BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/11910 21. Wahlperiode 13.02.18 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Deniz Celik (DIE LINKE) vom 06.02.18 und Antwort des Senats Betr.: Multiresistente Keime auch in Hamburger Gewässern? NDR Info berichtet in einer Reportage am 6.2.2018, dass in Niedersachsen in mehreren Gewässern diverse multiresistente Keime nachgewiesen wurden, gegen die zum Teil auch Reserveantibiotika nicht mehr wirksam sind. Zu den Gewässern gehören Flüsse, Bäche, Seen, Badegewässer und die Kanalisation (siehe https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Gefaehrliche- Keime-in-Baechen-Fluessen-und-Seen,keime302.html), besonders auch in der Nähe von Altenpflege-Einrichtungen, Krankenhäusern und intensiver Tierhaltung. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Multiresistente Keime kommen heute in vielen Gewässern vor, in die häusliches Abwasser geklärt oder ungeklärt zum Beispiel durch Klärwerksablauf oder Mischwasserüberläufe eingeleitet wird. In Hamburg wird nur eine kommunale Kläranlage betrieben , die direkt in die Elbe einleitet. Weitere Ursachen für die Verbreitung multiresistenter Keime sind intensive Tierhaltung sowie intensiver Ackerbau. Beides wird in Hamburg nicht ausgeübt. Daher hat der Senat keinen Grund zu der Annahme, dass multiresistente Keime in Hamburg stärker verbreitet sind oder in höheren Konzentrationen vorkommen. Um über einen möglichen Handlungsbedarf für Maßnahmen gegen multiresistente Keime zu entscheiden, hat die zuständige Fachbehörde gleichwohl gemeinsam mit HAMBURG WASSER ein Untersuchungsprogramm initialisiert. Mit diesem soll unter anderem die Notwendigkeit einer vierten Reinigungsstufe für den Hamburger Klärwerksverbund Köhlbrandhöft/Dradenau geprüft werden. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen stehen noch aus. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Welche Erkenntnisse hat der Senat über das Vorkommen von multiresistenten Keimen (insbesondere MRSA und MRGN) in Hamburger Gewässern ? 2. Welchen Handlungsbedarf sieht der Senat? Welche Maßnahmen sind gegebenenfalls geplant? Siehe Vorbemerkung. 3. Welche Hamburger Gewässer werden auf die Wasserqualität geprüft, und wird dabei auch auf multiresistente Keime geprüft? Nach welcher Systematik werden die Prüfungen geplant und durchgeführt? (Bitte aufschlüsseln nach geprüften Gewässern, Prüfzeitpunkten und Prüfergebnissen insbesondere in Bezug auf multiresistente Keime.) Drucksache 21/11910 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Alle Hamburger Wasserkörper gemäß EG-Wasserrahmenrichtlinie werden auf die chemische und ökologische Wasserqualität geprüft und bewertet, siehe dazu http://www.hamburg.de/wrrl. Hamburger Badegewässer werden auch auf Keimbelastung (intestinale Enterokokken und Escherichia coli) geprüft, siehe dazu http://www.hamburg.de/badegewaesser. Multiresistente Keime werden nicht untersucht. 4. Werden gezielt Gewässer in der Nähe von Krankenhäusern, Altenpflegeeinrichtungen und landwirtschaftlichen Betrieben mit Tierhaltung auf multiresistente Keime geprüft? Falls ja, wie lauten die Ergebnisse? Und falls nein, sind derartige Prüfungen geplant und gegebenenfalls warum nicht? Nein, siehe Vorbemerkung. 5. Welche Erkenntnisse hat der Senat über das Vorkommen von multiresistenten Keimen in Hamburger Badegewässern? Wie schätzt der Senat das Risiko ein, dass Badende durch multiresistente Keime besiedelt oder infiziert werden? Siehe Vorbemerkung und Antwort zu 3. 6. Gab es in den vergangenen zwei Jahren Badewarnungen oder andere Warnungen aufgrund des Vorkommens von multiresistenten Keimen im Wasser? Falls ja, bitte auflisten. Nein. 7. In welcher Weise können Klärwerke in Hamburg (zum Beispiel durch eine sogenannte vierte Stufe) Abwässer von multiresistenten Keimen befreien? Falls das noch nicht möglich ist: Welche Planungen gibt es, die Klärwerke nachzurüsten? Falls es keine Nachrüstungen geben soll, warum nicht? Siehe Vorbemerkung. 8. Hat der Senat Erkenntnisse, ob es in Hamburg schon einmal zu einer Infektion oder Besiedlung mit multiresistenten Keimen gekommen ist durch den Kontakt mit Hamburger Gewässern oder der Kanalisation in Hamburg? Welche Erkenntnisse sind das? Der zuständigen Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz liegen keine Kenntnisse einer Infektion oder Besiedelung von Menschen durch multiresistente Keime durch Kontakt mit Hamburger Gewässern oder Abwasser vor. 9. Beim G20-Gesundheitsministertreffen war eines der Schwerpunktthemen der Kampf gegen die globale Ausbreitung von Antibiotika- Resistenzen (Drs. 21/9470). Wurde bei diesem Treffen auch das Problem der multiresistenten Keime in Gewässern behandelt? Falls ja, was waren die Beratungsergebnisse? Falls nein, warum nicht? Die Berliner Erklärung auf der Grundlage des Treffens der Gesundheitsminister der G20-Staaten vom 19. bis 20. Mai 2017 thematisiert die Antibiotikaresistenz in allumfassender Form. Siehe dazu auch: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/ 3_Downloads/G/G20-Gesundheitsministertreffen/ Berliner_Erklaerung_der_G20_Gesundheitsminister_20-05.2017.pdf. Weitere Erkenntnisse dazu liegen der zuständigen Fachbehörde nicht vor.