BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/12122 21. Wahlperiode 02.03.18 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Birgit Stöver (CDU) vom 22.02.18 und Antwort des Senats Betr.: Lärm im Unterricht In der Öffentlichkeit mehren sich Klagen von Eltern, der Geräuschpegel im Schulunterricht habe in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Und dies in einem solchen Maß, dass viele Kinder ihren Eltern erklären, dass sie nicht mehr konzentriert mitarbeiten können. Diese Klagen beziehen sich vor allem auf Grundschulen und Stadteilschulen. Sorgenvolle Anfragen bei den Lehrkräften bleiben, so häufiger zitierte Aussagen, ohne Antwort oder werden abgewehrt. Auch ist in diesem Zusammenhang zu hören, dass Eltern sich deshalb für ein Gymnasium als weiterführende Schule für ihre Kinder entscheiden , selbst wenn sie nicht der Meinung sind, dass diese Schulform die geeignete für ihr Kind ist. Eine solche Entwicklung gefährdet die von der großen Mehrheit in der Stadt gewünschte zweigliedrige Schulstruktur und stellt für Schüler, Eltern, Lehrer und die der Schulbehörde eine erzieherische Herausforderung dar. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Wie viele Klagen dieser Art hat die zuständige Behörde erreicht? Teilt sie die Sorgen der Eltern in dieser Sache? 2. Sind der zuständigen Behörde empirische Untersuchungen zu diesem Thema und zum Ausmaß und zu den Ursachen dieses Phänomens bekannt? 3. Sieht die zuständige Behörde Handlungsbedarf? Wenn ja, welchen? Wenn nein, warum nicht? Der für Bildung zuständigen Behörde ist bewusst, dass in einer Umgebung, in der sich viele Personen in geschlossenen Räumen aufhalten, ein Geräuschpegel entstehen kann, der sich nachteilig auf die Lernatmosphäre auswirken kann. Daher hat die Behörde präventive Maßnahmen ergriffen. So ist es in den Kollegien der Hamburger Schulen üblich, sich auf allgemeine Vereinbarungen und Regeln zu einem sogenannten Classroom Management zu verständigen, um eine Lernatmosphäre zu schaffen, in der die Schülerinnen und Schüler ungestört lernen können. Dieses bezieht sich zum Beispiel auf feste Rituale, einheitliche Unterrichtselemente (etwa Begrüßung, Stundentransparenz ), Verbindlichkeit und Verantwortung, vereinheitlichte Klassenraumgestaltung , Umgang mit Störungen und entsprechende Sanktionen. Dies alles trägt zu einer ruhigen Lernatmosphäre bei. In der Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte hat das professionelle Classroom Management einen festen Platz. Es ermöglicht, dass sich die Lernenden sicher, orien- Drucksache 21/12122 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 tiert und zum Lernen aufgefordert fühlen. Es hat großen Einfluss auf die Lerntätigkeit und auch auf das Störverhalten der Schüler und Schülerinnen. Fortbildungen zu Classroom Management betrachten das Zusammenspiel der Handlungsfelder Beziehungsförderung , Unterrichtsgestaltung und Verhaltenssteuerung und blicken vorrangig auf alle präventiven Maßnahmen, durch die lernförderliche Arbeitsbedingungen geschaffen werden können. Ziel der Fortbildungen ist es, Ansatzpunkte für die eigene Praxis zu entwickeln. An das Gesundheitsreferat des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) werden von Schulen Beratungsanliegen hinsichtlich der Lärmbelästigung im Sportunterricht, in Pausenhallen und Fluren sowie in der Schulmensa herangetragen. Im Rahmen von schulinternen Trainings für schulische Fachkräfte zum Classroom Management wird auch der Aspekt Lärmreduktion bearbeitet. Vor allem Grundschulen greifen auf das Angebot der Unfallkasse Nord, eine Lärmampel im Unterricht einzusetzen zurück (siehe http://li.hamburg.de/laerm/). Neben der Erziehung zu rücksichtsvollem Verhalten bei allen Formen der Zusammenarbeit im Klassenraum werden im Rahmen des umfangreichen Bau- und Sanierungsprogramms der Hamburger Schulen ebenfalls Maßnahmen ergriffen, die zu einer ruhigeren Arbeitsatmosphäre beitragen können. SBH | Schulbau Hamburg hält bei allen Baumaßnahmen die geforderten gesetzlichen Bestimmungen zum Schallschutz ein. Im Nachgang zu den Ganztagsschulbegehungen im Schuljahr 2015/2016 wurden in Kantinen Schallschutzelemente, Vorhänge oder Gleitschutz unter den Tischen und Stühlen angebracht. Im Rahmen der Umsetzung der Empfehlung der Kultusministerkonferenz zur Gesundheitsförderung und Prävention in der Schule (siehe https://www.kmk.org/fileadmin/ Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2012/2012_11_15- Gesundheitsempfehlung.pdf) greift die Abteilung Beratung des LI das Thema „Lärmprävention “ in Beratungen und Fachveranstaltungen auf. Dabei wird sich unter anderem auf die Broschüre der Initiative Neue Qualität der Arbeit, INQA „Lärm in Bildungsstätten “ aus dem Jahr 2010 (siehe http://li.hamburg.de/laerm/) bezogen. Am 25. April 2018 findet im LI anlässlich des Internationalen Tages gegen den Lärm in Kooperation mit der Unfallkasse Nord der Fachtag „Lärm in der Schule – Wer lernen will, muss verstehen können“ statt (siehe http://li.hamburg.de/tagungen/) statt, auf dem aktuelle Befunde aus der Entwicklungspsychologie vorgestellt werden.