BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/12237 21. Wahlperiode 13.03.18 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Carsten Ovens (CDU) vom 05.03.18 und Antwort des Senats Betr.: Hochschulen stärken – Transfer und Innovationen ausbauen Gründungen und Transferstrukturen sind neben Forschung und Lehre ein wichtiger Baustein der Hochschulen. Durch diese Zusatzkompetenzen werden Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft in einer sinnvollen Weise verknüpft . Aufgabe der Politik ist es dabei, möglichst günstige Bedingungen zu schaffen, die allen Akteuren optimale Chancen bietet. Das Gründungsradar 2016 des Stifterverbands verweist darauf, dass sich das Gründungsklima bundesweit verbessert hat und die Anzahl der Gründungen zugenommen hat. Mit durchschnittlich 13,3 erfassten Gründungen pro Hochschule ergibt dies eine Steigerung im Vergleich zu 2012 um ein Drittel . Allerdings schaffte es keine Hamburger Hochschule unter die Top- Gründer-Hochschulen. Lediglich die Technische Universität Hamburg (TUHH) fand in der Studie Erwähnung. Insbesondere Hochschulen, die durch die Bundesinitiative EXIST gefördert werden, konnten ein gutes Gründungsklima aufweisen. In Hamburg ist lediglich die TUHH EXIST-Gründungshochschule , auch wenn auch andere Förderungen aus dem Programm für einzelne Projekte beziehen. Zudem zeigt eine weitere Studie des Stifterverbands, dass eine Kooperation von verschiedenen Hochschultypen gewinnbringend und zukunftsweisend sowohl für die jeweiligen Hochschulen als auch für den Standort insgesamt ist. So profitieren zum Beispiel Studenten von einer gemeinsamen Studienberatung oder einem zentralen Gründungszentrum. Auch können interdisziplinäre und fakultätsübergreifende Studiengänge neue Möglichkeiten bieten. In diesem Sinne ist es ebenfalls zielführend, über Transferstrukturen nachzudenken , die neben der hochschulübergreifenden Verknüpfung den Austausch mit wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Partnern suchen. Solche Transferprojekte finden Unterstützung durch die Bund- Länder-Initiative „Innovative Hochschulen“, welche in Hamburg bislang nur die Hochschule für Musik und Theater (HfMT) unterstützt, aber deren zweite Förderungsrunde 2021 noch bevorsteht. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der Universität Hamburg (UHH), der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg), der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH), der HafenCity Universität (HCU), der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK) und der Hochschule für Musik und Theater Hamburg (HfMT) wie folgt: Drucksache 21/12237 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 1. Welche Projekte an welchen Hamburger Hochschulen wurden durch das EXIST-Förderprogramm 2017 unterstützt und in welcher Höhe? Welche Projekte bestehen weiterhin, welche haben es nicht geschafft? Eine Einverständniserklärung der Firmen zur Offenlegung der einzelnen Fördersummen liegt nicht vor. Um mögliche Wettbewerbsnachteile für die Neugründungen auszuschließen , wird daher nur die Gesamtsumme aller 21 geförderten Projekte in Höhe von 3.923.859 Euro angegeben. 2. Wie viele Gründung aus einer Hamburger Hochschule hinaus, ohne EXIST-Förderungen, gab es 2017? An der UHH, TUHH, HAW Hamburg sowie der außeruniversitären Forschungseinrichtung Deutsches Elektronen-Synchrotron (DESY) gab es im Jahr 2017 circa 280 Erstgespräche über die Förderung von Gründungsvorhaben. Bei circa 140 Vorhaben davon hat es mindestens ein Folgegespräch gegeben, oft führte dies zu einer intensiveren Betreuung mit mindestens einem Folgetermin pro Monat. Im TUHH Startup Dock wurden im Jahr 2017 insgesamt 34 Teams betreut. Neben den durch das EXIST-Programm geförderten Projekten betreut das Startup Dock Gründerteams , die angedockt sind. Angedockte Teams sind maximal 18 Monate in der Betreuung und erhalten die Leistungen des Startup Docks. Zum genauen Prozess siehe www.startupdock.de/andocken. An der HAW Hamburg erfolgten im Jahr 2017 zwei Ausgründungen von den in den Gründerräumen betreuten studentischen Teams. 3. Gibt es Bestreben von anderen Hamburger Hochschulen, eine EXIST- Gründerhochschule zu werden? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht? Die strukturelle Programmlinie „EXIST Gründungskultur – Die Gründerhochschule (EXIST IV)“ wird derzeit durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) für die Vorbereitung einer Nachfolgerichtlinie konzeptionell überarbeitet. Sobald die Förderrichtlinien bekannt sind, werden sich die Hamburger Hochschulen damit befassen. 