quelle: Schulabfrage bei den angegebenen Schulen Als Gründe für die Einführung des Kabinettssystems wurden die Ermöglichung einer individuellen Raumgestaltung, eine gründliche Vorbereitung der Lernumgebung sowie das stets vorhandene Lehrmaterial angegeben. Die generelle Grundlage für die Raumplanung von Schulen ist das Musterflächenprogramm. Schulen können eigenverantwortlich aus ihrem Budget Mittel für die Umgestaltung der Räume beziehungsweise für die Einführung von Raumkonzepten verwenden wie zum Beispiel für Regale für das Lehrmaterial oder Fächer für die Bücher der Schülerinnen und Schüler. Die Nutzung von Schulräumen liegt in der Verantwortung der jeweiligen Schulleitung und wird nicht zentral erfasst. Daher liegen keine weiteren Erkenntnisse vor. 5. Wann hat das CPG das Kabinettsystem eingeführt? Das CPG hat die probeweise Einführung des Kabinettsystems für zwei Jahre am 3. Mai 2016 in der Schulkonferenz einstimmig beschlossen, aus organisatorischen Gründen startete die Erprobung erst im Mai 2017. 6. Warum wurde der Wechsel von Klassenräumen zum Kabinettsystem am CPG vorgenommen? Die Zielrichtung bestand darin, dass den Lehrkräften zugeordnete Fachräume mit Materialien zum Unterrichtsfach und mit Differenzierungsmaterialien ausgestattet werden konnten. Dies schließt Fördermaterial aus mehreren Jahrgangsstufen ein. Weiterhin besteht der Anspruch, dass durch die Gestaltung des Raums in der Verantwortung einer oder mehrerer Fachlehrkräfte eines Faches der Raum ein deutlich verbessertes äußeres Bild abgibt. Nachteile, die sich aus der Aufgabe eines Klassenraums ergeben, sollten minimiert werden. So werden den Klassen weiter die Räume zugeordnet, in denen einer der beiden Klassenlehrer seinen Fachraum hat. So können diese Klassen die in den Fachräumen vorhandenen Fächer als Schülerfächer nutzen. 7. Welche räumlichen Umbauten wurden wann und zu welchen Kosten dafür am CPG durchgeführt? 8. Wurde für die baulich notwendigen Veränderungen am CPG ein Innenarchitekt zu Rate gezogen? Wenn ja, mit welchem Ergebnis? Wenn nein, warum nicht? Das Kabinettsystem wurde zur Probe eingeführt. Demzufolge können keine baulichen Veränderungen erfolgen, bevor nicht im Sommer 2019 über eine endgültige Einführung entschieden wird. Es erfolgt zurzeit lediglich eine veränderte Nutzung von Räumen . In der Planung des neuen Schulgebäudes wurden von Beginn an Sitzecken und Lerninseln auch im Flurbereich eingeplant, um räumlich differenziertes Lernen zu ermöglichen . Hierfür hat das ausführende Architektenbüro auch Fachleute für die Innenausgestaltung hinzugezogen, unabhängig von der Nutzung der Räume im Kabinettsystem . Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11887 3 9. Wurden eigene Sitzecken für die Schüler im CPG eingerichtet? Wenn ja, wie viele? Wenn nein, warum nicht? Es wurden neue Sitzecken in allen Gebäuden eingerichtet, zwei Aufenthaltsräume für Schüler bereitgestellt und bestehende Sitzmöglichkeiten weiter genutzt. Im neuen Schulgebäude findet man drei Sitzecken mit je 30 Plätzen, vom planenden Architektenbüro umgesetzt, sowie einen Sitzbereich mit 40 Sitzplätzen in der Eingangshalle , von der Schule eingerichtet. In den Gebäuden Klassenbau und Pavillon wurden von der Schule sechs Sitzecken mit Sitzwürfeln für insgesamt 90 Schüler eingerichtet . Im Bestand des Hauptgebäudes findet man zwei Sitzbereiche mit je 24 Sitzplätzen in den Foyers. Neu eingerichtet wurde ein Schüleraufenthaltsraum, der unterschiedliche Möblierung aufweist. Der Studienstufe wird ein Raum optional zur Verfügung gestellt, sofern er von ihr selbst gestaltet und verantwortlich gepflegt wird. 10. Können die Schüler am CPG ihre Schulbücher in einem Kabinett hinterlegen , so wie es zuvor im Klassenraum möglich war? Wenn nein, warum nicht? Klassenleitungen, die Fachräume im neuen Schulgebäude haben, stellen dort vorhandene Fächer in den Räumen ihren Klassen und damit den Schülern zur Verfügung , siehe auch Antwort zu 6. Dies kann für etwa ein Drittel der Schüler des CPG geschehen. Weiterhin haben mehrere Fachbereiche in ihren Fachräumen bereits halbe Klassensätze von Büchern deponiert, damit die Schüler ihre Bücher nicht nach Haus und zur Schule tragen müssen. Zusätzlich gibt es für alle Schüler die Möglichkeit , Spinde anzumieten. 11. Wurden die privat anmietbaren Spinde im CPG statt vor den Klassenräumen nun zentral aufgestellt? Wenn nein, warum nicht? Spinde gibt es auf Wunsch der Familien am CPG seit circa zehn Jahren. Sie werden dort aufgestellt, wo es die Fluchtwegsituation erlaubt, bei mehreren Alternativen nahe dem früheren Klassenraum. Dieser dezentrale Bestand wurde mit Einführung des Kabinettsystems aufgestockt und auch im neuen Gebäude wurde ein zusätzlicher Bestand geschaffen. Eine zentrale Aufstellung ist nicht im Sinne aller Schulmitglieder am CPG. 12. Wird auf der Internetseite des CPG und wurde am Tag der offenen Tür für die aktuellen vierten Klassen bekannt gegeben, dass das CPG ein Kabinettsystem hat? Wenn nein, warum nicht? Auf der Internetseite des CPG wird nicht auf das Kabinettsystem hingewiesen, da die Internetseite derzeit neu aufgebaut wird. Des Weiteren befindet sich das CPG im Prozess , Vor- und Nachteile des Kabinettsystems auszuloten, siehe auch Antwort zu 5. Während des Tages der offenen Tür wurden die Gäste durch die ganze Schule geführt. Dabei wurde von den Lehrkräften darauf hingewiesen, dass man sich jetzt im Fachraum für ein jeweiliges Fach befinde. Weiterhin wird für die Jahrgangsstufen 5 bis 7 der Unterricht des Klassenlehrerteams in einem Raum konzentriert. 13. Welche Rückmeldungen gaben beziehungsweise geben die Schüler und Eltern beziehungsweise Schülervertreter und Elternvertreter zur Umstellung auf das Kabinettsystem mit Einführung beziehungsweise nun nach einem Jahr? 14. Sind in den fünften und sechsten Klassen Befragungen der Schüler bezüglich der Einführung des Kabinettsystems nun nach einem Jahr vorgenommen worden? Wenn ja, mit welchem Ergebnis? Drucksache 21/11887 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Wenn nein, warum nicht? Das CPG erprobt erst seit neun Monaten das neue Kabinettsystem. Für diesen kurzen Zeitraum ist keine Evaluation geplant. Eltern haben die Verfügbarkeit von Schließfächern bereits in der Planungsphase im ersten Halbjahr 2017 angemahnt. Die Mangelsituation wurde mit Beginn des neuen Schuljahres und Einführung des Kabinettsystems abgestellt. Für die Zwischenlagerung von Musikgeräten, die mehr Raum erfordern, hat die Schule Lösungen in verschließbaren Räumen gefunden.