BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/11944 21. Wahlperiode 16.02.18 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Jennyfer Dutschke (FDP) vom 08.02.18 und Antwort des Senats Betr.: Vancomycin-resistente Enterokokken im AK St. Georg Der Medienberichterstattung war zu entnehmen, dass in der Asklepios Klinik St. Georg ein Auftreten Vancomycin-resistenter Enterokokken dazu geführt hat, dass ein Patient bereits an einer Sepsis leide und weitere Patienten kolonisiert seien. Planbare Eingriffe würden in der Folge auf der Intensivstation nicht mehr durchgeführt und es herrschten „Barrierepflege“ und „Kohortenisolation“. Aus der Hamburger Notversorgung ist das AK St. Georg aber noch nicht abgemeldet . Dies vorausgeschickt frage ich den Senat: 1. Welche Kenntnisse hat der Senat zum oben genannten Vorfall hinsichtlich : a. Anzahl der infizierten/kolonisierten Patienten, Ein Patient ist (Stand 13.02.2018) infiziert und 16 Patienten sind kolonisiert. b. Schwere der jeweiligen Infektionen, Multimorbide oder immungeschwächte Personen sind durch Infektionen besonders gefährdet. c. mutmaßlicher Herkunft der VRE, Die Herkunft der VRE ist unbekannt, man findet diese Bakterien zum Beispiel gelegentlich in der Darmflora von gesunden und kranken Personen. Eine Verbreitung von Enterokokken beziehungsweise VRE kann zum Beispiel durch Kontakt über die Hände , über kontaminierte Gegenstände oder kontaminierte patientennahe Flächen erfolgen . d. mutmaßlicher Verbreitung der VRE im AK St. Georg? Wie viele der ermittelten VRE kolonisierten Patienten tatsächlich in einem epidemischen Zusammenhang stehen, ist erst nach Vorliegen des Ergebnisses der Genotypisierung der Stämme im Referenzlabor einschätzbar. 2. Welche Maßnahmen wurden seitens der Behörden und des AK St. Georg ergriffen, um a. eine Verbreitung der VRE zu vermeiden (bitte detailliert auflisten und in Wirkungsweise beschreiben), Nach Auskunft des zuständigen Bezirksamtes wurden folgende Maßnahmen ergriffen: Drucksache 21/11944 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Einberufung eines Ausbruchmanagement-Teams in der AK St Georg zur Analyse der Situation und Festlegung erforderlicher Erstmaßnahmen Information des Stationspersonals, des Leitungspersonals der AK St. Georg, des Personals der Funktionsdienste wie zum Beispiel Reinigungsdienst, Physiotherapie , Transportdienst über das hygienerelevante Ereignis und Beratung/Schulung zu erforderlichen Hygienemaßnahmen durch das Hygienefachpersonal (Krankenhaushygienikerin , Hygienefachkräfte, Hygienebeauftragter Arzt). Durch strikte Einhaltung der Basishygienemaßnahmen und der VRE-spezifischen Hygienemaßnahmen gemäß dem aktuellen VRE-Hygieneplan (unter besonderer Berücksichtigung der Händehygiene) soll verhindert werden, dass sich Vancomycin-resistente Enterokokken auf der Station weiter verbreiten oder durch Personalbewegung auf andere Stationen gelangen. Erhöhung der Frequenz der routinemäßigen desinfizierenden Reinigung zur Verhinderung der Verbreitung von VRE über potenziell kontaminierte Flächen auf drei Mal täglich Kontaktisolierung (Einzelzimmerisolierung, Kohortenisolierung, Bettplatzisolierung) des mit VRE infizierten und der mit VRE kolonisierten Patienten zur Vermeidung der Übertragung von VRE auf andere Patienten Barrierepflege (unter anderem patientenbezogene Kittel- und Handschuhpflege) aller nicht betroffenen Patienten auf der Intensivstation zur Verhinderung der Ausbreitung von VRE Kontroll-Screening bei bisher unauffälligen Kontaktpatienten anfänglich einmal pro Woche, später zweimal pro Woche, um eine eventuelle Übertragung von VRE rechtzeitig zu erkennen und entsprechende Hygienemaßnahmen/Isolierungsmaßnahmen einzuleiten Eingangsscreening auf VRE bei jeder Neuaufnahme auf der Intensivstation, um Patienten mit