4. Welche Kriterien muss eine EXIST-Gründerhochschule erfüllen? EXIST ist ein Förderprogramm des Bundes, zu den Kriterien der letzten Ausschreibung siehe http://www.exist.de/DE/Programm/Exist-Gruendungskultur/EXIST- Gruenderhochschule/inhalt.html. 5. Welche Kooperationen zwischen den verschiedenen Hochschulen gibt es? Auf welche Dauer und auf welcher Basis sind diese Kooperationen angelegt? Die staatlichen Hamburger Hochschulen arbeiten auf der Basis eines seit 2003 bestehenden Gesellschaftervertrags über die Hamburg Innovation GmbH (HI) zusammen, die die privatwirtschaftlich organisierte Wissenstransfer- und Technologietransfereinrichtung der staatlichen Hamburger Hochschulen ist. Die HI ist die Schnittstelle zwischen Hochschulen, Unternehmen und öffentlicher Hand mit dem Ziel, aktiv unternehmerisches und wissenschaftliches Potenzial gewinnbringend zu vernetzen und nachhaltig Werte für Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu schaffen. Fünf Hochschulen und zwei außeruniversitäre Forschungseinrichtungen haben sich zum Zwecke der IP/Patentverwertung zu einer Hamburger Patentverwertungsagentur (PVA) im Rahmen eines Verbundvertrags zusammengeschlossen. Die Patentverwertungsagentur ist an der TUTECH Innovation GmbH angesiedelt. Die Hochschulen stehen zudem im Rahmen der Vernetzungsaktivitäten des Hamburger Gründerzentrums Startup Dock im regelmäßigen Austausch mit gründungsrelevanten Akteuren in Hamburg. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/12237 3 „UniPitch“, ein gemeinsames Gründer-Event der Hamburger Hochschulen und Forschungseinrichtungen , ist eine jährliche Veranstaltung auf der Basis einer freiwilligen Beteiligung. In 2017 gab es sieben beteiligte Einrichtungen. Außerdem gibt es eine dauerhafte Kooperation im „Netzwerk Entrepreneurship an Hamburger Hochschulen“, die auf an wechselnden Orten stattfindenden Netzwerktreffen (circa viermal pro Jahr) basiert. Es werden Absprachen zu gemeinsamen Formaten , Veranstaltungen (zum Beispiel Hamburg Innovation Summit), Auftritten (zum Beispiel beim Gründertag), zur Unterstützung von Gründerteams (zum Beispiel bei der Suche von Personal für Gründerteams) sowie zur Vorbereitung von gemeinsamen Projektanträgen bei Ausschreibungen getroffen. In Vorbereitung ist ein vertraglicher Zusammenschluss von Hamburger Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen für das gemeinsame Projekt „beyourpilot - Startup Port Hamburg“, einer digitalen Kommunikations- und Interaktions -Plattform zur effizienten Begleitung und Unterstützung von Existenzgründerinnen und Existenzgründern während des Gründungsprozesses. Das Projekt erhält Projektförderung . Eine Ausweitung des Projekts auf weitere Partner ist geplant. Eine Plattform , die im Projekt entwickelt wird, wird dauerhaft bestehen. Aus dem Entwicklungsprojekt werden außerdem weitere Kooperationsprojekte mit unterschiedlicher Laufzeit entstehen. 6. Gibt es gemeinsame Studiengänge von unterschiedlichen Hamburger Hochschulen? Wenn ja, welche? Ja. Die UHH kooperiert im Rahmen der Lehramtsausbildung mit der TUHH, der HAW Hamburg, der HfMT sowie der HfBK dergestalt, dass spezifische Lehramtsteilstudiengänge („Unterrichtsfächer“) durch die jeweils zuständige Hochschule verantwortet werden. Darüber hinaus verantwortet die UHH gemeinsam mit der HAW Hamburg den Bachelorstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen (B.Sc.) sowie gemeinsam mit der HAW Hamburg und der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg (HSU) den Masterstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen (M.Sc.). Im Bachelor- und Masterstudiengang Technomathematik kooperieren UHH und TUHH. Die HSU stellt Lehrangebote im Rahmen der UHH-Studiengänge M.A. Peace and Security Studies sowie Osteuropastudien zur Verfügung. Eine weitere Kooperation besteht zwischen UHH und Hamburg Media School bezüglich der Masterstudiengänge Executive Journalism, Executive Media Management sowie Media Management. 7. Inwieweit sind die verschiedenen Gründungseinrichtungen in Hamburg miteinander vernetzt? Siehe Antwort zu 5. 