BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/11917 21. Wahlperiode 13.02.18 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Birgit Stöver (CDU) vom 06.02.18 und Antwort des Senats Betr.: Drogentote 2017 in Hamburg Drogenkonsum ist mit hohen gesundheitlichen Risiken verbunden, die bis zum Tod führen können. Daher setzt Hamburg seit Jahren auf vielfältige Beratungs- und Präventionsmaßnahmen – vom niedrigschwelligen Angebot bis hin zum Methadonprogramm. Dem waren die unhaltbaren Zustände der offenen Drogenszene am Hamburger Hauptbahnhof und in St. Georg um die Jahrtausendwende vorausgegangen . Über 100 Drogentote waren damals pro Jahr zu beklagen. Diese erschreckende Zahl ist während der CDU-Regierungszeit von 2001 – 2011 sukzessive gesunken und erreichte mit 49 Drogentoten einen historischen Tiefstand. Doch diese im Kern erfreuliche Tendenz fand im Jahr 2013 ein jähes Ende. Wie aus der Antwort des Senats auf meine Anfrage (Drs. 20/10941) hervorging , starben 2013 insgesamt 62 Menschen in Hamburg durch den Konsum von Drogen. Dies entsprach einem Anstieg um 25 Prozent innerhalb nur eines Jahres und lag deutlich über der bundesweiten Steigerung von 8 Prozent im selben Zeitraum. Im Jahr 2014 deutete sich eine leichte Entspannung an, die Zahl sank auf 51 Todesfälle (Drs. 20/14523). 2015 stieg die Zahl dann wiederum auf 59 Fälle (Drs. 21/3590) und 2016 sogar auf 75 Fälle (Drs. 21/7834). Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Im mehrjährigen Vergleich liegt die Zahl der Drogentoten von 2017 wieder auf dem Niveau der Vorjahre. Die Anzahl der Personen, die aufgrund ihres Drogenkonsums sterben, unterliegt jährlichen Schwankungen. Monokausale Erklärungsmodelle, die diese Schwankungen erklären, scheiden aufgrund der Komplexität der Gründe, die zu einem Drogentodesfall führen, aus. Insbesondere ist zu berücksichtigen, dass ein hoher Anteil der Drogentoten auf Langzeitschädigungen zurückzuführen ist. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Wie viele Drogentote gab es im Jahr 2017 in Hamburg? Bitte zusätzlich angeben: a. die Verteilung der Opferzahlen auf die Geschlechter, b. das Durchschnittsalter der Opfer, Jahr 2017 Drogentote gesamt 60 davon weiblich 8 davon männlich 52 Drucksache 21/11917 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Jahr 2017 Durchschnittsalter in Jahren 42,8 c. die Zahl der Drogentoten je 100.000 Einwohner, Die Zahl der Drogentoten je 100.000 Einwohner basierend auf der Einwohnerzahl des Statistikamtes Nord vom 31. Dezember 2016 (1.810.438 Einwohner) ergibt einen Wert von 3,31 Drogentoten je 100.000 Einwohner. d. die Zahl der Drogentoten im Straßenverkehr, Es gab 2017 keine Drogentoten im Zusammenhang mit dem Straßenverkehr. e. die Todesursache, aufgeschlüsselt nach monovalenten Vergiftungen (Opiate, Opiat-Substitutionsmittel, andere Substanzen als Opiate ), polyvalenten Vergiftungen (Opiate, Opiat-Substitutionsmittel, andere Substanzen als Opiate), Vergiftungen durch psychoaktive Medikamente, Suiziden, Unfällen und sonstigen Fällen. Todesfälle im Zusammenhang mit Betäubungsmittelmissbrauch werden durch das Institut für Rechtsmedizin Hamburg (IfR) untersucht und dort festgestellte Todesursachen dem Landeskriminalamt Hamburg (LKA) mitgeteilt. Die vom IfR festgestellten und dem LKA gemeldeten Todesursachen sind der folgenden Tabelle zu entnehmen: Todesursachen 2017 „monovalente“ Vergiftungen durch Opioide/Opiate 13 davon Heroin/Morphin 3 davon Opiat-Substitutionsmittel 10 davon Opiat-basierte Arzneimittel 0 „polyvalente“ Vergiftungen durch Opioide/Opiate * 17 davon Heroin/Morphin i.V.m. anderen Substanz(en) 9 davon Opiat-Substitutionsmittel i.V.m. anderen Substanz(en) 10 davon Opiat-basierte Arzneimittel 1 „monovalente“ Vergiftungen durch andere Substanzen als Opioide/Opiate (ohne psychoaktive Substanzen) 11 „polyvalente“ Vergiftungen durch andere Substanzen als Opioide/Opiate 1 Vergiftungen durch psychoaktive Medikamente ausschließlich 0 Suizide 4 Langzeitschädigungen 11 Unfälle 1 Sonstige 0 Nicht spezifizierte/unbekannte Vergiftungen 2 Gesamtzahl der Todesfälle 60 * Bei den „polyvalenten“ Vergiftungen durch Opioide/Opiate sind Mehrfachnennungen und Überschneidungen in den Untergruppierungen möglich. 2. Wie bewertet der Senat beziehungsweise die zuständige Behörde die unter 1. abgefragte Zahl der Drogentoten in Hamburg im Jahr 2017? Handelt es sich angesichts der Zahlen aus den Vorjahren aus Sicht der zuständigen Behörde um eine zufällige Entwicklung? Wenn nein, welche Ursachen und Gründe hat die Entwicklung der Fallzahlen ? Siehe Vorbemerkung. 3. Wie hat sich die Zahl der Drogentoten je 100.000 Einwohner in den Bundesländern seit 2011 entwickelt? Bitte jahresweise und für jedes Bundesland inklusive Hamburg sowie für Deutschland gesamt angeben. Das Bundeslagebild Rauschgiftkriminalität des Bundeskriminalamts für das Jahr 2017 liegt noch nicht vor. Im Übrigen siehe Bundeskriminalamt – Bundeslagebild Rauschgiftkriminalität 2015 und 2016: https://www.bka.de/SharedDocs/Downloads/DE/ Publikationen/JahresberichteUndLagebilder/Rauschgiftkriminalitaet/ 2016RauschgiftBundeslagebildTabellen.pdf?__blob=publicationFile&v=6. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11917 3 4. Wie hat sich die Zahl der Drogentoten je 100.000 Einwohner in anderen deutschen Großstädten seit 2011 entwickelt? Bitte jahresweise und für jede Großstadt angeben. Siehe Drs. 21/7834 und Drs. 21/11606. Darüber hinaus liegen keine Daten im Sinne der Fragestellung vor.