BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/12281 21. Wahlperiode 16.03.18 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Dennis Gladiator (CDU) vom 08.03.18 und Antwort des Senats Betr.: Erstversorgung von Verletzten – Sind Hamburgs Feuerwehr und Polizei ausreichend für Terroreinsätze ausgestattet? Berliner Notärzte, Feuerwehr und Polizei haben auf die Ereignisse am Breitscheidplatz im Dezember 2016 reagiert und eine „Rettungs-, Erstversorgungs - und Transport, kurz RET-Bag“ entwickelt. Die einheitliche Ausstattung , die unter anderem aus acht kleinen Modultaschen zur Unterbindung stark blutender Wunden besteht, ermöglicht einen Material-Austausch zwischen den Ersthelfern, der zur Beschleunigung und Verbesserung der Versorgung führen soll. Auf diese Weise wird die Polizei zudem in die Lage versetzt , bereits mit der Erstversorgung der Patienten zu beginnen, bevor sie in gesicherte Bereiche gebracht sind. In Berlin befinden sich mittlerweile über 600 RET-Bags auf Streifenwagen und Notarzteinsatzfahrzeugen. Nach Angaben des Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft der Berufsfeuerwehren, Jochen Stein, haben auch andere deutsche Feuerwehren, insbesondere in Großstädten, für den Terrorfall nachgerüstet. Nun hat auch Nordrhein-Westfalen nachgezogen und die ersten 50 sogenannten Medipacks an Streifenbeamte ausgegeben, die zur Erstversorgung stark blutender Wunden gedacht sind; bis Jahresende sollen 10.000 Medipacks ausgeliefert werden. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Ein Massenanfall von Verletzten ist durch Schadenslagen infolge von Unfällen, Bränden oder Naturkatastrophen zu erwarten. Einsatzkräfte haben unter Umständen ad hoc mit einer Vielzahl von Schwerstverletzten mit großflächigen und stark blutenden Wunden bis hin zu abgetrennten Gliedmaßen zu tun. Die Vorbereitung auf einen Massenanfall von Verletzten ist primär Aufgabe einer rettungsdienstlich ausgerichteten Einsatzvorbereitung. Bei besonderen Einsatzlagen, wie bei den Terroranschlägen in Paris, Berlin und Brüssel, sind Polizeibeamte in diesen Szenarien in der Regel die ersten Einsatzkräfte vor Ort. Die Einsatzkräfte der Polizei müssen, neben der möglichen akuten Bekämpfung von Tätern, bei einem Anschlagsszenario in den ersten Phase in der Lage sein, eigenständig grundlegende lebensrettende Maßnahmen einzuleiten , da der Einsatz von Rettungskräften erst in Folgephase zu erwarten und möglich ist. Das Ausstattungs- und Ausbildungskonzept der Polizei Hamburg ist folgerichtig darauf ausgerichtet, in diesen Sonderlagen mit geeigneten Mitteln und Maßnahmen die erforderlichen Akutmaßnahmen einzuleiten. Die Patienten sind in dieser Phase in der Regel dem Regelrettungsdienst nicht zugänglich. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: Drucksache 21/12281 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 1. Gibt es auch in Hamburgs entsprechende Ausrüstungen zur Erstversorgung nach einem Massenanfall von Verletzten (MANV)? a) Falls ja, was beinhaltet die Ausrüstung im Einzelnen? Für einen Massenanfall von verletzten Personen sind alle Rettungswagen und Hilfeleistungslöschfahrzeuge der Berufsfeuerwehr mit Vorsichtungstaschen mit Material für die Blutstillung und Atemwegssicherung ausgestattet. Diese Ausstattung umfasst unter anderem Tourniquets, Verbandmaterial und Wendl-Tuben zur Atemwegssicherung sowie Patientenanhängekarten und Kontrollbänder für verletzte Personen. Inhalt der Vorsichtungstasche: Menge Material-Nr. Bezeichnung 10 100133 Verbandpäckchen 80 x 100cm 10 100157 Nasopharyngealtubus (Wendel) Gr. 28 2 100191 Einmal-OP-Handschuhe Gr. XL puderfrei 1 100392 Klemm – Mappe A4 rot