8. Welche Hamburger Hochschulen haben sich neben der HfMT für eine Förderung durch die Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschulen“ beworben? Warum hat lediglich die HfMT eine Unterstützung einwerben können? Die Hochschulen TUHH, HAW Hamburg, HCU und HSU sowie die gemeinsame Wissenstransfergesellschaft der Hamburger Hochschulen Hamburg Innovation GmbH (HI) haben einen gemeinsamen Antrag „Transphere Hamburg – driving innovation jointly“ eingereicht. Ziel des Antrags war, die bereits aktive Zusammenarbeit der beteiligten Partner im forschungsbasierten Ideen-, Wissens- und Technologietransfer mit der Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Kultur in Hamburg auf- beziehungsweise auszubauen . Dieser Antrag kam nicht zur Förderung, eine Begründung liegt nicht vor. Darüber hinaus wurde auch ein Antrag der HFBK eingereicht, der nicht zur Förderung ausgewählt wurde. Eine Begründung liegt auch dort nicht vor. Da sich die Förderlinie „Innovative Hochschule“ insbesondere an Fachhochschulen sowie kleinere und mittlere Universitäten richtet, hat sich die UHH nicht beworben. 9. Welche Hamburger Hochschulen werden sich 2021 wieder bei der Bund- Länder-Initiative „Innovative Hochschulen“ bewerben und mit welchen Projekten? Drucksache 21/12237 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Nach jetzigem Kenntnisstand planen TUHH, HCU, HAW Hamburg, HFBK und HfMT eine erneute Bewerbung bei der für 2021 geplanten Ausschreibung der Bund-Länder- Initiative „Innovative Hochschule“. Die Auswahl der konkreten Projekte für einen solchen Antrag hängt von der konkreten zukünftigen Förderausschreibung ab und wird daher zu einem späteren Zeitpunkt getroffen werden. Die UHH wird sich, sollte sich die neue Ausschreibung wieder insbesondere an Fachhochschulen sowie kleinere und mittlere Universitäten richten, nicht bewerben. 10. Welche Projekte im Bereich Transfer an den Hamburger Hochschulen, also Kooperationen zwischen Hochschule, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur, gibt es und für wie lange sind diese vorgesehen? Siehe Antworten zu 5. und 7. Darüber hinaus führen die Hochschulen eine Vielzahl von Forschungs- und Transferprojekten mit Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur durch. Eine Vielzahl dieser Transferaktivitäten wird außerhalb der Hochschulen in Nebentätigkeit zum Teil über Vereine und privatwirtschaftliche Institutionen abgewickelt und daher nicht zentral erfasst. Exemplarisch können folgende Projekte genannt werden: die Kooperation zwischen der HAW Hamburg, dem Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) und der HCU im Rahmen des Vorhabens „Gesundheitsförderung und Prävention im Setting Quartier – Gesunde Quartiere“ mit der Laufzeit Januar 2017 bis Juni 2020. ein Graduiertenkolleg zum Thema „Vernachlässigte Themen der Flüchtlingsforschung “ zwischen UHH und HAW Hamburg – Laufzeit: Januar 2018 bis Dezember 2020. das BMBF-Projekt „Netzwerk Digitales Lernen in der Luftfahrtindustrie der Metropolregion Hamburg“ der HAW Hamburg in Kooperation mit Hamburger KMU und Bildungseinrichtungen im Bereich Luftfahrt – Laufzeit: Oktober 2017 bis September 2021. 11. Welche Kriterien muss ein Projekt erfüllen, um eine „Call for Transfer“- Unterstützung durch die Freie und Hansestadt Hamburg zu erhalten? Die Kriterien werden derzeit unter der Koordination der Hamburg Innovation GmbH ausgearbeitet. 12. Wie ist der Stand der Dinge beim sogenannten Kompetenzatlas? Unter der Federführung der TUHH wird der „Kompetenzatlas“ in Abstimmung zwischen den beteiligten Hochschulen in den Jahren 2018 und 2019 konzipiert, entwickelt und in den Grundzügen aufgebaut. Die zusätzliche Beteiligung der HCU am „Kompetenzatlas“ ist vorgesehen. 13. Gibt es weitere Projekte des Senats oder der zuständigen Behörden, die die Transferstrukturen an Hamburger Hochschulen verbessern sollen? Wenn nein, warum nicht? Ein aktiver und erfolgreicher Transfer von Forschungsergebnissen aus der Spitzenforschung in die Wirtschaft zu realen Produkten und Dienstleistungen benötigt geeignete Transferräume und Transferstrukturen. Diese sollen in Hamburg durch Innovationsparks erweitert werden. Neben der Infrastruktur ist auch das Hamburger Förder- und Beratungssystem, beispielsweise mit der Plattform „beyourpilot – Startup Port Hamburg “ (siehe Drs. 21/11905), die Innovationskontaktstelle (IKS) als Anlauf und Vermittlerstelle für alle Kooperationsinteressierten sowie Angebote und Programme der Hamburgischen Investitions- und Förderbank wesentlich für einen erfolgreichen Transfer. Im Portfolio der Angebote und Programme der Hamburgischen Investitions- und Förderbank AöR ist besonders das auf Transfervorhaben zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen gerichtete Programm PROFI Transfer Plus hervorzuheben. Darüber hinaus arbeitet der Senat in den Clustern kontinuierlich an der Verbesserung (neue Formate, neue Prozesse et cetera) des Wissenstransfers zwischen Wissen- Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/12237 5 schaft und Wirtschaft, aber auch sektorübergreifend zwischen den Akteuren der Wissenschaft . Im Übrigen siehe Drs. 21/9015.