VRE-Kolonisation frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten Mikrobiologische Untersuchungen zur Qualitätskontrolle der Bettenaufbereitung nach Verlegung, Entlassung und Aufbereitung, um die Weiterverbreitung von VRE über Patientenbetten zu vermeiden Mikrobiologische Umgebungsuntersuchungen von patientennahen Kontaktflächen, Verband- und Visitenwagen zur Qualitätskontrolle der desinfizierenden Reinigung, um die Weiterverbreitung über das unbelebte Umfeld zu vermeiden Erhöhung des Personalschlüssels, damit die zusätzlichen personalintensiven Hygienemaßnahmen eingehalten werden können Tägliche Kurzbesprechung mit den beratenden Mikrobiologen zur zeitnahen Übermittlung und gegebenenfalls Interpretation der mikrobiologischen Befunde Tägliche Erfassung und Dokumentation der betroffenen Patienten durch das Hygieneteam (Anzahl Patienten kolonisiert/infiziert) zur Surveillance der Entwicklung des Ereignisses Regelmäßige Konferenz des Ausbruchmanagement-Teams zur Überprüfung und Bewertung, ob die Interventionsmaßnahmen zielführend sind. Regelmäßige Besprechung/schriftliche Berichterstattung beziehungsweise Absprache mit dem zuständigen Gesundheitsamt Sperrung der Station für elektive Eingriffe bis zum 12.02.2018 gemäß Risikoabwägung , um Infektionen mit VRE im Rahmen von invasiven Eingriffen zu verhindern. Teilung der Station in zwei Bereiche, getrennt durch eine Glastür. Notfallbereich für beatmungspflichtige Notfälle und Reanimationen vor der Glastür, Risikobereich zur Kohortenpflege besiedelter VRE-Patienten hinter der Glastür im Flur. Ebenfalls Trennung der Zuständigkeit des Pflegepersonals für besiedelte und nicht besiedelte Patienten, soweit möglich Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/11944 3 Temporäre Umlenkung der Hausnotfälle auf eine andere Intensivstation des Krankenhauses zur Reduktion der Patientenbewegungen auf der betroffenen Intensivstation Temporäre Abmeldung der internistischen Bettenplätze über die Zentrale Notaufnahme je nach Lagebesprechung/Bettenplan und Risikoabwägung Versendung der VRE-Stämme der betroffenen Patienten zur Genotypisierung an das Referenzzentrum, um festzustellen, ob alle oder gegebenenfalls wie viele der betroffenen Patienten in einem epidemischen Zusammenhang stehen b. eine Rekonvaleszenz der infizierten Patienten zu gewährleisten beziehungsweise zu fördern, Der mit VRE infizierte Patient wird adäquat medizinisch versorgt. c. ein erneutes Auftreten von VRE zu verhindern? Die Verbreitung von VRE in der Klinik soll durch die strikte Einhaltung von Basishygienemaßnahmen (insbesondere Händehygienemaßnahmen) sowie das Screening bei Aufnahme von VRE-Risikopatienten mit gegebenenfalls nachfolgenden VRE-spezifischen Hygienemaßnahmen verhindert werden. Im Übrigen siehe Antwort zu 2.a. 3. Weshalb wurde entschieden, das AK St. Georg in der Hamburger Notversorgung zu belassen und welche Risikoerwägungen wurden hierzu angestellt? Die im Verlauf des Ereignisses erfolgte stundenweise Abmeldung der internistischen Bettenplätze je nach Lagebesprechung/Bettenplan und Risikoabwägung ist seitens des Krankenhauses als ausreichende Schutzmaßnahme bewertet worden. Durch umfangreiche Präventionsstrategien sind weitere Infektionen mit VRE durchgängig seit dem 24. Januar 2018 verhindert worden. Bei den im Verlauf bekannt gewordenen mit VRE kolonisierten Kontaktpatienten war bereits vor Erreger-Nachweis protektiv eine Barrierepflege durchgeführt worden. 4. Sind inzwischen weitere multiresistente Erreger (MRE) im Zuge der Tests nachgewiesen worden? Wenn ja, welche und in welchem Ausmaß? Jeder Patient erhält bei Aufnahme einen Screening-Test auf gramnegative Erreger. Im Zuge der Tests ist bei einem Patienten neben dem grampositiven VRE ein gramnegativer multiresistenter Erreger (3MRGN) nachgewiesen worden.