Leitz 3960 2 Patienten-Dokumentationslisten 1 Checkliste „Vorsichtung“ 10 100069 Patientenanhängekarten 1 512651 Bleistift Lyreco, Härtegrad H, blau lackierter Schaft 1 101395 Vorsichtungstasche 10 101396 Patientenarmbänder/Kontrollbänder Grün 10 101397 Patientenarmbänder/Kontrollbänder Rot 10 101399 Patientenarmbänder/Kontrollbänder Gelb 10 101326 Tourniquet 2 ohne Warnweste hellblau, Aufschrift „Sichtung“ 1 Kleiderschere 1 Gleitmittel für Wendel-Tuben 1 Händedesinfektionsmittel Sterrilium klein 1 Permanentmarker Darüber hinaus sind alle Hilfeleistungslöschfahrzeuge der Berufsfeuerwehr mit Versorgungstaschen für einen Massenanfall von verletzten Personen ausgestattet. Diese enthalten weiteres Verbandmaterial, Infusionssets, Guedeltuben, Beatmungsbeutel und Universalschienen zur Immobilisation. Inhalt der Versorgungstasche für einen Massenanfall von verletzten Personen: Menge Material-Nr. Bezeichnung 3 x je Set pro Tasche 2 Paar Einmalhandschuhe XL 1 Hautdesinfektionslösung 50 ml (z.B. CutaseptÒ F) 1 Stauschlauch 2 Venenverweilkanüle 17G (weiß) 2 Venenverweilkanüle 18G (grün) 2 Venenverweilkanüle 20G (rosa) 3 Kanülenfixierung (z.B. ApplicaÒ i.v. 100) 1 Jonosteril 500 ml 1 Infusionsset 2 Kompresse, steril, 10 x 10 cm 2 Verbandpäckchen groß (DIN 13 151-G) Kompresse 10 x 12 cm 1 Verbandtuch groß 1 Dreiecktuch (DIN 13 168-D) aus Vliesstoff 1 Rettungsdecke, aluminiumbedampft silber/gold, 220 x 160 cm 1 Rolle Leukoplast wasserfest 2,5cm:5m 2 Wendeltubus Gr. 28 1 Tupfer 1 Gleitmittel 1 x ein Set pro Tasche 1 Stifnek Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/12281 3 Menge Material-Nr. Bezeichnung 3 x je Set pro Tasche 2 Samsplint 4 Tourniquet 1 Beatmungsbeutel & Masken 1 Guedeltubus Gr3 1 Guedeltubus Gr5 2 Mullbinde 1 Kleiderschere 1 Abwurfbehälter 1 Permanentmarker Die Polizei Hamburg hat eine Mannausstattung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Reviervollzugs an den Polizeikommissariaten (PK) und den Wasserschutzpolizeikommissariaten (WSPK), den Einheiten der Landesbereitschaftspolizei (LBP) und des Einsatzzuges der Wasserschutzpolizei (WSP) umgesetzt. Diese umfasst jeweils ein Tourniquet und ein Olaes, eine speziell perfektionierte Form des Druckverbandes. Gegenstand Modell Anzahl Tourniquet SOFTT 1 Olaes Olaes 6” 1 Des Weiteren wird gekoppelt an die auf Funkstreifenwagen mitgeführten Schutzklasse (SK)-4-Westen pro Weste eine Erste-Hilfe-Tasche als Standardausrüstung mitgeführt . Inhalt der Erste-Hilfe-Tasche; Modell Pouch 5.11, für die SK-4-Weste auf den Funkstreifenwagen : Gegenstand Modell Anzahl Tourniquet SOFTT 1 Olaes Olaes 6” 1 Rettungsdecke 1 Kleiderschere/Verbandsschere 1 Einmalhandschuhe 1 Rolle Leucoplast 1 Stift/Edding 1 Für die Einsatzersthelfer geschlossener Einheiten der LBP/WSP und der Alarmabteilung Hamburg (AAH) der Polizei werden gesonderte Erste-Hilfe-Taschen mitgeführt. Inhalt der Erste-Hilfe-Tasche Einsatzersthelfer geschlossene Einheiten: Gegenstand Modell Anzahl Tourniquet SOFTT 1 Olaes Olaes 6” 1 Wundkompresse 10 x 10 cm 4 Verbandpäckchen groß 4 Verbandtuch groß 60 x 80 cm, Blast Bandage 1 Dreiecktuch 1 Rolle Leucoplast 1 Kälte Sofortkompresse Coolpack 1 Set Wundschnellverbände Plaster normal und Finger 1 Brandwundenkompresse Waterjel 10 x 10 cm 1 Kopfverbandtuch 1 Augenspülspray TW 1000 Erste Hilfe Sprack 1 Rettungstuch Poc Kit 1 Taschenmaske Laerdal 1 Wendl Tubus 28er 1 SAM Chest Seal* 2 Quik Clot Combat Gauze ** 2 Rettungsdecken 2 Kleiderschere/Verbandsschere 1 Drucksache 21/12281 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Gegenstand Modell Anzahl Einmalhandschuhe 5 Paar Für die Einsatzgruppen des Landeskriminalamtes (LKA 24/SE) stehen