BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/11934 21. Wahlperiode 16.02.18 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Christel Nicolaysen (FDP) vom 08.02.18 und Antwort des Senats Betr.: Vermittlungserfolge von „Work and Integration for Refugees“ (W.I.R) Gemäß Drs. 21/11649 sollen die aktualisierten Daten der Stichproben zu den Vermittlungserfolgen des Programms „Work and Integration for Refugees“ (W.I.R) „Mitte Februar“1 vorliegen. Dies vorausgeschickt frage ich den Senat: Um den Eingliederungsprozess von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt über einen längeren Zeitraum beobachten und bewerten zu können, wurde die Gruppe der ersten rund tausend Geflüchteten, die in W.I.R neu aufgenommen wurden, in einem aufwändigen Verfahren hinsichtlich der Durchführung von sprachlichen und berufsbezogenen Integrationsmaßnahmen sowie ihrer Vermittlung in Praktika, Ausbildung und Arbeit untersucht. Diese Untersuchung wurde zu fünf Stichtagen – beginnend im April 2016 und endend im Dezember 2017 – vorgenommen. Die Geflüchteten der Auswahlgruppe hatten zu Beginn der Stichprobenbildung zum Jahreswechsel 2015/2016 überwiegend gerade Sprachkurse begonnen oder warteten auf deren Beginn. Weiterführende Fördermaßnahmen waren zu Beginn des Eingliederungsprozesses noch nicht durchlaufen. Diese Auswertung enthält daher wichtige Erkenntnisse über die Etappen des arbeitsmarktlichen Integrationsprozesses, die Wirksamkeit der Beratungen bei W.I.R und die erfolgten Einmündungen in Praktika, Ausbildung und Arbeit sowie deren Nachhaltigkeit. Die Zahl der ursprünglichen 1.068 Kundendatensätze hat sich insbesondere durch Abmeldungen aus dem Regelsystem (Fortzüge) auf 981 Datensätze zum Stichtag 31.12.2017 verringert. Da sich die Geflüchteten der Stichprobe seit nunmehr circa zwei Jahren in Deutschland aufhalten, befindet sich der Großteil dieser Personen inzwischen nicht mehr in der Betreuung durch W.I.R, sondern in den arbeitsmarktlichen Regelsystemen Agentur für Arbeit Hamburg (Agentur), Jobcenter team.arbeit.hamburg (Jobcenter)/Jugendberufsagentur . Die erneute händische Auswertung zum 31.12.2017 bildet die Datengrundlage für die folgenden Antworten. Weitergehende statistische Auswertungen im Sinne der Fragestellungen stehen nicht zur Verfügung. Seitens des Statistikservice der Bundesagentur für Arbeit ist eine Auswertung nur für W.I.R-Kunden nicht möglich. Darüber hinaus hat der Senat bereits mehrfach die zusammen mit den Arbeitsmarktpartnern Agentur und Jobcenter sowie weiteren Kooperationspartnern (hierzu gehören die beiden Kammern, der Unternehmensverband Nord e.V. sowie spezialisierte kommunale Träger) entwickelten Handlungsstrategien und -maßnahmen dargestellt, siehe unter anderem Drs. 21/10523 sowie Drs. 21/11362. Auch die Kooperation mit Ehrenamtlichen über das Dialogforum „Ausbildung und Arbeit“ des Forums Flüchtlingshilfe 1 Vergleiche Drs. 21/11649, Seite 2. Drucksache 21/11934 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 und verschiedene Arbeitsmarktprojekte unterstützen die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten. Dieses gemeinsame Handeln aller arbeitsmarkpolitisch Verantwortlichen sowie von Wirtschaft und Zivilgesellschaft ist erfolgreich. So waren im Berichtsmonat Januar 2018 in Hamburg in den Rechtskreisen des Sozialgesetzbuches (SGB) II und III insgesamt 19.580 Personen aus dem Kontext Fluchtmigration arbeitsuchend gemeldet. Davon sind lediglich 6.912 Geflüchtete arbeitslos gemeldet. Dies bedeutet, dass sich nach wie vor ein hoher Prozentsatz der Geflüchteten in arbeitsmarktpolitischen und Sprachförderungsmaßnahmen befindet. Von Januar bis Dezember 2017 sind in beiden Rechtskreisen insgesamt 3.035 Abgänge aus Arbeitslosigkeit in Erwerbstätigkeit auf dem Arbeitsmarkt erreicht worden. Im gesamten Vorjahr waren dies 1.763 Abgänge (siehe https://statistik.arbeitsagentur.de/). Gleichzeitig liegt der Anteil der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten aus den acht nicht europäischen Asylherkunftsländern (Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien) im Juli 2017 bei 8.257 Personen. Dies entspricht einer Zunahme gegenüber dem Vorjahr von plus 2.234 Personen. Besonders erfreulich ist zudem, dass mit Stand November 2017 gemäß Handels- und Handwerkskammer bereits 860 Personen mit Fluchthintergrund eine betriebliche Ausbildung absolvieren, dies sind über 400 Personen mehr zu Beginn des Jahres 2016. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Wie viele Teilnehmer hat das Projekt W.I.R zum Stichtag 31.01.2018? Jobcenter und Arbeitsagentur verzeichneten mit Stand 4. KW insgesamt 1.417 Kundinnen und Kunden im Betreuungsbestand. Bei den kommunalen Dienstleistern in W.I.R waren mit Stand 4. KW insgesamt 1.871 Kundinnen und Kunden in der Betreuung . 2. Wie viele Flüchtlinge konnten mithilfe des Projektes W.I.R bis zum Stichtag 31.12.2017 tatsächlich in sozialversicherungspflichte Beschäftigungsverhältnisse vermittelt werden? (Bitte monatsweise nach Geschlecht aufschlüsseln.) Von 981 betrachteten W.I.R-Kundinnen und Kunden sind 817 männlich und 164 weiblich . Die nachfolgenden Tabellen zeigen die im Zeitraum April 2016 bis Dezember 2017 aufgenommenen Beschäftigungsverhältnisse und selbstständige Tätigkeiten zum Zeitpunkt der jeweiligen Zählung und differenziert nach Geschlecht. Beschäftigungsentwicklung Stichprobengröße Arbeit Anteil April 2016 1.068 9 0,8 % Sep 2016 1.011 64 6,3 % Dez 2016 995 89 8,9 % Jun 2017 981 226 22,7 % Dez 2017 981 415 42,3 % Geschlechterspezifische Verteilung Eine Aufschlüsselung dieser Auswertung nach Monaten liegt dem Senat nicht vor. 3. In welchen Branchen konnten Flüchtlinge mithilfe des Projektes W.I.R bis zum Stichtag 31.12.2017 tatsächlich in sozialversicherungspflichte Beschäftigungsverhältnisse vermittelt werden? (Bitte monatsweise nach Geschlecht aufschlüsseln.) Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11934 3 Die nachfolgende Übersicht gibt Aufschluss über die Branchen, in denen die Geflüchteten sowohl sozialversicherungspflichtig als auch geringfügig beschäftigt sind. Eine weitere Aufschlüsselung, auch nach Monat oder nach Geschlecht, liegt dem Senat nicht vor. Beschäftigte Geflüchtete nach Branchen 4. Wie viele Flüchtlinge konnten mithilfe des Projektes W.I.R bis zum Stichtag 31.12.2017 tatsächlich in eine duale Ausbildung vermittelt werden? (Bitte jahresweise nach Geschlecht aufschlüsseln.) Bis zum Stichtag konnten 32 (duale) Ausbildungsstellen vermittelt werden, diese verteilen sich wie folgt nach Jahr und Geschlecht: Geschlechterspezifische und zeitliche Verteilung männlich weiblich 2016 9 0 2017 20 2 2018 1 0 Gesamt 30 2 5. In welchen Branchen konnten Flüchtlinge mithilfe des Projektes W.I.R bis zum Stichtag 31.12.2017 tatsächlich in eine duale Ausbildung vermittelt werden? (Bitte nach Geschlecht aufschlüsseln.) Die unter 4. genannten Ausbildungsstellen verteilen sich auf die Branchen wie folgt: Ausbildungsbranchen männlich weiblich Gastgewerbe 6 Sonstige wirtschaftliche Dienstleistung 5 Bildung/Erziehung/Unterricht 1 Handel 2 Gesundheitswesen 3 1 Drucksache 21/11934 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Ausbildungsbranchen männlich weiblich Handwerk 6 1 Sozialwesen 1 Verarbeitendes Gewerbe/Lebensmittel 1 Baugewerbe 2 Information und Kommunikation 3 Gesamt 30 2 6. Wie viele Flüchtlinge konnten mithilfe des Projektes W.I.R bis zum Stichtag 31.12.2017 tatsächlich in ein Praktikum vermittelt werden? (Bitte nach Geschlecht aufschlüsseln.) 230 männliche und 32 weibliche Geflüchtete, die durch W.I.R betreut wurden/werden, haben bis zum Stichtag insgesamt 262 Praktika absolviert. 7. In welchen Branchen konnten Flüchtlinge mithilfe des Projektes W.I.R bis zum Stichtag 31.12.2017 tatsächlich in ein Praktikum vermittelt werden ? (Bitte nach Geschlecht aufschlüsseln.) Branchenspezifische Auswertungen werden im Bereich der Praktika statistisch nicht erfasst. 8. Wie viele Flüchtlinge konnten mithilfe des Projektes W.I.R bis zum Stichtag 31.12.2017 in ein Studium vermittelt werden? (Bitte nach Studiengang beziehungsweise -richtung und Geschlecht aufschlüsseln.) Elf Geflüchtete haben bis zum Stichtag ein Studium aufgenommen, davon acht männliche und drei weibliche Geflüchtete: männlich weiblich Informatik/Wirtschaftsinformatik 2 2 Bau- und Umweltingenieurswesen 2 0 Medizintechnik 1 0 Zahnmedizin 0 1 Wirtschaft 1 0 ohne Angabe 2 0 Gesamt 8 3 9. Wie viele Flüchtlinge konnten mithilfe des Projektes W.I.R bis zum Stichtag 31.12.2017 in einen Sprachkurs vermittelt werden? (Bitte monatsweise nach Geschlecht aufschlüsseln.) Von den 981 im Rahmen der Stichprobe betrachteten Geflüchteten haben 971 mindestens einen Sprachkurs besucht. Davon waren 817 männlich und 154 weiblich. Insgesamt wurden 1.855 Einzelmaßnahmen zur Sprachförderung durchgeführt. Es liegt keine monatsweise Auswertung vor. 10. Wie viele Flüchtlinge, die mithilfe des Projektes W.I.R bis zum Stichtag 31.12.2017 in einen Sprachkurs vermittelt wurden, haben diesen erfolgreich abgeschlossen? (Bitte nach Abschluss und Geschlecht aufschlüsseln .) Eine Aufschlüsselung dieser Auswertung nach Abschluss und Geschlecht liegt nicht vor.