BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/11932 21. Wahlperiode 16.02.18 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Daniel Oetzel (FDP) vom 08.02.18 und Antwort des Senats Betr.: Kontaktstudium für ältere Erwachsene Durch das Angebot des Kontaktstudiums an der Universität Hamburg wird älteren Menschen eine Möglichkeit zur persönlichen Weiterbildung eröffnet. Gegen einen Semesterbeitrag von 130 Euro können verschiedene Vorlesungen belegt werden. Darüber hinaus ist das Programm an keine Alters- oder Bildungsvoraussetzungen geknüpft. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der Universität Hamburg (UHH), der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW), der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH), der HafenCity Universität (HCU), der Hochschule für Musik und Theater Hamburg (HfMT) und der Hochschule für Bildende Künste Hamburg (HFBK) wie folgt: 1. Wie viele Teilnehmer hatte das Programm „Kontaktstudium für ältere Erwachsene“ (KSE) jeweils in den Jahren 2015, 2016, 2017? 2. Welche Altersstruktur wiesen die Teilnehmer des KSE jeweils in den Jahren 2015, 2016, 2017 auf? (Bitte um Angabe aufgegliedert nach Jahr, Alter, Winter- und Herbstsemester.) Siehe Anlage. 3. Welchen Bildungsabschluss hatten die Teilnehmer des KSE jeweils in den Jahren 2015, 2016, 2017? (Bitte um Angabe aufgegliedert nach Jahr und Bildungsabschluss, Winter- und Herbstsemester.) Angaben zur Vorbildung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des KSE erfolgen auf freiwilliger Basis, da es keine formalen Zugangsvoraussetzungen für das nicht abschlussbezogene Kontaktstudium gibt. Eine Aufschlüsselung nach den verschiedenen Bildungsabschlüssen der Teilnehmenden nach Jahren beziehungsweise Studiensemestern ist der UHH in der für die Beantwortung einer Schriftlichen Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich gewesen, da eine systematische Erfassung dieser Daten an der UHH nicht vorgenommen wird und somit eine händische Auswertung der Akten notwendig gewesen wäre. 4. Wie viele Teilnehmer haben das Kontaktstudium seit 2015 über einen Zeitraum von mehr als einem Semester genutzt? (Bitte um Angabe aufgegliedert nach Dauer der Nutzung, Jahr, Winter- und Herbstsemester.) Mit Stichtag 14. Februar 2018 haben seit dem Sommersemester 2015 486 Teilnehmende für die Dauer von zwei Semestern, 444 Teilnehmende für die Dauer von drei Semestern, 346 Teilnehmende für die Dauer von vier Semestern, 388 Teilnehmende für die Dauer von fünf Semestern und 847 Teilnehmende für die Dauer von sechs Semestern am Kontaktstudium teilgenommen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Drucksache 21/11932 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Semester nicht in unmittelbar zusammenhängender zeitlicher Abfolge absolviert worden sein müssen. Eine Aufschlüsselung nach Jahren beziehungsweise Studiensemestern ist der UHH in der für die Beantwortung einer Schriftlichen Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich gewesen, da eine systematische Erfassung dieser Daten an der UHH nicht vorgenommen wird und somit eine händische Auswertung der Akten notwendig gewesen wäre. a. Soweit kein Teilnehmer das KSE länger als ein Semester genutzt hat: Warum kam es zu keiner längerfristigen Nutzung? b. Soweit Teilnehmer das KSE länger als ein Semester genutzt haben: Ist diese längerfristige Nutzung von der Freien und Hansestadt Hamburg intendiert? Für diejenigen, die sich über mehrere Semester intensiv mit wissenschaftlichen Inhalten und Fragestellungen auseinandersetzen möchten, bietet das Zentrum für Weiterbildung (ZFW) der UHH entsprechend Zertifikatsangebote an (zum Beispiel das viersemestrige Studienangebote „Kontaktstudium Geschichte – Die Habsburger“ als Bestandteil des Kontaktstudiums für ältere Erwachsene). Diese curricularen Angebote der UHH können bei erfolgreicher Teilnahme mit einem Zertifikat abgeschlossen werden . Insoweit ist das KSE auch auf eine längerfristige Nutzung ausgelegt. Im Übrigen handelt es sich beim Kontaktstudium um ein nicht abschlussbezogenes Studienangebot , bei dem es keine formalen Teilnahmevoraussetzungen gibt. Die Anmeldung erfolgt immer semesterweise. Dieses Angebotsformat kommt den Bedürfnissen der Mehrzahl der Kontaktstudierenden entgegen, die sich durch eine Vielzahl von Aktivitäten (Sport, Reisen et cetera) und Verpflichtungen (bürgerschaftliches Engagement, familiäre Betreuungsaufgaben et cetera) auszeichnen. Dies wird unter anderem deutlich an der Diskrepanz zwischen Teilnehmerzahlen im Sommersemester und Wintersemester (siehe Antwort zu 1. und 2.). 5. Wie ist die Geschlechteraufteilung des KSE jeweils in den Jahren 2015, 2016, 2017? (Bitte um Angabe aufgegliedert nach Jahr, Winter- und Herbstsemester.) SoSe 2015 WiSe 2015/16 SoSe 2016 WiSe 2016/17 SoSe 2017 WiSe 2017/18 Teilnehmerin weiblich 866 1023 818 1042 897 983 Teilnehmer männlich 870 1076 896 1109 934 1095 6. Wie viele Teilnehmer haben sich bisher für das KSE im Jahr 2018 gemeldet und wie setzen sich diese mit Bezug auf die Fragen 2. – 5. zusammen? Für das Jahr 2018 liegen noch keine Anmeldungen vor. Die Vorlesungszeit für das Sommersemester 2018 beginnt am 3. März 2018. Eine Anmeldung zum Kontaktstudium ist erst ab Anfang März 2018 möglich. 7. Wie hoch war der Finanzbedarf des KSE jeweils in den Jahren 2015, 2016, 2017? Der Finanzbedarf des KSE betrug im Jahr 2015 413.574,62 Euro, im Jahr 2016 364.364,43 Euro und im Jahr 2017 354.832,99 Euro. 8. Wie hoch wird der Finanzbedarf im Jahr 2018 voraussichtlich sein? Der Finanzierungsbedarf für 2018 wird nach Aussage der UHH voraussichtlich circa 400.000 Euro betragen. 9. Wird die Zufriedenheit der Teilnehmer mit dem KSE evaluiert? a. Wenn ja, wie hoch war die Zufriedenheit mit dem KSE jeweils in den Jahren 2015, 2016, 2017? Eine Evaluation des Zusatzprogramms wurde im Wintersemester 2016/2017 zusammen mit der Interessenvertretung des Kontaktstudiums durchgeführt. Sie zeigt im Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11932 3 Durchschnitt einen hohen Zufriedenheitswert der Kontaktstudierenden (siehe https://www.zfw.uni-hamburg.de/kontaktstudium/interessenvertretung/infos-tippsdokumente /evaluationksews1617). Das Fakultätsprogramm evaluiert das ZFW nicht. Das ZFW pflegt einen engen und intensiven Austausch mit dem Sprecherrat der Kontaktstudierenden . Wünsche und Verbesserungsvorschläge, die über den Sprecherrat eingebracht werden, werden soweit möglich berücksichtigt beziehungsweise umgesetzt . Die Interessenvertretung lädt einmal im Semester zu einer Vollversammlung aller Kontaktstudierenden ein und veranstaltet einmal monatlich ein Kontaktcafé, das zum informellen Austausch einlädt. Beide Veranstaltungen bieten den Kontaktstudierenden die Möglichkeit, Rückmeldung zum Kontaktstudium zu geben. b. Wenn ja, welche Beschwerden und Verbesserungsvorschläge über das KSE wurden der Freien und Hansestadt Hamburg zugeleitet? c. Wenn nein, warum wird die Zufriedenheit mit dem KSE nicht evaluiert ? An das ZFW wurden folgende Verbesserungsvorschläge im Rahmen von Feedbackrunden , Einzelgesprächen et cetera adressiert: Erhaltung der Möglichkeit der gemeinsamen Teilnahme mit jungen Studierenden am Fakultätsangebot. Mehr geöffnete Fakultätsveranstaltungen, unter anderem in den Fächern Geschichte, Kunstgeschichte, Kulturkunde, Literatur, Theologie, Geographie. Mehr Kontingente (Teilnahmeplätze) für Kontaktstudierende in besonders nachgefragten Veranstaltungen, die in Hörsälen mit genügend Platzkapazitäten stattfinden. Mehr Themenvielfalt in den geöffneten Seminaren in den Kultur- und Geisteswissenschaften . 