fünf MEDIC- Rucksäcke zur Verfügung; in diesen sind enthalten: Gegenstand Anzahl Tourniquet 2 Notfallbandagen 6 SAM Chest Seals 4 Stifneck (Halswirbelsäulenen-Schiene) 1 SAM Splint (Alu-Polsterschienen) 4 Beatmungsmaske 1 Rettungsdecke 2 Über dieses Konzept hinaus verfügen die Mitarbeiter der besonderen Festnahmeeinheiten (BFE) der Landesbereitschaftspolizei zusätzlich über die im Konzept zur Zusatzausstattung Erste Hilfe benannte Erste-Hilfe-Tasche als Ergänzung für die SK- 4-W und die Mitarbeiter des LKA 24/SE über einen Tourniquet, zwei Notfallbandagen, ein „SAM Chest Seal“, eine Wundtamponage, eine Rettungsdecke und einen Wendl- Tubus als Mannausstattung. b) Falls ja, wann wurden diese angeschafft beziehungsweise nachgerüstet ? Die Feuerwehr Hamburg hat eine Erweiterung der Ausstattung für einen Massenanfall von verletzten Personen mit Vorsichtungstaschen und Versorgungstaschen vor dem OSZE-Gipfel im Dezember 2016 durchgeführt. Bei der Polizei Hamburg ist das Konzept zur Zusatzausstattung Erste Hilfe nach Abschluss der Ausschreibungen für die Beschaffung Ende 2016 in der Umsetzung. Die Ausstattung ist vollständig vorhanden, die Ausgabe an die Mitarbeiter hat im 1. Quartal 2017 begonnen. Diese dauert derzeit noch an, da die Ausgabe ein begleitendes Ausbildungskonzept zwingend erfordert. Die Ausbildung der betroffenen Einheiten ist noch nicht vollständig abgeschlossen. Die Einsatzmittel für die Spezialeinheiten des Landeskriminalamtes (LKA 24/SE) wurden bereits 2015 angeschafft und eingeführt. c) Falls ja, wie viele der Ausrüstungen gibt es in Hamburg jeweils auf Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr sowie 84 Rettungswagen verfügen über eine Vorsichtungstasche. 22 Hilfeleistungslöschfahrzeuge sind mit jeweils einer Versorgungstasche und einer Vorsichtungstasche ausgestattet auf Einsatzfahrzeugen der Polizei? Gegenwärtig werden 42 Erste-Hilfe-Taschen für Einsatzersthelfer für geschlossene Einheiten mitgeführt, 332 Erste-Hilfe-Taschen werden auf den mit SK-4-Westen ausgerüsteten Funkstreifenwagen in Zusammenhang mit diesen vorgehalten. Bei der Ausstattung der BFE und des LKA 24/SE handelt es sich ausschließlich um Mannausstattungen ; fahrzeuggebundene Versorgungsmittel liegen für diese Einheiten nicht vor. d) Falls ja, ist eine Ausweitung geplant? Für die Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr ist ergänzend zur bereits vorhandenen Ausstattung für die Notarzteinsatzfahrzeuge die Beschaffung von Okklusionsverbänden für thorakale Schussverletzungen und von hämostyptischen Verbänden geplant. Weiterhin befinden sich für einen Massenanfall von verletzten Personen drei Gerätewagen Sanität, analog den Fahrzeugen des Bundes für die Medizinischen Task Forces, durch die Feuerwehr in der Vorplanung zur Beschaffung. Die Polizei setzt das aktuelle Ausstattungs- und Ausbildungskonzept derzeit um; dieses gewährleistet eine flächendeckende Versorgung. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/12281 5 e) Falls nein, weshalb nicht und ist eine Nachrüstung geplant? Entfällt. 2. Welche sonstigen Ausrüstungsgegenstände gibt es für die Versorgung von Verletzten nach einem MANV? Für die Erstversorgung bei einem Massenanfall von verletzten Personen (MANV) werden bei der Feuerwehr sechs Gerätewagen-MANV zur schnellen Zuführung von weiterem Rettungsdienst-Material vorgehalten. Deren Ausstattung umfasst Rettungsdienst -Rucksäcke, Sauerstoff, Beatmungsgeräte, Pulsoxymeter, Tragen und Rettungstücher sowie zusätzlich Antidot-Sets. Weiterhin stehen mit einer umfangreichen Ausrüstung für die Versorgung von einer großen Anzahl Verletzter drei Gerätewagen-Behandlungsplatz bei der Feuerwehr.