10. Plant die Freie und Hansestadt Hamburg einen Ausbau des KSE in den kommenden Jahren? a. Wenn ja, wie soll dieser Ausbau konkret aussehen und welchen Finanzbedarf wird dieser haben? b. Wenn nein, warum ist kein Ausbau des KSE geplant? Die UHH strebt beim KSE den Erhalt des Status quo an. Ein Ausbau ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorgesehen, da die möglichen freien Kapazitäten durch die im Durchschnitt 2.000 Kontaktstudenten pro Semester bestmöglich ausgeschöpft werden. Die Möglichkeiten orientieren sich auch an den zur Verfügung stehenden Ressourcen wie zum Beispiel dem Platzkontingent nach Berücksichtigung der Regelstudierenden. 11. Welche Programme für die Weiterbildung älterer Erwachsenen existieren innerhalb der Freien und Hansestadt Hamburg über das KSE hinaus? Im Rahmen des Operationellen Programms der Freien und Hansestadt Hamburg zur Umsetzung des Europäischen Sozialfonds in der Förderperiode 2014 – 2020 wird das Projekt Hamburger Weiterbildungsbonus finanziert (http://www.esf-hamburg.de/ projekte-neu/8547744/weiterbildungsbonus-foerderung-2017/). Mit dem Hamburger Weiterbildungsbonus 2017 – 2020 werden Weiterbildungsmaßnahmen für unterschiedliche Zielgruppen gefördert und Informationen zur individuell passenden Qualifizierung bereitgestellt. Das Angebot steht auch älteren Erwachsenen offen. Die Agentur für Arbeit Hamburg fördert Personen unabhängig vom Alter nach dem vierten Abschnitt – berufliche Weiterbildung des Dritten Buches Sozialbesetzbuch – SGB III (§ 81 ff SGB III). Dazu gehören unter anderem die Übernahme von Weiterbildungskosten , das Nachholen eines Schulabschlusses oder die Erlangung eines Berufsabschlusses. Diese Maßnahmen richten sich speziell an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die dem Erwerbsleben noch oder wieder zur Verfügung stehen sollen. Drucksache 21/11932 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Die Hamburger Volkshochschule (VHS) bietet ihr offenes Kursprogramm mit jährlich mehr als 6.000 realisierten Kursen und Veranstaltungen und mehr als 70.000 Belegungen für alle erwachsenen Hamburgerinnen und Hamburger an. Speziell für Seniorinnen und Senioren gibt es Angebote in allen Programmsparten, zum Beispiel Computer-Club für Ältere, Englisch für Ältere, Line-Dance für Ältere, Wenn der Wecker nicht mehr klingelt, Gedächtnistraining: Mit Spaß und ohne Leistungsdruck et cetera. Darunter sind zum einen Angebote, die sich organisatorisch und/oder didaktisch auf die Bedarfe der Zielgruppe beziehen, zum anderen sind es Angebote, die bestimmte Themen und Problemstellungen des Älterwerdens aufgreifen . Ein spezifisches Bildungsangebot für ältere Menschen bietet die VHS in ihrem Grundbildungszentrum in Billstedt und in ihrem Seniorenbildungsbereich „HarAlt“ in Harburg an: In HarAlt werden jährlich circa 150 Kurse und Veranstaltungen realisiert. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11932 5 Anlage SoSe 2015 WiSe 2015/16 SoSe 2016 WiSe 2016/17 SoSe 2017 WiSe 2017/18 Altersklasse bis 18 Jahre 1 1 2 1 0 0 Altersklasse bis 25 Jahre 0 0 0 0 0 0 Altersklasse bis 35 Jahre 3 0 0 0 3 4 Altersklasse bis 50 Jahre 31 17 18 20 23 32 Altersklasse bis 65 Jahre 220 265 241 335 298 400 Altersklasse über 65 Jahre 1478 1816 1452 1795 1507 1641 keine Angabe 3 0 1 2 1 1 Teilnehmer gesamt 1736 2099 1714 2153 1832 2078